Drucksache 17 / 14 509 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 08. September 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 09. September 2014) und Antwort „Willkommensklassen“ in Berlin – Zahlen und Daten Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Schülerinnen und Schüler ohne Deutschkenntnisse wurden im letzten sowie im aktuellen Schuljahr in temporären Lerngruppen für Zugewanderte ohne Deutschkenntnisse beschult (sortiert nach Bezirk, Schulart, Schülerinnen und Schüler Gesamt sowie VZE)? Zu 1.: Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft erstellt monatlich differenzierte Übersichten über die Belegung der Lerngruppen für Neuzugänge ohne Deutschkenntnisse. Die jeweilige Verweildauer der Schü- lerinnen und Schüler in den Lerngruppen und die Zahl der Zu- und Abgänge werden nicht erfasst. Folgende Übersicht zeigt die Anzahl der Schülerinnen und Schüler aus Lerngruppen für Neuzugänge ohne Deutschkenntnisse zu Schuljahresende 2013/2014 und zu Schuljahresbeginn 2014/2015. Stand (Stichtag) Schülerzahl VZE Ende Schuljahr 2013/2014 (01.07.2014) 3.074 290,4 Beginn Schuljahr 2014/2015 (01.09.2014) 2.896 280,8 Weitere Details zu der Entwicklung der Lerngruppen- belegung vom Beginn des Schuljahres 2013/2014 bis zum Beginn des Schuljahres 2014/2015 und die Verteilung auf die Berliner Bezirke und die unterschiedlichen Schularten sind der Anlage 1 zu entnehmen. 2. Wie viele temporäre Lerngruppen für Zugewanderte ohne Deutschkenntnisse wurden um vergangenen Schuljahr sowie im aktuellem Schuljahr eingerichtet (sor- tiert nach Schule und Bezirk)? Zu 2.: Lerngruppen für Neuzugänge ohne Deutsch- kenntnisse werden in der Regel für jeweils ein Schuljahr in enger Abstimmung zwischen Schulaufsicht und Schul- amt eingerichtet. Die unten aufgeführte Übersicht zeigt, dass im Laufe des Schuljahres 2013/2014 die Zahl der Lerngruppen um 65 stieg. Im aktuellen Schuljahr 2014/2015 sind 257 Lerngruppen für Neuzugänge ohne Deutschkenntnisse eingerichtet. Die Verteilung der Lern- gruppen auf die jeweiligen Bezirke und Schularten ist Anlage 1 zu entnehmen. Stand (Stichtag) Anzahl der Lerngruppen ins- gesamt Ende Schuljahr 2012/2013 (19.08.2013) 201 Beginn Schuljahr 2013/2014 (25.09.2013) 214 Ende Schuljahr 2013/2014 (01.07.2014) 266 Beginn Schuljahr 2014/2015 (01.09.2014) 257 3. Wie viele Schülerinnen und Schüler ohne Deutschkenntnisse konnten im letzten Schuljahr sortiert nach den jeweiligen Sprachstandsfeststellungen (bei Anmeldung, nach 5 Monaten sowie nach 8 bis 11 Mona- ten) in einer Regelklasse unterrichtet werden und wie viele Schülerinnen und Schüler ohne Deutschkenntnisse wurden länger als 11 Monate in temporären Lerngruppen beschult (sortiert nach Schulart, Bezirk und Sprachher- kunft)? Zu 3.: Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft erstellt differenzierte Übersichten über die Beschulungssituation neu zugezogener Schülerinnen und Schüler ohne Deutschkenntnisse. Eine Erfassung der einzelnen Kinder und Jugendlichen und die Erfassung von Daten zu deren Aufenthalt in einer Lerngruppe sind nicht Bestandteil dieser Übersicht. Für alle Lerngruppen für Neuzugänge gilt, dass der Aufenthalt der Schülerinnen und Schüler vorübergehend ist, ausgerichtet auf einen schnellen Übergang in eine Regelklasse, in der Regel innerhalb eines Jahres. Der Übergang in eine Regelklasse ist jederzeit vorher möglich, ausschlaggebend ist der Stand der Deutschkenntnisse. Die Geschwindigkeit des Lernfortschritts bei neu zugereisten Kindern und Jugend- lichen ohne Deutschkenntnisse hängt zum einen davon ab, Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 509 2 ob die Schülerin oder der Schüler in der Herkunftssprache alphabetisiert wurde. Aber auch außerschulische Aspekte wie die Familiensituation, der Aufenthaltsstatus, Gesund- heitsdefizite und Traumata in Folge von Flucht spielen eine große Rolle. Das hat zur Folge, dass die Verweildau- er in der Lerngruppe für Neuzugänge nicht allgemein festgelegt wurde, sondern im Einzelfall erfolgt. Unter 2.4 im Leitfaden zur schulischen Integration von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen ist das Verfahren zur individuellen Bestimmung der Verweildau- er geregelt. Der Leitfaden ist samt seiner aktuellen Ergän- zungen auf der Homepage der Senatsverwaltung für Bil- dung, Jugend und Wissenschaft veröffentlicht: http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen- bil- dung/foerderung/sprachfoerderung/leitfaden_schulische_integrat ion.pdf). 4. Wie entwickelte sich die Anzahl der temporären Lerngruppen ohne Deutschkenntnisse im Verlauf des letzten Schuljahres (sortiert nach Bezirk, Schulart und Quartal)? Zu 4.: Die Lerngruppe als Organisationseinheit ist je- weils einer Schule zugeordnet, allerdings nicht einer Schulart. Die Schülerinnen und Schüler einer Lerngruppe für Neuzugänge gehören weder zu einer Jahrgangsstufe noch zu einer Schulart. Diese Zuordnung erfolgt erst im Rahmen des Übergangs in eine Regelkasse. Die Auswei- sung nach Schularten in der Anlage 1 entspricht lediglich der räumlichen Unterbringung. In folgender Übersicht ist die Gesamtzahl der Lerngruppen für Neuzugänge pro Bezirk im Schuljahr 2013/2014 aufgeführt. Stichtag Mitte Friedrichs- hain- Kreuzberg Pankow Charlotten- burg- Wilmers- dorf Spandau Steglitz- Zehlendorf 25.09.2013 36 10 10 14 14 10 06.01.2014 40 12 10 15 14 10 01.04.2014 39 12 10 18 23 11 01.07.2014 41 13 15 18 23 11 Stichtag Tempelhof- Schöneberg Neukölln Treptow- Köpenick Marzahn- Hellersdorf Lichtenberg Reinicken- dorf 25.09.2013 29 31 9 9 19 23 06.01.2014 30 31 13 9 19 26 01.04.2014 33 31 13 11 19 29 01.07.2014 33 35 15 11 19 32 5. Welche Kenntnisse hat der Senat über die Warte- zeit von der Anmeldung in der Schule bzw. Schulbehörde bis zur Beschulung in einer temporären Lerngruppe? Wie zeitnah schaffen es die Bezirke temporäre Lerngruppen einzurichten? Zu 5.: Der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft liegen keine Angaben zur Dauer des An- meldeverfahrens vor. Jeder Bezirk schafft proaktiv Struk- turen, um Neuzugänge zügig aufnehmen zu können. Dazu bedarf es verbindlicher Absprachen zwischen Schulamt, Schulaufsicht, Jugendgesundheitsdienst und Schulen. In einigen Bezirken hat sich die Einrichtung von Zentralen Aufnahmestellen in Absprache zwischen der bezirklichen Schulbehörde und der bezirklichen Schulaufsichtsbehörde bewährt. 6. Wie viele Lehrkräfte sind in diesen Lerngruppen eingesetzt und welche fachlichen Qualifikationen besitzen sie jeweils/müssen sie besitzen (volle Laufbahnbefähi- gung, Lehrkräfte mit einem Fach, ReferendarInnen im (berufsbegleitenden) Vorbereitungsdienst, „Muttersprach lerInnen“, DaZ-Lehrkräfte, Fachkräfte für Alphabetisierung ; für Lerngruppen an Grundschulen/Oberschulen)? Zu 6.: Die regionale Schulaufsichtsbehörde setzt ge- eignete Lehrkräfte in den Lerngruppen für Neuzugänge ohne Deutschkenntnisse ein. Zu Beginn des Schuljahres 2014/2015 beträgt die Anzahl der Vollzeiteinheiten 280,8. Die Tätigkeit in Lerngruppen für Neuzugänge bedarf entsprechender Kenntnisse und Erfahrungen, sowohl im Fachlichen hinsichtlich der Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache als auch im Erzieherischen hinsichtlich der Anforderungen an der Berliner Schule und des gesell- schaftlichen Zusammenlebens in Deutschland. Die Ent- scheidung über die einzustellende Lehrkraft trifft die Schule, die regionale Schulaufsichtsbehörde unterstützt das Verfahren. Bei Einstellungen werden auch Lehrkräfte mit Ausbildung nach Heimatlandrecht berücksichtigt bzw. Personen, die nachweislich pädagogisch tätig waren. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 509 3 7. Welche Fortbildungsangebote für die Themenbe- reiche Alphabetisierung und Grundbildung sowie Deutsch als Zweitsprache stehen Berliner Lehrkräften wo und in welchem Umfang zur Verfügung? Zu 7.: Die Durchgängige Sprachbildung ist gesamt- städtischer Fortbildungsschwerpunkt. Den Berliner Schu- len, den Lehrkräften und den Erzieherinnen bzw. Erzie- hern steht ein umfassendes Angebot in den Lernbereichen Lesen, verstehendes Zuhören, Schreiben und Sprechen in Schulberatung und Fortbildung zur Verfügung. Im Schul- jahr 2013/2014 fand eine verbindliche Fortbildung zum Thema „Von der Lernstandserhebung zur erfolgreichen Förderung“ für Teams aus den Schulen statt, die Sprachfördermittel erhalten (Teilnehmende 680). Dieses Ange- bot wird fortgesetzt. Die Angebote für Beratung und schulinterne Fortbildung richten sich an Gymnasien, Grund- und Sekundarschulen und sind auf der Homepage der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissen- schaft veröffentlicht: http://www.berlin.de/sen/bildung/foerderung/sprachfoerde rung/. Die Nachfrage ist in den letzten drei Jahren stetig ge- stiegen: Schuljahr 2011/2012 – 2.791 Teilnehmende, Schuljahr 2012/2013 – 4.831 Teilnehmende, Schuljahr 2013/2014 – 6.063 Teilnehmende. Für Lehrkräfte, die Neuzugänge ohne Deutschkennt- nisse unterrichten, ist vom Team der Fortbildung für Durchgängige Sprachbildung im Schuljahr 2014/2015 eine Fortbildungsreihe für das Unterrichtskonzept "Deut- sches Sprachdiplom" eingerichtet worden. Die Fortbil- dungsreihe für die Jahrgänge 5 - 10 (72 Doppelstunden) hat im August 2014 begonnen. Ein inhaltlich ähnliches Programm für die Jahrgänge 1 - 4 wird im zweiten Schul- halbjahr 2014/2015 angeboten. Seit 2011 findet jährlich ein von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft organisierter Fachtag für Lehrkräfte von Neuzugängen und weiteres Schulpersonal statt, bei dem Workshops zu unterrichtsrelevanten Themen wie Alpha- betisierung und Wortschatzarbeit durchgeführt werden. Darüber hinaus beraten und begleiten die Multiplika- torinnen und Multiplikatoren für Sprachbildung der Se- natsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft die schulinternen Sprachbildungskoordinatorinnen und Sprachbildungskoordinatoren in schulübergreifenden Netzwerken und individuell. Auch der Fachbrief „Durchgängige Sprachbildung/Deutsch als Zweitsprache“ der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, in welchem relevante Themen aktuell aufgegriffen wer- den und über geeignete Unterrichtsmaterialien, Projekte und Veranstaltungen informiert wird, dient der Fortbil- dung Berliner Lehrkräfte: http://bildungsserver.berlin- brandenburg.de/fachbriefe_daz.html. Berlin, den 18. September 2014 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 24. Sep. 2014) S17-14509 S1714509_Anlage1