Drucksache 17 / 13 137 Kleine Anfrage 17. Wahlperiode Kleine Anfrage des Abgeordneten Philipp Magalski (PIRATEN) vom 29. Januar 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 30. Januar 2014) und Antwort Unsichtbare Künstlerinnen Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt: 1. a) wie hoch der Anteil der Werke von Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, b) wie hoch der Anteil von Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts in c) den Ausstellungen der letzten vier Jahre und d) insgesamt in den Sammlungen der von dem Land Berlin finanziell unterstützten Museen und Ausstellungs- räume mit Schwerpunkt oder Abteilungen für Kunst der Moderne ist. Zu 1 a – d) Die Antworten zu den einzelnen Fragen werden für jede Einrichtung zusammengefasst. Eine Ab- frage unter den mit der Kunst der Moderne befassten Einrichtungen hat zu folgendem Ergebnis geführt. Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung Berlin In den letzten vier Jahren waren 4 von 18 Sonderaus- stellungen (22 %) des Bauhaus-Archivs ausschließlich Künstlerinnen des 20 Jahrhunderts gewidmet: - Die Bauhäuslerin Benita Koch-Otte. Textilde- sign und Freie Kunst 1920 bis 1933 (2012); - Phantastiken. Die Bauhäuslerin Lou Scheper- Berkenkamp (2012/2013); - Eigentlich wollte ich ja Architektin werden… Gudrun Arndt: Weberin und Fotografin am Bauhaus 1923 bis 1931 (2013); - Poesie & Industrie. Barbara Schmidt. Porzel- landesign (2013). Der Anteil an weiblichen Künstlerinnen gemessen an den Sammlungsobjekten des Bauhaus-Archivs lässt sich bisher auch nur grob bemessen: - Metall 60 % - Keramik 50 % - Graphik 5 % - Fotografie 40 % - Architektur 1 % - Malerei 5 % - Möbel 3 % - Textilien 99 %. Der dem Bauhaus-Archiv bekannte Anteil an Studen- tinnen am Bauhaus betrug im Zeitraum 1919 bis 1933 von insgesamt 1.253 Studenten 465 Studentinnen und 788 Studenten. Brücke-Museum Das Brücke-Museum hat kein Werk einer Künstlerin im Bestand. Künstlerhaus Bethanien GmbH Der (durchschnittliche) Anteil der Werke von Künstle- rinnen des 20. Jahrhunderts in Ausstellungen im Künst- lerhaus Bethanien betrug in 2010: 120 Werke; 2011: 120 Werke; 2012: 110 Wer- ke; 2013: 110 Werke. Der Anteil von Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts in den Ausstellungen im Künstlerhaus Bethanien betrug in 2010: 12 Künstlerinnen (48 % aller Stipendiaten); 2011: 12 Künstlerinnen (48 % aller Stipendiaten); 2012: 11 Künstlerinnen (44 % aller Stipendiaten); 2013: 11 Künstlerinnen (44 % aller Stipendiaten). KW Institute for Contemporary Art / Kunst-Werke Berlin e. V. Im Zeitraum 2009 bis 2013 wurden 26 Ausstellungen in den Kunst-Werken Berlin präsentiert. Der Anteil von Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts lag bei durchschnitt- lich 41,5 %, im Rahmen der 6. und 7. Ausgabe der Berlin Biennale waren es rd. 26 %. Stiftung Berlinische Galerie / Landesmuseum für Mo- derne Kunst, Fotografie und Architektur Der Anteil von Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts in den Sammlungen Bildende Kunst, Fotografie und Grafik beträgt 18 % (510 Künstlerinnen von insgesamt 2.900 Künstlern). Der Anteil ihrer Werke in den Sammlungen beläuft sich auf 21.980 Werke (22% / insgesamt 101.217 Werke). Der Anteil von Künstlerinnen in den Ausstellungen in den vergangenen 4 Jahren belief sich auf 21% (85 Künst- lerinnen von insgesamt 444 Künstlern). Ausgestellt wur- den in den letzten vier Jahren von diesen Künstlerinnen 846 Werke (38 % / insgesamt 2.248 ausgestellte Werke). Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 137 2 Stiftung Bröhan-Museum / Landesmuseum für Ju- gendstil, Art Deco und Funktionalismus Im Bestand des Bröhan-Museums sind Werke von insgesamt ca. 800 Künstlern des Zeitraums 1890 bis 1939 vertreten, davon sind etwa 12 % der Künstlerinnen. Von 2009 bis 2013 gab es insgesamt 21 Ausstellungen im Bröhan-Museum, davon waren 2 Ausstellungen spezi- ell dem Werk von Künstlerinnen zwischen 1890 bis 1939 gewidmet: „FrauenSilber“ (2011) und „Avantgarde für den Alltag (2013). Stiftung Stadtmuseum Berlin / Landesmuseum für Kultur und Geschichte Berlins In insgesamt 12 Sonderausstellungen im Zeitraum 2009 bis 2013 des Stadtmuseums Berlin waren Künstle- rinnen des 20. Jahrhunderts mit drei Einzelausstellungen vertreten (Gisèle Freund / 2008/2009; Emma Stibbon / 2009; Barbara Loftus 2013). Bei den übrigen Sonderausstellungen waren Künstle- rinnen anteilig präsentiert und sind darüber hinaus perma- nent vertreten in der Dauerausstellung „Hier ist Berlin“ im Märkischen Museum. Im Gemäldebestand des Stadtmuseums Berlin für das 20. Jahrhundert sind 490 Künstler vertreten, davon 75 Künstlerinnen. In der Grafischen Sammlung ist das 20. Jahrhundert mit 506 Künstlern präsentiert, davon 48 Künstlerinnen. Im Skulpturenbestand sind 123 Künstler, davon 17 Künst- lerinnen vertreten. Im Kunstgewerbebestand (Mode, Schmuck, Keramik) sind 18 Künstlerinnen vertreten. In der Fotografischen Sammlung des 20. Jahrhunderts ver- treten sind 78 Fotografen, davon 18 Künstlerinnen. Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Kunstgewerbemuseum Im Kunstgewerbemuseum liegt der Anteil an Künstle- rinnen und ihrer Werke bei etwa 30 %. Kupferstichkabinett Hier liegt der Anteil an Künstlerinnen - die zwischen 1945 und 1980 aktiv waren, bei ca. 25 %, - die nach 1980 aktiv und im Bestand des Muse- ums vertreten sind, bei etwa 40 %, - bei Neuerwerbungen sogar bei 50 % und - bei Ausstellungen zwischen 15 und 45 %. Im Zeitraum der klassischen Moderne (1900 bis 1945) ist der Anteil der Künstlerinnen und ihrer Werke in der Sammlung des Kupferstichkabinetts geringer und dürfte bei 15 bis 20 % liegen. Kunstbibliothek In der Kunstbibliothek stellt sich der Anteil von Künstlerinnen und ihrer Werke in den einzelnen Samm- lungsteilen sehr unterschiedlich dar: - In der Modesammlung stammen etwa die Hälf- te der Objekte von weiblichen Kunstschaffen- den, - in den übrigen Sammlungen stellen Künstle- rinnen des 20. Jahrhunderts nur zwischen 2 und 10 % der Werke. Der hohe Anteil von etwa 50 % spiegelt sich in den Mode-Ausstellungen der Kunstbibliothek sowie bei Prä- sentationen zur Fotografie; in den übrigen Sammlungen – Grafikdesign, Neue Buchkunst und Zeichnungen – entsprechenden sie dem Sammlungsanteil. Nationalgalerie Ausstellungen und Sammlungspräsentationen der Neuen Nationalgalerie der letzten vier Jahre weisen einen Anteil von Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts von 12,7 % auf, der Anteil ihrer Werke betrug 24,5 %. Diese Angaben lassen quantitative Rückschlüsse auf die Samm- lung des 20. Jahrhunderts zu, die nicht gesondert betrach- tet werden kann, da die Datenbank die Bestände der ge- samten Nationalgalerie vom 19. Jahrhundert bis heute umfasst. Im Rahmen des Berliner Künstlerinnenprogramms stehen Mittel mit frauenspezifischem Bezug zur Verfü- gung, die in Form von Stipendien, Projektmitteln, Preisen und Infrastrukturförderung für Berliner Frauenkulturiniti- ativen zugewendet werden. Relevant für die Beantwor- tung der Fragen ist die bereits seit vielen Jahren bestehen- de Förderung der drei Vereine Gedok-Berlin, Das Ver- borgene Museum, Fraueninitiative Xanthippe / Inselgale- rie, wobei inzwischen alle über eigene Ausstellungsräum- lichkeiten verfügen. Die drei Einrichtungen präsentieren ausschließlich Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Künstlerinnen. Pro Jahr erhalten auf diese Weise ca. 110 Künstlerinnen die Möglichkeit, ihre Werke einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Berlin, den 15. Februar 2014 Der Regierende Bürgermeister In Vertretung Björn Böhning Chef der Senatskanzlei (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Feb. 2014)