Drucksache 17 / 13 374 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Jutta Matuschek (LINKE) vom 10. März 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 11. März 2014) und Antwort Was erfahren Schüler*innen über Genossenschaften? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. In welcher Weise wird in welchen Fächern in den Berliner Schulen über Genossenschaften als einer Form der selbstorganisierten unternehmerischen Tätigkeit Wis- sen vermittelt? Zu 1.: Im Rahmenlehrplan des Faches Wirtschaft- Arbeit-Technik werden unternehmerische Tätigkeiten thematisiert. Die Schülerinnen und Schüler erwerben im Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik Kompetenzen, mit denen sie auf berufliche und private Anforderungen adäquat reagieren und die Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft angemessen bewältigen können. Der integrierte Kompetenz- und Wissenserwerb in den drei Domänen Wirtschaft, Arbeit und Technik bildet den unterrichtlichen Schwerpunkt. Im Rahmenlehrplan wird der genannte Schwerpunkt im Modul „Wahlpflichtbereich 7 - Bauen und Wohnen“ ausgewiesen. Unter dem Aspekt des Verbraucherverhaltens werden benannt:  Rechte und Pflichten von Mieterinnen/Mietern und Vermieterinnen/Vermietern,  Wohngeld und sozialer Wohnungsbau,  Interessenverbände, Wohnungsbaugesellschaften, Verbraucherzentralen. Der Rahmenlehrplan nennt ferner eine zugehörige Kompetenz: Die Schülerinnen und Schüler analysieren den Woh- nungsmarkt inklusive regionaler Wohnumfelder und sind in der Lage, eine begründete Auswahl zu treffen. Vertieft wird das Thema im Modul „Pflichtbereich 4 - Grundlagen des Wirtschaftens“, in dem unter dem Aspekt der gesellschaftlichen Arbeitsteilung Hierarchien und Organisationsstrukturen in Unternehmen, öffentlichen Betrieben und Verwaltungen behandelt werden. Auf der Grundlage der Rahmenlehrpläne der gesell- schaftswissenschaftlichen Fächer Sozialkunde, Sozialwis- senschaften und Wirtschaftswissenschaft setzen sich die Schülerinnen und Schüler darüber hinaus mit folgenden Themenbereichen auseinander, in deren Zusammenhang das Thema „Genossenschaften“ unterrichtsrelevant ist:  Wirtschaftliches Handeln als Grundlage menschlicher Existenz  Wirtschaft und Demokratie, der soziale Aspekt in der Marktwirtschaft  Grundfragen bei der Wahl der Rechtsformen von Unternehmen  Unternehmensziele 2. Welchen Stellenwert nimmt in diesem Rahmen der gemeinwohlorientierte Charakter der Tätigkeit von Ge- nossenschaften ein? Zu 2.: Die schulische Auseinandersetzung mit dem gemeinwohlorientierten Charakter von Genossenschaften ist sowohl in ihrer historischen als auch in ihrer zeitge- nössischen Ausprägung evident und findet in der Regel eine entsprechende Beachtung im Unterrichtsgeschehen. 3. Gibt es im Rahmen bestimmter Unterrichtseinhei- ten Kooperationen zwischen einzelnen Schulen und Ber- liner Genossenschaften, wenn ja, welche? Zu 3.: Kooperationen zwischen einzelnen Schulen und Berliner Genossenschaften im Rahmen von Unterrichts- einheiten werden nicht erfasst. Grundsätzlich können jedoch unterrichtliche Angebote zum Thema Genossen- schaften z. B. im Rahmen von Schülergenossenschaften zusammen mit Berliner Genossenschaften umgesetzt werden. Schülergenossenschaften stellen eine Sonderform der „klassischen“ Schülerfirmen dar. Schülerfirmen im Allgemeinen sind keine realen Firmen, sondern schuli- sche Angebote im Rahmen von Projekten, Arbeitsge- meinschaften, Unterrichtseinheiten oder Pflichtunterricht. Sie funktionieren in Organisation und Struktur wie reale Unternehmen und können als GmbH, AG oder Genossen- schaft organisiert werden. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 374 2 4. Hält der Senat die Behandlung des Themas Genos- senschaften im Unterricht der Berliner Schulen für ausrei- chend? Zu 4.: Über den Umfang und die Intensität der unter- richtlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Genos- senschaften in den einzelnen Schulen liegen dem Senat keine Erkenntnisse vor. 5. Inwieweit findet z.B. das Transferprojekt Ge- no@school der Fachhochschule Frankfurt/Main, das Schülerfirmen bei der Gründung von Schülergenossen- schaften begleitet, Anwendung bei der Gründung von Schülerfirmen in Berliner Schulen? Zu 5.: Um das Modell, das in einigen westdeutschen Bundesländern bereits mit Erfolg praktiziert wird, auch in Berliner Schulen bekannt zu machen, fand am 25. Sep- tember 2012 bei dem Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. (BBU) eine Veranstaltung mit anschließender Diskussion zum Thema „Schülergenossenschaften für Berlin – Solidarisches Wirtschaften nach demokratischen Regeln“ statt. Inwieweit das Transferprojekt Geno@school bei der Gründung von Schüler- genossenschaften Anwendung bei der Gründung von Schülerfirmen in Berliner Schulen findet, ist dem Senat nicht bekannt. Berlin, den 21. März 2014 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 28. Mrz. 2014)