Drucksache 17 / 13 092 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage der Abgeordneten Susanna Kahlefeld (GRÜNE) vom 23. Januar 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 23. Januar 2014) und Antwort Wen erreicht die mobile Anlaufstelle für Wanderarbeiter? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. An welchen Standorten ist die Mobile Anlaufstelle erreichbar, wann ist sie erreichbar und wie können Wan- der- und Saisonarbeiter*innen von ihrer Existenz erfah- ren? Zu 1.: Die Mobile Anlaufstelle für europäische Wan- derarbeiterinnen und Wanderarbeiter und Roma (folgend Anlaufstelle) war und ist über die Standorte der beauftrag- ten Träger Amaro Drom/Amaro Foro und südost Europa Kultur erreichbar bzw. die Träger sind aufsuchend tätig. Die Öffnungszeiten der Anlaufstelle von südost Euro- pa Kultur in der Großbeerenstr. 88 in 10963 Berlin und der Wiesenstraße 44 in 13357 Berlin sind: Montag bis Freitag von 9.00 bis 17.00 Uhr; Bulgarisch: Mittwoch 10.00 -12.00 Uhr; Rumänisch: Donnerstag 10.00-18.00 Uhr. Die Öffnungszeiten der Anlaufstelle von Amaro Foro sind wie folgt: Rumänisch: Montag und Dienstag von 9 - 15 Uhr Mittwoch von 10 - 15 Uhr; Bulgarisch: Montag von 10 - 15 Uhr und Dienstag von 9 - 15 Uhr. Alle Bezirke und die Quartiersmanagements (QMs) sind über die Mobile Anlaufstelle für europäische Wan- derarbeiterinnen und Wanderarbeiter und Roma infor- miert. Darüber hinaus hat die Senatsverwaltung für Ar- beit, Integration und Frauen ein Informationsblatt für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltungen über Roma und europäische Wanderarbeitnehmerinnen und Wanderarbeitnehmer zu Rechtsgrundlagen zu Aufenthalt und Bildung sowie Kontaktstellen seit 2010 veröffentlich, das bei Bedarf aktualisiert wird. 2. Welche Träger sind an der Arbeit der mobilen An- laufstelle beteiligt? Wie sind Budget, Stellen, Arbeitszei- ten auf die beteiligten Träger verteilt? (Bitte für die Zeit- räume 2010/11 und 2012/13 sowie die Aufteilung auf die Träger im aktuellen Haushaltsjahr angeben) Zu 2.: Die Aufgaben der Anlaufstelle werden seit 2010 nach einem Interessenbekundungsverfahren von der Migrantenorganisation südost Europa Kultur und der Romaorganisation Amaro Drom/Amaro Foro wahrge- nommen. Notwendig wurde diese Maßnahme, nachdem 2009 der Zuzug von Wanderarbeiterinnen und Wanderar- beitern insbesondere Roma aus den südosteuropäischen Mitgliedsstaaten nach Berlin zunahm und zu erkennen war, dass sie in Berlin ansässig bleiben. Ab 01.05.2010 erhielt südost Europa Kultur e.V. für die Anlaufstelle eine Zuwendung in Höhe von 45.000 € für beide Vereine. Ab 2011 erhielt jeder Verein eine eige- ne Zuwendung. 2010 Amaro Drom/Amaro Foro – Budget 15.000 € südost europa Kultur e.V. – Budget 30.000 € Träger südost Europa Kultur 2010 Budget Stellen, Arbeitszeiten Projektlaufzeit 1.5.10 - 31.12.10 45.000,00 € 10 Std./Woche Sozialpädagogin/Sozialpädagoge, aufsu- chende Sozialarbeit 6,5 Std. Woche Personalverwaltung, Infoflyer 6,5 Std. Woche Projektkoordination, Monitoring, Qualitäts- management 1.540 Stunden Honorare für Veranstaltungsorganisation, Krisenintervention, juristische Erstberatung, Streetwork (rumänisch-sprechend) Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 092 2 2011 Amaro Drom/Amaro Foro - Budget 15.000 €. südost europa Kultur e.V. – Budget 39.936,48 € Träger südost Europa Kultur und Amaro Foro 2011 Budget Stellen, Arbeitszeiten Projektlaufzeit 1.1.11 - 31.12.11 54.936,48 € 9 Std./Woche aufsuchende Sozialarbeit 4 Std./Woche Personalverwaltung, 4 Std./Woche Monitoring, Qualitätsmanagement 4 Std./Woche Schulische Begleitung, Nachhilfe, aufsuchende Sozialarbeit 14 Std./ Woche Aufsuchende Sozialarbeit, Vermittlung zu Regeldiensten, Konfliktintervention 4176 Stunden Honorare für aufsuchende Sozialarbeit, Kon- fliktintervention und juristische Beratung Im Rahmen des Projekts wurde 2011 Amaro Foro/Amaro Drom Honorare für „aufsuchenden Sozialarbeiter (rumänisch-sprachig)“ und „aufsuchende Sozialarbeiterin (bulgarisch-sprachig)“ im Umfang von insgesamt 864 Stunden bewilligt. 2012 Darüber hinaus waren in beiden Jahren mehrere Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen des Öffentli- chen Beschäftigungssektors für das Projekt tätig. Träger Budget Stellen/Arbeitszeit Beratungsfälle Herkunftsländer südost Europa Kultur 56.131€ 5 Stellen a 10 Wochenstunden 2 Honorarstellen mit 344 Stunden im Jahr Telefonische Beratung – 356 Persönliche Beratung - 2205 Rumänien, Bulgarien, Grie- chenland, Zypern, Italien, Frankreich, Belgien, England, Polen Amaro Drom/Amaro Foro 15.000 € 3 Honorarstellen Beratungsfälle 5297 Rumänien 71,5 % Bulgarien: 24,7 % Bosnien, Serbien, Kroatien: 2,5 % Polen: 1,3 % 2013 Träger Budget Stellen/Arbeitszeit Beratungsfälle Herkunftsländer südost Europa Kultur 54.720,81 € 5 Stellen a 10 Wo- chenstunden Telefonische Beratung – 3256 Persönliche Beratung - 1298 Rumänien, Bulgarien, Grie- chenland, Zypern, Italien, Frankreich, Belgien, England, Polen Amaro Drom/Amaro Foro 40.000 € 3 Stellen Minijob 5 Honorarstellen 12 Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Telefonische Beratung – 1533 Persönliche Beratung - 2099 Rumänien, Bulgarien Bosnien, Serbien Ab dem Jahr 2014 erhalten beide Träger ein Budget in gleicher Höhe. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 092 3 3. Wie viele Beratungs- und Betreuungsfälle hat die mobile Anlaufstelle? Bitte für die Jahre 2010 bis 2013 und getrennt nach Trägern angeben. Zu 3.: Träger Süd-Ost-Europa Kultur e. V. Für das Jahr 2010 (Mai bis Dezember) wurden insgesamt 633 Beratungen (persönlich und telefonisch durchgeführt. Im Jahr 2011 wurden insgesamt 2531 Beratungen (persönlich und telefonisch) durchgeführt. Träger Amaro Drom e. V. Der Träger hat insgesamt 3282 Beratungseinheiten dokumentiert. Die häufigsten Beratungsanliegen waren Fragen zur finanziellen Situati- on, gefolgt von Wohnen, Arbeit und Gesundheit. Die meisten Klientinnen und Klienten brachten Anliegen aus verschiedenen Bereichen vor. Für die Jahre 2012 und 2013 siehe Tabellen zur Be- antwortung der Frage 2. 4. Aus welchen Ländern kommen die Ratsuchenden? Bitte für die Jahre 2010 bis 2013 und getrennt nach Trä- gern angeben. Zu 4.: Beide Träger berichteten, dass die Ratsuchen- den überwiegend aus Bulgarien und Rumänien kamen. Eine statistische Erfassung der Beratungsfälle nach Nati- onalitäten liegt nicht vor. 5. In welchen Bereichen wurden Beratungen und Unterstützungen durchgeführt: Beratung und Beistand bei Wohnungsverlust, Erstorientierung, Vermittlung und sprachmittelnde Begleitung in Einrichtungen der sozialen Infrastruktur (Kindertagesstätten, Schulen, Gesundheits- dienste, Sprachkurse, Jobcenter etc.)? Wie viele Beratun- gen entfielen auf welchen Bereich? Bitte für die Jahre 2010 bis 2013 und getrennt nach Trägern angeben. Zu 5.: Eine statistische Erfassung der Beratungsfälle nach Schwerpunkten liegt nicht vor. 6. Es handelt sich um eine Anlaufstelle für WanderARBEITER – finden Hilfesuchende dort eine Unterstützung bei Problemen mit der Auszahlung von Löhnen, Lohnprellerei oder bei Arbeitsunfällen? Warum fehlt dieser für arbeitende Menschen zentrale Bereich in der Aufgabenbeschreibung der Anlaufstelle? Zu 6.: Die Anlaufstelle ist im Jahr 2010 mit folgenden Schwerpunkten ausgeschrieben worden: Erstberatung: Zu allgemeinen Fragen des Aufenthalts, der Arbeitsaufnahme und eventueller sonstiger Probleme. Erstberatung bei Anfeindungen und antiziganistischen Vorfällen. Vermittlungsberatung: Vermittlung zu den Angeboten der Regeldienste. Gegebenenfalls Begleitung und Dol- metscherfunktionen bei der Wahrnehmung von Terminen. Sensibilisierung der Regeldienste für die Probleme, Inte- ressen und Potenziale der Roma. Intervention in Konfliktfällen: Sensibilisierung und Aufklärung der lokalen Öffentlichkeit für die Probleme der angekommenen Romafamilien; Begleitung und Über- setzung bei Konfliktbearbeitungsterminen z.B. bei örtli- chen Einrichtungen, Sozialarbeit, privaten Unterkünften, Polizei etc. Die Ausrichtung der Anlaufstelle hat sich bewährt und ist mit diesen Aufgaben auch bei besonderen Brennpunk- ten flexibel und auskunftsfähig. Die Anlaufstelle ist der erste Anlaufpunkt für Neuankommende und bildet eine Brücke zu den Regeldiensten, auch in Sachen Arbeit. Sie unterstützt Ratsuchende beim Zugang zu JobCentern und Arbeitsagenturen und vermittelt zum Beratungsbüro für entsandte Beschäftigte in Berlin und der Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten von Arbeit und Leben (DGB/VHS) e.V. bei Problemen mit Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern bzw. Auftraggeberinnen und Auftrag- gebern. 7. Was ist unter „Konfliktintervention im Sozialraum “ zu verstehen und wie viele Fälle gab es 2010 bis 2013? Zu 7.: Konfliktinterventionen im Sozialraum finden in der Regel im Wohnumfeld von Romafamilien statt und werden häufig über einschlägige Arbeitsgruppen in den Bezirken kommuniziert. Die Anlaufstelle greift hier ver- mittelnd zwischen den Familien und den anderen Anwoh- nern und/oder dem Vermieter/der Vermieterin ein, Bezir- ke, Regeldienst und auch QM’s werden einbezogen. Besonders aktiv war die Anlaufstelle in einer solchen Inter- vention im Jahr 2010 in der Turmstraße 4 in Mitte. Zur- zeit unterstützt sie die Bewohner der Eisfabrik. Eine statistische Erfassung der Interventionen liegt nicht vor. 8. Wie ist die mobile Anlaufstelle vernetzt? Wie gestalten sich Zusammenarbeit mit anderen Trägern der Integrationsarbeit und mit den Bezirksämtern? Zu 8.: Die Träger der Anlaufstelle arbeiten in den un- terschiedlichen Arbeitsgruppe Roma der Bezirke mit und haben ebenfalls zum Gelingen des Berliner Aktionsplans zur Einbeziehung ausländischer Roma beigetragen, indem sie aktiv Maßnahmen initiiert haben, die sie nun in Folge auch durchführen. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 092 4 Ab 2014 haben sich die Träger im Einvernehmen mit der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen darauf verständigt Zuständigkeiten für bestimmte Bezirke zu übernehmen: südost Europa Kultur e.V. - Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte, Reinickendorf, Lichtenberg, Spandau und Charlot- tenburg- Wilmersdorf Amaro Foro e.V. - Neukölln, Marzahn-Hellersdorf, Pankow, Treptow-Köpenick, Tempelhol-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf Über die Anlaufstelle hinaus sind beide Träger in un- terschiedlichen Maßnahmen des Berliner Aktionsplans zur Einbeziehung ausländischer Roma aktiv und arbeiten in diesen auch zusammen. 9. Falls der Senat die Vernetzung und Zusammenarbeit als gut bewertet: Was bedeutet das konkret? Zu 9.: Die Zusammenarbeit mit den Trägern der An- laufstelle und der Senatsverwaltung für Arbeit, Integrati- on und Frauen ist eng und erfolgreich zu bewerten. Es ist eine aus Sicht der Verwaltung gut funktionierende Zu- sammenarbeit. Beide Träger haben einen sehr guten Zu- gang zur Zielgruppe und arbeiten gut mit ihr zusammen. Sie vermitteln ihre Erfahrungen der Senatsverwaltung, so dass auf dieser Seite stetig eine gute Information über die aktuelle Situation in der Stadt, wie auch eine hohe Sensi- bilität für die Zielgruppe vorhanden ist. 10. Wurden die Menschen, die in der Eisfabrik lebten, von der Mobilen Anlaufstelle betreut? Wenn ja inwie- fern? Wenn nicht, warum nicht? Zu 10.: Die Menschen, die in der Eisfabrik lebten, werden von der Anlaufstelle betreut. Berlin, den 26. Februar 2014 In Vertretung Barbara Loth Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 06. Mrz. 2014)