Drucksache 17 / 12 249 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Ole Kreins und Frank Jahnke (SPD) vom 07. Juni 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 18. Juni 2013) und Antwort Zukunft des Fernbahnhofs Zoologischer Garten Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche Rolle spielt der Bahnhof Zoolo- gischer Garten als Fernbahnhof in der Eisenbahn- konzeption des Landes Berlin vor dem Hintergrund neuerer städtebaulicher Entwicklungen in der City West und der wachsenden Stadt? Antwort zu 1: Die für Verkehr zuständige Senats- verwaltung des Berliner Senats hat in den neunziger Jahren die Eisenbahnkonzeption Berlin („Pilzkonzept“) entwickelt mit dem Ziel einer dezentralen Entwicklung mehrerer Fernbahnhöfe, die auf die räumliche Struktur Berlins eingeht. Das Konzept stellt auch aus heutiger Sicht eine innovative und zukunftsorientierte Infrastruktur für ein attraktives Schienenangebot für Berlin (Schienen- personennahverkehr - SPNV und Schienenpersonenfern- verkehr - SPFV) dar, an dem sich andere Metropolen bei der Umgestaltung ihrer Bahnanlagen (z.B. Wien) orien- tieren. Der Fernbahnhof Zoologischer Garten spielt im Rahmen der Eisenbahnkonzeption Berlin (sog. „Pilzkonzept “) eine wichtige Rolle, denn er ist der Fernbahnhof in Berlin mit der besten ÖPNV-Anbindung (zwei U-Bahn- Linien, zahlreiche S-Bahn-Linien und zahlreiche Bus- Linien). Die neuen städtebaulichen Entwicklungen im Bereich des Bahnhofs Zoologischer Garten, insbesondere die zahlreichen neuen Hotels und zunehmenden Tagungs- aktivitäten (TU Berlin, Ludwig-Erhard-Haus) in fußläu- figer Erreichbarkeit des Bahnhofs haben seine Bedeutung weiter erhöht, mit der weitere Reisende bewegt werden könnten, die Bahn als klimafreundliche Alternative zu nutzen. Nach der Einstellung der Fernverkehrsanbindung der Landeshauptstadt Potsdam in Richtung Rhein-Ruhr und Rhein-Main durch die DB AG ist auch die Bedeutung des Bahnhofs Zoologischer Garten für Potsdam gestiegen. Frage 2: Wie wurde in Abstimmungsrunden zwischen Senat und der DB AG das erklärte Ziel, den Bahnhof Zoologischer Garten wieder als Fernverkehrsziel zu etablieren, erörtert? Antwort zu 2: Die DB AG hatte sich im Rahmen der Konzeption zum Pilzkonzept und während des Plan- feststellungsverfahrens 1995 ausdrücklich zum Fernbahn- hof Zoologischer Garten bekannt. Im Planfeststellungs- schluss über Verkehrsanlagen im Zentralen Bereich 1995 (Seite 181) wird der Halt aller IC- und ICE-Züge im Bahnhof Zoologischer Garten hervorgehoben. Die DB AG hatte die gemeinsame Haltekonzeption in allen Abstimmungsrunden mit dem Senat sowie in Publika- tionen bis zum Jahr 2005 bekräftigt. Nach der überraschenden Entscheidung des damaligen Bahnchefs Mehdorn, vom gemeinsamen Beschluss abzu- weichen, hatte die Senatsverkehrsverwaltung zunächst die jährlich stattfinden Fahrplankonferenzen der DB Fern- verkehr mit den Ländern genutzt, um die DB AG wieder zur Rückkehr der gemeinsamen Haltekonzeption zu bewegen. Die Fachebene von DB Fernverkehr hatte gegenüber den Senatsmitarbeiterinnen und Senatsmitar- beitern signalisiert, dass es sich bei der Entscheidung nicht um eine Entscheidung der Fachebene der DB AG, sondern um eine strategische Entscheidung des Vorstands handelt. Der Senat beabsichtigt, dass Thema Fernverkehrshalt im Bahnhof Zoologischer Garten in eine der nächsten Spitzengespräche des Berliner Senats mit dem neuen Bahnchef Grube einzubringen und erwartet, dass der DB- Vorstand seine Haltung vor dem Hintergrund der neuen städtebaulichen Entwicklungen in der City West überprüft. Frage 3: Welche Positionen wurden von der DB AG hinsichtlich der Trassenkapazitäten der Stadtbahn und der Wirtschaftlichkeit der zusätzlichen Halte am Bahnhof Zoologischer Garten formuliert? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 249 2 Antwort zu 3: Die Eisenbahnkonzeption Berlin bietet ausreichende Kapazitätsreserven für Zuwächse im Re- gional- und Fernverkehr. Die Planungen zum „Pilzkonzept “ sahen die Führung weiterer IC- bzw. IR-Linien in Richtung Magdeburg, Dessau, Schwerin und Görlitz über die Stadtbahn im Taktfahrplan vor, die von der DB AG zwischenzeitlich eingestellt worden sind. Auch im Fernverkehr nach Polen (Posen) war ein Angebot im Zweistunden-Takt vorgesehen. Der Verzicht auf den Halt der Fernzüge im Bahnhof Zoologischer Garten ist daher nicht mit Trassenkapazitäten begründbar. Die DB AG hatte vielmehr betont, dass es ihr wichtig sei, den neuen Hauptbahnhof zu einem „Besuchermagneten“ zu entwickeln . Frage 4: Welche Zielstellung verbindet der Senat mit dem Bahnhof Zoologischer Garten, insbesondere hin- sichtlich des Pilzkonzepts? Antwort zu 4: Das Land Berlin ist an einem attrak- tiven Eisenbahnfernverkehrsangebot für die Bürgerinnen und Bürger, die Touristinnen und Touristen und die Wirt- schaft interessiert. Dies wird z.B. durch kurze Gesamt- reisezeiten („von Haustür zu Haustür“) und durch eine gute Erreichbarkeit des nächsten Fernbahnhofs erreicht. Das Land Berlin ist diesem Ziel verpflichtet. Die dezentrale Anordnung mehrerer Fernbahnhöfe im „Pilzkonzept“ ist auch heute noch optimal auf die polyzentrische Berliner Stadtstruktur abgestimmt. Hierdurch wird eine sehr gute Verknüpfung des Eisenbahnverkehrs mit dem Berliner ÖPNV möglich. Innerstädtische Wege zum nächsten Fernbahnhof und damit die Reisezeit „von Haustür zu Haustür“ werden minimiert. Damit die dezentrale Konzeption auch „wirkt“, ist es erforderlich, dass alle Fernzüge an den von ihnen durchfahrenden Fernbahnhöfen auch halten. Frage 5: Wie viele Verbindungen im Regionalverkehr halten, enden oder beginnen am Bahnhof Zoologischer Garten? Antwort zu 5: Im Bahnhof Zoologischer Garten enden keine Linien im Regionalverkehr. Weitere Einzelheiten sind dem Netzplan des Verkehrsverbundes Berlin Bran- denburg (VBB) und dem Fahrplaninfo zu entnehmen. Hervorzuheben ist, dass die Länder Berlin und Bran- denburg als Ersatz für die gestrichenen Fernzüge der DB AG zahleiche RegionalExpress-Züge im Takt-Fahrplan anbieten und finanzieren, die alle im Bahnhof Zoolo- gischer Garten halten. Es sind dies Verbindungen nach Magdeburg, Dessau, Wismar/Schwerin, Cottbus und Frankfurt/Oder, die sowohl Fernreisende als auch Reisen- de im Regionalverkehr befördern. Frage 6: Gibt es Planungen für die Sanierung des Bahnhofs Zoologischer Garten? Wenn ja, wie sehen diese Planungen aus? Antwort zu 6: Verantwortlich für die Sanierung des Bahnhofs Zoologischer Garten ist der Konzernbereich Station&Service der DB AG. Für jeden haltenden S- Bahn- und Regionalzug erhält dieser DB-Infrastruktur- bereich auch ein Entgelt, dessen Quelle die Bestellermittel aus den Landeshaushalten sind. Dem Senat liegen keine verbindlichen Zeitschienen oder Einzelheiten über eine Sanierung vor. Berlin, den 11. Juli 2013 In Vertretung Christian Gaebler ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Juli 2013)