Drucksache 17 / 13 017 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 17. Dezember 2013 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 20. Dezember 2013) und Antwort Zukunft der Griechischen Europaschule(n) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wann und warum soll die Griechische Europaschu- le am Standort der Homer-Grundschule geschlossen wer- den? Zu 1.: Der Standort der Staatlichen Europa-Schule Berlin (SESB) mit der Sprachkombination Deutsch- Griechisch an der Homer-Grundschule nimmt zum Schul- jahr 2014/2015 keine Kinder in die 1. Jahrgangsstufe mehr auf. Die Entscheidung, den deutsch-griechischen Zug der SESB von der Homer-Grundschule an die Athe- ne-Grundschule zu verlagern, beruht auf den Rahmenvor- gaben der SESB als Schule besonderer pädagogischer Prägung, die mit der Einrichtungsverfügung vom 30. März 2012 veröffentlicht wurden. Darin ist festgelegt, dass an jedem SESB- Grundschulstandort grundsätzlich mindestens zwei Züge eingerichtet werden sollen. Sollte die dauerhafte Auswei- tung der Zügigkeit an einzelnen Standorten nicht möglich sein, sind diese Züge - bei entsprechender Nachfrage - an andere Schulen zu verlagern oder ggf. neu zusammenzu- fassen. Beide deutsch-griechischen Standorte - Athene- Grundschule (Steglitz-Zehlendorf) und Homer-Grund- schule (Pankow) - haben jeweils nur einen SESB-Zug. 2. Wann und wie wurden die betroffenen Familien sowie die Schule selbst über die geplante Schließung informiert sowie möglichen InteressentInnen bekannt gemacht, dass an dem Standort keine Anmeldungen mehr angenommen werden sollen? Zu 2.: Die Notwendigkeit der Verlagerung steht seit 2011 fest. Nachdem das deutsch-griechische Angebot der Homer-Grundschule, das ursprünglich zweizügig war, wieder einzügig wurde und sich die Athene-Grundschule als SESB Standort stabilisierte, wurde die Verlagerung bereits 2011 sowohl gegenüber deutschen und griechi- schen Eltern der SESB als auch gegenüber den Schullei- tungen regelmäßig kommuniziert. Der konkrete Zeitpunkt der Entscheidung konnte jedoch erst nach der Schaffung der strukturellen Voraussetzung im Bezirk Steglitz- Zehlendorf im August 2013 getroffen und kommuniziert werden. Hier musste der Einzugsbereich für Regelschüle- rinnen und Regelschüler der Athene-Grundschule so zugeschnitten werden, dass ein zweiter deutsch- griechischer SESB-Zug eingerichtet werden kann. Die endgültige Abstimmung mit den Schulleitungen, der regionalen Schulaufsicht und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft zur Umsetzung der Verlagerung des Standortes fand am 24.09.2013 statt und das abgestimmte Eltern-Informationsschreiben wurde am 27.09.2013 an die Schulleitungen übermittelt. 3. Inwiefern sind die Schulplatz-Nöte des Bezirks der Grund für die Schließung der Europaschule und wie viele Regelklassen / Züge könnten die Homer-Grundschule nach Schließung der Europaschule zusätzlich aufnehmen? Zu 3.: Die für Bildung zuständige Bezirksstadträtin von Pankow wandte sich mit Schreiben vom 14.05.2013 mit der Bitte an die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, die Verlagerung des SESB-Zuges von der Homer-Grundschule aufgrund der aktuellen Zunahme der im Bezirk Pankow einzuschulenden Kinder bereits zum Schuljahr 2014/15 zu initiieren. Das starke Anwach- sen von Schülerzahlen und der damit verbundene akute Raumbedarf im Bezirk Pankow wurden zwar in dem Abwägungsprozess einbezogen, waren jedoch nicht ur- sächlich für die Verlagerungsentscheidung. 4. Entsprechen die Räumlichkeiten, die derzeit durch die Europaschule genutzt werden den Anforderungen zur Beschulung von Regelklassen oder wären die Räume aufgrund ihrer Größe nur für Teilungsunterricht, Sprach- kurse u.ä. nutzbar? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 017 2 Zu 4.: Das Gebäude der Homer-Grundschule ist räum- lich hinreichend ausgestattet, um dort eine dreizügige Grundschule mit gebundenem Ganztagsbetrieb zu führen. 5. Inwiefern hält es der Senat für wünschenswert bzw. hinnehmbar, durch eine Schließung des griechischen Zuges der Homergrundschule zur Konzentration einer „griechischen Community“ in einem Berliner Ortsteil beizutragen? Zu 5.: Mit der Verlagerung von der Homer- an die Athene-Grundschule wird das deutsch-griechische SESB- Angebot mit der Integrierten Sekundarschule „Max von Laue“ und dem Gymnasium Steglitz im Bezirk SteglitzZehlendorf konzentriert, was von einer großen Anzahl von griechischen Eltern in der Vergangenheit ausdrück- lich gewünscht und begrüßt wurde. Wir erhoffen uns von der Konzentration im Bezirk Steglitz-Zehlendorf und der engen Kooperation zwischen der Athene-Grundschule und den beiden weiterführenden Standorten im Bezirk eine Erhöhung der Stabilität in der weiterführenden SESB. Die Fluktuation in den deutsch-griechischen Zü- gen war bisher am höchsten im Vergleich zu den anderen Sprachkombinationen. 6. Welchen Zusammenhang sieht der Senat zwischen dem Konzept der Europaschulen und Definitionen von Ethnizität? Welche Ziele werden hier vom Senat verfolgt? Zu 6.: Das Konzept der SESB als Schule mit besonde- rer pädagogischer Prägung ist gekennzeichnet durch die integrierte Erziehung und Bildung in kulturell heteroge- nen Lerngruppen bei durchgängig zweisprachigem Unter- richt. Ein Zusammenhang zur Definition von „Ethnizität“ als individuell empfundene Zugehörigkeit zu einer Volks- gruppe und deren gemeinsamen Merkmalen wird nur zum Teil gesehen. Die SESB beinhaltet sowohl die umfassen- de Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten in der jeweiligen Partnersprache als auch die Förderung eines europäischen und internationalen Bewusstseins. 7. Wie will der Senat einer weiteren Konzentration der Europaschulen auf das ehemalige Westberlin entgegen wirken und wie will der Senat die aus Zeiten der geteilten Stadt historisch herrührenden Muster insgesamt aufbre- chen? Zu 7.: Die Verteilung der SESB-Standorte ist seit 1992 historisch gewachsen und hat sich in erster Linie am Bedarf der Eltern orientiert. Darüber hinaus haben sich die Standorte auch unabhängig vom Wohnort der Schüle- rinnen und Schüler entwickelt und sind beim Vorhanden- sein notwendigen Standortfaktoren wie z. B. räumliche Voraussetzungen eingerichtet worden. 8. Verfolgt der Senat, die Entwicklung von Migrati- onsmustern innerhalb des Berliner Stadtraumes und wel- che Überlegungen und Ideen gibt es, etwa aus der erfreu- lichen und wachsenden Präsenz nicht-deutscher Europäe- rInnen in Ortsteilen wie Mitte und Prenzlauer Berg bil- dungspolitischen Profit zu ziehen? Zu 8.: Die Verteilung von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund innerhalb Berlins spiegelt sich u.a. in den jährlichen Erhebungen zur Berliner Schule „Blickpunkt Schule“ wider. Dort erscheinen sowohl die Daten über die Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit ausländischer Staatsangehörigkeit als auch die Anzahl der Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftsspra- che. Diese sind Grundlage für die Steuerung von Res- sourcen, z.B. der Sprachförderung. Sie sind nur sehr ein- geschränkt Grundlage für inhaltliche Planungen hinsicht- lich Fremd- oder Muttersprachenunterricht. Hier ist der Bedarf der entscheidende Aspekt. 9. Hält der Senat die Entwicklung von Europaschulen mit mehr als einer nichtdeutschen Sprache auf einem Schulcampus für wünschenswert? Sind solche Entwick- lungen derzeit denkbar bzw. bereits angedacht? Zu 9.: Bei Vorliegen der entsprechenden Vorausset- zungen (u.a. auch vorhandener Räumlichkeiten) wäre dies grundsätzlich denkbar. 10. Wurden andere mögliche Standorte als nur der Standort der Arthene-Grundschule für eine mögliche Verlagerung weg von der Homer-Grundschule überhaupt geprüft? Wenn ja, welche? Zu 10.: Nein, eine Verlagerung kam nur zur Athene- Grundschule in Frage (siehe auch zu 1.). 11. Inwiefern sind auch andere Standorte mit soge- nannten „kleinen Sprachen“ (türkisch, portugiesisch, polnisch) derzeit aus Sicht des Senats gefährdet? Zu 11.: Eine solche Gefährdung besteht für die ge- nannten Sprachkombinationen angesichts einer Auslas- tung mit zwei bzw. drei Klassen pro Jahrgangsstufe nicht. Berlin, den 13. Januar 2014 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 04. Feb. 2014)