Drucksache 17 / 13 900 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 28. Mai 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 02. Juni 2014) und Antwort Lehrkräftemangel an beruflichen Schulen? Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie und mit welchen Instrumenten hat der Senat in den letzten fünf Jahren Lehrkräfte für den Berliner Schuldienst zu werben versucht? Zu 1.: Um Absolventinnen und Absolventen für eine Einstellung im Land Berlin zu gewinnen, wurden Einstellungsgarantien für die sogenannten Mangelfächer erteilt. Aufgrund des hohen Einstellungsbedarfs in diesem Jahr wurde in anderen Bundesländern (z.B. Baden- Württemberg) aktiv für Berlin geworben. Des Weiteren fand am 10.05.2014 der Berlin- Tag im Ludwig- Erhard-Haus statt, an dem sich Laufbahnbewerberinnen und Laufbahnbewerber aus den Bundesländern über das Berliner Schulsystem und Berlin als Arbeits- und Wohnstätte informieren konnten. Zu 3.: An den beruflichen Schulen ist die LehrkräfteVersorgung grundsätzlich gedeckt, siehe hierzu Tabellen 3 - 5 aus dem Bericht zur mittelfristigen Lehrerbedarfsplanung (Anlagen 1-3). Für spezifischen Fachbedarf sowie für Mangelfächer, wofür eine hinreichende Abdeckung des Bedarfs durch geeignete Laufbahnbewerberinnen bzw. Laufbahnbewerber nicht gewährleistet ist, wird erfolgreich das Instrument „schulbezogene Stellenausschreibungen“ genutzt, um Seiteneinsteiger für die beruflichen Schulen zu gewinnen. 4. Wie viele Studierende für ein Berufsschullehramt haben in den letzten fünf Jahren an der Berliner Technischen Universität ihr Studium aufgenommen (bitte aufführen nach Semester und Fach(richtung) im Sinne des Schulgesetzes bzw. des zukünftig geltenden Lehrkräftebildungsgesetzes)? 2. Inwieweit wurden in diese Werbe-Konzepte an die einzelnen Schularten (Grundschule, ISS, Gemeinschaftsschulen, Gymnasien, Berufliche Schulen) angepasst? Zu 2.: Aufgrund der Bedarfslage in den Grundschulen und den Integrierten Sekundarschulen, wurden diese beiden Schulformen in diesem Verfahren in den Vordergrund gestellt. 3. Hält der Senat speziell die Lehrkräfte-Versorgung (inklusive ReferendarInnen) der beruflichen Schulen in den nächsten Jahren für die einzelnen Fächer sowie für die sog. Lehrkräfte für Fachpraxis für gesichert? Wenn ja, was veranlasst ihn zu dieser Einschätzung? Wenn nein, was unternimmt der Senat, um einem Lehrkräftemangel in diesen Bereichen vorzubeugen bzw. abzuhelfen? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 900 Zu 4.: Studierende im beruflichen Lehramt (LA) an der Technischen Universität Berlin im 1. Fachsemester 2009 - 2013 LA Bachelor Bautechnik/Bauingenieurtechnik Elektrotechnik/Elektronik Ernährung/ Lebensmittelwissenschaft Land- und Gartenbauwissenschaft/ Raumplanung* Metalltechnik 2009 18 9 2010 10 10 2011 13 9 28 35 21 13 LA Master Bautechnik/Bauingenieurtechnik Elektrotechnik/Elektronik Ernährung/ Lebensmittelwissenschaft Land- und Gartenbauwissenschaft/ Raumplanung* Metalltechnik 2009 9 8 2013 22 9 25 37 24 22 23 11 8 10 14 10 7 2010 2011 2012 2012 2013 3 0 2 1 1 1 7 2 3 3 11 2 8 10 20 5 0 7 2 4 1 0 4 3 3 * Unter „Raumplanung“ sind seit 2010 die Studierenden der Landund Gartenbauwissenschaft/Landschaftsgestaltung erfasst. sieht weiterhin die Möglichkeit vor, dass für das Lehramt an beruflichen Schulen zwei berufliche Fachrichtungen studiert werden können. Schließlich unterstützt der Senat Überlegungen der Technischen Universität, durch das Angebot eines "Probestudiums" die Attraktivität der Technischen Universität zu steigern. Dies könnte auch die Nachfrage bei der Berufsschullehrerausbildung erhöhen." Die Studienfachbezeichnungen entsprechen den Namen der Studienbereiche aus der amtlichen Statistik. 5. In welchem Verhältnis stehen diese Studierendenzahlen zum angenommen mittelfristigen Lehrkräftebedarf für die beruflichen Schulen? 7. Welche Maßnahmen plant der Senat, um zusätzliche Lehrkräfte für Fachpraxis zu werben? Inwieweit sieht der Senat Möglichkeiten, den Lehrkräften für Fachpraxis einen Weg in die reguläre Lehrerlaufbahn zu eröffnen bzw. eine bessere Bezahlung anzubieten? Zu 5.: Die Studierendenzahlen der TU Berlin, wie oben dargestellt – sind für die Deckung des Lehrkräftebedarfs an beruflichen Schulen nicht für alle Fachrichtungen auskömmlich. Darüber hinaus wird auf die Ausführungen zu 3. und 6. verwiesen. Zu 7.: Lehrkräfte für Fachpraxis sind insbesondere Lehrkräfte mit einschlägiger Meisterprüfung sowie Technikerinnen und Techniker mit staatlicher Abschlussprüfung. Sie erfüllen somit nicht die Voraussetzung nach dem Lehrkräftebildungsgesetz, wonach insbesondere ein abgeschlossenes Hochschulstudium die Zugangsvoraussetzung für die Lehrerlaufbahn vorsieht. Die Vergütung der Lehrkräfte für Fachpraxis erfolgt entsprechend der Richtlinien der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) über die Eingruppierung der im Arbeitnehmerverhältnis beschäftigten Lehrkräfte (Lehrer-Richtlinien der TdL). Eine Neueingruppierung der Lehrkräfte für Fachpraxis ist aktuell nicht vorgesehen. 6. Welche Maßnahmen plant der Senat, um Studierende speziell für das Lehramt an beruflichen Schulen im Sinne des neuen Lehrkräftebildungsgesetzes zu werben? Zu 6.: Der Senat hat bereits in der Vergangenheit im Rahmen der Hochschulverträge und durch die damit verbundene leistungsbasierte Hochschulfinanzierung Impulse gesetzt, um die lehrerbildenden Hochschulen zu einem noch größeren Engagement zu veranlassen. In dieselbe Richtung geht auch die Bestimmung im neuen Lehrkräftebildungsgesetz, welches für die Organisation der Ausbildung von Lehrkräften die Rechtsform des Zentralinstitutes vorsieht. Ferner eröffnet das neue Lehrkräftebildungsgesetz den lehrerbildenden Universitäten die Möglichkeit, Bewerberinnen und Bewerber, die über einen ersten berufsqualifizierenden Hochschulabschluss verfügen, zu einem lehramtsbezogenen Masterstudiengang zuzulassen. Studierende sollen zudem beim Übergang von einem Bachelorstudiengang ohne Lehramtsoption in einen Bachelorstudiengang mit Lehramtsoption durch besondere Angebote Unterstützung erhalten. Die neue Rechtslage 8. Wie viele Referendariatsplätze stehen in den beruflichen Schulen zur Verfügung (für die letzten fünf Jahre sortiert nach OSZ)? Zu 8.: Es wurden für 2009 bis 2013 und 2014 im Haushaltsplan jeweils 218 Ausbildungsplätze veranschlagt. Die Verteilung auf die beruflichen Fachrichtungen ist der untenstehenden Tabelle zu entnehmen. Eine 2 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 900 statistische Erhebung der Verteilung auf die beruflichen Schulen erfolgt nicht. Übersicht der Verteilung auf die beruflichen Fachrichtungen: Zahl der Bezeichnung Ausbildungspositionen Studienreferendarin/Studienreferendar für Agrarwirtschaft 5 Studienreferendarin/Studienreferendar für Bautechnik 14 Studienreferendarin/Studienreferendar für Berufsfeld Chemie/Physik/Biologie 2 Studienreferendarin/Studienreferendar für Druck- und Medientechnik 4 Studienreferendarin/Studienreferendar für Elektrotechnik 21 Studienreferendarin/Studienreferendar für Ernährung 19 Studienreferendarin/Studienreferendar für Gestaltungstechnik 5 Studienreferendarin/Studienreferendar für Gesundheit 12 Studienreferendarin/Studienreferendar für Holztechnik 1 Studienreferendarin/Studienreferendar für Informationstechnik 6 Studienreferendarin/Studienreferendar für Körperpflege 8 Studienreferendarin/Studienreferendar für Metalltechnik 29 Studienreferendarin/Studienreferendar für Recht 1 Studienreferendarin/Studienreferendar für Sozialpädagogik, pflege 4 Studienreferendarin/Studienreferendar für Techn. Informatik/Wirtschaftsinformatik 1 Studienreferendarin/Studienreferendar für Textiltechnik und Bekleidung 4 Studienreferendarin/Studienreferendar für Wirtschaftslehre 82 Summe 218 Berlin, den 13. Juni 2014 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 18. Juni 2014) 3