Drucksache 17 / 12 583 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Katrin Möller (LINKE) vom 29. August 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 29. August 2013) und Antwort Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern im Land Berlin – Fachkräftepersonalbedarfsprognose des Senats Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie viele pädagogische Fachkräfte waren zum Stichtag 30. Juni 2013 in Berliner Kitas beschäftigt (bitte aufschlüsseln nach Beschäftigten bei den Kita-Eigenbe- trieben und Beschäftigten bei freien Trägern)? Zu 1.: Die Anzahl pädagogischer Fachkräfte in Berli- ner Kitas wird jährlich einmalig vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg zum Stichtag 01. März erhoben. Insofern liegen dem Senat keine Angaben zum ge- wünschten Stichtag 30. Juni 2013 vor. Gemäß der Erhebung des Amtes für Statistik Berlin- Brandenburg lag die Anzahl des in Berliner Kindertages- einrichtungen tätigen Personals zum Stichtag 01. März 2013 bei insgesamt 27.626 Personen. Davon waren 23.568 Personen dem pädagogischen Bereich zuzuordnen (siehe Tabelle 1). Tabelle 1: Tätiges Personal in den Berliner Kinderta- geseinrichtungen zum 01. März 2013 Tätiges Personal in den Berliner Kindertageseinrichtungen zum 01.03.2013 Statistik der Kinder- und Jugendhilfe Teil III.1. (n) (%) Pädagogisches und Leitungspersonal 23.568 85,3% Verwaltungspersonal 301 1,1% Personal im Hauswirtschaftl./Techn. Bereich 3.757 13,6% Ingesamt Kita-Personal 27.626 100,0% Berechnung: SenBildJugWiss Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Statistik der Kinder- und Jugendhilfe Teil III.1. - Berlin (Stichtag: 01.03.2013) Eine Aufschlüsselung nur des pädagogischen Fach- personals nach Einsatzbereichen und Trägergruppen ist nach der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik nicht möglich. Eine Differenzierung nach Trägergruppen lässt sich nur für das pädagogische Fachpersonal und das Lei- tungs- und Verwaltungspersonals als Gesamtgruppe vor- nehmen (siehe Tabelle 2). Den amtlichen Daten zufolge sind 22,3 % des pädagogischen Fachpersonals, Leitungs- und Verwaltungspersonals in Kindertageseinrichtungen öffentlicher Träger und 77,7 % in Kindertageseinrichtun- gen freier Träger tätig. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 583 2 Tabelle 2: Pädagogisches, Leitungs- und Verwal- tungspersonal in den Berliner Kindertageseinrichtungen nach Trägergruppen zum 01. März 2013 Pädagogisches, Leitungs- und Verwaltungspersonal nach Trägergruppen zum 01.03.2013 in % Statistik der Kinder- und Jugendhilfe Teil III.1. Öffentlicher Träger 22,3% Freie Träger 77,7% Berechnung: SenBildJugWiss Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Statistik der Kinder- und Jugendhilfe Teil III.1. - Berlin (Stichtag: 01.03.2013) 2. Wie viele Personen ohne Abschluss in einem päda- gogischen Beruf arbeiteten zum Stichtag 30. Juni 2013 in Berliner Kitas auf welcher rechtlichen Grundlage und wie hoch war deren Anteil an der Gesamtzahl der im pädago- gischen Bereich der Kitas Arbeitenden prozentual? Zu 2.: Die Zahl der Personen ohne Abschluss in einem pädagogischen Beruf lag zum 01. März 2013 gemäß dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 3.268. Dies war ein Anteil von 13,9 % bezogen auf alle zum Erhebungs- stichtag in Einrichtungen tätigen Personen (siehe Tabelle 3). Die Zahl der Personen ohne pädagogischen Berufsab- schluss setzt sich, differenziert nach dem höchsten Be- rufsbildungsabschluss, wie folgt zusammen: Tabelle 3: Pädagogisches Personal ohne pädagogischen Berufsab- schluss in Berliner Kindertageseinrichtungen zum 01. März 2013 Pädagogisches Fachpersonal ohne pädagogischen Berufsabschluss im ersten Arbeitsbereich nach höchstem Berufsausbildungsabschluss zum 01.03.2013 Statistik der Kinder- und Jugendhilfe Teil III.1. höchster Berufsausbildungsabschluss (n) (%) Gesundheitsberufe 186 0,8% Verwaltungs-/Büroberufe 40 0,2% sonstiger Berufsausbildungsabschluss 1.150 4,9% Praktikant/innen im Anerkennungsjahr 45 0,2% noch in Berufsausbildung 1.267 5,4% ohne abgeschlossene Berufsausbildung 580 2,5% ohne pädagogischen Berufsabschluss 3.268 13,9% Berechnung: SenBildJugWiss Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Statistik der Kinder- und Jugendhilfe Teil III.1. - Berlin (Stichtag: 01.03.2013) 3. Wie viele Plätze konnten zum Stichtag 30. Juni 2013 in Berliner Kitas nicht belegt werden, weil das not- wendige pädagogische Personal fehlte und welchen Anteil haben diese ungenutzten Platzkapazitäten an der Gesamt- zahl der erlaubten Plätze in Berliner Kitas? Zu 3.: Der Senat hat keine Informationen über die An- zahl der Plätze, die zum Stichtag 30. Juni 2013 in Folge fehlenden pädagogischen Personals in Berliner Kitas nicht belegt werden konnten. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 583 3 Die Zahl der Betreuungsplätze laut Betriebserlaubnis liegt in der Regel über der Zahl der angebotenen, tatsäch- lich zu belegenden Plätze. Neben der Suche nach geeig- netem Personal liegen Gründe häufig in der spezifischen fachlichen Konzeption einer Einrichtung und in baulichen Gegebenheiten. In einzelnen Fällen können zudem Anga- ben der Plätze laut Betriebserlaubnis in der Integrierten Software Berlin Jugendhilfe (ISBJ) veraltet sein bzw. noch Hortangebote ausweisen. Zum Stichtag 30. Juni betrug der Anteil der angebote- nen, tatsächlich belegbaren Plätze gemäß ISBJ rund 94,4 % der erlaubten Plätze. 4. Wie viele Plätze in Berliner Kitas wurden im Jahr 2013 bis zum 30. Juni 2013 neu geschaffen, wie viele sind bis zum Ende des Jahres 2013 noch geplant und wie hoch ist der daraus resultierende Bedarf an zusätzlichem Kita-Fachpersonal für 2013? Zu 4.: Im Landesprogramm „Auf die Plätze, Kitas, los!“ wurden in der ersten Hälfte des Jahres 2013 insgesamt 1.906 Plätze zur Förderung beschieden. Für das zweite Halbjahr 2013 ist zum derzeitigen Stand die Förde- rung von insgesamt 2.184 Plätzen vorgesehen. Darin enthalten sind auch überjährige Projekte, bei denen der Ausbau der Plätze erst 2014 fertig gestellt wird. Da die Antragsfrist für Anträge in der Programmlinie Starthilfe erst am 15.09.2013 ablief, ist davon auszugehen, dass in diesem Jahr noch weitere Plätze gefördert werden. Durch das Investitionsprogramm des Bundes von 2008 bis 2013 („altes Programm“) wurden bis zum 18.06.2013 im Jahr 2013 insgesamt 432 Plätze in Kin- dertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege ge- fördert. Für das Investitionsprogramm zur zusätzlichen Förderung 2013 ("neues Programm") sind bis zum 26.06.2013 nach Erteilung der Zuwendungsbescheide 1.773 zusätzliche Plätze in Planung. Somit wurden im ersten Halbjahr 2013 insgesamt 2.205 Plätze durch das Investitionsprogramm des Bundes gefördert. Ab Juli 2013 werden zum heutigen Stand voraussichtlich 404 zusätzli- che Plätze entstehen. Nach den gegenwärtigen Prognosen kann der Personalbedarf gesamtstädtisch gesehen bis zum Ende des Jahres ausreichend gedeckt werden. 6. Wie hoch ist nach Kenntnis des Senats das Durch- schnittsalter Berliner Kita-Erzieherinnen und -Erzieher und wie viele von ihnen werden 2013, 2014 und 2015 vermutlich altersbedingt ausscheiden? Zu 6.: Im Rahmen der o. g. Erhebung des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg wird die Altersstruktur der Kita-Erzieherinnen und Kita-Erzieher erfasst. Demnach beträgt das Durchschnittsalter dieser Berufsgruppe 42,9 Jahre. Zu der Altersgruppe 60 Jahre und älter gehören 804 Erzieherinnen und Erzieher. Dies entspricht einem Anteil von 4,4 % aller Erzieherinnen und Erzieher. Es ist davon auszugehen, dass die Erzieherinnen und Erzieher dieser Altersgruppe in fünf Jahren ausgeschieden sein werden. Dem Senat liegen keine konkreten Zahlen vor, wann innerhalb dieses Zeitraums der individuelle altersbedingte Ausstieg erfolgt. 5. Wie hoch ist nach Kenntnis des Senats der Bedarf an pädagogischen Fachkräften für die Berliner Kitas je- weils in den Jahren 2014 und 2015? 7. Wie hoch ist nach Kenntnis des Senats im Durch- schnitt jährlich die Zahl der aus welchen anderen Gründen ausscheidenden Kita-Fachkräfte und wie wird dies bei der Berechnung der Fachkräftepersonalbedarfsprognose des Senats berücksichtigt? 8. Wie viele pädagogische Fachkräfte für die Berliner Kitas werden nach der Fachkräftepersonalbedarfsprog- nose des Senats insgesamt bis Ende 2016 im Kitabereich benötigt? 9. Wie viele Erzieherinnen und Erzieher werden nach der Fachkräftepersonalbedarfsprognose des Senats bis Ende 2016 an Berliner Schulen benötigt? 10. Wie hoch ist nach der Fachkräftepersonalbedarfs- prognose des Senats der Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern an Schulen, Kitas und anderen Einrichtungen der Jugendhilfe jährlich und insgesamt bis Ende 2016? Zu 5. und 7. - 10.: Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft hat im Juni 2013 eine Fach- kräftepersonalbedarfsprognose für den Bedarf an pädago- gischen Fachkräften für Kita und Schule für den Zeitraum 2013-2015 erarbeitet. Diese Prognose bildet drei Szenari- en ab, in denen u.a. unterschiedliche Annahmen z.B. hinsichtlich des Personalersatzbedarfes sowie zur Anzahl der Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger getroffen wurden. Die Ergebnisse der Prognose wurden in enger Abstimmung mit der „Arbeitsgruppe Fachkräfte“ erarbeitet , in der Vertreterinnen und Vertreter von Trä- gerverbänden und Eigenbetrieben mit der Senatsverwal- tung für Bildung, Jugend und Wissenschaft zusammenar- beiten. Im August 2013 wurden die Ergebnisse zunächst im Rahmen des Unterausschuss Tagesbetreuung (am 09.08.2013) vorgestellt. Aufgrund der neuesten Zahlen der Kinder- und Ju- gendhilfestatistik, die im August veröffentlicht wurden, besteht Überarbeitungsbedarf. Diese Überarbeitung wird bis Ende September 2013 abgeschlossen sein. Anschlie- ßend werden die Ergebnisse der aktualisierten Prognose in den Gremien vorgestellt. 11. In welchem Verhältnis stehen die Bedarfe an Er- zieherinnen und Erziehern zu den vorhandenen Ausbil- dungskapazitäten in Berlin und wie bewertet der Senat diese im Hinblick auf die Auskömmlichkeit? 12. Welche Anstrengungen unternimmt der Senat, um den Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern kurz-, mittel- und langfristig zu decken und welche Möglichkeiten sieht der Senat diesbezüglich u.a. in einer stärkeren Zusam- menarbeit mit anderen Bundesländern und auf Bundes- ebene? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 583 4 Zu 11. und 12.: Der Senat setzt erfolgreich auf zwei Maßnahmen zur Deckung des Fachkräftebedarfes. Das ist zum einen der Ausbau der Ausbildungskapa- zitäten für Erzieherinnen und Erzieher durch Erweiterun- gen im Bestand, Gründung und Zulassung neuer Fach- schulen in freier Trägerschaft. Seit 2010 hat sich die An- zahl der Fachschulen von 15 auf 31 verdoppelt. Entspre- chend hat sich die Anzahl der Schülerinnen und Schüler an den Fachschulen für Sozialpädagogik seit dem Schul- jahr 2009/10 bis zum Schuljahr 2012/13 um rd. 2.800 Personen erhöht. Die erwarteten Absolventinnen und Absolventen werden in den Berechnungen zur Fachkräf- tepersonalbedarfsprognose berücksichtigt. Die zweite Maßnahme bezieht sich auf die Modifizie- rung und den Ausbau des Quereinsteigerprogramms, das es Personen aus verwandten Berufsgruppen und in der berufsbegleitenden Ausbildung ermöglicht, unter be- stimmten Auflagen auf den Personalschlüssel angerechnet zu werden. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wis- senschaft arbeitet in der bundesweiten „AG Fachkräftegewinnung “ unter der Federführung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit, die sich im Juni 2012 konstituierte. Die von dieser Arbeits- gruppe erarbeiteten „Empfehlungen zur Fachkräftegewinnung in der Kindertagesbetreuung“ entsprechen den in Berlin großenteils bereits schon umgesetzten Maßnah- men. Das im Rahmen dieser Arbeitsgruppe initiierte Bun- desprogramm „Lernort Praxis“ dient der Stärkung und Unterstützung des Praxisfeldes in der Ausbildung der Erziehrinnen und Erzieher. Berlin beteiligt sich als eines von 7 Bundesländern (Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein) an diesem Programm. Die weitere Arbeit der Arbeitsgruppe be- schäftigt sich mit längerfristig wirksamen Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung. Dabei steht zunächst die At- traktivitätsverbesserung des Berufes der Erzieherin/des Erziehers im Mittelpunkt. Berlin, den 18. September 2013 In Vertretung Sigrid Klebba Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 08. Okt. 2013)