Drucksache 17 / 12 758 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Philipp Magalski (PIRATEN) vom 23. Oktober 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 28. Oktober 2013) und Antwort Bürgerbeteiligung zu Planungen am Tempelhofer Feld Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Was wird und wurde im Einzelnen „weit über den gesetzlich vorgesehenen Rahmen“, wie es aus der Vorlage zur Kenntnisnahme Drucksache 17/0948 berich- tet, getan um die Partizipation von Bürgerinnen und Bür- gern zu ermöglichen und mit welchen Formaten wurde dabei gearbeitet? Frage 2: Bitte auflisten, wann, wo und mit welchen Methoden die Bürgerinnen und Bürger sich zu den Pla- nungen äußern und Einfluss auf sie nehmen konnten. Antwort zu 1 und 2: 1. Allgemeine, nicht vorgeschriebene Bürgerbeteili- gung zu Planungsprozessen a) 2007: Internetdialog 1. Phase Frühsommer 2007: 32.000 Besuche, davon 1000 registrierte Besucherinnen und Besucher mit ca. 900 Beiträgen 2. Phase Herbst 2007: 36.000 Besuche, 1400 Re- gistrierte mit 400 Ideen, 500 Überarbeitungen, 1600 Kommentaren und 9.800 Bewertungen, in der Summe also 68.000 Besuche auf der Website Dauer: einen Monat Ablauf: Ideen eingeben, diskutieren und bewerten, verknüpfen und verorten. Ergebnis: Top Ten-Liste. Die beiden bestplatzierten Vorschläge wurden umgesetzt. Zum einen wurden im Herbst 2009 die Softballfelder hergerichtet und über den Turnen in Berlin(TiB) allen Interessenten zugänglich gemacht. Zum anderen wurde ein Skateplatz für Jugendli- che im Südosten des Feldes errichtet, in Zusammenarbeit mit den späteren Nutzerinnen und Nutzern. b) 2009, Sommer: - Bürgerumfrage per schriftlichen Fragebogen im Sommer. Im Einzugsgebiet wurden 6000 Fragebögen mit Anschreiben der Senatorin verschickt, vorab erfolgte eine Pressemitteilung. Berlinweit wurden weitere 1000 Fragebögen ver- schickt. Die Adressen wurden durch den Zufallsgenerator vom Landeseinwohneramt zur Verfügung gestellt. Berlinweit betrug der Rücklauf etwa 30%, das Ergeb- nis ist somit repräsentativ für die Berliner Bevölkerung. Der Rücklauf im Einzugsgebiet war mit etwa 25% im Einzugsgebiet ebenfalls sehr gut. Das Ergebnis ist damit repräsentativ für 180.000 Personen im Einzugsgebiet der zukünftigen Parklandschaft. c) Ergänzend wurden 17 Gruppen-Interviews in soge- nannten Fokusgruppen durchgeführt, mit 138 Teilnehme- rinnen und Teilnehmer, davon ca. 60% mit Migrations- hintergrund. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wur- den über Vereine, religiöse Gemeinschaften u.ä., auch mit Hilfe des Quartiersmanagements, gefunden. Damit wurde das Spektrum der Antworten abgerundet, da meist Perso- nen mit Migrationshintergrund nicht so intensiv Fragebö- gen ausfüllen. In diesem Fall waren sie jedoch auch bei den Fragebögen gut vertreten. Die Ergebnisse wurden ausgewertet und den Teilneh- merinnen und Teilnehmern am Wettbewerb Parkland- schaft zur Verfügung gestellt. d) 2009, Herbst: Bürgerbeteiligung auf dem Tempelhofer Feld vor Ort, 03.10., 04.10., 10.10. und 11.10.2009 als Bestandteil des ersten Öffnungsschritts im Hangar 2 Angebot: Führungen per Bus oder zu Fuß als erstma- lige Gelegenheit, das Feld zu betreten, Info-Ausstellung, Fragebögen (verkürzt gegenüber brieflicher Umfrage), Diskussionstische mit Plänen, Kinderbetreuung (Papier- flieger und Kreidemalen), TED-Umfrage Beteiligung: 1.319 abgegebene Fragebögen, davon ca.1.200 auswertbar; 833 Beteiligungen an der TED- Umfrage; 74 Pläne wurden abgegeben, oft von mehreren Verfasserinnen und Verfassern erstellt. Die Bustouren und die Spaziergänge wurden ebenfalls gut angenommen. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 758 2 Trotz des relativ schlechten Wetters am 3.10.2009 ha- ben deutlich mehr Personen an der Beteiligung und den Führungen teilgenommen als beim Gleisdreieck (ca. 2.200 bei drei schönen Herbsttagen und nur einem etwas schlechteren Tag). Die Ergebnisse wurden ausgewertet und den Teilneh- merinnen und Teilnehmern am Wettbewerb Parkland- schaft zur Verfügung gestellt. Ca. 3.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer e) 2010 Dialog-Wochenende 28.08. und 29.08.2010 Zwischen Bürgerinnen und Bürger, den sechs ausge- wählten Landschaftsarchitekten-Teams, Preisgericht und Verwaltung wurde über die Entwürfe diskutiert, die in der 2. Verfahrensphase vertieft werden sollten. An diesem Wochenende konnten Bürgerinnen und Bürger mit den Planern und Planerinnen der 6 Teams, die in die zweite Runde gekommen waren, und mit Vertretern und Vertreterinnen des Preisgerichts und der Verwaltung in ein Gespräch kommen. Die sechs Arbeiten waren an einzelnen Ständen aufgehängt, die Verfasserinnen und Verfasser standen neben ihren Arbeiten. Sie haben Fragen beantwortet und mit den Besuchern über ihre Entwürfe diskutiert. An jedem Stand gab es Protokollierende, die fortlaufend mitschrieben. Die Protokolle wurden ausge- wertet, ebenso die Diskussionen in den Foren. An beiden Tagen fand je ein Forum mit Senatsvertreterinnen und Senatsvertretern, Jury und Besucherinnen und Besucher statt. Im Transitbereich A 2 waren die sechs ausgewählten Arbeiten aufgestellt, einige Tafeln mit allgemeinem Hin- tergrund, ein Kindertisch, Infomaterial von Senatsverwal- tung für Stadtentwicklung (SenStadt) und GrünBerlin und das begehbare Modell. Die Ergebnisse gingen in die Ar- beit der zweiten Stufe ein. Beim Siegerentwurf erfolgten aufgrund der Bürgerbe- teiligung u.a. folgende Änderungen: Der Baumkreis vor dem ehemaligen Flughafengebäu- de wurde ersetzt durch das Wegenetz und die Landform als Viertelkreis. Bäume wurden dafür mehr an den Rän- dern eingefügt. Damit ist die gleiche Wirkung erreicht, nämlich das Gebäude in die Parklandschaft einzubezie- hen, ohne den Blick auf das Gebäude zu beeinträchtigen. Das Fehlen von Wasser sowie einer Nord-Süd- Verbindung wurde ebenfalls kritisiert; beides wurde ein- gefügt. 2400 Besucherinnen und Besucher f) nach der Entscheidung fand am 02.05.2011 eine In- formationsveranstaltung statt, in der das Verfahrenser- gebnis für die Parklandschaft vorgestellt und diskutiert wurde. Es nahmen etwa 300 Personen teil. g) Besuchermonitoring 2010 Im Rahmen des Besuchermonitorings wurde das Ver- halten auf dem Feld beobachtet, um Orte zu ermitteln, die gut angenommen werden und um die hauptsächlichen Nutzungen zu ermitteln. Außerdem wurden nach Zufalls- stichprobe ausgewählte Besucher und Besucherinnen befragt. An den Eingängen wurde der Besuch gezählt, um die Menge der Besucherinnen und Besucher insgesamt und die Verteilung auf die unterschiedlichen Eingänge zu erfassen. Erste Ergebnisse gingen in die Bearbeitung der zwei- ten Stufe Parklandschaft Tempelhof ein. Weiterhin wur- den die Ergebnisse zur Optimierung des Managements verwendet. Alle an den Zähl-, Befragungs- und Beobachtungsta- gen auf dem Feld anwesenden Personen. h) Besuchermonitoring 2011 und 2012: wie g) ohne Beobachtung. Die Ergebnisse gingen und gehen in die weitere Planung der Parklandschaft und in ihr Manage- ment ein. Alle an den Zähl- und Befragungstagen auf dem Feld anwesenden Personen. i) Bürgergespräche zur Gestaltung der Parklandschaft In den 3 umliegenden Stadtteilen Neukölln, Tempel- hof-Schöneberg und Friedrichshain-Kreuzberg wurde im Frühsommer 2012 je ein Bürgergespräch durchgeführt. Es nahmen jeweils zwischen 150 bis 200 Bürgerinnen und Bürger teil, die sich über die Gestaltung der kieznahen Parkbereiche informieren konnten. 450 – 550 Besucher und Besucherinnen j) Am 06.03. 2013 wurde vom Senator für Stadtent- wicklung und Umwelt auf einer Standortkonferenz im ehemaligen Flughafen der Masterplan Tempelhofer Frei- heit vorgestellt. 500 Besucher und Besucherinnen k) In einer anschließenden Stadtwerkstatt am 09.03.2013 hatten interessierte Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, mit Experten und Expertinnen der Se- natsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und den Projektgesellschaften Tempelhof Projekt GmbH und GrünBerlin GmbH sowie Gutachtern, die Inhalte und Schwerpunkte des Masterplans zu diskutieren und Anre- gungen abzugeben. 300 Besucher und Besucherinnen. l) Denkmalschützerinnen und Denkmalschützer, Ar- chitektinnen und Architekten und Vertreterinnen und Vertreter der Tempelhof Projekt GmbH diskutierten am 17.08.2013 über die aktuelle Nutzung und die Zukunft des denkmalgeschützten Flughafengebäudes. Zu der öffentlichen Veranstaltung unter dem Namen „Stadtwerkstatt zur Gebäudenutzung“ kamen knapp 400 Besucherinnen und Besucher in die Haupthalle des Flug- hafens Tempelhof. Sie hatten vor der Podiumsdiskussion die Gelegenheit, das Gebäude in geführten Touren zu besichtigen. Die Führungen sollten den Besucherinnen und Besuchern einen Eindruck vom aktuellen Zustand des Gebäudes vermitteln. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tempelhof Projekt GmbH stellten ausgewählte Berei- che des Gebäudes und die Entwicklungsarbeit der Gesell- schaft vor. Im Anschluss an die Touren eröffnete der Landeskon- servator Prof. Jörg Haspel die Podiumsdiskussion mit einer Einführung in die Geschichte des denkmalgeschütz- ten Bauwerks. Auf dem Podium diskutierten Dorothea Krömer von der Unteren Denkmalschutzbehörde Tempel- hof-Schöneberg, Gerhard Buchholz von visitBerlin sowie Jürgen Schepers, Branchenkoordinator Kreativwirtschaft bei der IHK Berlin, der Architekt Eike Roswag und Gerhard Steindorf. 380 Besucher und Besucherinnen. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 758 3 m) Juniorworkshop Spielplatz Am 22.05.2013 fand im Rahmen der Kinder- und Ju- gendbeteiligung zur Parklandschaft der Tempelhofer Freiheit ein Juniorworkshop unter der Beteiligung von 26 Schülerinnen und Schülern der Peter-Petersen-Schule statt. Die 8- bis 12-jährigen Kinder sammelten und prä- sentierten ihre Ideen für die zukünftige Nutzung. Die formulierten Wünsche für Spiel oder Sport, Natur oder Lernen fließen in die Planung und Umsetzung künftiger Spielplätze auf dem Feld ein. 26 Kinder. n) Nutzerbeirat Parklandschaft Am 21.08.2013 kam der Nutzerbeirat Parklandschaft zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Das neu geschaffene Beteiligungsgremium wird sich regelmäßig mit nutzungsbezogenen und gestalterischen Aspekten der Parkentwicklung beschäftigen sowie Empfehlungen und Lösungsvorschläge bei möglichen Interessenskonflikten entwickeln. Die Ergebnisse sollen in den Entwicklungs- prozess der Parklandschaft eingebracht werden. Eingeladen waren Jugendliche, Seniorinnen und Seni- oren, Migrantinnen und Migranten, Menschen mit Behin- derungen, Vertreter von Sportvereinen, den Pionierpro- jekten der Tempelhofer Freiheit, Nachbarschafts- und Bürgerinitiativen sowie Naturschützerinnen und Natur- schützer. In der Auftaktveranstaltung informierten Vertreterin- nen und Vertreter der Projektgesellschaften Grün Berlin GmbH und Tempelhof Projekt GmbH über den aktuellen Stand der städtebaulichen Entwicklung, die Planungen zur Parklandschaft und die aktuelle Bewirtschaftung des Tempelhofer Feldes. 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen 2. Ausstellung und Veranstaltung zum B-Plan- verfahren Im Sinne einer transparenten Planung soll die Öffent- lichkeit frühzeitig über die Ziele, Zwecke und Auswir- kungen der Entwicklung informiert werden. Die ersten Planentwürfe für die Bebauungspläne am Tempelhofer Damm und am Südring wurden vom 26.09. bis zum 01.11.2013 in einer Ausstellung im ehemaligen Transitbe- reich A2 des Flughafens Tempelhof der Bevölkerung vorgestellt. Bei freiem Eintritt und fachlicher Betreuung durch die Tempelhof Projekt GmbH hatten die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, zu den Planungszielen und Bebauungsplanentwürfen Stellung zu nehmen. Dies war über Terminals auch online möglich. Ausdrücklich waren auch Berlins Schülerinnen und Schüler eingeladen, sich zu den Planungen zu äußern. Für Kinder und Jugendliche gab es Sonderführungen. Unter dem Motto: „Das Tempelhofer Feld ist für alle da! Mischen Sie sich ein und diskutieren Sie mit“ fand am 15.10.2013 eine öffentliche Erörterung zur Entwicklung des ehemaligen Flughafens Tempelhof statt. In dieser „Stadtwerkstatt zur Randbebauung des Tempelhofer Feldes“ stellte der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Michael Müller, interessierten Bürgerinnen und Bürgern den Stand der Planung und die ersten Be- bauungsplanentwürfe vor. In der Stadtwerkstatt diskutierten die 500 Besucherin- nen und Besucher mit Vertretern und Vertreterinnen von SenStadtUm, Experten der Projektgesellschaften Tempel- hof Projekt GmbH, der Grün Berlin GmbH und der beauf- tragten Büros über relevante Themen im Bebauungsplan- verfahren wie Verkehr, Lärm, Klima und Artenschutz. Die Ergebnisse der unterschiedlichen Arbeitsgruppen, die im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlich- keit im Bebauungsplanverfahren zu den B-Plangebieten 7-70 und 7-71 stattfanden, fließen in den weiteren Pla- nungsprozess ein. 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Frage 3: Wie wurden und werden die Bürgerinnen und Bürger über diese Beteiligungsmöglichkeiten informiert? Antwort zu 3: Dem Ordnungsschema zur Antwort auf Frage 1 und 2 angepasst: a) Versand und Auslegen von Benachrichtigungskar- ten und Plakaten stadtweit, Pressemitteilung. Zudem wurden öffentliche Stellen und Multiplikatoren gebeten, einen vorbereiteten Teaser mit Bild in ihre Web-Auftritte aufzunehmen. Im Rahmen von Newsletter-Netzwerken wurde ebenfalls informiert. Weiterhin gab es die Mög- lichkeit, sich an einer Verlosung für eine Bustour über das Tempelhofer Feld zu beteiligen, um Aufmerksamkeit zu generieren. b) Pressemitteilung und direktes Anschreiben (Umfra- ge) bzw. Ansprache über Vereine, Quartiersmanagement und ähnliche Zusammenschlüsse (Fokusgruppen) c) Einladungskarten und Plakate wurden im Einzugs- bereich ausgelegt bzw. aufgehängt. Die vorhandenen Adressen von der Befragung wurden direkt angeschrie- ben. Es erfolgte eine Pressemitteilung. Weiterhin wurden Anzeigen in den wichtigsten Tageszeitungen geschaltet, zu beiden Wochenenden. Zusätzlich wurde der Termin auf allen Internetportalen bekannt gegeben, die mit Tem- pelhof in Zusammenhang standen. d) wie c), aber ohne Anzeigen in Zeitungen. Zusätz- lich wurden auf dem Feld Hinweise aufgestellt und ein Zugang in den Veranstaltungsort direkt vom Feld aus geöffnet. An den Eingängen lagen Einladungen aus. f) wie c), ohne Anzeigen in Zeitungen. g) bis h) Ansprache vor Ort, da ausschließlich Besu- cher und Besucherinnen erfasst wurden. 1. i) bis n) sowie 2.: Die Information erfolgt sowohl off- als auch online. Im Vorfeld der verschiedenen Veran- staltungen werden in der Regel Einladungskarten per Postwurfsendung in den umliegenden Nachbarschaften verteilt und in öffentlich zugänglichen Räumen wie Bibli- otheken ausgelegt. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 758 4 Über die E-Mail-Verteiler der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt sowie der Projektgesell- schaften Tempelhof Projekt GmbH und Grün Berlin GmbH werden diese Einladungen auch digital versendet. Die lokalen und regionalen Medien werden regelmäßig über die Termine informiert. Alle Termine und Veranstal- tungen stehen online auf der Standortseite www.tempelhoferfreiheit.de Zur frühzeitigen Bürgerbeteiligung wurden Anzeigen in drei Tageszeitungen geschaltet. Frage 4: Haben sich diese Informationswege aus Sicht des Senats bewährt und/oder sind für die Zukunft auch andere Wege der Kommunikation in die Stadtgesellschaft geplant? Wenn ja, welche? Antwort zu 4: Die verschiedenen Kommunikations- wege und Beteiligungsformate haben sich bewährt. Damit wurden viele verschiedene Bevölkerungsgruppen erreicht, nicht nur die, die regelmäßig an Diskussionsveranstaltun- gen teilnehmen und bereit sind, sich dort zu Wort zu mel- den. Der damit verbundene finanzielle Aufwand war sehr hoch, was jedoch angesichts der Größe des Planungsge- biets und der Bedeutung der Aufgabe gerechtfertigt er- scheint. Außer den genannten vielfältigen Formaten wurde sehr viel Informationsmaterial in Form von Flyern zur Verfügung gestellt. Ebenso gab und gibt es im Informations-Pavillon) auf dem Feld Gelegenheit, sich die Planungen erläutern zu lassen und sie zu kommentieren. Dies wurde pro Jahr von etwa 15.000 bis 25.000 Personen wahrgenommen. Weiterhin steht ein reichhaltiges Internetangebot bereit. Eine Steigerung der kommunikativen Begleitung ist immer möglich, stößt jedoch an finanzielle und personelle Grenzen. Frage 5: Wie viele Bürgerinnen und Bürger waren bei den jeweiligen Partizipationsprozessen insgesamt betei- ligt, und wie viele davon haben aktiv teilgenommen? Antwort zu 5: Siehe Frage 2. Es wurde nicht erfasst, wie viele Menschen sich zu Wort gemeldet, oder sich in anderer Weise aktiv beteiligt haben. Frage 6: Welche Formate der Partizipation wurden jeweils bereitgestellt? Antwort zu 6: Die Partizipationsstrategien zur Park- landschaft Tempelhof und zur Entwicklung der Tempel- hofer Freiheit beinhalten verschiedene Formate, die den Beteiligungsprozess zur weiteren Entwicklung des Tem- pelhofer Feldes gestalten. Grundsätzlich wurden modular wählbare Beteiligungsformate mit unterschiedlichen Pro- jektpartnern und Zielgruppen entwickelt. Je nach Anlass werden sehr viele verschiedene Formate verwendet, da man mit den jeweiligen Formaten nie alle Menschen gleichmäßig erreicht. Deswegen ist eine Vielzahl von Methoden empfehlenswert, da man so unterschiedliche Gruppen besser erreicht. So kann man sich zum Beispiel im Internet unabhängig von Veranstaltungszeiten und Mut, in der Öffentlichkeit zu reden, äußern. Jedoch sind ältere Menschen bisher im Internet unterdurchschnittlich aktiv, so dass sich hier zum Beispiel die Fokusgruppen bewährt haben. Für die weitere Bürgerbeteiligung gibt es thematische Schwerpunktsetzungen, die sich in vier Beteiligungsräu- me einteilen lassen: - Gesamtentwicklung - Parklandschaft - Baufelder - Flughafengebäude Innerhalb dieser vier Bereiche werden ab 2013 regel- mäßige Beteiligungsformate angeboten. Diese sind modu- lar abrufbar und abhängig von dem gewünschten Ergebnis einsetzbar: Standortkonferenz In der Regel soll es mindestens 2 Standortkonferenzen pro Jahr (zusammen in allen Beteiligungsräumen) geben. Hierunter fällt die Erläuterung des Planungsstands im jeweiligen Beteiligungsraum und Einzelthemen wie z.B. "Wohnen". Stadtwerkstatt Eine Dialogveranstaltung, zum Teil mit Mitwirkungs- elementen und folgenden Typen: „Bürgerforum“ – Bürgerfragen im Dialog beantworten „Bürgerworkshop, Juniorworkshop, etc.“ – Veranstal- tungen, die über den Dialog hinaus auch die Möglichkeit der Mitwirkung bieten: Erarbeiten von Empfehlungen. Planungszelle /Bürgergutachten Format zur Mitwirkung von per Zufallsstichprobe ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern mit dem Ziel, Bürgerempfehlungen für die Wettbewerbsauslobung zu den Baufeldern zu bekommen. Das Bürgergutachten hat den gleichen Rang wie die Gutachten, die im Rahmen der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange erstellt wer- den. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens findet Ende November 2013 eine Planungszelle zum B-Plangebiet am Tempelhofer Damm statt. Nutzerbeirat Park Kontinuierliche Begleitung der Planung mit dem Ziel, nutzerspezifische Interessen anwaltschaftlich einzubrin- gen und somit Nutzungskonflikten vorzubeugen. Am 21.08.2013 kam der Nutzerbeirat Parklandschaft zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Das neu geschaffene Beteiligungsgremium wird sich regelmäßig mit nutzungs- bezogenen und gestalterischen Aspekten der Parkentwick- lung beschäftigen sowie Empfehlungen und Lösungsvor- schläge bei möglichen Interessenskonflikten entwickeln. Die Ergebnisse sollen in den Entwicklungsprozess der Parklandschaft eingebracht werden. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 758 5 Die im Nutzerbeirat vertretenen Gruppen spiegeln die Vielfalt der aktuellen und zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer wider. Eingeladen wurden Jugendliche, Seniorin- nen und Senioren, Migrantinnen und Migranten, Men- schen mit Behinderungen, Vertreter von Sportvereinen, den Pionierprojekten der Tempelhofer Freiheit, Nachbar- schafts- und Bürgerinitiativen sowie Naturschützerinnen und Naturschützer. Ausstellungen Informationsausstellungen zu Planungsständen, Wett- bewerbsergebnissen und Einzelthemen, Bürgerausstellun- gen zur Präsentation der Perspektiven verschiedener Nut- zergruppen (z.B. Erfahrungen und Empfehlungen der Pioniere) Ausstellung zu Bauleitplanverfahren zur Information der Bürgerschaft und zur Vorbereitung der „Erörterungsveranstaltung “. Frage 7: Welche Beteiligungsergebnisse, basierend auf Anregungen der Bürgerinnen und Bürger, werden oder wurden in den Planungen zur Gestaltung des Tem- pelhofer Feldes bisher umgesetzt, und welche sollen noch umgesetzt werden? Antwort zu 7: Die Gestaltung der zukünftigen Park- landschaft Tempelhof ist das Ergebnis einer breiten Bür- gerbeteiligung; wie dargestellt. Entschieden wurde vom Preisgericht, in dem Politik und Fachleute unter Berück- sichtigung des geschilderten Vorlaufs die Wahl getroffen haben. Die Entscheidung war Bestandteil eines förmli- chen Vergabeverfahrens. Die Berücksichtigung der Bür- gerwünsche war ein wichtiges Entscheidungskriterium. Mit sehr großer Mehrheit wünschen sich die Teilneh- menden mehr Bäume, Wasserelemente, Gastronomie, Spiel- und Sportangebote, Bänke, Geländebewegung und kleinteiligere Räume und Wege sowie bessere Zugänge. Sehr häufig wird als Vorbild der Britzer Garten genannt, besonders von Personen mit Migrationshintergrund. Gleichzeitig wollen viele, dass die Weite erhalten bleibt und naturnahe Bereiche weiter vorhanden sind. Dem entspricht der Entwurf von Gross.Max., weil er an den Rändern die gewünschten Angebote macht, aber weite Bereiche in der Mitte als naturnahe Wiesenflächen be- lässt. Die wichtigsten Wünsche an die Parklandschaft sind vor und nach dem Verfahren über die Jahre hinweg weit- gehend die gleichen, das zeigen die Ergebnisse des Besu- chermonitorings. Das Besuchermonitoring zeigt zudem deutlich, dass viele Besuchergruppen zurzeit nicht die Angebote vorfin- den, die sie sich wünschen. Dominierend sind Männer zwischen 18 und 55 mit einheimischen Hintergrund. Frauen sind unterrepräsentiert, ältere Menschen, sonst intensive Parkbesucherinnen und Parkbesucher, und Men- schen mit Migrationshintergrund, obwohl in der Nachbar- schaft überrepräsentiert, sind deutlich unterrepräsentiert. Ebenso sind Familien mit Kindern unterdurchschnittlich vertreten. Es ist also nicht zutreffend, dass die Erholung auf dem Feld schon jetzt gut funktioniert. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung sind schon weitgehend in die Planung der Parklandschaft eingeflos- sen. Neue Erkenntnisse und weitere oder geänderte Wün- sche können über den Nutzerbeirat und die Ergebnisse des Besuchermonitorings in die Parkplanung einfließen. Die städtebauliche Entwicklung an den Rändern des Tempelhofer Feldes befindet sich in der Phase der früh- zeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens können Bürgerinnen und Bür- ger ihre Stellungnahmen bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt geltend machen. Diese fließen nach entsprechender Abwägung in den weiteren Planungsprozess ein. Frage 8: Fließen die Forderungen, die im Volksbegeh- ren "Erhalt des Tempelhofer Feldes" gestellt werden in die Planungen zum Tempelhofer Feld ein? Wenn ja, wel- che Forderungen und in welcher Form? Antwort zu 8: Alle im Rahmen der frühzeitigen Öf- fentlichkeitsbeteiligung eingegangenen Stellungnahmen werden ausgewertet und gehen in die Abwägung mit ein. Differenzierte Aussagen sind im Moment noch nicht möglich. Frage 9: Warum wird im Rahmen der Bauleitplanung und Baugenehmigung nicht das Ergebnis oder zumindest der Abschluss der nächste Stufe des Volksbegehrens „100% Tempelhofer Feld“ abgewartet, um dem Willen der Bevölkerung nicht vorzugreifen? Antwort zu 9: In Bezug auf die Bebauungsplanung und sehr viel später erfolgende Baugenehmigungen für die Bauflächen am Tempelhofer Damm gibt es keine zeitlichen Überschneidungen mit dem Verfahren des Volksbegehrens. In Bezug auf die Parklandschaft wird dem dokumen- tierten Bürgerwillen entsprochen. Die Ziele der Initiative „100% Tempelhofer Feld“ werden durch den Senat nicht mitgetragen. Die Bebauungsplanverfahren für die Bebauung der Ränder des Tempelhofer Feldes und die erforderliche soziale Infrastruktur und Sportflächen wurden im August 2013 eingeleitet. Mit der frühzeitigen Öffentlichkeitsbe- teiligung wurde im September/Oktober 2013 ein erster Verfahrensschritt für zwei Bebauungsplanverfahren durchgeführt. Aufgrund des dringenden Wohnungsbe- darfs in Berlin und der langen planerischen und partizipa- torischen Vorläufe kann nicht bis zum Vorliegen des Ergebnisses des Volksbegehrens gewartet werden. Die Bebauungsplanverfahren werden jedoch erst ab- geschlossen, nachdem das Ergebnis des Volksbegehrens vorliegt. Berlin, den 22. November 2013 In Vertretung R. L ü s c h e r ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 28. Nov. 2013)