Drucksache 17 / 14 418 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 22. August 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 25. August 2014) und Antwort Fortführung der Arbeit der Service Agentur Ganztag Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. In welchem Umfang wird die Serviceagentur Ganztag in Berlin durch das Land bzw. durch den Bund jährlich unterstützt? (bitte aufschlüsseln nach Land und Bund bzw. Personal- und Sachmitteln) Zu 1.: Die Mittel für die Serviceagentur Ganztag (SAG) in Höhe von 335.178,00 € werden bisher je zur Hälfte von Bund und Land gestellt. Der SAG wird Personal im Umfang von 2.5 Lehrkräf- testellen und 1 Erzieherinnenstelle bzw. Erzieherstelle vom Land über Freistellungen (Stundenkontingent für regionale Fortbildung) zur Verfügung gestellt. Die Betei- ligung des Landes Berlin ergibt sich also durch die Be- reitstellung von Personalressourcen und Erstattung von Dienstreisen (4.500 €) für das landeseigene Personal im Rahmen seiner Tätigkeit (Schulberatung und Fortbildung zum Themenfeld Ganztag). Finanzielle Mittel werden nicht zur Verfügung gestellt. 2. Welche Aufgaben hat die Serviceagentur bei der Qualitätsentwicklung der Ganztagsangebote in den Schu- len, wie nimmt sie diese Aufgabe wahr? Zu 2.: Die Kooperationsvereinbarung zwischen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft beinhaltet die Unterstützung der Berliner Ganztagsschu- len beim Aufbau und der Qualitätsentwicklung in der Organisation des ganztägigen Lernens. Insbesondere den Integrierten Sekundarschulen (ISS) steht von Beginn an durch die SAG eine Expertise zur Verfügung, die bei der Entwicklung der Ganztagsschule ISS kompetente Bera- tung und fundierte Begleitung leistet. In folgenden Formaten wird den Berliner Ganztags- schulen von der SAG Unterstützung angeboten: Berliner Ganztagsschulkongress  Alle zwei Jahre findet ein Berliner Kongress zu spezifischen Themen des Ganztags statt mit Betei- ligung besonders erfolgreicher Schulen, die ihre Expertise den Teilnehmenden vorstellen. Netzwerkaufbau und -begleitung für Ganztagsschulen  Derzeit arbeiten 45 Grund- und Sonderschulen, Integrierte Sekundarschulen und Gymnasien im Ber- liner Netzwerk. Jährlich finden vier Netzwerktref- fen statt, auf denen jeweils an unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten wie Zeitgestaltung, Lernkultur, Kooperation mit Partnern oder Essens- gestaltung gearbeitet wird.  Für einen bundesweiten Wissenstransfer zum Ganztag sorgt ein länderübergreifendes Netzwerk, an dem vier jährlich neu ausgewählte Berliner Schulen teilnehmen. Hospitationen an Ganztagsschulen  Aus der erfolgreichen Arbeit der Netzwerkschulen hat sich ein neues Angebot für alle Berliner Schu- len entwickelt: Hospitationstage an Ganztagsschu- len. Ein von der DKJS ausgebildetes Kollegenteam gestaltet einen Fortbildungstag für interessierte Schulen an der eigenen Schule. Die Hospitationen sind kriterien- und themengeleitet und sehr nach- gefragt. Angebot/Aktivität Anteil Bund Anteil Land Personalausgaben für Koordinierung, Schulbe- ratung, Schulnetzwer- korganisation und - begleitung, Veranstal- tungsmanagement, Wis- senstransfer, 102.050,00 € 163.089,00 € Sächliche Ausgaben für Mieten, Honorare, Ta- gungs-, Geschäftsbedarf, Druckkosten, Dienstrei- sen, 65.539,00 € 4.500 € 167.589,00 € 167.589,00 € Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 418 2 Beratung von Ganztagsschulen  Schulen können sich eine auf ihre spezifischen Fragen ausgerichtete Beratung von der SAG holen. Die Beratung richtet sich an Schulleitungs- oder Steuergruppenteams. Anleitung zur Kooperation  Ein mit der Senatsverwaltung abgestimmtes Ziel der SAG ist, die Kooperation zwischen den unter- schiedlichen Professionen – den Lehrkräften, Erzieherinnen bzw. Erziehern und Sozialpädagogin- nen bzw. Sozialpädagogen - im Ganztag zu för- dern. An allen Veranstaltungen sind die Schulen aufgefordert, im Team teilzunehmen.  Für Schulleitungsteams der Grundschulen – Schulleiterinnen und Schulleiter, Konrektorinnen und Konrektoren sowie leitende Erzieherinnen und lei- tende Erzieher wird eine Fortbildungsreihe zur Ganztagsorganisation angeboten.  Die Vernetzung von Kooperationspartnern im Ganztag ist ein weiteres Anliegen der SAG. Sie vermittelt Kontakte und Strategien zur Zusammen- arbeit mit außerschulischen Partnern. Alle Angebotsformate sind in enger Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissen- schaft entwickelt worden. 3. Welche weiteren Unterstützungsleistungen zur Qualitätsentwicklung stellt die Senatsverwaltung für Bil- dung, Jugend und Wissenschaft den Schulen mit Ganz- tagsangeboten zur Verfügung? Zu 3.: Das LISUM Berlin-Brandenburg qualifiziert Führungskräfte und Multiplikatorinnen bzw. Multiplika- toren in allen Fortbildungsbereichen im Themenfeld Ganztag. Da alle Berliner Grund- und Sonderschulen und Inte- grierten Sekundarschulen Ganztagsschulen sind, bezieht sich die Organisations- und Prozessberatung der Schul- entwicklungsberaterinnen und Schulentwicklungsberater zur Qualitätsentwicklung auf diese Organisationsform. Sowohl auf Schulleitungstagungen der Grund- und Sonderschulen als auch der Integrierten Sekundarschulen ist Ganztägiges Lernen zentrales Thema. 4. Wie beurteilt die Landesregierung die Qualität der bisher durch die Serviceagentur geleisteten Arbeit? 5. Wie beurteilt die Landesregierung die Notwendigkeit , die Arbeit der Serviceagentur in 2015 fortzuführen oder sogar auszubauen, um den Prozess der weiteren Qualitätsentwicklung und -sicherung zu unterstützen? Zu 4. und 5.: Die SAG leistet über ihre Expertise und Angebote im Themenfeld „Ganztägig Lernen“ einen erheblichen Beitrag zur Entwicklung des Ganztags an Berliner Schulen. Neben der erfolgreichen Arbeit der SAG ist noch die bundesweite Vernetzung durch das Internetportal www.ganztaegig-lernen.de, der jährliche Bundeskongress, die Länderforen und die Beauftragung von Studien zum Ganztag zu nennen (StEG-Studie). Der Wissenstransfer zwischen den Ländern wird durch diese Einrichtung wesentlich gefördert und trägt zur Qualitäts- entwicklung und -sicherung bei. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport hat sich auf Bundesebene dafür eingesetzt, dass die Ser- viceagenturen der Länder in der bisherigen Organisations- form weitergeführt werden. Auch in Vorbereitung auf die inklusive Schule sieht Berlin im Ganztag eine wichtige pädagogisch geleitete Organisationsform. 6. Welche Maßnahmen wurden bisher ergriffen, um die drohende Einschränkung der Arbeit durch den Weg- fall der Bundesmittel ab Januar 2015 durch Landesmittel zu kompensieren? Zu 6.: Die Mittel, die bisher von Landesseite einge- setzt werden, sind für das Schuljahr 2014/2015 gesichert. Über die Kompensation der Bundesmittel ist noch keine Entscheidung getroffen. 7. Wie hoch ist die Summe der ab Januar 2015 vom BMBF den Ländern für zusätzliche Maßnahmen im Bil- dungsbereich (Bafög-Kompensation) zur Verfügung ge- stellten Mittel, der für den Bildungsbereich genutzt wer- den kann? 8. Wie beurteilt die Senatsverwaltung den Vorschlag, die Fortführung bzw. einen Ausbau der Arbeit der Ser- viceagentur durch Nutzung dieser Mittel zu gewährleis- ten? Zu 7. und 8.: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt dem Land Berlin keine Mittel zu Verfügung. Vielmehr übernimmt der Bund die Finan- zierung der Geldleistungen nach dem BAföG zu 100 %. Der Senat wird die freiwerdenden Mittel gezielt für Mehrbedarfe einsetzen, die (im Vergleich zur bisherigen Planung) durch die wachsende Stadt im Schulbereich entstehen. Mit dieser finanziellen Schwerpunktsetzung erfüllt Berlin vollständig die vom Bund formulierte Er- wartungshaltung. Weitergehende Forderungen – z.B. die Übernahme des Bundesanteils für die Serviceagentur Ganztag – lassen sich aus der BAföG-Entlastung nicht finanzieren. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 418 3 9. Wie bewertet die Senatsverwaltung den aktuellen DKJS Vorschlag, den jährlich stattfindenden bundeswei- ten Ganztagskongress in 2014 abzusagen, um damit Mit- tel für eine Fortführung der Arbeit der Serviceagenturen bis Ende Februar 2015 zu sichern? Zu 9.: Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft unterstützt diesen Vorschlag. Berlin, den 10. September 2014 In Vertretung Dr. Knut Nevermann Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 11. Sep. 2014)