Drucksache 17 / 14 038 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Joachim Krüger (CDU) vom 19. Juni 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 20. Juni 2014) und Antwort Technik verstärkt auch für ältere Menschen Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie bewertet der Senat im Nachgang die Veranstal- tung des Berliner Seniorenbeirats „Älter werden im digitalen Zeitalter“ im Zusammenspiel mit der Messe „Miteinander leben in Berlin“ von Anfang April 2014? Zu 1.: Der Landesseniorenbeirat hat damit ein Thema aufgegriffen, dem wachsende Beachtung zu schenken ist, und von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Dazu trugen - neben den eigenen Beiträgen - insbesondere der Vortrag der Vertreterin des VDI/VDE Innovation + Technik GmbH und die Statements der Repräsentantinnen und Repräsentanten unterschiedlicher gesellschaftlicher Be- reiche, darunter des Berliner Beauftragten für Daten- schutz und Informationsfreiheit und der für Verbraucher- schutz zuständigen Abteilungsleiterin der Senatsverwal- tung für Justiz und Verbraucherschutz, bei. 2. Welche Maßnahmen ergreift der Senat derzeit und was ist zukünftig geplant, um den Technik-Einsatz von und für ältere Menschen zu fördern? Zu 2.: Technik-Einsatz von und für ältere Menschen hat viele, sich stetig erweiternde Facetten und tangiert verschiedene Lebensbereiche und Ressorts. Hier können nur ausgewählte Beispiele zu Maßnahmen des Senats angeführt werden: Ein zentrales Thema des Beratungsangebots der Berli- ner Pflegestützpunkte ist die Wohnungsanpassung. Neben der Beratung zu baulichen Maßnahmen steht die Beratung zu Hilfsmitteln und zu technischen Hilfen im Vorder- grund. Hierbei geht es derzeit insbesondere um Fragen der Sicherheit und Hilfen zur Unterstützung im Alltag und bei der Pflege. Neben der generellen Information und Aufklärung zur Technik im Alter stellt die Beratung von Angehörigen von Menschen mit Demenz zu technischen Hilfen, die den an Demenz Erkrankten ein längeres Leben in ihrer eigenen Häuslichkeit ermöglichen, einen Schwer- punkt der Beratungstätigkeit der Pflegestützpunkte dar. Auch in der derzeit sich in Überarbeitung befindlichen Broschüre "Sicher zu hause leben" der Berliner Pflege- stützpunkte wird auf die Themen technische Hilfen und Ambient Assisted Living explizit eingegangen. Hinweise zu wohnbegleitenden Assistenzsystemen finden sich auch in der Broschüre „Wohnungsanpassung – keine Frage des Alters“ der STATTBAU GmbH, Netzwerk -agentur GenerationenWohnen, die vom Senat ge- fördert wird. Im Bereich des altersgerechten Wohnens fördert die Investitionsbank Berlin mit Unterstützung der KfW- Bankengruppe Maßnahmen zur Barrierereduzierung in bestehenden Wohngebäuden. Förderfähig sind dabei auch Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit, Orientie- rung und Kommunikation. Dies umfasst auch Altersge- rechte Assistenzsysteme (Ambient Assisted Living – „AAL“) und „intelligente“ Gebäudesystemtechnik, z. B. für die Bedienung und Steuerung von baugebundenen Antriebssystemen oder zur Sicherheit und Gefahrenab- wehr sowie Ruf-, Notruf- und Unterstützungssysteme (siehe www.kfw.de/PDF/Download- Center/Förderprogramme-(Inlandsförder-ung)/PDF- Dokumente/6000003091_M_159_AU.pdf). Der Masterplan Gesundheitsregion Berlin-Branden- burg, der die strategische Grundlage für die Clusterarbeit in beiden Bundesländern darstellt, beinhaltet das Gebiet „Alternde Gesellschaft“ als Integrativthema der vier Handlungsfelder. Eine Mitarbeiterin von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie betreut dieses Thema. Im Handlungsfeld Biotechnologie sind im Rahmen des Masterplans zum Thema „Alternde Gesellschaft“ folgende Maßnahmen vorgesehen: 1. Studien zu Medikation und Medikamentenwech- selwirkungen bei multimorbiden, älteren Men- schen initiieren und unterstützen 2. Verbundprojekte mit folgenden Themenschwer- punkten initiieren: Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 038 2 • Ernährungskonzepte, präventiv wirkende Lebensmittel und Probiotika für ältere Menschen in Zu- sammenarbeit mit den Akteuren der industriellen Biotechnologie sowie dem Cluster „Ernährungswirtschaft “ in Brandenburg • Prädiktive Diagnostik für altersbedingte Krankheiten Im Handlungsfeld Medizintechnik ist „Altersmedizin inklusive Gerontologie“ ein medizinischer Schwerpunkt, der verstärkt in Projekten bearbeitet werden soll. Gemein- sam mit dem Bereich IKT (Informationstechnologie /Telekommunikation) werden Themen der Telemedizin und Ambient Assisted Living (AAL), die für eine medizi- nische Versorgung älterer Menschen insbesondere in ländlichen Regionen gedacht sind, bearbeitet. Die Investitionsbank Berlin finanziert im Rahmen ih- res Förderprogramms ProFIT in den Bereichen Medizin- technik und Biotechnologie die mit der Problematik von Erkrankungen älterer Menschen derzeit laufenden Projek- te: • Aging-on-a-Chip • Integratives Decision Support System für die Di- agnostik von Demenzerkrankungen 3. Wie bewertet der Senat das Netz kommunaler Bera- tungsstellen „Besser leben im Alter durch Technik“, das im Rahmen der Förderung durch das BMBF vielerorts Senioren bei der Auswahl technischer Assistenzsysteme berät? Zu 3.: Der Senat kann hierzu keine Bewertung vor- nehmen. Für das Modellprogramm und die Bewertung der aktuell geförderten 22 Projekte ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung zuständig, das die VDI/VDE Innovation + Technik GmbH mit der Umsetzung beauf- tragte. Nach Auskunft der VDI/VDE Innovation + Tech- nik GmbH wurde kein Projektantrag aus Berlin befürwor- tet. 4. Gibt es Pläne, dass eine solche Beratungsstelle auch in Berlin eingerichtet werden soll? Zu 4.: Nein. 5. Wie begründet der Senat seine ggf. ablehnende Hal- tung dazu? Zu 5: In Berlin existieren derzeit 28 Pflegestützpunkte in Trägerschaft des Landes Berlin und der Berliner Pfle- ge- und Krankenkassen. Es ist geplant, dieses Beratungs- netz weiter auszubauen. Die Pflegestützpunkte bieten älteren Menschen Beratung und Aufklärung auch zu tech- nischen Hilfen im Alter und bei Pflegebedürftigkeit (siehe Frage 2). Beratung verbunden mit der Demonstration von Anwendungen technischer Hilfen im Alter gibt es nicht nur in ausgewählten Pflegestützpunkten. Beispielsweise kann im Sunpark Neukölln des Evangelischen Johan- nesstifts oder demnächst in zentraler Lage (Prenzlauer Berg) eine Musterwohnung mit technischen Assistenzsys- temen für ältere und behinderte Menschen besichtigt werden. Die Einrichtung letzterer wird vom Bund geför- dert und ist integriert in ein Wohnprojekt im Bestand. Berlin, den 01. Juli 2014 In Vertretung Dirk G e r s t l e _____________________________ Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. Juli 2014)