Drucksache 17 / 13 712 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Stefan Evers (CDU) vom 05. Mai 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 06. Mai 2014) und Antwort Stellenwert der Architektur als Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft in und aus Berlin Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie viele Architekten bzw. Architekturbüros arbeiten nach Kenntnis des Senats derzeit in Berlin und wie schätzt der Senat die wirtschaftliche Lage dieser Branche in Berlin ein? Antwort zu 1: Die amtlichen Statistiken weisen für das Jahr 2011 2.441 Architekturbüros mit einem Umsatz von 433.500 TEUR auf. Im Jahr 2012 waren 8.300 Erwerbstä- tige im Architektenmarkt beschäftigt. Der Architektenmarkt in Deutschland hat aufgrund fehlender Investitionen unter den Folgen der weltweiten Finanzkrise gelitten; seit 2009 hat sich das Auftragsvolu- men sukzessive wieder erhöht. Laut ifo- Architektenumfrage wurde 2013 das Geschäftsklima wieder gut bewertet. Die durchschnittliche Reichweite der Auftragsbestände erhöhte sich von 5,9 auf 6,5 Monate und erreichte damit wieder die Auftragsreserven, die letztmals im Rahmen des Wohnungsbaubooms nach der Wiedervereinigung verzeichnet werden konnten. Frage 2: Welchen Stellenwert hat die Architektur nach der Auffassung des Senats innerhalb der Berliner Kultur- und Kreativwirtschaft? Antwort zu 2: Der Berliner Architekturmarkt ist der größte in Deutschland. Im Rahmen der Branchen der Kreativwirtschaft gehört er aber eher zu den kleineren Teilmärkten. Frage 3: Welchen Stellenwert hat die Architektur in- nerhalb der Lehre und Forschung an den Berliner Hoch- schulen? Antwort zu 3: Die Architektur spielt als Studienfach und Forschungsthema schon aufgrund der breiten öffent- lichen und internationalen Resonanz, die mit der Rezepti- on von Berliner Bauprojekten einhergeht, an den Berliner Hochschulen eine gewichtige Rolle. Berlin gilt sowohl qualitativ als quantitativ als starker Standort für das Ar- chitekturstudium. Das Fach Architektur wird an zwei von vier Universi- täten und an einer Fachhochschule als fest etabliertes und sehr gut frequentiertes Fach angeboten. Auch das Fach Bauingenieurwesen ist in Berlin an einer Universität und drei Fachhochschulen gut vertreten. Eine Universität und eine Fachhochschule bieten wei- tere, verwandte Studiengänge wie Denkmalpflege, Histo- rische Urbanistik, Stadtökölogie, Gebäudetechnik oder Urban Design an. (vgl. 4.). Die Technische Universität (TU) Berlin z.B. widmet dem Themenbereich der Architektur und ihrer verwandten Fächer eine eigene Fakultät Planen-Bauen-Umwelt mit 23 architektonischen Fachgebieten, 21 Fachgebieten des Bauingenieurwesens und 8 Fachgebieten der Stadt- und Regionalplanung. An dieser Fakultät beteiligen Berliner Forscherinnen und Forscher sich jährlich an rund 250 Forschungsprojekten. Auch die Beuth-Hochschule hat eine eigene Fakultät Architektur und Gebäudetechnik mit 19 Professuren. Frage 4: Welche Hochschulen bilden in Architektur bzw. in architekturbezüglichen Fächern aus, wie viele Studenten sind derzeit für diese Fächer eingeschrieben? Antwort zu 4: Zu den ausbildenden staatlichen Hoch- schulen gehören die Technische Universität Berlin, die Universität der Künste Berlin, die Beuth-Hochschule für Technik Berlin, die Hochschule für Technik und Wirt- schaft Berlin (HTW Berlin) sowie die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 712 2 Insgesamt sind 5370 Studierende in die entsprechen- den Fächer eingeschrieben. Darunter studieren 2740 Ar- chitektur, 2248 Bauingenieurwesen und vergleichbare Fächer sowie 382 andere verwandte Fächer von Urban Design bis Gebäudetechnik. (Stand Wintersemester 2012/2013, alle Abschlüsse, aktuellere Studierendenzah- len liegen erst in einigen Wochen vor). Frage 5: Welche speziellen Bemühungen gibt es sei- tens des Senats Architektur bzw. Architekten aus Berlin zu unterstützen und zu fördern, bzw. gibt es eine be- stimmte Strategie im Umgang mit der Branche, ggf. in- nerhalb der Gesamtstrategie zur Förderung der Berliner Kultur- und Kreativwirtschaft? Antwort zu 5: Die Gesamtstrategie zur Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft setzt auf eine Vernetzung der einzelnen Teilbranchen. Insbesondere an den Schnitt- stellen zwischen den einzelnen Teilmärkten und zur Digi- talen Wirtschaft können kulturell und wirtschaftlich inte- ressante Entwicklungen beobachtet werden. Die Leistun- gen der Architektinnen und Architekten spielen eine be- sondere Rolle bei den Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Hier rechnet der Senat mit der Kreativität und Innovationsfähigkeit von Architektinnen und Archi- tekten, Immobilienentwicklerinnen und Immobilienent- wicklern sowie Designerinnen und Designern. Frage 6: Unterstützt der Senat den „Tag der Architektur “ und wenn ja, in welcher Weise und wenn nein, warum nicht? Antwort zu 6: Der Tag der Architektur wird seit 1995 durchgeführt und ist eine wichtige bundesweite Veranstal- tung, die von den regionalen Architektenkammern ausge- staltet und durchgeführt wird. Architektinnen und Archi- tekten stellen öffentliche wichtige Objekte der Architek- tur, Stadtplanung, Innen- und Landschaftsarchitektur vor. Viele Architekturschaffende geben zudem im persönli- chen Gespräch, bei Vorträgen, laden in ihre Büros, und zu Ausstellungen ein. Die Frage nach einer staatlichen Un- terstützung stellt sich nur, wenn es um die Besichtigung von landeseigenen Objekten geht. Frage 7: Welchen Stellenwert hat die Berliner Archi- tektur nach Auffassung des Senats im internationalen Vergleich, welche Bedeutung hat in diesem Zusammen- hang der vom Land Berlin geförderte Architekturpreis und welche weiteren durch das Land Berlin geförderten Preise gibt es bzw. wie genau sieht diese Förderung aus? Antwort zu 7: Die Berliner Architektur hat einen ho- hen internationalen Stellenwert. Berliner Architekturbüros arbeiten weltweit. Die herausragende Qualität, die in gegenseitiger Befruchtung und Konkurrenz, bedingt durch eine hohe Dichte an Architekturbüros in der Stadt, ent- steht, genießt internationales Ansehen, sowohl im Bezug auf die Gestaltung als auch die bauliche Qualität. Die Berliner Architekturpreise befördern diese Quali- tät, indem sie eine Vergleichbarkeit realisierter Projekte schaffen. Damit spornen zu qualitativ ganz besonderen Leistungen an. In Berlin werden drei Architekturpreise ausgelobt: BDA-Preis Berlin, Architekturpreis Berlin e.V. und der Urban Intervention Award Berlin (UIAB). Lediglich die beiden letzteren werden finanziell aus Landesmitteln unterstützt bzw. finanziert. Frage 8: Wie hoch sind der Urban Intervention Award und der Urban Living Award dotiert, was ist der Unter- schied zu ähnlichen in zivilgesellschaftlicher Trägerschaft ausgelobten Preisen? Antwort zu 8: Erstmalig in 2013 wurde der UIAB in Kooperation mit der Deutschen Wohnen AG um eine Sparte zum Thema Wohnungsbau erweitert. Mit finanzi- eller Unterstützung der Deutschen Wohnen AG konnte einmalig ein Preisgeld von insgesamt 9.000 € vergeben werden. Generell ist der UIAB mit einem ideellen Preis konzipiert. Die Preisträgerinnen und Preisträger der unter- schiedlichen Sparten erhalten jeweils einen Reisezu- schuss, um sich über urbane Interventionen informieren und so am Aufbau eines Netzwerk beteiligen zu können. Berlin, den 16. April 2014 In Vertretung R. L ü s c h e r ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Mai 2014)