Drucksache 17 / 13 994 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Katrin Vogel (CDU) vom 16. Juni 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Juni 2014) und Antwort „MRSA in Berlin“ Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Fälle von Methicillin resistenter Staphy- lococcus aureus (MRSA) gab es seit dem Jahr 2010 (auf- gelistet nach Jahr und Einrichtung) in Berlin? Zu 1.: Die Senatsverwaltung für Gesundheit und Sozi- ales hat diese Frage an die nachgeordnete Behörde Lan- desamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) weiter- geleitet, da das LAGeSo für die Erfassung, Übermittlung und Bewertung der epidemio-logischen Daten im Land Berlin verantwortlich ist. Gemäß Infektionsschutzgesetz ist der Nachweis von Methicillinresistenter Staphylococcus aureus (MRSA) in der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) oder im Blut dem zuständigen Gesundheitsamt zu melden, das entsprechende Ermittlungen zum Erkrankungsfall durch- führt und die Daten dann anonymisiert dem LAGeSo übermittelt. Nach Abgleich mit bundesweit geltenden Falldefinitionen erfolgt dann die Weiterleitung der Daten vom LAGeSo an das Robert Koch-Institut. Folgende Daten wurden vom LAGeSo zur Verfügung gestellt: Tabelle 1: Anzahl der MRSA-Fälle in Liquor oder Blut pro Jahr und Bezirk Bezirk von Berlin Fallzahlen 2010 2011 2012 2013 2014* Charlottenburg- Wilmersdorf 21 19 23 27 6 Friedrichshain- Kreuzberg 23 18 20 26 15 Lichtenberg 13 28 24 14 3 Marzahn-Hellersdorf 15 21 23 24 7 Mitte 37 28 25 33 9 Neukölln 29 26 38 44 12 Pankow 29 17 23 23 10 Reinickendorf 22 35 28 27 12 Spandau 24 33 28 23 16 Steglitz-Zehlendorf 28 32 22 26 14 Tempelhof- Schöneberg 18 24 32 33 15 Treptow-Köpenick 26 23 20 21 8 Summe 285 304 306 321 127 Quelle: SurvStat/RKI, LAGeSo, Stand 18.06.2014 * 1. Halbjahr 2014 Aus der Tabelle 1 ist zu schließen, dass es seit 2010 jährlich etwa 300 Fälle von MRSA im Blut oder im Li- quor in Berlin gegeben hat, mit einem leichten Anstieg der Fallzahlen in 2013. Inwieweit epidemiologische Häu- fungen („Infektionsausbrüche“) für diesen Trend verantwortlich sind, lässt sich anhand der vorliegenden Daten nicht beschreiben. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 994 2 Tabelle 2: MRSA-Inzidenz** in Liquor oder Blut pro Jahr und Bezirk Bezirk von Berlin Inzidenz** 2010 2011 2012 2013 2014* Charlottenburg- Wilmersdorf 6,55 5,88 7,11 8,35 1,86 Friedrichshain- Kreuzberg 8,51 6,56 7,29 9,47 5,46 Lichtenberg 4,97 10,59 9,08 5,29 1,13 Marzahn-Hellersdorf 6 8,3 9,09 9,48 2,77 Mitte 11,1 8,24 7,35 9,71 2,65 Neukölln 9,29 8,17 11,95 13,83 3,77 Pankow 7,82 4,52 6,12 6,12 2,66 Reinickendorf 9,11 14,34 11,47 11,06 4,92 Spandau 10,61 14,42 12,23 10,05 6,99 Steglitz-Zehlendorf 9,47 10,74 7,39 8,73 4,7 Tempelhof- Schöneberg 5,35 7,13 9,5 9,8 4,45 Treptow-Köpenick 10,72 9,4 8,17 8,58 3,27 **pro 100.000 Einwohner Quelle: SurvStat/RKI, LAGeSo, Stand 18.6.2014 * 1. Halbjahr 2014 Bzgl. Tabelle 2 ist zu beachten, dass die Daten vom Gesundheitsamt des Wohnortes der oder des Erkrankten übermittelt werden und nicht in Bezug z. B. auf das Kran- kenhaus, in dem die Diagnose erfolgte. Einrichtungsspezi- fische Daten oder andere positive MRSA-Befunde sind nach dem Infektionsschutzgesetz nicht meldepflichtig und werden deshalb nicht erfasst. 2. Liegen Evaluationsdaten zur Plattform des MRSA- Netzwerks vor? 3. Wie wird die Plattform angenommen und wird sie immer auf dem neuesten Stand gehalten? 4. Wieso hat nicht jeder Stadtbezirk ein solches Netz- werk und wie wird der Senat die fehlenden Bezirke zur Einrichtung eines solchen Netzwerkes bewegen? 5. Ist sichergestellt, dass trotz des Personalabbaus in den Verwaltungen dieser Bereich immer personell gut und kompetent versorgt bleibt? Zu 2. bis 5.: Evaluationsdaten zur Plattform des MRSA-Netzwerks werden von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales nicht erhoben. Die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales hat eine eigene Homepage zum Berliner MRSA-Netzwerk unter der Internetadresse: http://www.berlin.de/sen/gesundheit/vorsorge/mrsa/in dex.html eingestellt. Diese wird bei Bedarf aktualisiert. Auf dieser Homepage finden sich Links zu den lokalen Homepages der MRSA-Netzwerke der Bezirke, umfang- reiche Informationsmaterialen zu den Hygienemaßnah- men und MRSA und weiterführende Weblinks. Das Ber- liner MRSA-Netzwerk versteht sich als Dach für die regionalen bezirklichen Netzwerke. Es unterstützt die Bezirke z. B. bei der Durchführung von Veranstaltungen und versucht im Austausch einen fachlichen Konsens herzustellen. Anfragen über das Kontaktformular auf der Homepage oder telefonische Anfragen vom Bürgertelefon werden regelmäßig beantwortet und oft im Anschluss in Fachkreisen diskutiert. Dies findet beispielsweise in der überbezirklichen Netzwerkarbeit in der „AG Krankenhaushygiene „statt. Quartalsweise treffen sich die für Krankenhaushygiene verantwortlichen Referenten der Gesundheitsämter mit Vertreterinnen und Vertretern der Berliner Krankenhäuser. Dieses Forum wird zum Aus- tausch über aktuelle Themen der Krankenhaushygiene genutzt und erfreut sich eines großen Zuspruchs. Außer- dem können interessierte Krankenhäuser eine Evaluation nach festgelegten Kriterien zur Erlangung eines Qualitäts- siegels für Hygiene bei der o. g. AG beantragen. Eine solche Evaluation wird dann vom zuständigen Gesund- heitsamt durchgeführt. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 13 994 3 Zusätzlich finden unter der Federführung der AG Krankenhaushygiene jährlich Fortbildungsveranstaltun- gen zu Themen der Krankenhaushygiene für Krankenhäu- ser, Pflegeeinrichtungen und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte statt. In den Bezirken hat sich in unterschiedlicher Form ein MRSA-Netzwerk etabliert, dennoch geht die Senatsver- waltung für Gesundheit und Soziales davon aus, dass in jedem Bezirk eine kompetente Beantwortung von Anfra- gen zu MRSA und anderen multiresistenten Erregern jederzeit möglich ist. Oft werden auch in den Bezirken die Kontaktmöglichkeiten per Email oder telefonisch in An- spruch genommen. In einigen Bezirken laufen regelmäßi- ge Netzwerktreffen und -veranstaltungen mit unter- schiedlichen und wechselnden Zielgruppen aus dem me- dizinischen Bereich und es sind Homepages mit umfang- reichen Informationen zu MRSA online gestellt, die auch überarbeitet werden. 6. Welche Maßnahmen plant der Senat, um weiter auf die hohe Gefahr von MRSA aufmerksam zu machen und die Infektionszahlen niedrig zu halten? Zu 6.: Die Senatsverwaltung für Gesundheit und Sozi- ales steht im intensiven fachlichen Austausch mit vielen Institutionen und anderen Behörden zum Thema MRSA und versucht hier ein Bewusstsein für MRSA und andere multiresistente Erreger zu schaffen. Die Infektionsraten der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass kein steigendes Niveau für MRSA-Infektionszahlen in Deutschland be- steht. Die vielfältigen Maßnahmen und Aufklärung der Bevölkerung und des Fachpublikums im Bereich der MRSA-Netzwerke haben sicherlich ihren Teil dazu beige- tragen. Die Senatsverwaltung für Gesundheit wird auch weiterhin eine Unterstützung der bezirklichen Netzwerke anbieten. Berlin, den 02. Juli 2014 In Vertretung Emine D e m i r b ü k e n - W e g n e r _____________________________ Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 03. Juli 2014)