Drucksache 17 / 12 329 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Martin Delius (PIRATEN) vom 24. Juni 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 26. Juni 2013) und Antwort Schulabgänger/-innen ohne Abschluss: Wie reagiert der Senat? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Schüler/-innen haben im Schuljahr 2012/2013 insgesamt ihre Schule ohne Abschluss verlas- sen? (Bitte pro Bezirk aufschlüsseln.) Zu 1.: Da die Auswertung der statistischen Erhebung der Schulabschlüsse für das Schulhalbjahr 2012/13 noch nicht abgeschlossen ist, kann die Frage zurzeit nicht be- antwortet werden. 2. Wie viele Schüler/-innen haben im Schuljahr 2012/2013 das Abitur nicht bestanden? (Bitte pro Bezirk aufschlüsseln.) Zu 2.: Im Schuljahr 2012/13 haben in Berlin von ins- gesamt 12.830 Prüflingen 553 die Abiturprüfung nicht bestanden. Das entspricht einer Quote von 4,3 %. Nicht bestandene Abiturprüfungen nach Bezirk Schul- jahr 2012/13 Bezirk Abiturprüfung nicht bestanden absolut in Prozent Mitte 84 7,5 % Friedrichshain / Kreuzberg 30 4,0 % Pankow 22 2,1 % Charlottenburg / Wilmers- dorf 73 4,3 % Spandau 40 4,5 % Steglitz / Zehlendorf 53 3,2 % Tempelhof / Schöneberg 56 4,3 % Neukölln 59 5,6 % Treptow / Köpenick 26 3,3 % Marzahn / Hellersdorf 30 5,1 % Lichtenberg 31 4,8 % Reinickendorf 49 3,8 % Berlin 2013 553 4,3 % 3. Wie viele Schüler/-innen haben im Schuljahr 2012/2013 den Mittleren Schulabschluss (MSA) nicht bestanden? (Bitte pro Bezirk aufschlüsseln.) 6. Wie viele Schüler/-innen haben im Schuljahr 2012/2013 Oberstufenzentren ohne Abschluss verlas sen? (Bitte pro Bezirk aufschlüsseln.) Zu 3. und 6.: Im Schuljahr 2012/13 waren 17.858 Schülerinnen und Schüler der allgemein bildenden Schu- len und 572 Schülerinnen und Schüler beruflicher Schu- len zur Teilnahme an den Prüfungen zum mittleren Schul- abschluss (MSA) verpflichtet. Insgesamt konnten 91 % den MSA erwerben. Die Ergebnisse der Berufsfachschulen (OBF) werden zentral erfasst, eine regionale Zuordnung erfolgt nicht. Schülerinnen und Schüler ohne MSA nach Bezirk (Schuljahr 2012/13) Bezirk Schülerinnen und Schüler (zur Teil- nahme an den MSA-Prüfun- gen ver- pflichtet davon MSA nicht erreicht absolut in Pro- zent Mitte 1.145 161 14 % Friedrichshain / Kreuzberg 1.041 101 10 % Pankow 1.483 117 8 % Charlottenburg / Wilmersdorf 1.767 169 10 % Spandau 1.407 148 11 % Steglitz / Zehlendorf 2.217 103 5 % Tempelhof / Schöne- berg 2.038 148 7 % Neukölln 1.239 191 15 % Treptow / Köpenick 1.315 68 5 % Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 329 2 Marzahn / Hellersdorf 1.046 90 9 % Lichtenberg 1.117 87 8 % Reinickendorf 2.043 133 7 % Allgemein bildende Schulen (insgesamt) 17.858 1.516 8 % Berufliche Schulen 572 155 27 % Berlin (insgesamt) 18.430 1.671 9 % 4. Wie viele Schüler/-innen haben im Schuljahr 2012/2013 die Berufsbildungsreife (BB) und wie viele Schüler/-innen die erweiterte Berufsbildungsreife (eBB) nicht bestanden? (Bitte pro Bezirk aufschlüsseln.) Zu 4.: Die Berufsbildungsreife (BBR) kann an den In- tegrierten Sekundarschulen (ISS) und Gemeinschafts- schulen (GemS) in der 9. oder 10. Jahrgangsstufe erwor- ben werden. Im Schuljahr 2012/13 konnte die BBR im ersten 9. Jahrgang der ISS und GemS erreicht werden. Von 12.201 Schülerinnen und Schüler erwarben 9.249 schon jetzt die BBR. Für 2.852 Schülerinnen und Schüler (24 %) bietet sich im 10. Jahrgang die Chance, die BBR oder einen höheren Schulabschluss zu erreichen. Schülerinnen und Schüler der Integrierten Sekundar- schule (ISS) können die erweiterte Berufsbildungsreife (eBBR) und den MSA am Ende der 10. Jahrgangsstufe erwerben. Dies wird erstmalig am Ende des Schuljahres 2013/14 möglich werden. Schülerinnen und Schüler ohne Berufsbildungsreife im Schuljahr 2012/13 Bezirk Schülerinnen und Schüler des 9. Jahr- gangs an Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen davon haben die Berufsbildungsreife noch nicht erreicht absolut in Pro- zent Mitte 1.135 469 41 % Friedrichshain / Kreuzberg 746 222 30 % Pankow 896 142 16 % Charlottenburg / Wilmersdorf 1.084 227 21 % Spandau 1.313 286 22 % Steglitz / Zeh- lendorf 477 68 14 % Tempelhof / Schöneberg 1.367 204 15 % Neukölln 1.457 446 31 % Treptow / Köpenick 861 121 14 % Marzahn / Hellersdorf 963 216 22 % Lichtenberg 942 183 19 % Reinickendorf 860 268 31 % Berlin 2013 12.201 2.852 24 % 5. Das Schuljahr 2012/2013 war das letzte Schuljahr, in dem der Hauptschulabschluss vergeben wurde. Wie viele Schüler/-innen haben diesen trotz Prüfung nicht bestanden? (Bitte pro Bezirk aufschlüsseln.) Zu 5.: Für den Erwerb des Hauptschulabschlusses war in Berlin keine Prüfung vorgesehen. Schülerinnen und Schüler erreichten den Hauptschulabschluss aufgrund der erforderlichen Jahrgangsleistungen in der 9. Jahrgangs- stufe. Da die Auswertung der statistischen Erhebung der Schulabschlüsse für das Schulhalbjahr 2012/13 noch nicht abgeschlossen ist , kann die Frage zurzeit nicht beant- wortet werden. 7. Welche Gründe und Ursachen sind dem Senat da- für bekannt, dass Schüler/-innen ihre Schule ohne Ab- schluss verlassen? Zu 7.: Formal haben diese Schülerinnen und Schüler die für den Erwerb eines Schulabschlusses notwendigen Jahrgangsleistungen nicht erreicht oder waren bei den vergleichenden Arbeiten an Integrierten Sekundarschulen oder Schulen mit sonderpädagogischen Förderschwer- punkt „Lernen“ nicht erfolgreich. Die Ursachen sind individuell verschieden. Beispiel- haft seien genannt - schuldistanziertes Verhalten, - mangelnde Kooperation in Bezug auf Bildungsver- einbarungen zwischen Schule und Er- ziehungsberechtigten, - eine Unterstützung durch Eltern, - unzureichende Zusammenarbeit zwischen Schule, Jugendamt und schulpsychologischem Dienst, - unzureichende Individualisierung des Unterrichts und nicht Inanspruchnahme der Unterstützungsmaß- nahmen. 8. Welche Maßnahmen sind aus der Sicht des Senats notwendig, um die Zahl der Berliner Schulabgänger/- innen ohne Abschluss zu verringern und welche dieser Maßnahmen setzt der Senat bis wann um? Zu 8.: Mit der Umsetzung der Schulstrukturreform hat der Senat wesentliche Maßnahmen eingeleitet, um die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die die Schule ohne Abschluss verlassen, zu verringern. Im Fokus steht in diesem Zusammenhang das indivi- duelle Lernen als Unterrichtsprinzip an Integrierten Se- kundarschulen (ISS). Die Schülerinnen und Schüler ler- nen differenziert entsprechend ihrer Lernvoraussetzungen. Alle Schülerinnen und Schüler werden unterstützt, den bestmöglichen Schulabschluss zu erreichen. Angebote im Rahmen eines rhythmisierten Ganztags tragen dazu bei, Leistungsdefizite zu überwinden und Kompetenzen zu erwerben, die das Erreichen eines Schulabschlusses er- möglichen. Das Duale Lernen bietet eine frühe und kon- sequente berufliche Orientierung und ermöglicht einen besseren, motivierenden Zugang zum Lernen. In diesem Zusammenhang unterstützt der an allen ISS eingeführte Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 329 3 Berufswahlpass die Schülerinnen und Schüler, sich bei der Wahl eines Berufes zu orientieren. Kooperationen mit Betrieben tragen dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler realistische Perspektiven für den Übergang ins Berufsleben entwickeln und motiviert auf einen Schulab- schluss hinarbeiten. Schülerinnen und Schüler, deren Schulabschluss ge- fährdet erscheint, können darüber hinaus ab Jahrgangs- stufe 9 an besonders praxisnahen Bildungsangeboten im Rahmen des Dualen Lernens teilnehmen. Die Klassen- konferenzen beschließen in diesem Zusammenhang in jedem Einzelfall, ob die Angebote des Praxislernens im Rahmen der besonderen Organisationsformen des Dualen Lernens die bestmögliche Unterstützung für schulabb- ruchgefährdete Jugendliche darstellt. Unterstützt werden die Bemühungen der Schulen zur Senkung der Schulabbrecherquote z.B. auch durch das sozialpädagogische Personal, über das jede ISS verfügt. Im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets (BuT) erhalten anspruchsberechtigte Schülerinnen und Schüler darüber hinaus weitere Unterstützung durch Lernförde- rung für das Erreichen des Klassenziels. 9. Hält der Senat es für notwendig, zu Reduzierung der Zahl der Berliner Schulabgänger/-innen ohne Ab- schluss die Lehrer/-innenausstattung pro Schule auf 105% zu erhöhen, mehr Sozialarbeiter/-innen und Erzieher/- innen einzustellen, sodass ein breites Fachkräfteteam Leistungsprobleme von Schüler/-innen auffangen kann und mit individueller Förderung Schüler/-innen zu Ab- schlüssen verhelfen kann? Zu 9.: Nein. 10. Wenn ja, wird der Senat im kommenden Haus- haltsentwurf 2014/15 dafür Sorge tragen, dass mehr pä- dagogische Fachkräfte an Schulen beschäftigt werden können? Zu 10.: Entfällt. 11. Welche Senatsverwaltungen, welche Abteilungen und welche weiteren Stellen waren an der Beantwortung dieser Kleinen Anfrage beteiligt? Zu 11.: Folgende Abteilungen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft waren an der Bear- beitung der Kleinen Anfrage 17 / 12329 beteiligt: Abtei- lung I, Abteilung II und Abteilung VI, außerdem wurde die Senatsverwaltung für Finanzen beteiligt. 12. Haben Sie noch etwas hinzuzufügen? Zu 12.: Nein. Berlin, den 26. Juli 2013 In Vertretung Sigrid Klebba Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 12. August 2013)