Drucksache 17 / 13 814 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Claudia Hämmerling (GRÜNE) vom 15. Mai 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 16. Mai 2014) und Antwort Tierversuche 2013 Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Tiere wurden in Berlin im vergangenen Jahr in Tierversuchen verbraucht bzw. getötet? Zu 1.: 2013 wurden nach den Meldungen gemäß der Versuchstiermeldeverordnung insgesamt 422.175 Wirbel- tiere in Tierversuchen eingesetzt. 2. Welche Tierarten waren in welchem Umfang be- troffen? 3. Wie haben sich die Tierversuchszahlen im Ver- gleich zum Vorjahr verändert? Zu 2.und 3.: Anzahl und Art der eingesetzten Tiere können der beigefügten Tabelle 1 entnommen werden. 4. Für wie viele Tierversuchsvorhaben wurde die Ge- nehmigung versagt (nicht die aufgrund von Zeitablauf verfallenen Anträge auflisten)? Zu 4.: Es wurde keine Genehmigung versagt. 5. Treffen Informationen zu, dass die zuständigen Behörden zwar die Möglichkeit zu unangemeldeten Kon- trollen haben, darauf jedoch weitgehend verzichten, weil sie an einem Gespräch mit den anwesenden Experimenta- torInnen interessiert sind? Zu 5.: Kontrollen von Tierversuchen können auch un- angemeldet durchgeführt werden. Unangemeldete Kon- trollen sind in der Regel jedoch nicht zielführend, da erforderliche Informationen nur von den Experimentato- rinnen und Experimentatoren erhalten werden können und somit deren Anwesenheit erforderlich macht. 6. In welchen Forschungseinrichtungen gab es den- noch Beanstandungen durch die Kontrollbehörden? Zu 6.: Beanstandungen gab es bei einem Unterneh- men, der Charité, dem Deutschen Herzzentrum, der Hum- boldt-Universität, dem Max-Delbrück-Centrum und dem Umweltbundesamt. 7. Wie hoch ist das Verhältnis von Tierversuchsvor- haben in der Grundlagenforschung im Verhältnis zu her- kömmlichen Tierversuchen? Zu 7.: In der Grundlagenforschung wurden 2013 70% der gemeldeten Versuchstiere eingesetzt. 8. Wie hoch waren im Jahr 2013 die Kontingente für die Zucht von Labortieren, die den Versuchslaboren zur Verfügung standen? Zu 8.: Dem Senat liegt nur die Anzahl der Tiere vor, die pro Jahr in Berlin gezüchtet werden dürfen. Wie viele Tiere tatsächlich gezüchtet werden, wird von der zustän- digen Behörde, dem Landesamt für Gesundheit und Sozi- ales (LAGeSo), nicht erfasst. Erlaubt ist somit die Zucht von 1.019.846 Mäusen, 123.890 Ratten, 1.790 Kaninchen, 107.150 Fischen, 665 Meerschweinchen, 2.910 Vögeln, 27 Hunden, 24 Katzen, 192 Schafen/Ziegen, 2.850 Gerbils, 1.500 Hamster, 42 Rinder, 2.570 Schweinen, 2 Pferden, 3.770 Amphi- bien/Reptilien und 1.222 anderen Säugetieren. 9. Ist dem Senat bekannt, dass 92% der im Tierver- such getesteten Medikamente nicht aufgrund wegen Wir- kungslosigkeit oder ihrer Nebenwirkungen bei der klini- schen Erprobung durchfallen, während die die durch Ersatzmethoden an isolierten menschlichen Organen gewonnenen Ergebnisse unmittelbar auf den menschli- chen Organismus übertragen werden können und eine wesentlich höhere Durchfallquote besitzen? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 814 2 Zu 9.: Nein. Dem Senat liegen hierzu keine Informati- onen vor. 10. Wie bewertet der Senat vor diesem Hintergrund die bevorzugte Förderung der Tierversuchsforschung mit Milliardensummen, während es für die Forschung an Ersatzmethoden nicht einmal eine Förderstruktur gibt und sich diese überaus effizienteren Forschungsmethoden mit mager dotierten Forschungspreisen oder Sonderprogram- men über Wasser halten müssen? Zu 10.: Nach Kenntnis des Senats ist die Förderung der Forschung im biomedizinischen Bereich nicht auf Tierversuche gerichtet, sondern auf Forschungsvorhaben, die wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn u. a. über rele- vante Erkrankungen, Umweltgefährdungen oder in der Grundlagenforschung erwarten lassen. Neben Tierversu- chen, die nach den gesetzlichen Vorschriften ethisch vertretbar und unerlässlich sein müssen, kommen im Rahmen dieser Forschungsvorhaben selbstverständlich auch Alternativmethoden zur Anwendung. 11. Wie bewertet der Senat den Umstand, dass die Berliner Wirtschaft ein großes Interesse an Ersatzmetho- den zum Tierversuch hat, weil damit die Kosten gesenkt und genauere Ergebnisse erzielt werden können? Zu 11.: Der Senat bewertet dieses Interesse positiv und geht davon aus, dass die Berliner Wirtschaft alle Möglichkeiten nutzt, an dieser Stelle Kosten zu sparen und auch zur Entwicklung von Alternativmethoden bei- zutragen. 12. Wie lange will es der Senat allein dem Verband der forschenden Arzneimittelhersteller und den Tier- schutzverbänden überlassen, die Forschung an Ersatzme- thoden durch einen Forschungspreis zu unterstützen? Zu 12.: Der Berliner Forschungspreis zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden für Tierversuche wird von der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz in Zusammenarbeit mit dem LA- GeSo und dem Verband Forschender Arzneimittelherstel- ler e.V. (VfA) ausgelobt und vergeben. Der Senat kann insofern nicht bestätigen, dass die Förderung der Erfor- schung von Alternativmethoden zum Tierversuch durch einen Forschungspreis allein dem Verband der forschen- den Pharma-Unternehmen (VfA) überlassen ist. 13. Welche Maßnahmen will der Senat ergreifen, um annähernd gleichberechtigte Förderstrukturen für die Forschung an Ersatzmethoden bereitzustellen, wie sie für die Tierversuchsforschung zur Verfügung stehen? Zu 13.: Hierzu wird auf die Antworten auf die Fragen 2 und 11 der Kleinen Anfrage Nr. 17/12423 sowie zur Frage 6 der Kleinen Anfrage Nr. 17/10947 verwiesen. 14. An wie vielen Fachgebieten an Berliner Hochschu- len und deren Einrichtungen wurden in den vergangenen drei Jahren Forschungen durchgeführt bei denen Tierver- suche zum Einsatz kamen (bitte nach Hochschulen und Jahren ausweisen)? Zu 14.: In den letzten drei Jahren wurden in 101 Fachgebieten/Einrichtungen der Charité, 12 Fachgebieten der Humboldt-Universität, 3 Fachgebieten der Freien Universität und 3 Fachgebieten der Technischen Universi- tät Tierversuche durchgeführt. 15. An wie vielen Fachgebieten an Berliner Hochschu- len und deren Einrichtungen wurden in den vergangenen drei Jahren Forschungen durchgeführt bei denen Ersatz- methoden zum Einsatz kamen (bitte nach Hochschulen und Jahren ausweisen)? 16. An welchen Fachgebieten an Berliner Hochschu- len und deren Einrichtungen wurden in den vergangenen drei Jahren schwerpunktmäßig Forschungen an Ersatzme- thoden durchgeführt und um welche Forschungsvorhaben handelte es sich jeweils? Zu 15. und 16: Dazu liegen dem Senat keine Informa- tionen vor. 17. Hält der Senat dieses Verhältnis in Bezug auf die Fragen 11, 12 und 13 für ausgewogen? Welche Maßnah- men will der Senat ergreifen und die Diskriminierung der Forschung an Ersatzmethoden zu beenden? Zu 17.: Der Senat hält eine Stärkung der Erforschung von tierversuchsfreien Methoden und die Anerkennung alternativen Methoden vor allem zur Prüfung der gesund- heitlichen Unbedenklichkeit von Chemikalien und Arz- neimitteln auf nationaler und internationaler Ebene für erforderlich. Im Übrigen wird auf die Antwort zu Frage Nr. 13 verwiesen. Berlin, den 30. Mai 2014 In Vertretung Sabine Toepfer-Kataw Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 04. Juni 2014) Tierzahlen nach Tierarten im Vergleich der Jahre 2011 bis 2013 Stand: 14.05.2014 Tierart Code Anzahl der Tiere davon transgen erneut verwendet 2011 2012 2013 2011 2012 2013 2011 2012 2013 Maus 101 328.339 396.984 369.962 162.060 203.014 194.661 0 0 0 Ratte 102 34.936 30.656 26.340 2.727 3.046 2.413 0 0 0 Meerschweinchen 103 168 50 180 0 0 0 0 0 0 Hamster 104 277 246 219 0 0 0 0 0 0 Andere Nagetiere 105 676 568 752 0 0 4 0 0 0 Kaninchen 106 328 397 351 0 0 0 180 158 154 Katzen 107 0 0 19 0 0 0 11 0 0 Hunde 108 18 84 93 0 0 0 27 43 47 Frettchen 109 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Pferde, Esel, Maultiere u. Maulesel 111 11 9 0 0 0 0 0 0 0 Schwein 112 675 1.005 768 0 0 0 0 0 0 Ziege 113 9 30 0 0 0 0 0 0 0 Schaf 114 64 165 113 0 0 0 0 0 0 Rind 115 52 29 70 0 0 0 0 0 0 Neuweltaffen 117 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Altweltaffe (außer Menschenaffen) 118 190 165 265 0 0 0 63 66 68 Andere Säugetiere 120 121 95 64 0 0 0 0 0 0 Wachteln 121 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Andere Vögel 122 3.190 2.837 1.828 0 0 0 0 0 0 Reptilien 123 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Amphibien 124 254 46 970 0 0 0 0 0 0 Fische 125 5.953 2.797 20.181 737 285 1.092 0 0 0 Gesamt 375.261 436.163 422.175 165.524 206.345 198.170 281 267 269 Tabelle 1 zu den Fragen 2 und 3 S17-13814 Anlage zu S 17-13814