Drucksache 17 / 13 460 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Alexander Spies (PIRATEN) vom 20. März 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. März 2014) und Antwort Miet- und Energieschuldenübernahme in Berlin Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Welche Daten werden im Bereich der Miet- und/oder Energieschuldenübernahme nach § 22 Abs. 8 SGB II und § 36 Abs. 1 SGB XII durch die für Soziales zuständige Senatsverwaltung berlinweit erhoben (bitte Datenerfassungsbogen beifügen)? 2. Wie viele Anträge auf Übernahme von Miet- und/oder Energieschulden waren in den Jahren seit 2008 in den Berliner Jobcentern jeweils zu entscheiden, und wie viele wurden jeweils bewilligt bzw. abgelehnt (bitte nach Jobcenter und Jahr aufschlüsseln)? 3. Wie viele Anträge auf Übernahme von Miet- und/oder Energieschulden waren in den Jahren seit 2008 in den Berliner Sozialämtern jeweils zu entscheiden, und wie viele wurden jeweils bewilligt bzw. abgelehnt (bitte nach Sozialamt und Jahr aufschlüsseln)? Zu 1. bis 3.: Nach § 22 Abs. 8 SGB II bzw. § 36 Abs. 1 SGB XII können Schulden übernommen werden, wenn dies der Sicherung der Unterkunft oder zur Behebung einer vergleichbaren Notlage gerechtfertigt ist. In diesem Kontext erfolgt weder eine separate Betrachtung noch eine gesonderte Erhebung von Daten zu Energieschulden. Die von meiner Verwaltung zusammengefassten Da- ten auf Grundlage der Datenzulieferungen der Jobcenter beziehen sich daher auf die Anzahl der Antragstellungen und deren Bescheidungen gemäß § 22 Abs. 8 SGB II (s. Anlage 1). Bezirkliche Daten zur Schuldenübernahme nach § 36 Abs. 1 SGB XII lagen einmalig nur für 2012, wie in der Kleinen Anfrage 17/12964 zu 10. mitgeteilt, vor und werden nicht erhoben. 4. Welche Kenntnisse hat der Senat bezüglich der äu- ßerst unterschiedlichen Bewilligungsquoten in den ein- zelnen Berliner Jobcentern bei Anträgen auf Miet- und Energieschuldenübernahme nach § 22 Abs. 8 SGB II (vgl. Synopse der Piratenfraktion zu den Angaben der Bezirke im Unterausschuss Bezirke: https://redmine.piratenfraktion- berlin.de/dmsf/bez?folder_id=801)? 5. Wie bewertet der Senat, die im Bezirksvergleich sehr niedrige Bewilligungsquote von Anträgen auf Miet- und Energieschuldenübernahme nach § 22 Abs. 8 SGB II in den Jobcentern Neukölln und Reinickendorf? Zu 4. und 5.: Gemäß § 3 Abs. 1 Gesetz zur Ausfüh- rung des zweiten Buches Sozialgesetzbuch (AG-SGB II) obliegt die Verantwortung für die rechtmäßige und zweckmäßige Leistungserbringung der Leistungen des kommunalen Trägers den Bezirksämtern. Daher geht der Senat davon aus, dass Bewilligungen bzw. Ablehnungen von Anträgen zur Übernahme von Mietschulden unter Beachtung der gesetzlichen Vorgaben im Rahmen der jeweilig notwendigen Einzelfallentscheidung erfolgen. 6. Inwiefern haben sich nach Ansicht des Senats die verbindlichen und einheitlichen Regelungen für alle Ber- liner Jobcenter zur Miet- und Energieschuldenübernahme sowie zur Wohnungsnotfallhilfe bewährt (vgl. Anlage 3 der Vereinbarung nach § 44 b Abs. 2 SGB II vom 17.12.2010)? Welchen Verbesserungsbedarf sieht der Senat? 7. Welche Erkenntnisse hat der Senat darüber, inwie- fern die Bezirke Ablehnungswünsche der Jobcenter bei Anträgen auf Mietschuldenübernahme nach § 22 Abs. 8 SGB II mit der erforderlichen Sorgfalt prüfen, bevor sie diesen entsprechen (vgl. Festlegung aus Anlage 3 der Vereinbarung nach § 44 b Abs. 2 SGB II)? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 460 2 8. Hält der Senat angesichts der Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt, der berlinweit angespannten Unterbringungssituation in den ASOG-Einrichtungen und der unterschiedlichen Bewilligungspraxis in den Berliner Jobcentern bei Anträgen auf Miet- und Energieschulden- übernahme eine gesamtstädtische Weisung zur Miet- und/oder Energieschuldenübernahme für erforderlich? Wenn nein, warum nicht? Zu 6. bis 8.: Dem Senat liegen keine Erkenntnisse vor, dass die zwischen den Bezirksämtern und jeweiligen Gemeinsamen Einrichtungen (GE) geschlossenen Verein- barungen und Verabredungen auf Grundlage der Verein- barung nach § 44b Abs. 2 SGB II nicht eingehalten wer- den. Mit den zum 01.09.2013 in Kraft getretenen Ausfüh- rungsvorschriften zur Leistungs-gewährung von Leistun- gen nach dem § 22 SGB II und §§ 35 und 36 SGB XII (AV-Wohnen), bestehen unter der Ziff. 10 bereits berlin- einheitliche Regelungen zur Vermeidung und Übernahme von Mietschulden bzw. vergleichbare Notsituationen. Diese Regelungen richten sich nach der derzeitigen höchstrichterlichen Rechtsprechung sowie den gesetzli- chen Vorgaben. Berlin, den 02. April 2014 In Vertretung Dirk G e r s t l e Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. Apr. 2014) Anlage zu Drs. 17/13460 2008 Bezirk Anträge gem. § 22 Abs. 8 SGB II Bewilligungen gem. § 22 Abs.8 SGB II Ablehnungen gem. § 22 Abs. 8 SGB II Mitte 611 394 177 Tempelhof-Schöneberg 923 589 334 Steglitz-Zehlendorf 392 216 174 Marzahn-Hellersdorf 751 493 258 Lichtenberg 1945 1260 685 Friedrichshain-Kreuzberg 808 624 184 Treptow-Köpenick 475 405 70 Charlottenburg-Wilmersdorf 306 276 35 Spandau 909 176 752 Pankow 854 710 130 Neukölln 1148 191 1179 Reinickendorf 786 210 529 Gesamt* 9.908 5.544 4.507 2009 Bezirk Anträge gem. § 22 Abs. 8 SGB II Bewilligungen gem. § 22 Abs.8 SGB II Ablehnungen gem. § 22 Abs. 8 SGB II Mitte 533 368 149 Tempelhof-Schöneberg 966 598 365 Steglitz-Zehlendorf 473 228 244 Marzahn-Hellersdorf 901 557 344 Lichtenberg 1872 1100 772 Friedrichshain-Kreuzberg 802 552 247 Treptow-Köpenick 470 409 61 Charlottenburg-Wilmersdorf 396 323 64 Spandau 530 135 440 Pankow 946 805 147 Neukölln 990 135 998 Reinickendorf 976 250 743 Gesamt* 9.855 5.460 4.574 2010 Bezirk Anträge gem. § 22 Abs. 8 SGB II Bewilligungen gem. § 22 Abs.8 SGB II Ablehnungen gem. § 22 Abs. 8 SGB II Mitte 473 351 119 Tempelhof-Schöneberg 889 550 338 Steglitz-Zehlendorf 357 138 219 Marzahn-Hellersdorf 1061 639 418 Lichtenberg 2018 713 1305 Friedrichshain-Kreuzberg 600 368 232 Treptow-Köpenick 831 534 297 Charlottenburg-Wilmersdorf 316 283 34 Spandau 291 163 257 Pankow 749 567 197 Neukölln 1687 130 1445 Reinickendorf 879 177 768 Gesamt* 10.151 4.613 5.629 2011 Bezirk Anträge gem. § 22 Abs. 8 SGB II Bewilligungen gem. § 22 Abs.8 SGB II Ablehnungen gem. § 22 Abs. 8 SGB II Mitte 592 415 147 Tempelhof-Schöneberg 711 425 287 Steglitz-Zehlendorf 299 110 189 Marzahn-Hellersdorf 940 527 413 Lichtenberg 1324 792 532 Friedrichshain-Kreuzberg 475 324 151 Treptow-Köpenick 1578 897 681 Charlottenburg-Wilmersdorf 304 282 21 Spandau 200 171 114 Pankow 775 644 131 Neukölln 1938 171 1083 Reinickendorf 1075 246 906 Gesamt* 10.211 5.004 4.655 2012 Bezirk Anträge gem. § 22 Abs. 8 SGB II Bewilligungen gem. § 22 Abs.8 SGB II Ablehnungen gem. § 22 Abs. 8 SGB II Mitte 520 395 108 Tempelhof-Schöneberg 469 279 190 Steglitz-Zehlendorf 273 88 185 Marzahn-Hellersdorf 1.130 526 604 Lichtenberg 1.663 945 718 Friedrichshain-Kreuzberg 362 283 80 Treptow-Köpenick 990 542 448 Charlottenburg-Wilmersdorf 246 234 17 Spandau 315 300 304 Pankow 624 530 102 Neukölln 1.833 206 1033 Reinickendorf 1.209 406 701 Gesamt* 9.634 4.734 4.490 2013 Bezirk Anträge gem. § 22 Abs. 8 SGB II Bewilligungen gem. § 22 Abs.8 SGB II Ablehnungen gem. § 22 Abs. 8 SGB II Mitte 653 460 183 Tempelhof-Schöneberg 636 331 305 Steglitz-Zehlendorf 299 89 210 Marzahn-Hellersdorf 775 427 348 Lichtenberg 1.551 852 699 Friedrichshain-Kreuzberg 341 277 63 Treptow-Köpenick 2.049 1.277 772 Charlottenburg-Wilmersdorf 227 212 18 Spandau 767 370 277 Pankow 446 380 59 Neukölln 1.594 219 852 Reinickendorf 727 220 597 Gesamt* 10.065 5.114 4.383 * Noch nicht bearbeitete Anträge bzw. Entscheidungen aus Vorzeiten können dazu führen, dass Anzahl der Anträge nicht mit Anzahl an Entscheidungen (Bewilligungen, Ablehnungen) übereinstimmt. S17-13460 ka17-13460Anl