Drucksache 17 / 13 072 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Klaus Lederer und Carsten Schatz (LINKE) vom 20. Januar 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Januar 2014) und Antwort Umsetzung der ISV II: Akzeptanz sexueller Vielfalt in der Kinder- und Jugendhilfe Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe wurden bis heute im Rahmen der Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Viel- falt“ fortgebildet? Wie viele Fachkräfte, die bisher nicht an Fortbildungen zum Thema Akzeptanz sexueller Viel- falt teilgenommen haben, werden mit den hierfür vorge- sehenen finanziellen Mitteln in den Jahren 2014 und 2015 voraussichtlich weitergebildet werden können? Zu 1.: Im Jahr 2011 wurden 270 Fachkräfte der Kin- der- und Jugendhilfe fortgebildet, im Jahr 2012 waren es 774 Personen und im Jahr 2013 nahmen 868 Fachkräfte an Fortbildungen und Infoveranstaltungen teil. In den Jahren 2014 und 2015 ist jährlich mit einer ähnlichen Anzahl von Teilnehmenden zu rechnen. 2. Wie viele der im Bereich der Kinder- und Jugend- hilfe benannten Schlüsselpersonen wurden bislang noch nicht zum Thema Akzeptanz sexueller Vielfalt qualifi- ziert? Wie sollen diese erreicht werden? Zu 2.: Im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sind nach Erhebungen der „Bundesstatistik SGB VIII“ in 2.849 Einrichtungen bei einer Vielzahl von Trägern ins- gesamt 30.872 Fachkräfte beschäftigt. Die obere Lei- tungsebene der Kinder- und Jugendhilfe ist vollständig über die Ansätze der Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“ (ISV) mit Info-Veranstaltungen erreicht worden. Die mittlere und untere Ebene wird fortlaufend in Form von Fortbildungs- beratung, Seminaren und Tagungen erreicht. 3. Was hat der Senat unternommen, um, wie in der Antwort auf die Kleine Anfrage Drs. 17/10549 angekün- digt, „Maßnahmen zur psychosozialen Unterstützung und zum Empowerment“ von LSBTTI*-Jugendlichen zu verstärken ? Zu 3.: Im Rahmen der ISV wird seit 2012 das Projekt queer@school des Jugendnetzwerkes Lambda Berlin- Brandenburg entwickelt und durchgeführt. Es zielt expli- zit auf Empowerment und Partizipation von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, inter* und queeren (LSB- TIQ*-)Jugendlichen unter ausschließlichem Einsatz des „Peer-to-Peer-Ansatzes“. Das Projekt ist eingebunden in lokale Netzwerke und Qualitätszirkel. 4. Wie unterstützt der Senat konkret „Jugendfreizeiteinrichtungen in ihrem Bemühen, Hemmnisse der Inan- spruchnahme ihrer Angebote für lesbische, schwule, bise- xuelle sowie trans- und intergeschlechtliche Jugendliche durch entsprechende Konzepte weiter abzubauen“ (Antwort auf die Kleine Anfrage Drs. 17/10549)? Zu 4.: Die Zuständigkeit für die konkreten Angebote der Jugendarbeit in Jugendfreizeiteinrichtungen liegt bei den Jugendämtern der Bezirke. Über fachliche Fragen, u. a. der Umsetzung von Diversity- und Inklusionszielen besteht ein kontinuierlicher Austausch u. a. im Rahmen der Besprechungsstruktur der Berliner Öffentlichen Ju- gendhilfe. Über Angebote der sozialpädagogischen Fort- bildung und über Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft wurde bereits in der Beantwortung der Kleinen Anfrage 17/10549 berichtet. Entsprechende An- gebote zu Themen der "sexuellen Vielfalt in der Arbeit mit Jugendlichen" sind im aktuellen Fortbildungs- grogramm des Sozialpädagogischen Instituts Berlin- Brandenburg enthalten. 5. Was unternimmt der Senat, um die Entwicklung des queeren Jugendzentrums des Jugendnetzwerks Lambda mit landesweiter Ausstrahlung zu einem Best-Practice- Beispiel für queere Vielfalt in der Jugendhilfe zu unter- stützen? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 072 2 Zu 5.: Das Jugendnetzwerk Lambda wird im Frühjahr 2014 ein "Queeres Jugendhaus" im Bezirk Pankow eröff- nen. Der Bezirk überlässt dem Verein die barrierefreie Immobilie, in der vorher eine Jugendfreizeiteinrichtung untergebracht war, gegen Zahlung der Betriebskosten. Inwieweit sich aus den praktischen Erfahrungen des quee- ren Jugendhauses Hinweise für die fachliche Arbeit von Jugendfreizeiteinrichtungen ergeben, kann erst zu einem späteren Zeitpunkt - wenn das Konzept in die Praxis umgesetzt wurde und eine Evaluation der Arbeit vorliegt - entschieden werden. Die für Jugend zuständige Senats- verwaltung wird über Ergebnisse und die Praxiserfahrun- gen des queeren Jugendhauses informieren und den fach- lichen Austausch hierzu in der Unterarbeitsgruppe Ju- gendarbeit und Jugendsozialarbeit der Arbeitsgemein- schaft der Berliner öffentlichen Jugendhilfe sicherstellen. 6. Zu welchen Ergebnissen kam die gemeinsame Fachrunde von Senat und Bezirken, die „Möglichkeiten der konzeptionellen Entwicklung und strukturellen An- bindung niedrigschwelliger Angebote für diese Ziel- gruppe [d.h. lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und inter* Jugendliche; K.L./C.S.] prüfen“ (ebd.) sollte. Was ist seitdem zur Umsetzung unternommen worden? Zu 6.: Die genannte Fachrunde hat noch nicht stattge- funden. Es wird im Übrigen auf das Projekt queer@school des Jugendnetzwerkes Lambda verwiesen, das explizit und kontinuierlich niedrigschwellige Ange- bote für die Zielgruppe entwickelt und durchführt. 7. Haben inzwischen alle Berliner Bezirke mit der Umsetzung des von QUEERFORMAT entwickelten und bereits im Jahr 2010 vorgestellten Qualifizierungskon- zepts für Multiplikator*innen in der Kinder- und Jugend- hilfe begonnen? Wie weit sind die jeweiligen Fortschritte in der Umsetzung (bitte aufgliedern nach Bezirk und Vorhandensein eines lokalen Aktionsplans gegen Homo- phobie)? 8. Wie ist der jeweilige Stand der Realisierung der gemäß der Antwort auf die Kleine Anfrage Drs. 17/10510 geplanten kurz-, mittel- und langfristigen Schritte zur Umsetzung des Qualifizierungskonzepts in den jeweiligen Bezirken? Zu 7. und 8.: Für die lokalen Aktionspläne sind die Bezirke zuständig. Die Jugendämter der Bezirke melden ihren Bedarf an Ausbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren direkt an die Bildungsinitiative QUER- FORMAT. Bisher sind die Jugendämter Mitte, Pankow, Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg in der Durchführung und Weiterentwicklung von Multiplikati- onskonzepten beteiligt. Weitere Bezirke haben ihr Inte- resse an Strategieplanungen angemeldet, sind jedoch aufgrund von Personalengpässen nicht aktiv beteiligt. Der Schwerpunkt der Bildungsinitiative liegt für das Jahr 2014 weiterhin auf der Durchführung von Kurzfortbil- dungen, Tagesseminaren, Teamtagen und Basisseminaren für den Bereich der Kindertagesbetreuung. Berlin, den 03. März 2014 In Vertretung Sigrid Klebba Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 10. Mrz. 2014)