Drucksache 17 / 12 810 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Cornelia Seibeld und Gottfried Ludewig (CDU) vom 06. November 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. November 2013) und Antwort Zigaretten erst ab 21 Jahren - sinnloses Verbot oder sinnvoller Schutz? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Welche statistischen Erkenntnisse hat der Senat über den Zigarettenkonsum in der Altersstufe der 12- bis 17-Jährigen im Land Berlin? 2. Wie viele Jugendliche beginnen in diesem Alter zu rauchen und bei wie vielen kommt es zu einer Nikotinab- hängigkeit? 3. Wie hat sich die Zahl der minderjährigen Raucher im Land Berlin in den letzten 10 Jahren entwickelt und welchen Trend sieht der Senat? Zu 1. - 3.: Die epidemiologischen Untersuchungen zum Suchtmittelgebrauch bzw. -missbrauch in Berlin beziehen sich auf Personen ab dem 15. Lebensjahr. Die Europäische Schülerstudie zu Alkohol und ande- ren Drogen (ESPAD) 2011 vom Institut für Therapiefor- schung (IFT) in München beinhaltet die aktuellsten Aus- sagen über den Zigarettenkonsum Minderjähriger in Ber- lin. Danach ist die Raucherquote der befragten 15 bis 16- jährigen Schülerinnen und Schüler mit 28 % in Berlin im Vergleich zu den anderen an der Studie beteiligten Bun- desländern (Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg- Vorpommern und Thüringen) am niedrigsten. In Berlin gaben 27 % der Jungen und 29 % der Mädchen an, in den letzten 30 Tagen vor der Befragung geraucht zu haben. Seit 2003 ging in allen Schulformen (Haupt-, Real-, Gesamtschule und Gymnasium) der Anteil der aktuell rauchenden Berliner Jugendlichen zurück. Entsprechend steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die noch niemals geraucht haben, kontinuierlich an und lag 2011 bei 41 %. Die Ergebnisse der Repräsentativerhebung 2012 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Suchtmittelkonsum Jugendlicher im Alter von 12 bis 27 Jahren verdeutlichten ebenfalls einen stark rückläufi- gen Trend beim Rauchen. Danach war bundesweit die Raucherquote unter den Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren von 27,5 % in 2001 auf einen historischen Tief- stand von 11,7 % in 2011 gesunken. Der Trend lautet, die Prävalenzen sinken kontinuier- lich und wir gehen davon aus, dass diese Entwicklung sich möglicherweise verlangsamt, aber anhält. Das Alter des ersten Tabakkonsums wurde letztmalig umfassend für Berlin im Rahmen des Suchtsurveys 2006 untersucht. Danach hatten von den befragten 15- bis 17- Jährigen 21,9 % bis zum vollendeten 13. Lebensjahr den ersten Tabakkonsum. 4. Hat der Senat Erkenntnisse darüber, inwieweit sich der Zigarettenkonsum im Land Berlin durch die Umrüs- tung der Zigarettenautomaten auf EC-Karten-Bezahlung verändert hat? Zu 4.: Darüber liegen dem Senat keine Erkenntnisse vor. 5. Sieht der Senat die Notwendigkeit, einen besseren Schutz vor Nikotinabhängigkeit für Jugendliche und jun- ge Erwachsene durch ein Erschweren des Zugangs zu Nikotin in Angriff zu nehmen? Zu 5.: Der Zugang zu Zigaretten ist bereits erschwert worden durch die Heraufsetzung des Alters auf 18 Jahre und die unbare Bezahlung an Zigarettenautomaten. Aufgrund der seit mehreren Jahren sinkenden Prä- valenzraten jugendlicher Raucherinnen und Raucher sind gegenwärtig keine weiteren Maßnahmen in dieser Hin- sicht vorgesehen. 6. Hält der Senat seine Bemühungen für Aufklärungs- kampagnen hinsichtlich der Gefahren des Rauchens für ausreichend? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 810 2 Zu 6.: Die Maßnahmen zur Reduzierung des Tabak- konsums sind in Berlin vielfältig und angemessen. Sie umfassen projektbezogene sowie bezirkliche und ge- samtstätische Aktivitäten. Unter der Schirmherrschaft des Senators für Gesundheit und Soziales werden diese Akti- vitäten im Rahmen des Berliner Landesprogramms „Berlin qualmfrei“ von der Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH koordiniert und gemeinsam mit einer Vielzahl an Kooperationspartnern umgesetzt. In diesem Jahr war Schwerpunkt dieser Hauptstadtbündnisarbeit das Thema „Familie und Rauchen“. Durch Veranstaltungen in Schulen bzw. im Jugend- freizeitbereich und durch mehrsprachige Informationsma- terialien wird insbesondere auf das Rauchverhalten Ju- gendlicher Einfluss genommen. Des Weiteren werden Workshops zur Tabakprävention für pädagogische Fach- kräfte, MOVE-Fortbildungen zur Motivierenden Kurzin- tervention für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit jungen Menschen in Kontakt kommen, von der Fachstelle für Suchtprävention Berlin gGmbH angeboten. Für Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 13. Klasse gibt es von KARUNA e. V. einen interaktiven Erlebnis-Parcours zur Tabakprävention, der auch für körperlich und geistig behinderte Schülerinnen und Schü- ler zugänglich ist. Jedes Jahr findet der internationale Wettbewerb zum Nichtrauchen „Be Smart – Don´t Start“ in Berliner Schulen statt. Darüber hinaus bieten die gesetzlichen Krankenkassen ein weites Spektrum an Informationsbroschüren und - kampagnen, Aufklärung und Beratung sowie Hilfen bei der Raucherentwöhnung an. Berlin, den 02. Dezember 2013 In Vertretung Emine D e m i r b ü k e n - W e g n e r _____________________________ Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 10. Dez. 2013)