Drucksache 17 / 12 990 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Claudia Hämmerling (GRÜNE) vom 13. Dezember 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 16. Dezember 2013) und Antwort Weiterbildung durch Tierversuche Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Welche dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) bekannten Unternehmen haben in Berlin in den vergangenen fünf Jahren im Zusammenhang mit Tierversuchen Fortbildungsprogramme für medizinisches Personal oder auch andere Zielgruppen durchgeführt? Zu 1.: In den vergangen 5 Jahren wurden derartige Fortbildungsprogramme nach Kenntnis des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) von folgenden Unternehmen und anderen Einrichtungen angeboten: Novalung GmbH; Bayer AG; Deutsches Rheumafor- schungs-Zentrum; Berliner Fortbildungen; Aesculap Aka- demie GmbH; Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie; Deutsches Herzzentrum; Leibniz-Institut für molekulare Pharmakologie; Max-Delbrück-Zentrum; Charité; Freie Universität Berlin; Bundesinstitut für Risikobewertung; Robert-Koch-Institut; Lise-Meitner-Schule. 2. Welchen konkreten Inhalt hatten die jeweiligen Lehrveranstaltungen (bitte einzeln auflisten)? Zu 2.: Lehrveranstaltungen wurden einerseits zur Ausbildung von Tierpflegerinnen und Tierpflegern, Bio- logielaborantinnen und Biologielaboranten, biologisch technischen Assistentinnen und Assistenten, Veterinär- medizinerinnen und Veterinärmediziner sowie Biologin- nen und Biologen angezeigt, andererseits zur Fortbildung von Medizinerinnen und Medizinern sowie von Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern, die die nach Tierschutzrecht geforderte tierexperimentelle Sachkunde erwerben sollen. Relevante Titel der Lehrprogramme sind nachfolgend aufgeführt. Beatmungsstrategien bei akutem Lungenversagen; Ausbildung von Biologielaborantinnen und Biologielabo- ranten; Ausbildung von Versuchstierpflegerinnen und Versuchstierpflegern; Erlernen peroraler Gabe von Flüs- sigkeiten bzw. Wirkstoffen; mikrochirurgische Operati- onsmethoden; Blutentnahme- und Injektionstechniken bei Nagern; Techniken bei laparoskopischen Untersuchun- gen; Praxiskurs Erzeugung transgener Mäuse; Erlernen der Spermienkryokonservierung; Erlernen der epikardia- len Punktionstechnik am Schwein; Erlernen der Operati- onsmethode nach Nossuli et al.; Herz- und Gefäßchirurgie und Anwendung der Herz-Lungenmaschine am Schwein; Trainingseinheit für transplantierende Herzchirurgen; Herz-MRT-Untersuchungen; Erlernen von Farbstoffin- jektionen in Hirnregionen; Erlernen verschiedener Ein- griffe und Behandlungen am Tier; Handhabung eines KleintierMRT; Erlernen der Embryotransfertechnik; Aus- und Fortbildung in der intrathekalen Applikation von Substanzen; Erlernen der Induktion eines Myokardin- farkts bei Ratten; Ausbildung von Assistenzärztinnen und Assistenzärzten der Fachrichtung plastische Chirurgie; Vermittlung von Applikationstechniken; Ausbildung im Anbringen eines Fixateur extern bei der Ratte bzw. Maus; Chirurgie in Notfallsituationen; Erlernen der Instrumen- tierung und Anästhesieführung beim Schwein; Schulung zur Implantation eines Herzersatzsystems; Bronchoskopi- sche Emphysembehandlung am Schaf; Erlernen der Exci- sion des Herzens und Implantation des Kunstherzsystems; Lehrprojekt für Lebertransplantation am Schwein; Erler- nen der Leberteilresektion im Rattenmodell; intrakranielle Implantation osmotischer Minipumpen; Lehrprogramm Hirntrauma, Nierentransplantation in der Maus; Diagnos- tik neurologischer Symptome bei Mäusen und Ratten; motorische und kognitive Verhaltenstests; Durchführung endoskopischer Operationen am Schwein; tiefe Hirnsti- mulation; Lehrprogramm zur 5/6 Nephrektomie Maus und Ratte; Erlernen der MCAO (Schlaganfallmodell); Erler- nen der Femoralisligatur und Mikrosphärenperfusion; Erlernen des Myokardinfarkts bei Ratten; in utero Elekt- roporation bei Mäusen; Lehrübung zur Langzeitnarkose und invasiven Blutdruckmessung am Kaninchen; Erlernen von entor-hinalen Cortexläsionen; Erlernen von Rücken- marksläsionen; Lehrprogramm zum Schlaganfallmodell Maus; stereotaktische Hirnoperationen Ratte; Handling Herzinsuffizienz Ratte; Ausbildung von Studentinnen und Studenten der Veterinärmedizin; Erlernen biochemischer Methoden; parasitologische Übungen für Veterinärstu- dentinnen und Veterinärstudenten; Verwendung von Restblut zu Ausbildungszwecken; Präparation der Rückenhautkammer und des Schädelfenstermodells Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 12 990 2 Maus; Erlernen der Tracheotomie Ratte; Embryotransfer, Vasektomie, Mikroinjektion, Kryokonservierung und in vitro Fertilisation, Präparation des Nervensystems von mazerierten Fischen; Übungen von Applikationstechniken an der Maus (BTA-Ausbildung); Fortgeschrittene mini- malinvasive Kinderchirurgie am Kleintiermodell; Erler- nen der minimalinvasiven Implantation von tissue-engi- neerten Herzklappen (Schaf); Erlernen der Anlage eines kardio-pulmonalen Bypasses an adulten und juvenilen Ratten; Erlernen der Herzkatheterisierung am Schwein; Einsatz extrakardialer Lungenersatzverfahren (Schwein); Hirntrauma im Cortex; experimentelle Rückenmarkver- letzung bei der Maus; Induktion einer Aortenstenose; Herstellung von akuten Hirnschnitten; 6-OHDA Läsion (Parkinsonmodell) an der Ratte; Kurs Chirurgie für Mili- tärärztinnen und Militärärzte (Schwein); Damage Control Course (Schwein). 3. Wie viele Tiere welcher Tierarten wurden bei den Tierversuchen verbraucht (bitte auflisten)? Zu 3.: Die erbetenen Angaben für den Zeitraum von 2009 bis 2012 sind auf der Homepage des Landesamts für Gesundheit und Soziales einzusehen (http://www.berlin.de/lageso/gesundheit/veterinaerwesen/ versuchstiermeldung.html). Die Daten für 2013 liegen noch nicht vor. 4. Wie hat sich der Umfang der Weiterbildungsmaßnahmen und der in diesem Rahmen verbrauchten Tiere in den letzten fünf Jahren verändert? Zu 4.: Die Anzahl der in Versuchen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung eingesetzten Wirbeltiere ist seit 2009 rückläufig und stellt sich wie folgt dar: 2009: 8.288 2010: 8.348 2011: 6.890 2012: 5.938. 5. Auf welche Handreichung über anerkannte vorhandene tierversuchsfreie Methoden für den jeweils zu vermittelnden Lehrinhalt kann sich die Genehmigungsbe- hörde bei der Bewertung der Unerlässlichkeit der bean- tragten Tierversuche stützen? Zu 5.: Es gibt zahlreiche Informationen zu Ersatz- und Ergänzungsmethoden im Internet, wie z. B. interniche, vetsimulators, Lehrmedien an der tierärztlichen Hoch- schule Hannover, www.procedureswithcare.org.uk/; www.animalearn.org/sciencebank.php; norina; satis; ZEBET, EURCA - European Resource Centre for Alter- natives in Higher Education www.eurca.org. Darüber hinaus muss jede Antragstellerin und jeder Antragsteller auf Nachfrage darlegen, inwieweit die Mög- lichkeiten mit alternativen Methoden das Lernziel zu erreichen, geprüft wurden. Es muss begründet werden, warum alternative Methoden nicht eingesetzt werden können. 6. Wie viele Kontrollen sind in diesen Einrichtungen in den vergangenen fünf Jahren erfolgt und gab es dort Beanstandungen, wenn ja, welche? Zu 6.: Von den 172 in Frage kommenden Vorhaben zur Aus-, Fort- und Weiterbildung wurden insgesamt 100 kontrolliert. Es gab in mehreren Fällen formale Beanstan- dungen, die sich auf die Dokumentation der Eingriffe und Behandlungen bezogen. In einzelnen Fällen waren Ände- rungen nicht oder nicht rechtzeitig angezeigt worden. In einem Fall bestanden erhebliche Zweifel an der Unerläss- lichkeit der eingesetzten Anzahl an Tieren. 7. Wie viele personelle Ressourcen stehen der Genehmigungsbehörde für die Genehmigung und Überwa- chung dieser Tierversuche zur Verfügung? Zu 7.: Für diesen Aufgabenbereich stehen 4 tierärztli- che Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung, die vielfältige weitere Aufgaben wahrzunehmen haben. 8. Wie hat sich der Umfang der zu bewilligenden und zu überwachenden Tierversuche in den letzten 10 Jahren verändert? Zu 8.: Die Anzahl der eingegangenen Anträge und Anzeigen für Tierversuche sowie Eingriffe und Behand- lungen zu wissenschaftlichen Zwecken, einschließlich der Tötung zu wissenschaftlichen Zwecken können der nach- folgenden Tabelle, erste Zeile, entnommen werden. In der zweiten Zeile findet sich die Anzahl der im jeweiligen Jahr laufenden Vorhaben wieder. 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Eingang Anträge 284 389 347 320 462 486 432 386 456 385 Laufende Vorhaben 1.350 1.304 1.482 1.332 1.596 1.758 1.926 1.463 1.485 9. In welchem Umfang haben sich hierfür zur Verfügung stehende Personalstellen verändert? Zu 9.: Die Anzahl der Personalstellen hat sich in die- ser Zeit um eine tierärztliche Stelle erhöht. Berlin, den 20. Januar 2014 Thomas Heilmann Senator für Justiz und Verbraucherschutz (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 28. Jan. 2014)