Drucksache 17 / 13 478 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Tom Schreiber (SPD) vom 18. März 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 25. März 2014) und Antwort Keine Unterstützung des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) für LGTBI-Interessen? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Hält der RBB es für wichtig und notwendig sich für die LGBTI-Community in Berlin und darüber hinaus einzusetzen? Zu 1.: Der um Auskunft gebetene Rundfunk Berlin- Brandenburg (rbb) hat hierzu Folgendes ausgeführt: „Der Auftrag des rbb ist in § 3 des rbb-Staatsvertrags definiert. Dort heißt es unter anderem: - Der Rundfunk Berlin-Brandenburg trägt durch die Herstellung und Verbreitung seiner Angebote zur freien individuellen und öffentlichen Meinungsbil- dung bei. Dabei stellt er sicher, dass die Vielfalt der bestehenden Meinungen in der Gesamtheit sei- ner Angebote ausgewogen und angemessen Aus- druck findet. - Bei der Gestaltung seiner Angebote berücksichtigt der Rundfunk Berlin-Brandenburg alle gesell- schaftlichen Gruppierungen. Die LGBTI-Community ist eine gesellschaftliche Gruppierung von vielen, die in den Programmen des rbb entsprechend Berücksichtigung findet.“ 2. Wo und in welcher Form ist der RBB Bündnis- partner im LGBTI-Bereich in Berlin? Zu 2.: Der um Auskunft gebetene Rundfunk Berlin- Brandenburg (rbb) hat hierzu Folgendes ausgeführt: „Als öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist der rbb weder Bündnispartner noch Organisator von gesellschaftlichen Bewegungen (siehe dazu auch Antwort auf Frage 1). Dennoch begleitet der rbb regelmäßig kulturelle LGTBI- Ereignisse und -Institutionen mit seiner Berichterstattung im Fernsehen, im Radio und Online. Erwähnt seien z. B. der Christopher Street Day in Berlin, das Internationale Queer-Filmfestival oder die Preisverleihung des Teddy- Award im Rahmen der Berlinale.“ 3. Welche konkreten Dokumentationen und Sende- formate sind zu diesem Thema für die Jahre 2014 und 2015 geplant? Zu 3.: Der um Auskunft gebetene Rundfunk Berlin- Brandenburg (rbb) hat hierzu Folgendes ausgeführt: „Der rbb rückt in seiner Berichterstattung seit vielen Jahren LGTBI-Themen in vielfältiger Hinsicht in den Vordergrund. So präsentierte das rbb Fernsehen zum 70. Geburtstag des Regisseurs und Grimme-Preisträgers Rosa von Praunheim am 24. November 2012 zur besten Sende- zeit von 20:15 bis 8:25 Uhr unter dem Titel „ROSAS WELT“ 700 Minuten aus den 70 neuen Filmen des Künstlers. Noch nie wurde einem Dokumentarfilmer so viel Sendezeit im deutschen Fernsehen zur Verfügung gestellt. Am 17. Dezember 2013 legte die Dokumentation „Geheimnisvolle Orte - Schönhauser Allee“ (20:15 Uhr) einen Schwerpunkt auf die Schwulenszene in Prenzlauer Berg. Der rbb plant für 2014 und 2015 derzeit unter ande- rem: - Eine dreiteilige Reihe „Glaube, Liebe, Lust“ im ERSTEN (Ende April/Anfang Mai 2014), in der u. a. ein schwules, katholisches Paar vorgestellt wird. Der rbb ist an der Reihe redaktionell und finanziell beteiligt. - „Unter Männern“ (Koproduktion mit dem MDR), geplantes Sendedatum: 10. Juni 2014. Fünf schwu- le Männer erzählen von ihrem Leben und ihrer Homosexualität in der DDR. - „Mein wunderbares West-Berlin“: Eine Dokumentation über die Schwulen- und Lesben-Szene in West-Berlin in den 70er bis 90er Jahren (noch oh- ne konkreten Sendetermin). - „Queer in Lichtenberg“ (Arbeitstitel): Eine Dokumentation über ein lesbisches Paar, das ein Kind Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 478 2 mit einem schwulen Paar plant (Regie: Eva Maschke, noch ohne konkreten Sendetermin). - “Schwules Museum" (Arbeitstitel): Dokumentation über die Ausstellung „Transforming" im Schwulen Museum (Regie: Benjamin Cantu, noch ohne konkreten Sendetermin) - “Transit Havanna" (Arbeitstitel): Dokumentarfilm über den Umgang mit „Transgender“ auf Kuba (Regie: Daniel Abma, noch ohne konkreten Sen- determin) Auch die aktuellen Sendungen des rbb Fernsehen wie der rbb Radioprogramme greifen immer wieder LGBTI- Themen auf. Schwerpunkte in der Berichterstattung in diesem Jahr waren bisher: Homosexualität im Fußball – anlässlich des Outings des Fußballers Thomas Hitzlsper- ger- und die Diskriminierung von Schwulen und Lesben in Russland – vor allem im Umfeld der Olympischen Winterspiele in Sotschi. Das politische Magazin „Kontraste“ (rbb-Sendung fürs ERSTE) hat am 6. Februar 2014 den Beitrag „Geschürte Angst: Bundesweite Allianz macht gegen sexuelle Vielfalt an Schulen mobil“ ausgestrahlt. Das Kulturradio vom rbb sendete am 27. Februar 2014 das 25-minütige Feature „Schwuler Klassiker in neuem Fummel - Das Musical La Cage aux Folles in der Berliner Bar jeder Vernunft“, das auch die Entwicklung der Schwulen-Bewegung der vergangenen Jahrzehnte thema- tisiert. Weitere aktuelle Berichterstattung ist in diesem Jahr u. a. geplant zum CSD, der Veranstaltung „Queer Easter“ sowie zum Internationalen Tag gegen Homophobie.“ 4. Wie oft hat der RBB in den letzten zehn Jahren den Berliner CSD live übertragen? (Bitte Auflistung nach Sendezeit (Dauer) und Wiederholung im Programm) Zu 4.: Der um Auskunft gebetene Rundfunk Berlin- Brandenburg (rbb) hat hierzu Folgendes ausgeführt: „Das rbb Fernsehen hat wie folgt in den vergangenen zehn Jahren über den CSD in Berlin berichtet: Datum Uhrzeit Länge Sendung 26.06.04 12:30 150‘ Live von der Parade 20:15 60‘ Bunt, laut und selbstbewusst Der CSD 2004 in Berlin 25.06.05 12:30 110‘ Live von der Parade 01:15 110‘ Wiederholung vom Tage 22.07.06 12:30 120‘ Live von der Parade 22:10 45‘ Die Höhepunkte des Tages 01:10 45‘ Die Höhepunkte des Tages/Wh. 23.06.07 13:00 120‘ Live von der Parade 22:10 45‘ Die Bilder des Tages 02:50 120‘ Wiederholung vom Tage 28.06.08 12:45 120‘ Live von der Parade 21:15 28‘ Raus aus den Löchern? 30 Jahre CSD in Berlin 22:10 45‘ Die schönsten Momente 02:30 120‘ Wiederholung vom Tage 28.06.09 22:15 45‘ Gesichter einer Parade 02:35 45‘ Wiederholung 29.06.09 10:45 45‘ Wiederholung 19.06.10 22:15 45‘ Bilder und Geschichten des Tages 21.06.10 03:30 45‘ Wiederholung 10:45 45‘ Wiederholung 26.06.11 22:45 60‘ Bilder und Geschichten des Tages 23.06.12 23:45 45‘ Bilder und Geschichten des Tages 25.06.12 23:45 45‘ Wiederholung 22.06.13 23:10 45‘ Bilder und Geschichten des Tages 23.06.13 00:25 45‘ Wiederholung Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 478 3 Seit 2013 streamt der rbb den CSD live im Internet. Hierzu im Detail weiter in der Antwort auf Frage 5.“ 5. Weshalb reduziert der RBB die Übertragung des Berliner CSD´s im Fernsehen? Zu 5.: Der um Auskunft gebetene Rundfunk Berlin- Brandenburg (rbb) hat hierzu Folgendes ausgeführt: „Seit 2013 bietet der rbb den CSD in Berlin wieder als Live-Übertragung in voller Länge an. Jörg Thadeusz und Sonja Koppitz kommentieren die Veranstaltung. Der rbb hat die zeitgemäße Form des Internet-Streams gewählt, um damit vor allem auch jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer zu erreichen. Der CSD wurde daher neben rbb- online.de auch im Internetangebot der Radioprogramme Fritz und radioeins – also auf fritz.de und radioeins.de - übertragen. Das Livestreaming im Netz gehört zuneh- mend zum Standard-Angebot des rbb und ist nicht auf den CSD beschränkt. So präsentiert der rbb unter anderem auch Sport-Events exklusiv und live in seinem Inter- netangebot. Das rbb Fernsehen produziert seit einigen Jahren die zusammenfassende Sendung „Bilder und Geschichten des Tages“ zum CSD. Es handelt sich um ein 45-minütiges, tagesaktuelles Reportageformat, in dem er die schönsten Bilder des Umzuges mit aktuellen Interviews und Hinter- grundberichten kombiniert. In dieser Form sieht der rbb deutliche Vorteile gegenüber einer Übertragung der Pa- rade am Nachmittag, denn: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können am Abend die Berichterstattung im Fernsehen verfolgen. Die Zusammenfassung hat den journalistischen Vorteil, dass der rbb zusätzlich komplexe Themen rund um die LGBTI-Community in Beiträgen fernsehgerecht aufgreifen kann. Auch in diesem Jahr will der rbb diese Sendeform beibehalten. Sowohl die Parade als auch die Tageszusammenfassung bleiben für mehrere Wochen in der rbb Mediathek abrufbar.“ 6. Warum ist der RBB kein Kooperationspartner vom Teddy Award und dessen Gala? Zu 6.: Der um Auskunft gebetene Rundfunk Berlin- Brandenburg (rbb) hat hierzu Folgendes ausgeführt: „Der rbb war viele Jahre Kooperationspartner des Teddy Award und hat die Gala in seinem Fernsehpro- gramm übertragen. Auch in diesem Jahr hat der rbb seine Kooperation im bewährten Umfang angeboten. Der Ver- anstalter jedoch hat sich für das ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE als Kooperationspartner entschieden. Der Grund dafür liegt offensichtlich in der Bereitstellung eines HD-Ü-Wagens, den der rbb noch nicht anbieten konnte.“ 7. Welche Gründe sprechen dagegen diese Institu- tion zu unterstützen? Zu 7.: Der um Auskunft gebetene Rundfunk Berlin- Brandenburg (rbb) hat hierzu Folgendes ausgeführt: „Der Teddy Award hat mit ZDF/ARTE einen neuen Kooperationspartner gefunden.“ 8. Kann der RBB es sich zukünftig vorstellen, den Teddy Award und dessen Gala als Kooperationspartner zu unterstützen und diesen zu übertragen? Zu 8.: Der um Auskunft gebetene Rundfunk Berlin- Brandenburg (rbb) hat hierzu Folgendes ausgeführt: „Der rbb kann sich grundsätzlich vorstellen, den Teddy Award und dessen Gala auch in Zukunft wieder zu unterstützen.“ Berlin, den 7. April 2014 K l a u s W o w e r e i t Regierender Bürgermeister (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 08. Apr. 2014)