Drucksache 17 / 13 016 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 17. Dezember 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 20. Dezember 2013) und Antwort Europa-Profile für Berliner Schulen? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Welche weitergehenden Kenntnisse hat der Senat über die Nachfrage nach der Schulform der Staatlichen Europaschulen (SESB), die über die reinen Anmeldezah- len hinausgehen? Ist beispielsweise bekannt, ob und wie viele Schüler/Innen ohne Migrationshintergrund / aus nicht-binationalen Ehen sich für die Schulform Europa- schulen entscheiden? Wenn ja: wie haben sich diese Zah- len seit Abschaffung der Vorklassen entwickelt? Zu 1.: Hierzu liegen bisher keine Angaben vor. Die wissenschaftliche Evaluation der Staatlichen Europa- Schule Berlin (SESB), die in diesem Schuljahr startet, wird u.a. die sprachlichen und sachfachbezogenen Kom- petenzen der verschiedensprachigen Schülerinnen und Schüler im Deutschen und insbesondere in den nicht- deutschen Partnersprachen angemessen abbilden. Des Weiteren werden die Eltern der Schülerinnen und Schüler insbe-sondere zu ihrem sprachlichen Hintergrund befragt. 2. Ist es auch SchülerInnen, die nur Vorkenntnisse in einer Sprache haben, möglich, eine Europaschule zu be- suchen? Wenn nein, warum nicht? Zu 2.: Ja, dies ist möglich. 3. Welche interkulturellen Kompetenzen über die rei- nen Sprachkenntnisse hinaus sind mit dem Konzept der SESB verbunden? Welche interkulturellen Kompetenzen soll die SESB vermitteln? Wie konkretisiert sich dies im Schulalltag? Zu 3.: Kenntnisse und Reflexionen, die Partnerkultu- ren betreffend, die im Schulalltag erfahrbar sind, bilden die Basis der interkulturellen Kompetenz. Konkretisiert wird dies in standortinternen spezifischen Aktivitäten als standortübergreifend, wie z.B. beim Grand Prix de la Petite Chanson, bei der Fußball-Europameisterschaft, beim Schreibwettbewerb Kids – fit für Europa, bei Aktio- nen während der Europawoche, bei Aktivitäten zum Tag der europäischen Sprachen sowie Kooperationsprojekten zwischen einzelnen Standorten. 4. Wie viele SESB-Standorte sind reine Europaschu- len und an wie vielen Standorten werden auch sogenannte Regelklassen beschult? Zu 4.: Vier Standorte sind zurzeit reine SESB- Schulen: Aziz-Nesin-Grundschule (deutsch-türkisch), Quentin-Blake-Grundschule (deutsch-englisch), Märki- sche Grundschule und Judith-Kerr-Grundschule (beide deutsch-französisch). An allen anderen 26 Standorten werden auch Regelklassen beschult. 5. Ist dem Senat bekannt, ob und inwiefern an solchen gemischten Standorten pädagogisch-didaktische bzw. fächer- und lernfelderbezogene Zusammenarbeit zwi- schen den Regelschulen/-klassen und den Europaschu- len/-klassen stattfindet? Zu 5.: Es besteht an allen Standorten, die SESB- und Regelklassen beschulen, eine pädagogisch-didaktische und zum Teil auch fächerbezogene Kooperation. 6. Welche Konzepte bzw. good practice Beispiele für solche Zusammenarbeit, möglicherweise auch in anderen deutschen/europäischen Städten mit vergleichbaren Schu- len, sind dem Senat bekannt? Zu 6.: Innerhalb der Bundesrepublik gibt es kein der SESB vergleichbares Modell bzw. vergleich-bare Schu- len, die als geschlossener Bildungsgang von Jahrgansstufe 1 bis zum Abitur führen. 7. Würde der Senat ein Europaschulen-Modell begrü- ßen, indem auch Anfängerkurse für die jeweiligen Spra- chen angeboten werden, bzw. ist ein solches Angebot geplant? Wenn nein, warum nicht? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 016 2 Zu 7.: Die SESB nimmt im Rahmen der Einschulung zur Hälfte Kinder auf, die Deutsch altersgemäß wie eine Muttersprache beherrschen, zur Hälfte Kinder, die die jeweilige nichtdeutsche Sprache altersgemäß wie eine Muttersprache beherrschen. Dies ist die Mindesteignung für die SESB als Schule besonderer pädagogischer Prä- gung. 8. Ist es Berliner Grund-. und Oberschulen möglich, ein europäisches Schulprofil bzw. ein Kulturraumprofil mit Betonung bestimmter Sprachen/Sprachräume auszu- prägen auch ohne eine Staatliche Europaschule zu sein (etwa vergleichbar den musischen / MINT-Profilen u.ä.)? Zu 8.: Ja, dies ist möglich. 9. Hält der Senat die Entwicklung solcher Profile für wünschenswert? Welche Voraussetzungen müssten solche Profile erfüllen? Zu 9.: Ja, wobei dies eher für Schulen ab der Sekun- darstufe I eine Option ist, da sich Grundschulen nicht vorrangig durch Fokussierung auf bestimmte Inhalte profilieren, sondern den Auftrag haben, allen Kindern eine gemeinsame Grundbildung zu gewährleisten. Wie jedes schulische Profil müsste auch ein „Kulturraumprofil “ von der Schule inhaltlich definiert, von der Schulkonferenz beschlossen und im Schulprogramm verankert werden. Sofern damit Auswirkungen auf die rechtlichen Rahmenbedingungen verbunden sein sollten (z. B. beim Zugang oder auf die Stundentafel), wäre eine schulauf- sichtliche Genehmigung erforderlich. 10. Welche weiteren bzw. sonstigen Ideen und An- sätze verfolgt der Senat zur weiteren Beförderung des europäischen Gedankens sowie der Bi- bzw. Mulitilingu- alität mithilfe Berliner Schulen? Zu 10.: Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (SenBildJugWiss) hat im Jahr 2013 eine Ar- beitsgruppe "Europäische Dimension für die SESB" ein- gesetzt, der Vertreterinnen und Vertreter der SenBildJu- gWiss, des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin- Brandenburg (LISUM), der EuropaBeratung Berlin und Schulleiterinnen und Schulleiter ausgewählter SESB- Standorte angehören. Diese Arbeitsgruppe soll ein Kon- zept erarbeiten, wie die SESB ihr europäisches Profil schärfen kann, mit dem Ziel der Ausdehnung dieser kon- zeptionellen Überlegungen auch auf andere Schulen. Parallel soll die Neufassung von Lehrplänen in Berlin und Brandenburg zur Erschließung der europäischen Dimen- sion im Unterricht genutzt werden. Berlin, den 16. Januar 2014 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 04. Feb. 2014)