Drucksache 17 / 14 371 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Philipp Magalski (PIRATEN) vom 04. August 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 13. August 2014) und Antwort Giftbelastung von Boden und Grundwasser im Thälmannpark und Winskiez in Berlin- Pankow (II) Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie groß ist die allseitige Ausdehnung der Boden- und insbesondere der Grundwasserkontamination durch PAK und BETX vom ehemaligen Gaswerk im Bereich des heutigen Thälmannparkes (bitte Straßenbe- grenzungen nennen)? Antwort zu 1: Die Bodenkontaminationen konzentrie- ren sich im Untergrund der ehemaligen Benzolanlage sowie der alten Gashochbehälter. Der Belastungsschwer- punkt liegt im Bereich der heutigen Grünfläche östlich des Gebäudes Nr. 107 und erstreckt sich in südlicher Richtung bis zur Straßenmitte der Danziger Straße. Die höchsten Feststoffkonzentrationen sind in einer Tiefe zwischen 6 und 15 m unter Gelände nachzuweisen. Die Grundwasserkontamination durch BTEX 1 bildet eine etwa 550 m lange und 50 bis maximal 250 m breite Fahne, die sich unterhalb der Danziger Straße in südöstliche Rich- tung (Greifswalder Straße) bis zur Marienburger Straße ausdehnt. PAK 2 ist nur untergeordnet anzutreffen. Frage 2: Ist der Sicherungsbrunnen im Abstrombe- reich – wie in der Beantwortung der Mündlichen Anfrage Ds17/20335 dargestellt – mittlerweile errichtet worden? Antwort zu 2: Im 1. und 2. Quartal 2014 sind drei Si- cherungsbrunnen errichtet und an die bestehende Grund- wasserreinigungsanlage angeschlossen worden. Frage 3: Falls ja, wo befindet sich dieser Sicherungs- brunnen und mit welcher Förderleistung wird das konta- minierte Grundwasser gefördert? 1 Benzol, Tolnol, Ethylbenzol, Xylole 2 Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe Antwort zu 3: Ein Sicherungsbrunnen befindet sich auf der nördlichen Gehwegseite der Danziger Straße auf dem ersten Treppenabsatz zum Plateau. Der Brunnen fördert aktuell 1m 3 /h. Die beiden weiteren Brunnen befin- den sich im Gehwegbereich südlich der Danziger Straße zwischen den Hausnummern 110 und 112A. Sie fördern 2,5m 3 /h bzw. 1m 3 /h; die Förderraten dieser Brunnen sol- len schrittweise auf 3m 3 /h angehoben werden. Frage 4: Welche Abreinigungstechnologie des Grundwassers kommt zum Einsatz? Antwort zu 4: Das geförderte Grundwasser wird in der Reinigungsanlage durch einen mikrobiologischen Schad- stoffabbau in vier Festbettbioreaktoren und durch einen Ionenaustauscher für die Cyanidreinigung aufbereitet. Abschließend erfolgt eine Entkeimung mittels Elektroly- se. Die Abluft wird über Aktivkohleeinheiten abgereinigt. Frage 5: Zu 2.: falls nein, warum ist dieser Siche- rungsbrunnen noch nicht gebohrt und betrieben worden? Antwort zu 5: Entfällt. Frage 6: Wie hoch ist die Ausbreitungsgeschwindig- keit der Kontaminationsfahne Antwort zu 6: Das Grundwasser im Nahbereich der Brunnen strömt durch die Grundwasserförderung den Brunnen zu. Die Fahne wird nördlich und südlich der Danziger Straße durch die Brunnen abgeriegelt. Bis zur Chodowieckistraße ist die Strömung sehr gering, die Wasserstandsdifferenzen betragen nur wenige Zentimeter. In der weiteren Abstromrichtung beträgt die jährliche Abstandsgeschwindigkeit des Grundwassers rund 70 m. Dies ist allerdings nicht identisch mit dem Ausbreitungs- verhalten der Kontaminationsfahne, da dieses von ande- ren Faktoren beeinflusst wird (u.a. Verdünnung, biologi- sches Abbauverhalten). Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 371 2 Frage 7: In den Jahren 1994 bis 1996 wurden die ober- flächennahen Kontaminationen der ungesättigten Boden- zone durch Bodenaushub beseitigt. Wie tief wurde die ungesättigte Bodenzone abgegraben? Antwort zu 7: Der Bodenaustausch im Quellbereich der ehemaligen Benzolanlage erfolgte bis zu einer Tiefe von 4 m unter Gelände. Frage 8: Inwieweit ist durch Austritt der aromatischen Kohlenwasserstoffe (BETX) aus der gesättigten Boden- zone im Bodenaustauschbereich eine Rekontamination der ungesättigten Bodenzone erfolgt, und wurde diese Möglichkeit in Betracht gezogen sowie durch Bodenluft- untersuchungen überprüft? Antwort zu 8: Eine Rekontamination aus der gesättig- ten Bodenzone ist in diesen Teufenlagen nicht möglich, da der Flurabstand zum Grundwasser (Schichtenwasser) mehr als 6 m beträgt. Die Bodenluft im Bereich der ehe- maligen Benzolanlage wurde im Frühjahr 2013 und im Rahmen einer Kontrolluntersuchung in diesem Jahr unter- sucht. Die Prüfungen haben keine Befunde ergeben. Berlin, den 26. August 2014 In Vertretung R. L ü s c h e r ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 28. August 2014)