Drucksache 17 / 12 720 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Gottfried Ludewig (CDU) vom 15. Oktober 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 16. Oktober 2013) und Antwort Förderung von BioTech-Startups in Berlin Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Startups im Bereich Biotechnologie und Gesundheitstechnologie in Berlin sind dem Senat be- kannt? Zu 1.: Dem Senat sind in den beiden Technologiefel- dern Biotechnologie und Medizintechnologie für die Jahre 2010 und 2011 25 bzw. 14 Neugründungen, für das Jahr 2012 14 Neugründungen und für das Jahr 2013 bereits 6 Neugründungen bekannt. 2. Wie viele davon werden mit öffentlichen Geldern (Landes-, Bundes- und EU-Mittel) gefördert? Zu 2.: Dazu kann keine vollständige Angabe gemacht werden, da die wenigsten Startups, unabhängig von der Branche, ihre Unternehmensfinanzierungen bekannt ge- ben. Verfügbare Informationen der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung zeigen, dass neben der in der Regel eigenkapitalbasierten Gründungs- finanzierung die meisten Startups öffentliche Fördermittel über Förderprogramme des Landes (vgl. Antwort zu Fra- ge 4) bzw. des Bundes (z.B. ZIM-Zentrales Innovations- programm Mittelstand oder der Förderinitiative KMU- innovativ) erhalten. Aus dem Landesförderprogramm ProFIT wurden Fördermittel in Höhe von 1.006.385,00 Euro - bezogen auf die unter Antwort 1 aufgeführten Neugründungen - bewilligt. In den Jahren 2010 bis 2013 wurden bislang Zuschüsse für Investitionen der gewerbli- chen Wirtschaft (GRW: Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“) in Höhe von 2.740.840,00 Euro für Startups aus diesem Bereich bewilligt. 3. Wie hoch ist die durchschnittliche Förderung eines Biotechnologie-Startups? Zu 3.: Bei der Förderung bzw. Finanzierung eines Biotechnologie-Startups muss zwischen einer Gründungs- finanzierung und einer komplementären FuE-Förderung (FuE: Forschung und Entwicklung) im Rahmen einer Projektförderung unterschieden werden. Eine Gründungs- finanzierung im Bereich Biotechnologie hat ein durch- schnittliches Finanzierungsvolumen von 0,5 – 1 Mio. Euro. Eine Gründungsfinanzierung besteht in der Regel aus Eigenkapital der Gründer und Gründerinnen bzw. der Gesellschafter und Gesellschafterinnen oder eigenkapital- ähnlichen Mitteln bspw. über Privatinvestoren oder Pri- vatinvestorinnen (z.B. Venture Capital, Business Angels), dem High-Tech-Gründerfonds oder der ProFIT- Frühphasenfinanzierung im Rahmen von ProFIT (Förder- programme, vgl. Antwort zur Frage 4). Im Förderprogramm ProFIT liegt der max. Höchstbe- trag bei der Frühphasenfinanzierung bei 500 TEUR, bei einer FuE-Projektförderung bei ca. 400 TEUR. 4. Welche Förderungsmöglichkeiten bestehen in Ber- lin - durch Senat, IBB etc. – (bitte die Förderinstrumente der einzelnen Institutionen auflisten)? Zu 4.: Grundsätzlich stehen Biotechnologie-Startups in Berlin die gleichen Fördermöglichkeiten wie anderen Existenzgründerinnen und Existenzgründern bzw. ande- ren jungen Technologieunternehmen zur Verfügung. Die finanziellen Programme des Landes werden (mit der Aus- nahme der Meistergründungsprämie) von der Investiti- onsbank Berlin (IBB) im Auftrag des Landes durchge- führt. Eine Übersicht über alle Programme ist zu finden in der Broschüre „Förderfibel“, die die IBB gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung herausgibt sowie im „Info-Heft Existenzgründung “ der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung. Darin finden sich ausführliche Informati- onen zu allen im Folgenden genannten Programmen: Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 720 2 Anbieter Programm-Titel Art Zielgruppe I. Beratung/Coaching BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg BBB-Start Beratung für Gründer mit BBB-Bürgschaft Alle Gründer IBB-Business Team GmbH BusinessplanWettbewerb Seminare, Coaching, Vernetzung Alle Gründungs- interessierte IBB-Business Team GmbH Coaching BONUS Coaching für technologieorientierte Unternehmen Technologie- Unternehmen KfW Gründercoaching Deutschland Coaching nach der Gründung Alle Gründer Zukunft im Zentrum GmbH Start:Chance Coaching in der Vorgründungsphase Alle Gründungs- interessierte II. Finanzielle Förderung – Zinsgünstige Darlehen IBB Berlin-Start Darlehen bis 100.000 EUR Alle Gründer IBB Berlin-Kredit Darlehen bis 10 Mio. EUR Alle Unternehmen IBB Mikrokredite aus dem KMU-Fonds Darlehen bis 25.000 EUR Alle Unternehmen IBB Pro FIT Darlehen zur Förderung von Entwicklung und Markteinführung sowie der Frühphase Technologie- Unternehmen IBB Berlin Kredit Innovation Darlehen bis 500.000 EUR für innovative Unternehmen Technologie- Unternehmen KfW KfW-GründerkreditStartgeld Darlehen bis 100.000 EUR Alle Gründer KfW KfW-GründerkreditUniversell Darlehen bis 10 Mio. EUR Alle Gründer KfW ERP-Kapital für Gründung Darlehen bis 500.000 EUR Alle Gründer KfW KfWUnternehmerkredit Darlehen bis 10 Mio. EUR Alle Unternehmen II.2 Finanzielle Förderung – Zuschüsse Bundesministerium für Finanzen Investitionszulage Zulage aus den Einnahmen der Einkommmens- oder Körperschaftssteuer Alle Unternehmen IBB GRW Investitionszuschüsse Zuschüsse für Investitionen der gewerblichen Wirtschaft Alle Unternehmen IBB ProFIT Zuschüsse zur Förderung von Forschung sowie der Frühphase TechnologieUnternehmen IBB Innovationsassistent/-in Lohnkostenzuschuss TechnologieUnternehmen IBB Business Team GmbH Transfer BONUS Zuschuss an KMU für Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen Technologie- Unternehmen Projektträger Jülich EXISTGründerstipendium Stipendien Technologie-Gründer II.3 Finanzielle Förderung – Beteiligungen und Bürgschaften BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg Bürgschaften der BBB Bürgschaften Alle Unternehmen BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg Bürgschaft ohne Bank Bürgschaft Technologie-Gründer High-Tech-Gründerfonds High-TechGründerfonds Risikokapitalbeteiligung Technologie-Gründer IBB- Beteiligungsgesellschaft VC Fonds Technologie Vorrangig offene Beteiligung ggf. ergänzt durch stille Beteiligungen Technologie- Unternehmen vorrangig in den Frühphasen Mittelständische Beteiligungsgesellschaft (MBG) Beteiligungen Beteiligungen Alle Unternehmen Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 720 3 5. Welche Voraussetzungen müssen diese Startup- Unternehmen erfüllen, um eine öffentliche Förderung zu erhalten? Zu 5.: Die Voraussetzungen unterscheiden sich in den einzelnen Programmen. Für die Programme, die sich besonders an Technologieunternehmen mit Sitz bzw. mindestens einer Betriebsstätte in Berlin richten, müssen die Unternehmen folgende Voraussetzungen mitbringen: Das Programm ProFIT richtet sich an kleine und mitt- lere Unternehmen (KMU), die allein oder im Verbund mit Unternehmen oder Forschungseinrichtungen ein FuE- Vorhaben durchführen. Nicht-KMU können nur im Ver- bund mit Forschungseinrichtungen gefördert werden. Eine Frühphasenfinanzierung im Rahmen von ProFIT kann kleinen neu gegründeten technologieorientierten Unter- nehmen gewährt werden, die die Durchführung eines FuE-Vorhabens anstreben und bei Antragstellung je nach Frühphase nicht älter als 6 bzw. 18 Monate sind. Mit den Programmen Innovationsassistent/in und Transfer BONUS werden technologieorientierte KMU unterstützt, die eigene Produkte, Verfahren oder Dienst- leistungen entwickeln und hierbei die wesentlichen Ent- wicklungsschritte selbst erbringen. Nicht technologieori- entierte KMU können gefördert werden, wenn deren Projekt einen ausgeprägten Technologiebezug aufweist. Das Programm Coaching BONUS adressiert Exis- tenzgründerinnen und Existenzgründer sowie KMU, die innovativ technologieorientiert sind, zur Kreativwirtschaft gehören oder Internationalisierungsprojekte durchführen. Das Beteiligungsangebot des VC Fonds Technologie richtet sich an technologieorientierte KMU (mit Wachs- tumspotential) in der Rechtform einer Kapitalgesellschaft, die sich mehrheitlich im Besitz der aktiv tätigen Gesell- schafter befinden sollten. Die Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren die dem Geschäftsmodell der Beteili- gungsnehmer zugrunde liegen, müssen ausgeprägte Al- leinstellungsmerkmale aufweisen. 6. An welche Stellen müssen sich förderungswillige Unternehmen wenden bzw. existiert ein zentraler An- sprechpartner? Zu 6.: Anlaufstelle zu allen Fragen einer Finanzie- rungsförderung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung im Land Berlin ist die Inves- titionsbank Berlin. Darüber hinaus können sich junge Biotechnologieunternehmen auch zu Programmen der Bundes- und EU-Ebene bei der Berlin Partner für Wirt- schaft und Technologie GmbH beraten lassen. Als zentra- ler Ansprechpartner steht zusätzlich das Netzwerk Bio- TOP Berlin Brandenburg für Biotechnologieunternehmen zur Verfügung. 7. Welche Kooperationsmöglichkeiten bestehen zwi- schen den BioTech-Startups und bestehenden öffentlichen Forschungseinrichtungen in Berlin? Zu 7.: Die öffentlich finanzierten Forschungseinrich- tungen sind auch im Sinne der Ergänzung ihres For- schungsprofils an Zusammenarbeiten mit der Wirtschaft sowohl auf Projektbasis als auch im Rahmen von Verträ- gen dauerhaft interessiert. Dabei werden sowohl das Po- tential zeitlich begrenzter FuE Projekte, z.B. zur Überfüh- rung einzelner Forschungsergebnisse in eine wirtschaftli- che Nutzung oder die gemeinsame Erarbeitung von Know-How, als auch die Chancen aus Lizenzvergaben und Serviceaufträgen genutzt. Kooperationen bestehen daher typischerweise aus Auftragsforschung oder gemein- samer Forschungs- und Entwicklungstätigkeit im Rahmen eines geförderten Verbundprojektes. Die Verbundfor- schung wird seitens des Landes (vgl. Antwort zur Frage 4), des Bundes und der EU explizit gefördert. Aufgabe ist es das starke Know-how im Technologiebereich enger mit der Wirtschaftsförderung zu verbinden. Deshalb hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und For- schung Wert darauf gelegt, mit der Fusion von Berlin Partner und TSB Innovationsagentur Berlin künftig Wirt- schafts- und Innovationsförderung aus einer Hand anbie- ten zu können. Diese Zusammenführung wird insbesonde- re bei der Beantragung von Projekten im Rahmen von Bundesförderprogrammen oder im Rahmen von Horizon 2020 für die Kooperationen von Berliner BioTech- Startups und öffentlichen Forschungseinrichtungen von Nutzen sein. 8. Liegen dem Senat Kenntnisse darüber vor, ob und wie die Kooperation zwischen den BioTech-Startups und privaten Forschungseinrichtungen in Berlin funktioniert? Zu 8.: Dem Senat liegen zu privaten Forschungsein- richtungen keine Informationen vor. 9. Existieren in Berlin Gründerzentren, die sich auf BioTech-Startups spezialisiert haben und die Laborkapa- zitäten zur Forschung anbieten, wenn nein, wären solche Einrichtungen sinnvoll? Zu 9.: In Berlin existieren Gründerzenten, die sich auf die Belange von BioTech-Startups spezialisiert haben. Hervorgehoben seien genannt der Campus Berlin-Buch, Berlin Adlershof, Zentrum für Biotechnologie und Um- welt sowie der berlinbiotechpark in Charlottenburg. Auch die Charité erprobt neue Kooperationsformen, die eine direkte Zusammenarbeit mit der Industrie beinhalten. Neue privatwirtschaftliche Labormodelle für Biotech- Startups wie z.B. der „CoLaborator“ von Bayer Healthcare oder die Planungen eines Technologie- und Gründerzentrums in unmittelbarer Nähe zur Freien Uni- versität Berlin in Dahlem werden begrüßt. 10. Welche Hindernisse sieht der Senat bei der Förde- rung von Biotechnologie-Unternehmen in Berlin? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 720 4 Zu 10.: Insgesamt werden die regionalen Rahmenbe- dingungen für BioTech-Startups als gut eingestuft. Im Bereich der Finanzierung konnte mit dem neuen Pro- gramm ProFIT-Frühphasenfinanzierung bedarfsorientiert eine Lücke geschlossen werden. Mit dem bereits 2004 etablierten VC Fonds Technologie bietet Berlin ein aus EFRE-Mitteln (EFRE: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) kofinanziertes Instrument, mit dem ganz gezielt der Marktschwäche bei der Versorgung technolo- gieorientierter Unternehmen mit Eigenkapital in frühen Phasen begegnet wird. Gründungen und Unternehmen aus dem Bereich Gesundheitswirtschaft spielen hierbei eine wichtige Rolle. Beispielsweise wurde hier VC (Venture Capital) Kapital gegeben, um die Finanzierung der Ent- wicklung eines Handgerätes für Schnelltests in der Diag- nostik zu entwickeln. Dieses Gerät wird nunmehr erfolg- reich vermarktet. Insgesamt wurde im Zeitraum von 2010 bis 2012 VC Kapital in Höhe von 4,2 Mio. Euro in vier Berliner BioTech-Startups investiert. Unternehmen mit dem Schwerpunkt Biotechnologie haben typischerweise einen hohen Kapitalbedarf für ihre Projekte, da sie sich durch einen langen Vorlauf bis zu einem sehr risikobehafteten Ergebnis auszeichnen. Das führt dazu, dass private Investoren derartige Unternehmen nur für jeweils kurze Zeiträume mit Finanzmitteln ausstat- ten. Die Innovationsförderung soll die technologisch- wissenschaftlichen Risiken dämpfen. Voraussetzung dafür ist eine geschlossene Finanzierung des Vorhabens und des Unternehmens für einen entsprechenden Zeit- raum. Handlungsbedarf besteht daher nach wie vor bei der Lösung der Frage, wie verstärkt privates Kapital (Venture Capital) für BioTech-Startups mobilisiert wer- den kann. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Techno- logie und Forschung setzt sich deshalb dafür ein, die Rahmenbedingungen für Venture Kapital-Finanzierung in Deutschland auf Bundesebene zu optimieren. Die rechtli- chen und steuerlichen Rahmenbedingungen für Wagnis- kapital müssen international wettbewerbsfähig gestaltet und Deutschland als Fondsstandort attraktiv gemacht werden. Auch neue Finanzierungsformen wie Crowdfun- ding brauchen einen verlässlichen Rechtsrahmen. Wir wollen das Engagement von sogenannten Business An- gels erleichtern. Berlin, den 22. November 2013 Cornelia Y z e r ………………………………… Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 28. Nov. 2013)