Drucksache 17 / 12 290 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Braun (CDU) vom 21. Juni 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 24. Juni 2013) und Antwort Fachbereich(e) Architektur an Universitäten Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. An welchen Berliner Universitäten und Hochschu- len gibt es Fachbereiche für Architektur? Zu 1.:Architekturfachbereiche gibt es in Berlin an der Beuth Hochschule für Technik, an der Technischen Uni- versität Berlin (TU) und an der Universität der Künste (UdK). 2. Wie viele Architektur-Lehrstühle gibt es insgesamt, differenziert nach Universitäten und Hochschulen? Zu 2.: Insgesamt gibt es an den Universitäten und Hochschulen 57 Professuren für Architektur, davon 24 an der Beuth Hochschule für Technik, 13 an der Universität der Künste und 20 an der TU Berlin. 3. An wie vielen dieser Architektur-Lehrstühle wird die Lehrmeinung der Moderne bzw. der Klassischen Mo- derne vertreten? Zu 3.:Im Folgenden die Antwort der Beuth Hochschu- le für Technik: „Die Organisationseinheiten unserer Fachhochschule sind Laboratorien und nicht Lehrstühle. Darin wird ein umfassendes Wissen über die Architektur von den Anfän- gen bis ins 20. und 21. Jahrhundert im Entwurf, der Bau- geschichte als auch in der Architekturtheorie vermittelt, wobei der sogenannten Moderne und den traditionellen Architekturströmungen der zeitgeschichtliche Anteil ihres Wesens und ihrer Wirkung gleichermaßen eingeräumt ist.“ Im Folgenden die Antwort der UdK: „Die entwerferische Architekturausbildung hat nicht die Eloquenz innerhalb eines bestimmten stilistischen Kanons zum Ziel. Stattdessen soll sie ein selbstständiges Entwickeln von architektonischen Lösungsvorschlägen, welche sich idealerweise einer Quellenlage aus allen Zeiten der Architektur und Baukunst bedienen soll, er- möglichen. Gerade diese kontinuierliche und forschende Hinterfragung traditioneller Bauformen und damit ver- bundener Stile stellt somit einen konstruktiven Teil des studentischen Erkenntnisgewinns dar.“ Im Folgenden die Antwort der TU: „Die Lehre nach Stilrichtungen (Klassisch, Gotisch, Renaissance, Barock, etc.) gehört seit 1924 nicht mehr zum Ausbildungsziel der TU Berlin und auch keiner an- deren Architekturschule. Die Fachgebiete werden nach inhaltlichen Gesichtspunkten besetzt (Konstruktion, Ge- bäudetypologie, Nachhaltigkeit etc.). Die Architekturhal- tung der Fachgebiete ist vielfältig und deckt alle Strö- mungen der Gegenwartsarchitektur ab.“ 4. An wie vielen dieser Architektur-Lehrstühle wird die Lehrmeinung der klassisch-traditionellen Architektur gelehrt? Zu 4.: Im Folgenden die Antwort der Beuth Hoch- schule für Technik: Siehe Antwort auf Frage 3. „Sicherlich sind die Vorlesungen individuell von den Lehrenden und ihrer architek- tonischen Grundhaltung inspiriert, es wird in der Lehre jedoch auf die Vielschichtigkeit der architektonischen Entwicklungen und Strömungen besonderer Wert gelegt.“ Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 290 2 Im Folgenden die Antwort der UdK: „Die Architekturausbildung verlangt das Erlernen und den Umgang mit einer Vielzahl von Informationen, Fä- higkeiten, Konventionen der Profession, die auf einem gewissen Grundstock aufbauen und sich ständig erwei- tern. Da dieser Grundstock im Wesentlichen zur Zeiten der Renaissance gelegt wurde (Vitruv), finden sich auch im aktuellen architektonischen Diskurs Elemente, die auf diese Zeiten zurückgehen. Gleichzeitig wurden und wer- den Praxis und Lehre der Architektur selbstverständlich seither kontinuierlich aktualisiert, sodass wir heute auch Methoden und Techniken lehren, die im 16. Jahrhundert. nicht zur Verfügung standen; eine Trennung der Ent- wurfslehre in historisches und zeitgenössisches Wissen ist weder sinnvoll, noch wird dies an irgendeiner Fakultät der Welt praktiziert. Die Erforschung historischer Praxis, die auch das Studium der Elemente der klassizistischen Ar- chitektursprachen beinhalten kann, ist jedoch an allen Fachgebieten für Architekturgeschichte wie z.B. auch am Fachgebiet für Architekturgeschichte und Architekturthe- orie der Universität der Künste möglich.“ Im Folgenden die Antwort der TU: „In jedem Fachgebiet werden alternative Gestaltungslösungen untersucht und hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile für eine zeitgemäße Architektur diskutiert. Stilistische Schulbildung ist ausdrücklich nicht das Ziel der Ausbildung an der TU Berlin.“ 5. Hält der Senat für Berlin es für erforderlich, dass künftig zumindest an einer oder ggf. an mehreren Univer- sitäten/Fachhochschulen klassisch-traditionelle Architek- tur gelehrt wird? Zu 5.: Auf Nachfrage haben die betreffenden Univer- sitäten und Hochschulen erklärt, dass eine direkte Aus- richtung von Studiengängen oder Lehrstühlen auf be- stimmte Lehrmeinungen nicht dem dort vermittelten Lehrverständnis der Architektur entspricht. Darüber hin- aus ist der Senat der Auffassung, dass es den akademi- schen und wissenschaftlichen Diskursen der jeweiligen Fachrichtungen obliegt, ihr Angebot zu überprüfen und bei der Ausschreibung neuer Professuren gegebenenfalls neue Wege zu gehen. 6. Könnte bei der Einrichtung eines Lehrstuhles für klassisch-traditionelle Architektur der Lehrstuhl in Apu- lien/Bari Modell sein? Zu 6.: Der Senat hat keine Kenntnis über das genannte Modell des Lehrstuhls in Apulien/Bari. Berlin, den 10. Juli 2013 In Vertretung Dr. Knut Nevermann Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 31. Juli 2013)