Drucksache 17 / 13 548 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Wolfgang Brauer (LINKE) vom 01. April 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 03. April 2014) und Antwort Theatergeschichte auf Dauer in den Depots? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie und wo wird derzeit die Theatergeschichte Berlins öffentlich zugänglich präsentiert? 2. Welche Institutionen sammeln derzeit in Berlin Archivalien, Bücher und Sachzeugnisse zur Theaterge- schichte der Stadt? Zu 1. und 2.: Nach derzeitigem Kenntnisstand sam- meln das Landesarchiv Berlin, die Akademie der Künste, das Geheime Staatsarchiv, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und die Freie Universität Berlin zu unterschiedlichen Aspekten und in unterschied- licher Form zu dieser Thematik. Die dort gesammelten Unterlagen sind nach Maßgabe der jeweiligen Vorschrif- ten der einzelnen Institution, wie beispielsweise dem Archivgesetz des Landes Berlin, öffentlich zugänglich. Die Stiftung Stadtmuseum Berlin sammelt Dokumente, Objekte und andere Sachzeugnisse zur Theater- und Operngeschichte Berlins ab dem 18. Jahrhundert. Das Landesarchiv Berlin archiviert Unterlagen folgender Ber- liner Theater: „Königliche Schauspiele/Preußisches Staatstheater“ „Berliner Festspiele GmbH“ „Freie Volksbühne“ „Neue Zentralstelle der Bühnenautoren und Bühnenverleger GmbH“ „Staatliche Schauspielbühnen Berlin“ „Theater am Kurfürstendamm“ „Theater des Westens“ „Deutsche Staatsoper“ „Friedrichstadtpalast“ „Grundorganisation der SED - Deutsche Staatsoper“ „Grundorganisation der SED - Deutsches Theater“ „Kabarett Diestel“ „Schauspielhaus/Konzerthaus“ „Theater der Freundschaft“ „Puppentheater Berlin“ Darüber hinaus existieren Unterlagen in den ver- schiedensten Berliner Magistrats- und Senatsverwaltun- gen, die die Zuständigkeiten für das Theaterleben in Ber- lin hatten sowie Material vor allen Dingen in den Foto-, Ton- und Bildsammlungen. 3. Warum sieht sich derzeit keine öffentliche museale Einrichtung in der Stadt in der Lage, die Theaterge- schichte Berlins, die über lange Zeit die Entwicklung des deutschen Theaters und der deutschen Opernkultur nach- haltig prägte, ständig darzustellen? Zu 3.: Die musealen Einrichtungen des Landes Berlin haben andere Kernaufgaben. Auch verfügt keine Ein- richtung über die Mittel zum dauerhaften Betrieb eines zusätzlichen Theatermuseums. 4. Welche Gründe führten dazu, dass die verdienstvolle und von der Öffentlichkeit gut angenommene Aus- stellung zur Theatergeschichte Berlins der Stiftung Stadtmuseum aus dem Jahre 2002 nicht zu einer Reakti- vierung der Abteilung Theatergeschichte des Museums (unter Nutzung der Kooperationsmöglichkeiten mit den unter 3. genannten Einrichtungen) in Form dauerhafter Expositionen führte? Zu 4.: Die Stiftung Stadtmuseum Berlin sammelt, be- wahrt und erforscht mit ihrem Fachbereich Geschichte auch Aspekte der Berliner Theatergeschichte. Sie präsen- tiert relevante Objekte im Rahmen kulturhistorisch ange- legter Sonderausstellungen und hält sie auch für den mu- seumsüblichen Leihverkehr und die wissenschaftliche Forschung zugänglich. Seit 2002 hat sie neun Sonderaus- stellungen mit theater- und bühnengeschichtlichem The- menbezug realisiert. In der derzeitigen Dauerausstellung im Märkischen Museum wird punktuell auf Aspekte der Berliner Theatergeschichte verwiesen. Die Stiftung ko- operiert zum Thema Theater- und Operngeschichte mit externen Partnern, so u.a. mit dem Schloss Neuharden- berg, der Deutschen Oper oder dem Verein „Initiative Theatermuseum Berlin“. Sie unterstützte im Jahr 2013 ein Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 548 2 Ausstellungsprojekt des Vereins unentgeltlich, sowohl mit Objekten als auch mit intensiver fachlicher Beratung bei der Ausstellungsrealisierung. Sie veranstaltet zudem öffentliche Depotführungen in der Theatersammlung, so auch für den o.g. Verein. 5. Wie bewertet der Senat die Arbeit der „Initiative Theatermuseum Berlin“? Zu 5.: Ein Theatermuseum in Berlin wäre eine Ergän- zung der Berliner Museums- und auch Theaterlandschaft. Das Engagement der „Initiative Theatermuseum Berlin“ hält der Senat für unterstützungswert. Es wurde und wird von der Kulturverwaltung seit Jahren mit Beratungsge- sprächen begleitet. 6. Welche Möglichkeiten sähe der Senat, die Arbeit der o.g. Initiative dahingehend zu unterstützen, dass in Berlin wieder – vergleichbar anderen europäischen Theatermetropolen ! – ein Theatermuseum eröffnet werden kann? Zu 6.: Der Senat bietet gerne weiterhin jede ge- wünschte ideelle Unterstützung an. Er kann darauf hin- wirken, dass die bereits mit Landesmitteln finanzierten Sammlungen und Institutionen mit der Initiative kooperie- ren. Angesichts der weiterhin zu konsolidierenden öffent- lichen Haushalte in Berlin besteht aber derzeit keine Mög- lichkeit, die Initiative dahingehend zu unterstützen, eine institutionelle Förderung anzustreben. 7. Warum wird der weit über Berlin hinausgehende, durch die Debatte um das „Iffland-Konvolut“ hervorgerufene Aufmerksamkeitsschub nicht für eine solche kultur- politische Initiative ausgenutzt? Zu 7.: Bei dem sogenannten Iffland-Konvolut handelt es sich um reine Verwaltungsakten der Direktion der königlichen Schauspiele. Derartige Verwaltungsakten dienen in der Regel der Erforschung von Theaterge- schichte. Aus Akten sind nur einzelne Blätter für museale Zwecke geeignet. Eine Ausstellung von einzelnen Akten oder Aktenkonvoluten würde einer regelmäßigen Erfor- schung der Theatergeschichte entgegenstehen. Mit der bevorstehenden Digitalisierung der Akten durch das Lan- desarchiv Berlin ist somit die richtige Maßnahme zur Veröffentlichung des Konvoluts getroffen worden. Sie würde mit Blick auf die Nutzung auch von dem zu Recht bemerkten „Aufmerksamkeitsschub“ profitieren. Berlin, den 15. April 2014 Der Regierende Bürgermeister In Vertretung Hella Dunger-Löper Staatssekretärin für den Chef der Senatskanzlei (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Apr. 2014)