Drucksache 17 / 14 535 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Canan Bayram und Dr. Turgut Altug (GRÜNE) vom 02. September 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 11. September 2014) und Antwort Einbürgerungsverfahren in Berlin - Wie lange dauert es in den einzelnen Bezirken? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie haben sich die Bearbeitungszeiten von Ein- bürgerungsverfahren seit der Zielvereinbarung zwischen Senat und Bezirken entwickelt? Gibt es zwischenzeitlich Fortschritte? (Bitte alle Bearbeitungszeiten der Einbürge- rungsverfahren seit 2005 nach Bezirken auflisten.) 2. Wie lange beträgt die durchschnittliche Bearbei- tungszeit von Einbürgerungsanträgen seit 2005 in den jeweiligen Bezirken? (Bitte nach Bezirken auflisten.) Zu 1. und 2.: Statistische Erhebungen aus den Be- zirksverwaltungen zu den Bearbeitungszeiten liegen nicht vor. In einer erstmals im Jahr 2004 getroffenen und in den folgenden Jahren mehrfach verlängerten Zielvereinbarung zwischen der Senatsverwaltung für Inneres und Sport und den für Einbürgerungsangelegenheiten zuständigen Be- zirksämtern zur Beschleunigung der Einbürgerungsver- fahren und zum Bestandsabbau wurde jedoch festgelegt, dass die Bearbeitungszeit für einen Einbürgerungsantrag durch die jeweilige bezirkliche Einbürgerungsbehörde sechs Monate nicht überschreiten sollte. Als Ergebnis der regelmäßig vorgenommenen Zielkontrollen konnte fest- gestellt werden, dass diese Vorgabe im Wesentlichen eingehalten wurde. Vor Abschluss der Zielvereinbarung wurde dieser Zeitrahmen häufig deutlich überschritten. 3. An welche Stellen können sich die Antragstelle- rInnen wenden, wenn sie Probleme mit der Bearbeitung ihres Antrags haben? Zu 3.: Aus der Sicht des Senats ist es naheliegend, dass Probleme zunächst an die bearbeitende Dienststelle, ggf. auch an die zuständige Beschwerdeinstanz des betref- fenden Bezirksamts herangetragen werden. Darüber hin- aus besteht die Möglichkeit, sich z.B. an die Beratungs- stelle bei der Beauftragten des Senats für Integration und Migration oder an den Petitionsausschuss des Abgeordne- tenhauses zu wenden. Wenn der Senatsverwaltung für Inneres und Sport entsprechende Beschwerden bekannt werden, wird diesen im Rahmen der Zuständigkeit und der rechtlichen Möglichkeiten nachgegangen. 4. Wie viele Einbürgerungsanträge wurden in den letzten 10 Jahren gestellt? Wie viele davon wurden bewil- ligt bzw. abgelehnt? Was sind die wichtigsten Gründe der Ablehnung? (Bitte nach Bezirken auflisten.) Zu 4.: Die Anzahl der Personen, die in dem betreffen- den Zeitraum in Berlin Anträge auf Einbürgerung gestellt haben bzw. deren Anträge bewilligt, abgelehnt oder an- derweitig erledigt wurden, kann den folgenden Tabellen entnommen werden. Es wird darauf hingewiesen, dass die Anträge nicht zwingend in dem Jahr entschieden werden, in dem sie gestellt worden sind, sodass Antrags- und Erledigungsstatistik nicht deckungsgleich sind. Da die bezirklichen Einbürgerungsbehörden zu den einzelnen Ablehnungsgründen keine statistischen Daten erheben, können keine weiteren Angaben gemacht werden. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 535 2 Eingebürgerte Personen in Berlin seit 2004 mit ständigem Wohnsitz in Berlin zum Zeitpunkt der Einbürgerung nach Bezirken Bezirk 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Mitte 849 1 246 1 625 1 790 1 902 1 187 1 026 1 432 908 1 504 Friedrichshain-Kreuzberg 779 899 1 107 977 856 838 667 786 822 784 Pankow 122 224 180 246 223 206 199 240 259 295 Charlottenburg- Wilmersdorf 1 024 1 019 931 806 714 794 836 943 842 785 Spandau 449 416 499 565 450 363 375 410 403 301 Steglitz-Zehlendorf 321 405 752 461 325 392 314 401 392 380 Tempelhof-Schöneberg 948 875 824 741 543 578 417 649 648 622 Neukölln 1 222 1 239 1 262 1 220 1 070 1 056 999 1 298 1 132 957 Treptow-Köpenick 91 83 172 118 141 150 108 135 147 154 Marzahn-Hellersdorf 50 72 81 142 70 124 120 176 164 133 Lichtenberg 158 138 263 177 179 236 224 278 291 297 Reinickendorf 494 481 490 467 391 385 252 211 390 462 Berlin insgesamt 6 507 7 097 8 186 7 710 6 864 6 309 5 537 6 959 6 398 6 674 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Bezirkliche Einbürgerungsbehörde Anzahl der Einbürgerungsanträge von Personen in Berlin (nach Bezirken) 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Mitte 1024 1298 1482 2010 1816 1759 1470 1729 1360 1360 Friedrichshain-Kreuzberg 530 803 852 1086 799 898 918 1027 921 848 Pankow 152 138 181 227 246 283 331 283 259 351 Charlottenburg-Wilmersdorf 598 683 847 1017 973 972 905 960 824 819 Spandau 434 488 514 584 555 725 501 501 665 442 Steglitz-Zehlendorf 346 396 510 450 445 422 395 448 443 420 Tempelhof-Schöneberg 719 844 808 851 731 685 664 770 702 796 Neukölln 899 966 1250 1425 1253 1317 1576 1711 1105 1061 Treptow-Köpenick 106 92 137 176 144 161 137 141 160 178 Marzahn-Hellersdorf 84 77 88 144 116 181 146 167 130 163 Lichtenberg 192 232 227 329 285 289 320 350 327 433 Reinickendorf 298 367 437 510 459 444 503 503 488 570 Insgesamt 5382 6384 7333 8809 7822 8136 7866 8590 7384 7441 Quelle: Senatsverwaltung für Inneres und Sport Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 535 3 Bezirkliche Einbürgerungsbehörde 2006 2007 Anträge abgelehnt Anträge zurück- genommen Anträge zuständig- keitshalber abgegeben Anträge abgelehnt Anträge zurück- genommen Anträge zuständig- keitshalber abgegeben Mitte 98 255 355 75 222 215 Friedrichshain-Kreuzberg 136 172 131 78 108 77 Pankow 0 23 20 0 40 49 Charlottenburg-Wilmersdorf 105 139 137 33 74 72 Spandau 61 45 20 31 43 13 Steglitz-Zehlendorf 67 83 109 62 72 34 Tempelhof-Schöneberg 332 406 82 298 285 71 Neukölln 209 229 98 111 138 83 Treptow-Köpenick 7 11 9 6 12 18 Marzahn-Hellersdorf 0 5 6 0 6 9 Lichtenberg 18 36 23 8 32 20 Reinickendorf 78 61 58 50 48 47 Insgesamt 1111 1465 1048 752 1080 708 Anzahl der abgelehnten oder anderweitig erledigten Einbürgerungsanträge in Berlin (nach Bezirken) Bezirkliche Einbürgerungsbehörde 2004 2005 Anträge abgelehnt Anträge zurück- genommen Anträge zuständig- keitshalber abgegeben Anträge abgelehnt Anträge zurück- genommen Anträge zuständig- keitshalber abgegeben Mitte 80 148 244 47 68 223 Friedrichshain-Kreuzberg 175 269 197 190 231 191 Pankow 4 3 50 0 20 32 Charlottenburg-Wilmersdorf 89 233 181 131 247 205 Spandau 131 90 59 128 72 29 Steglitz-Zehlendorf 64 98 128 41 46 87 Tempelhof-Schöneberg 203 234 113 166 166 67 Neukölln 596 609 315 738 459 221 Treptow-Köpenick 10 25 26 7 9 12 Marzahn-Hellersdorf 11 17 9 4 9 6 Lichtenberg 8 16 25 8 15 26 Reinickendorf 64 138 160 48 94 73 Insgesamt 1435 1880 1570 1508 1436 1172 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 535 4 Bezirkliche Einbürgerungsbehörde 2010 2011 Anträge abgelehnt Anträge zurückge- nommen Anträge zuständig- keitshalber abgegeben Anträge abgelehnt Anträge zurückge- nommen Anträge zuständig- keitshalber abgegeben Mitte 24 58 131 18 53 140 Friedrichshain-Kreuzberg 24 31 51 27 38 43 Pankow 0 13 28 0 13 19 Charlottenburg-Wilmersdorf 25 48 88 44 57 83 Spandau 16 42 20 14 36 32 Steglitz-Zehlendorf 20 27 26 26 29 25 Tempelhof-Schöneberg 57 48 48 64 50 43 Neukölln 100 104 46 85 110 54 Treptow-Köpenick 3 3 8 1 0 17 Marzahn-Hellersdorf 2 12 8 2 9 24 Lichtenberg 9 15 29 12 11 25 Reinickendorf 21 34 19 4 2 18 Insgesamt 301 435 502 297 408 523 Bezirkliche Einbürgerungsbehörde 2008 2009 Anträge abgelehnt Anträge zurückge- nommen Anträge zuständig- keitshalber abgegeben Anträge abgelehnt Anträge zurückge- nommen Anträge zuständig- keitshalber abgegeben Mitte 77 149 125 17 44 76 Friedrichshain-Kreuzberg 50 61 55 27 42 54 Pankow 0 15 41 0 13 26 Charlottenburg-Wilmersdorf 20 32 80 19 35 88 Spandau 22 40 5 14 31 54 Steglitz-Zehlendorf 55 41 35 37 39 30 Tempelhof-Schöneberg 230 179 76 75 75 46 Neukölln 105 112 59 72 109 36 Treptow-Köpenick 0 8 16 4 8 18 Marzahn-Hellersdorf 1 2 19 3 12 15 Lichtenberg 14 17 17 14 6 19 Reinickendorf 31 21 31 34 23 54 Insgesamt 605 677 559 316 437 516 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 535 5 Bezirkliche Einbürgerungsbehörde 2012 2013 Anträge abgelehnt Anträge zurückge- nommen Anträge zuständig- keitshalber abgegeben Anträge abgelehnt Anträge zurückge- nommen Anträge zuständig- keitshalber abgegeben Mitte 2 20 165 14 70 167 Friedrichshain-Kreuzberg 18 34 51 16 27 53 Pankow 0 10 21 2 17 28 Charlottenburg-Wilmersdorf 28 38 88 32 31 79 Spandau 9 42 16 2 25 24 Steglitz-Zehlendorf 12 20 20 13 16 47 Tempelhof-Schöneberg 60 38 42 58 52 43 Neukölln 93 108 60 85 92 63 Treptow-Köpenick 1 5 13 1 14 30 Marzahn-Hellersdorf 1 15 5 1 8 22 Lichtenberg 4 20 33 10 12 28 Reinickendorf 3 22 41 6 28 74 Insgesamt 231 372 555 238 392 658 Quelle: Senatsverwaltung für Inneres und Sport 5. Wieweit stimmen die Beschwerden von Antrag- stellerInnen, dass ihre Anträge abgelehnt wurden, weil sie ALG-II-EmpfängerInnen sind bzw. nicht über ausrei- chendes Einkommen verfügen? Wie viele Anträge wur- den aus diesem Grund abgelehnt? (Bitte nach Bezirken auflisten.) Zu 5.: Von derartigen Beschwerden ist dem Senat nichts bekannt. Im Übrigen scheitert ein Anspruch auf Einbürgerung nicht allein daran, dass die Antragstellerin / der Antragsteller Empfängerin bzw. Empfänger von Leis- tungen nach dem Zweiten oder Zwölften Buch Sozialge- setzbuch ist bzw. nicht über ausreichendes Einkommen verfügt und deswegen in der Regel ergänzende Leistun- gen vom JobCenter erhält, sondern ein Anspruch besteht in diesen Fällen nur dann nicht, wenn die Betreffenden den Bezug öffentlicher Leistungen zu vertreten haben ((§ 10 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG)). Bei Entscheidungen über eine Ermessenseinbür- gerung ist hingegen ein Anspruch auf öffentliche Leistun- gen in der Regel einbürgerungshindernd (§ 8 Abs. 1 Nr. 4 StAG). Da statistische Daten zu bestimmten Ablehnungs- gründen nicht erhoben werden, können keine weiteren Angaben gemacht werden. 6. Wieweit stimmen die Beschwerden von BürgerIn- nen, dass sie keine Antragsformulare bekommen, weil sie ALG-II-EmpfängerInnen sind bzw. nicht über ausrei- chendes Einkommen verfügen? Zu 6.: Von derartigen Beschwerden ist dem Senat nichts bekannt. Ein Antrag auf Einbürgerung kann im Übrigen beim Bezirksamt auch formlos schriftlich gestellt werden, sodass es auf bestimmte Antragsformulare gar nicht ankommt. Sofern allerdings im Rahmen eines Bera- tungsgesprächs von Seiten der bezirklichen Einbürge- rungsbehörde von einer Antragstellung abgeraten wird, wenn offensichtlich gesetzlich vorgeschriebene Einbürge- rungsvoraussetzungen nicht vorliegen, hält der Senat diese Praxis für sachgerecht. 7. Wie viele MitarbeiterInnen sind mit welcher Ar- beitszeit in den jeweiligen Bezirken in den Einbürge- rungsämtern beschäftigt? (Bitte nach den Bezirken auflis- ten) Zu 7.: Die Personalausstattung der Bezirke für die Einbürgerungsbehörden in Vollzeit-äquivalenten kann der nachfolgenden Tabelle entnommen werden. Weitere sta- tistische Erhebungen hierzu liegen nicht vor. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 535 6 Bezirk Soll-Stellen Ist-Stellen 1 Mitte Leitung Sachbearbeitung Mitarbeit 1 11,5 1 1 9,0 1 2 Friedrichshain-Kreuzberg Leitung/ Sachbearbeitung Sachbearbeitung Mitarbeit 0,88 3,23 1 0,88 3,23 1 3 Pankow Leitung/ Sachbearbeitung Sachbearbeitung 1 1 1 1 4 Charlottenburg-Wilmersdorf Leitung/ Sachbearbeitung Sachbearbeitung Mitarbeit 1 5,3 1,5 1 5,3 1,5 5 Spandau Leitung/ Sachbearbeitung Sachbearbeitung 1 2 1 2 6 Steglitz-Zehlendorf Leitung/ Sachbearbeitung Sachbearbeitung Mitarbeit 1 1,75 1 1 1,75 1 7 Tempelhof-Schöneberg Leitung/ Sachbearbeitung Sachbearbeitung 1 4,3 1 4,3 8 Neukölln Leitung Sachbearbeitung Mitarbeit 1 10 1 1 9,25 1 9 Treptow-Köpenick Sachbearbeitung 1 1 10 Marzahn-Hellersdorf Sachbearbeitung 2 2 11 Lichtenberg Leitung/ Sachbearbeitung Sachbearbeitung 0,5 2,0 0,5 2,0 12 Reinickendorf Leitung/ Sachbearbeitung Sachbearbeitung 0,825 3,225 0,825 3,225 Gesamt 62,01 58,76 Quelle: Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin, den 25. September 2014 Frank Henkel Senator für Inneres und Sport (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 30. Sep. 2014)