Drucksache 17 / 12 798 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Pavel Mayer (PIRATEN) vom 30. Oktober 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 05. November 2013) und Antwort Touristische Leitsysteme in Berlin Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche touristischen Leitsysteme bestehen derzeit in Berlin? (Bitte auflisten unter Berücksichtigung folgender Gesichtspunkte): a. Name, einbezogene Gebiete und Ausgangs- punkt(e) b. Art und struktureller Aufbau des Leitsystems (bspw. Rundgang, Beschilderung eines Stadtvier- tels, virtuelle Stadtführung etc.) c. Angaben zum Design und zur Frage, wie das Leit- system jeweils im Stadtumfeld integriert ist (bspw. durch Hinweise an Stationen des ÖPNV) d. (Technische) Ausstattung mit Anzahl (bspw. Na- vigation über Smartphone, Infotafeln, Wegmarkie- rungen, Informationssäulen etc.) e. Anzahl und Art berücksichtigter Sehenswürdigkei- ten f. Beteiligte Partner (Bezirke, Unternehmen, Landes- unternehmen etc.) g. Einsetzungsdatum Antwort zu 1 a bis g: Mit Datum vom 20.01.2004 hat der Senat die Installation eines Touristischen Informati- onssystems in Berlin (in Form einer Pfeilwegweisung) beschlossen. Das System, das explizit Fußgängerinnen und Fußgänger anspricht, ist in der Gesamtstadt umge- setzt worden; wird regelmäßig aktualisiert und unterhal- ten. Die Wegweisung ist als eine zusätzliche Orientie- rungshilfe zur Benutzung von Plänen (Stadtplan, Reise- führer, Tafeln) konzipiert worden. Sie soll auf kurzen Wegen (Leitpfade) den Gast vorrangig von verkehrlichen Quellstandorten wie S- oder/und U-Bahnstation sowie Bushaltestelle abholen und zum Zielpunkt führen. Die Form und Gestalt der Pfeilwegschilder schließt einerseits an die fast 50-jährige Tradition der Berliner Straßennamenbeschilderung an (Verwendung derselben Rahmentypen) und andererseits wird ein eindeutig neues System sichtbar, das sich an der Farbe der Schilder fest- machen lässt: weiße Schrift auf saphirblauem Grund ist das charakteristische Erkennungsmerkmal der Berliner Wegweisung. Vor der derzeit laufenden Aktualisierung in diesem Jahr existierten 728 Standorte, das entspricht rd. 1.300 Schildern im gesamten Stadtgebiet. In diesem Zusammenhang wurden bisher rd. 400 Se- henswürdigkeiten berücksichtigt. Die Festlegung der auszuweisenden Objekte erfolgt nach folgenden Bedeutungskriterien: Kultur: Kulturelle Einrichtungen, Museen, Theater, Veranstaltungsorte Politik: Wichtige bzw. herausragende Objekte der Landes- bzw. Bundespolitik von hohem öffentlichen Interesse und mit überwiegend dauerhafter öffentlicher Zugänglichkeit oder öffentlicher Nutzbarkeit Architektur: Wichtige bauliche Objekte von hohem öffentlichen Interesse bzw. hohem Identifikationswert und Bekanntheitsgrad („Sehenswürdigkeiten“) Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 798 2 Öffentlicher Raum: Wichtige Plätze und Orte von hohem öffentlichen Interesse bzw. hohem Identifikationswert und Bekanntheitsgrad Stadtgeschichte: Orte und Objekte mit stadtgeschichtlichem Bezug Allgemeine Orientierung: Orte und Objekte, die zur allgemeinen Orientierung wichtig sind bzw. auf die wegen ihrer besonderen Lage hingewiesen werden muss Touristische Relevanz: Orte und Objekte, die eine/ein Touristin/Tourist in einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von etwa 3 Tagen zu besichtigen in der Lage ist (vor allem in den zentralen City-Bereichen). Für alle Bedeutungskriterien gilt, dass den Orten eine überregionale Bedeutung zugemessen wird und die Orte und Objekte zumindest teilweise oder zeitweise öffentlich zugänglich sein müssen. Nicht ausgeschildert werden politische Ziele wie Bot- schaften und Landesvertretungen (kein ständiger öffentli- cher Zugang) sowie Ziele, die eine Abgrenzung zur Pri- vatwirtschaft erschweren bzw. zu entsprechenden Begehr- lichkeiten führen könnten. An der Umsetzung der Pfeilwegweisung sind neben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt auch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung sowie die Bezirksämter als zuständige Verwaltungen, als auch die für den Tourismus zuständi- gen Institutionen: Partner für Berlin, IHK und VisitBerlin sowie die Staatlichen Museen zu Berlin beteiligt. Das Büro Hoffmann Leichter Beratende Ingenieure war in einer Arbeitsgemeinschaft mit BTE Berlin Tou- rismusmanagement mit der Erarbeitung des Konzeptes beauftragt. Die Grün Berlin GmbH ist als Projektsteuerer in die Realisierung der Pfeilwegweisung eingebunden. Im Übrigen wird auf die Internetseite http://touris.gruen-berlin.de/aktuell/ hingewiesen. Frage zu 1 h: Nutzerzahlen Antwort zu 1 h: Die Pfeilwegweisung befindet sich ausschließlich im öffentlichen Raum und steht so allen Berlinerinnen und Berlinern sowie allen Touristinnen und Touristen dieser Stadt als zusätzliche Orientierungshilfe zur Verfügung. Konkrete Nutzerzahlen liegen nicht vor. Frage zu 1 i: Bisher erfolgte Evaluationen und Anga- ben dazu, wo diese eingesehen werden können Antwort zu 1 i: Nach Abschluss des 1. Bauabschnittes, der den Zentralen Bereich im Bezirk Mitte (Siegessäule bis zum Alexanderplatz) umfasst, wurde eine Akzeptan- zuntersuchung durchgeführt. Im Ergebnis dieser Untersu- chung wurde festgestellt, dass es doppelt so viele Positiv- als Negativ-Nennungen gab, was sich in der abschließen- den Benotung widerspiegelte, die entsprechend dem Schulnotensystem (1 bis 6) vorgenommen wurde und bei einem Durchschnitt von 1,99 liegt. Eingesehen kann diese Expertise bei der Senatsver- waltung für Stadtentwicklung und Umwelt werden. Frage zu 1 j: Planungs- und laufende Kosten mit An- gabe zu Kostenbeteiligungen Antwort zu 1 j: Für die Aktualisierung und Unterhal- tung der Pfeilwegweisung stehen im Haushalt der Senats- verwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt jährlich 40.000 € zur Verfügung. Diese Mittel werden der Grün Berlin GmbH als Zuwendung bewilligt. Sie sind für fol- gende Kostenbausteine vorgesehen: rd. 15.000 € sind für die Mängelbeseitigung der bestehenden Schilder und rd. 21.000 € für die Aktualisierung sowie rd. 4.000 € für die Projektsteuerung der Grün Berlin GmbH. Die Erstinstallation der Pfeilwegweisung ist aus Mit- teln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW)“ finanziert worden. Frage zu 1 k: Integration in andere Leitsysteme Antwort zu 1 k: Eine Integration in andere Leitsyste- me gibt es derzeit in Berlin nicht. Frage zu 1 l: Sprachen Antwort zu 1 l: Die Ausweisung erfolgt ausschließlich in deutscher Sprache, weil es sich in aller Regel um Ei- gennamen handelt. Frage zu 1 m: Angaben zur Barrierefreiheit Antwort zu 1 m: Die Gestalt der Schilder wurde mit dem Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung bei der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales und gemeinsam mit den Sehbehindertenverbänden abge- stimmt. Frage 2: Sind derzeit weitere touristische Leitsysteme für Berlin geplant (bitte mit Angabe der unter Punkt 1 genannten Unterpunkte soweit möglich)? Antwort zu 2: Es wird derzeit geprüft, ob eine Ergän- zung der bestehenden Pfeilwegweisung durch Informati- onsstelen erfolgen soll, die die üblichen analogen Infor- mationen enthalten (Stadtpläne, Angaben zu den Sehens- würdigkeiten) und eine erkennbare optische Verbindung zur Pfeilwegweisung aufweisen. Weitere Angaben dazu können derzeit nicht gemacht werden. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 798 3 Frage 3: Inwieweit werden verschiedene touristische Leitsysteme in ihrer Gesamtheit koordiniert und welche Stellen sind hier verantwortlich? Antwort zu 3: Im Rahmen der Genehmigungspflicht werden in Berlin die verschiedenen touristischen Leitsys- teme, die hier im Einzelnen nicht bekannt sind, von den Bezirksämtern koordiniert. Dafür sind in der Regel die bezirklichen Tiefbauämter zuständig. Frage 4: Inwieweit sind die bestehenden touristischen Leitsysteme zukunftsfähig angesichts steigender Über- nachtungszahlen und auch technologischer Entwicklun- gen? Sind in der Hinsicht Anpassungen geplant und wenn ja welche? Antwort zu 4: Hier kann nur für die Pfeilwegweisung geantwortet werden. Diese ist als eine zusätzliche Orien- tierungshilfe zur Benutzung von Plänen (Stadtplan, Reise- führer, Tafeln) konzipiert worden und demzufolge wei- terhin zukunftsfähig. Anpassungen sind nicht geplant. Frage 5: Bestehen im Zusammenhang mit der derzei- tigen Beratung der Übernachtungsabgabe Überlegungen, hieraus gewonnene Mittel im Sinne touristischer Leitsys- teme einzusetzen? Antwort zu 5: Hierzu liegen derzeit keine Erkenntnis- se vor. Frage 6: Haben Sie sonst noch etwas hinzuzufügen? Antwort zu 6: Nein. Frage 7: Welche Stellen waren an der Beantwortung dieser kleinen Anfrage beteiligt? Antwort zu 7: Die Beantwortung der Kleinen Anfrage hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Um- welt vorgenommen. Berlin, den 17. Februar 2014 In Vertretung E p h r a i m G o t h e ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 25. Feb. 2014)