Drucksache 17 / 13 387 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Martin Delius (PIRATEN) vom 12. März 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 13. März 2014) und Antwort Lehrkräftemangel in Berlin I: Castings, Absagen, Kündigungen und Freistellungsaufträge Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Aktuelle regelmäßige Presseberichte legen nahe, dass die Bewerberlage für Neueinstellungen an Berliner Schulen schlecht sei und das in einem Jahr, in dem Berlin deutlich mehr Lehrkräfte als in den vergangenen Jahren einzustellen beabsichtigt. Wie viele der eingeladenen Bewerber/-innen sind zu den so genannten „LehrerCastings “ im Rahmen der zentralen Nachsteuerung in den Jahren 2000 bis 2014 erschienen (insgesamt und aufge- schlüsselt nach Fächern)? 3. Wie viele Bewerber/-innen sind trotz Einladung im Rahmen der zentralen Nachsteuerung in den Jahren 2000 bis 2014 nicht erschienen (insgesamt und aufgeschlüsselt nach Fächern)? Zu 1. und 3.: Eine Übersicht über die Zahl der Bewer- berinnen und Bewerber, die an den zentralen Einstel- lungsverfahren (sogenannte „Lehrer-Castings“) für den Einstellungstermin Februar 2014 teilgenommen haben, ist der Anlage 1 zu entnehmen. Zu den zentralen Einstellungsgesprächen zum Februar 2014 sind insgesamt 682 Bewerberinnen und Bewerber trotz vorheriger aktueller Bewerbung nicht erschienen. Hiervon war für ca. 90 Bewerberinnen und Bewerber eine vorzeitige Einstellungsmöglichkeit im Rahmen der verge- benen Einstellungsgarantien möglich; für diesen Bewer- berkreis war somit eine Teilnahme am Auswahlgespräch kurzfristig entbehrlich. Die Hälfte dieses Bewerberkreises (ca. 350 Personen) besaß zum Februar 2014 einen Wohnsitz in einem ande- ren Bundesland. Die Teilnahmequote bei den Bewerbe- rinnen und Bewerbern aus anderen Bundesländern ist zum 2. Halbjahr eines Schuljahres erfahrungsgemäß eher ge- ring, da sich zumeist noch kurzfristig eine befristete oder unbefristete Einstellungsmöglichkeit im bisherigen Bun- desland ergibt. 2. Auch wenn zumindest nach Aussage der Bildungs- senatorin die für Februar beabsichtigte Anzahl an Lehr- kräften eingestellt werden konnte, so stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage nach der Qualität der Ausbil- dung derjenigen, die in Berlin einen Arbeitsvertrag als Lehrkraft angeboten bekommen: Wie lauten die durch- schnittlichen Noten für das zweite Staatsexamen bei den in den Jahren 2000 bis 2014 eingestellten Lehrkräften (aufgeschlüsselt nach Jahren, insgesamt und nach unter- richteten Fächern)? Zu 2.: Die Durchschnittsnoten der Zweiten Staats- examenprüfungen werden seit 2002 erhoben. Dabei wer- den nur die Gesamtnoten festgestellt, da bei lehramtsbe- zogenen Staatsprüfungen bekanntlich Leistungen für zwei Unterrichtsfächer erbracht werden und somit eine Zuord- nung der Gesamtnote zu einzelnen Fächern nicht möglich ist. Die Angaben bestätigen die gute Qualität der Lehr- kräfteausbildung im Berliner Vorbereitungsdienst. Jahr Durchschnittsnote der Abschlüsse lehramtsbezogener Zweiter Staats- prüfungen in Berlin 2002 2,24 2003 2,28 2004 2,22 2005 2,21 2006 2,21 2007 2,17 2008 2,06 2009 2,16 2010 2,16 2011 2,17 2012 2,14 2013 2,23 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 387 2 4. Wie viele Bewerber hatten in den Jahren 2000 bis 2014 zunächst zugesagt, den Dienst dann aber doch nicht angetreten (in absoluten Zahlen sowie als Anteil an der Anzahl insgesamt eingestellter Lehrkräfte, aufgeschlüsselt nach Jahren)? Zu 4.: Zur Frage, wie viele Bewerberinnen und Be- werber zunächst zugesagt, den Dienst dann aber doch nicht angetreten haben, kann keine Aussage getroffen werden. Die erbetenen Auswertungen können nicht vor- genommen werden. Derartige Absagen beziehen sich meist auf die Ein- satzschule, die Schulart oder die Region. Hierbei handelt es sich um Fälle, die im Rahmen des Personalmanage- ments geklärt werden; im Ergebnis erfolgt in einigen Fällen eine (befristete oder) unbefristete Einstellung an einer anderen Schule oder Region. Einige Bewerberinnen und Bewerber entscheiden sich auch kurzfristig für eine Einstellung in einem anderen Bundesland. Fälle, in denen nach Abschluss des Arbeitsvertrages kein Dienstantritt erfolgt ist, sind aktuell nicht bekannt. 5. Wie wertet die Bildungssenatorin Berichte, wonach Bewerber/-innen nach wie vor Arbeitsverträge aus ande- ren Bundesländern deutlich früher als von Berlin angebo- ten werden und sie bei einer Entscheidung für den Berli- ner Schuldienst das hohe persönliches Risiko eingehen, am Ende keinen Arbeitsplatz zu erhalten? Zu 5.: Berlin hat in den letzten Jahren die gesamten Auswahl- und Einstellungsverfahren kontinuierlich evalu- iert und mit dem Ziel weiterentwickelt, die Bewerberin- nen und Bewerber noch frühzeitiger mit einem Arbeits- vertrag an Berlin zu binden. Die Referendarinnen und Referendare haben bereits Ende Februar 2014 Einstel- lungsgarantien erhalten. Damit machen wir den Berliner Absolventinnen und Absolventen frühzeitig zu Beginn des Prüfungszeitraums und noch vor Ende der Ausschrei- bungsfrist Angebote für eine unbefristete Einstellung, die zeitnah ab April 2014 durch Fertigung der ersten Arbeits- verträge eingelöst werden. Auch die Angebote an bereits befristet beschäftigte Lehrkräfte zur dauerhaften und unbefristeten Einstellung werden schon im März 2014 an die betreffenden Personen versandt. Einstellungsgarantien und Entfristungsangebote wer- den somit kurz nach Beginn des 2. Halbjahres des Schul- jahrs 2014/2015 - und damit unmittelbar nach Beendi- gung der vorherigen Einstellungen zum Februar 2014 - gegeben. Sowohl die Referendarinnen und Referendare und die bereits befristet an den Schulen beschäftigten Lehrkräfte als auch die Schulen haben frühzeitig Pla- nungssicherheit für das kommende Schuljahr 2014/15. Keiner aus dem oben genannten Personenkreis hat das Risiko, zu Beginn des Schuljahres ohne Arbeitsplatz zu sein. 6. Wie viele angestellte Lehrkräfte haben in den Jah- ren 2013 und 2014 ihre Anstellung im Berliner Schul- dienst gekündigt? (aufgeschlüsselt nach Jahren) Zu 6.: Im Jahr 2013 haben 207 angestellte Lehrkräfte und im Jahr 2014 haben 57 angestellte Lehrkräfte gekün- digt. 7. Wie viele Freistellungsanträge wurden in den Jah- ren 2004 bis 2014 von angestellten Lehrkräften gestellt? Wie viele davon wurden genehmigt? Aus welchen Grün- den wurden Freistellungsanträge nicht genehmigt? (auf- geschlüsselt nach Jahren) In der Statistik sind die erteilten und abgelehnten Freigaben seit 2007 aller Beschäftigten des Berliner Schuldienstes aufgeführt. Eine Unterscheidung nach Be- amtinnen und Beamte sowie Tarifbeschäftigten ist nicht erfolgt. Für eine Bewerbung in den Schuldienst in ein anderes Bundesland bedarf es einer Freigabeerklärung. Nach Nr. 1 des Beschlusses der Kultusministerkonferenz vom 10.05.2001 verpflichten sich die Bundesländer, die Freigabeerklärungen so großzügig wie möglich unter Beachtung dienstlicher Interessen zu erteilen. Eine Ablehnung erfolgt immer im dienstlichen Inte- resse, sofern die Schulleiterinnen und Schulleiter sowie die regionale Schulaufsicht mitteilen, dass ein dringender Fachbedarf an der Schule besteht, der nicht anderweitig abgedeckt werden kann. 8. Welche Senatsverwaltungen, welche Abteilungen und welche weiteren Stellen waren an der Beantwortung dieser Schriftlichen Anfrage beteiligt? 9. Haben Sie noch etwas hinzuzufügen? Zu 8. und 9.:Zuständig für die Bearbeitung ist der Se- nat, vertreten durch die federführende Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft. Berlin, den 28. März 2014 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 03. Apr. 2014) Jahr Freigaben erteilt Freigaben abgelehnt 2007 33 3 2008 34 0 2009 145 16 2010 88 5 2011 92 12 2012 234 73 2013 187 28 2014 125 6 SenBildJugWiss I B Anlage 1 zur Schriftlichen Anfrage 17/13 387 - 6407 Laufbahn/ Fachkombi- nation L1WF/L2WF Ma, Ph, Ch, Inf StR Ma, Ph, Ch, Inf L1WF/L2WF Sport StR Sport L1WF/L2WF Englisch StR Eng- lisch L2WF/ StR Arbeits- lehre L2WF/StR Biologie StR Spanisch alle Lauf- bah- nen Musik L2WF/ StR Bilden de Kunst L2WF alle ande- ren Fäch- er LaS alle Fach- richtu ngen Quer- ein- stei- ger/ innen Insg. Anzahl Einladungen 37 85 32 107 37 151 18 91 70 29 73 67 59 128 984 Frage 1 Casting Teilnehmer/in- nen 7 24 5 29 11 36 4 30 15 11 22 24 20 64 302 Frage 3 nicht erschienen 30 61 27 78 26 118 14 61 55 18 51 43 39 64 682 90 592 350 242 Einstellungen im Rahmen Einstellungsgarantie ca. verbleiben davon sind Bewerberinnen und Bewerber aus anderen Bundesländern ca. Gesamt (Laufbahnbewerberinnen und Laufbahnbewerber aus Berlin) S17-13387 S1713387-Anl