Drucksache 17 / 14 545 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Evrim Sommer (LINKE) vom 12. September 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 15. September 2014) und Antwort Frauengesundheit, hier Schwangerschaftskonflikt Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie beurteilt der Senat die Entwicklung von Schwangerschaftsabbrüchen in Berlin? Zu 1: Das Statistische Bundesamt Wiesbaden (StBA) veröffentlicht jährlich die Schwangerschaftsabbrüche nach Eingriffs- und Wohnsitzland. Immer weniger Schwangerschaften werden in Berlin abgebrochen. Die Zahl der in Berlin vorgenommenen Schwangerschaftsabbrüche nahm 2013 gegenüber dem Vorjahr um 4,7 % ab. Nach Mitteilung des StBA ließen im Jahr 2013 in Berlin 9.344 Frauen ihre Schwanger- schaft abbrechen, darunter hatten 94,2 % (8.800) Schwangere ihren Wohnsitz in Berlin. Bezogen auf 100.000 Berlinerinnen im Alter von 15 bis unter 45 Jah- ren ist die Entwicklung der Schwangerschaftsabbrüche ebenfalls rückläufig (2004: 1.471 je 100.000 Frauen, 2012: 1.297 – letzte verfügbare Angabe). Einen Rückgang der Schwangerschaftsabbrüche beurteilt der Senat positiv. 2. Wie hoch ist die Anzahl der qualifizierten Berate- rinnen, die in öffentlicher oder freier Trägerschaft Schwangerschaftskonfliktberatungen mit staatlicher An- erkennung anbieten (Angaben bitte aufgeschlüsselt nach Trägern)? Zu 2.: Insgesamt bieten 53 qualifizierte Beraterinnen Schwangerschaftskonfliktberatung in Schwangerenbera- tungsstellen freier Trägerschaft mit staatlicher Anerken- nung an. Aufgeschlüsselt nach Trägern ergeben sich fol- gende Zahlen: Albatros - Lebensnetz gGmbH 8 BALANCE - Frau und Familie e. V. 5 Beratung + Leben GmbH 10 Diakoniewerk Simeon gGmbH 2 Donum Vitae 6 EJF - gemeinnützige AG 4 Humanistischer Verband Deutsch- land 3 pro familia e. V. 15 gesamt 53 Bei pro familia e. V. bieten darüber hinaus auch drei qualifizierte Berater Schwangerschaftskonfliktberatung an. Im öffentlichen Gesundheitsdienst bieten die Zentren für Sexuelle Gesundheit und Familienplanung Schwan- gerschaftskonfliktberatung an. Dort arbeiten insgesamt 56 Fachärztinnen, Fachärzte, Sozialpädagoginnen, Sozialpä- dagogen, Psychologinnen und Psychologen. 3. Wird damit in Berlin der im § 4 Schwangerschafts- konfliktberatungsgesetz geforderte Schlüssel von Voll- zeit- bzw. Teilzeitstellen für die Beratung von Schwange- ren erfüllt? Jahr Anzahl 2013 9.344 2012 9.805 2011 9.961 2010 10.052 2009 9.826 2008 10.117 2007 10.163 2006 10.514 2005 11.117 2004 11.537 (Datenquelle: StBA) Schwangerschaftsabbrüche in Berlin Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 545 2 Zu 3.: Die nach § 4 Schwangerschaftskonfliktgesetz (SchKG) mindestens durch die Länder zu gewährleistende Anzahl von Beraterinnen und Beratern wird in Berlin sichergestellt. Durch Veränderungen der Personalsituation in den Beratungsstellen (Personalwechsel, Krankheit, Mutterschutz, Elternzeit) kommt es zu geringfügigen Schwankungen hinsichtlich des Beraterschlüssels. In Berlin wird die erforderliche Beratungskapazität si- chergestellt durch:  Zentren für sexuelle Gesundheit und Familienplanung im öffentlichen Gesundheitsdienst,  durch das Land Berlin geförderte anerkannte Beratungsstellen freier Träger, die Beratungen nach §§ 2, 5 und 6 SchKG durchführen sowie  durch das Land Berlin geförderte Beratungsstellen, die Beratung nach § 2 SchKG durchführen. 4. Wie viele Frauen und Männer besuchten in Berlin in den vergangenen 10 Jahren jährlich Schwangerschafts- beratungsstellen (Angaben bitte aufgeschlüsselt nach allgemeiner Schwangerenberatung und Schwanger- schaftskonfliktberatung mit Beratungsbescheinigung)? Zu 4.: 1. Angaben zur allgemeinen Schwangerenberatung: Die Anzahl der Frauen und Männer, die in den letzten zehn Jahren eine Beratungsstelle der durch das Land Berlin geförderten freien Träger besucht haben (allgemei- ne Beratung), gibt folgende Tabelle wieder: Jahr Schwangerenberatung insgesamt Frauen Männer 2013 19538 15157 4381 2012 19707 15490 4217 2011 18920 14748 4172 2010 18493 2009 16281 2008 14296 2007 13928 2006 14580 2005 12998 2004 11745 (Datenquelle: SenGesSoz) Die Daten einer Beratungsstelle konnten nicht einbezogen werden. Die Anzahl der Ratsuchenden in den Beratungsstellen ist in den letzten Jahren gestiegen. Da das Dokumentati- onssystem über die Jahre hinweg jedoch ständig weiter- entwickelt wurde, lässt sich eine fundierte Aussage zur Entwicklung der Beratungszahlen vor 2011 nicht treffen. Abweichungen ergeben sich z. B. daraus, dass bis 2011 von einigen Beratungsstellen nur Beratungen und nicht Ratsuchende erfasst wurden. Auch eine getrennte Darstel- lung der Ratsuchenden nach Geschlecht ist erst seit 2011 für alle Beratungsstellen möglich, da erst ab diesem Zeit- punkt alle Beratungsstellen geschlechtsbezogene Daten ausgewertet haben. Die Anzahl der Frauen und Männer, die in den letzten zehn Jahren Zentren für sexuelle Gesundheit und Famili- enplanung im öffentlichen Gesundheitsdienst besucht haben (allgemeine Beratung), gibt folgende Tabelle wie- der. Im Jahre 2003 besuchten 6.887 Frauen und Männer die Zentren, im Jahr 2012 waren es nur noch 4.577 Besu- cherinnen und Besucher insgesamt, davon waren 89,7 % Frauen. Ab dem Jahr 2012 werden auch Paare erfasst. Zahlen für das Jahr 2013 liegen noch nicht vor. 2. Angaben zur allgemeinen Schwangerenberatung: Schwangerschaftskonfliktberatungen bieten zugelas- sene Ärztinnen und Ärzte, nichtstädtische Beratungsstel- len sowie die Zentren für sexuelle Gesundheit und Fami- lienplanung an. Diese Beratungen sind rückläufig: Im Jahr 2003 waren es noch 13.819 Beratungen, 2013 nur noch 12.140. insgesamt Frauen Männer Paare 2013 noch nicht bekannt 2012 4.577 3.697 423 457 2011 4.830 3.954 876 - 2010 4.405 3.680 725 - 2009 4.187 3.500 687 - 2008 4.742 3.917 825 - 2007 5.685 4.714 971 - 2006 6.048 5.002 1.046 - 2005 6.459 5.399 1.060 - 2004 6.713 5.470 1.243 - 2003 6.887 5.616 1.271 - (Datenquelle: SenGesSoz) Jahr Schwangerenberatungen Schwangerschafts- konfliktberatungen Insgesamt 2013 12.140 2012 12.511 2011 12.796 2010 12.685 2009 12.542 2008 12.455 2007 12.779 2006 12.442 2005 13.775 2004 13.696 2003 13.819 (Datenquelle: SenGesSoz) Jahr Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 545 3 5. Wie hat sich in den vergangenen 10 Jahren die An- zahl von Schwangerschaftsabbrüchen insgesamt in den Berliner Kliniken und Arztpraxen entwickelt (Angaben bitte wie bei DESTATIS nach Jahren und Altersgruppen aufgeschlüsselt)? Zu 5.: Die Eingriffe im Jahr 2013 erfolgten überwie- gend ambulant – rund 87,2 % in gynäkologischen Praxen und 12,8 % im Krankenhaus. Schwangerschaftsabbrüche nach Altersgruppen wer- den nicht getrennt nach dem Ort erhoben. Dreiviertel (75,3 %) der Frauen, die 2013 in Berlin ei- nen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt, 14,5 % zwischen 35 und 39 Jahre. Rund 7,1 % der Frauen waren 40 Jahre und älter. Die unter 18-Jährigen hatten einen Anteil von 3,1 %. 6. Wie viele Schwangerschaftsabbrüche davon erfolg- ten innerhalb der letzten 10 Jahre jährlich nach medizini- scher und wie viele nach kriminologischer Indikation? Zu 6.: 96,2 % der gemeldeten Schwangerschaftsab- brüche in Berlin wurden nach der Beratungsregelung (Beratungsbescheinigung zwecks Durchführung eines straffreien Schwangerschaftsabbruches) entsprechend Strafgesetzbuch (StGB) §§ 218 – 219 vorgenommen. Medizinische und kriminologische Indikationen waren in 3,8 % der Fälle die Begründung für den Abbruch. 7. Wie viele niedergelassene Ärzte und Ärztinnen so- wie Krankenhäuser haben in Berlin die Zulassung zu Schwangerschaftsabbrüchen, und wie hat sich deren Zahl in den vergangenen 10 Jahren entwickelt? Zu 7.: Die Zahl der zugelassenen Krankenhäuser mit gynäkologischen Abteilungen beträgt 16. Diese Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren um zwei vermindert. Eine Abfrage bei der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin über Zulassungen niedergelassener Ärztinnen und Ärzte für Schwangerschaftsabbrüche wurde gestellt. Die Anfrage ist noch in Bearbeitung. 8. Gibt es Krankenhäuser in Berlin, die keine Schwangerschaftsabbrüche durchführen, obwohl sie die Zulassung dafür haben? Zu 8.: Dem Senat liegen keine Erkenntnisse zu Kran- kenhäusern vor, die keine Schwangerschaftsabbrüche durchführen, obwohl sie die Zulassung dafür haben. Berlin, den 01. Oktober 2014 In Vertretung Emine D e m i r b ü k e n - W e g n e r _____________________________ Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 06. Okt. 2014) Arztpraxen Kliniken 2013 8.146 1.198 2012 8.648 1.157 2011 8.829 1.132 2010 8.935 1.117 2009 9.051 775 2008 9.164 953 2007 9.238 925 2006 9.528 986 2005 9.849 1.268 2004 10.043 1.494 2003 10.158 1.258 (Datenquelle: StBA) Jahr Schwangerschaftsabbrüche in Berlin nach Ort Alter von ... bis unter ... Jahren gesamt unter 15 22 15 - 18 268 18 - 20 471 20 - 25 2.071 25 - 30 2.393 30 - 35 2.104 35 - 40 1.351 40 - 45 597 45 - 50 65 50 und mehr 2 insgesamt 9.344 (Datenquelle: StBA) Schwangerschaftsabbrüche in Berlin nach Altersgruppen 2013 medizinische Indikation kriminologische Indikation Beratungsregelung 2013 352 2 8.990 2012 335 0 9.470 2011 351 3 9.607 2010 358 0 9.694 2009 387 1 9.438 2008 332 0 9.785 2007 360 1 9.802 2006 280 0 10.234 2005 284 2 10.831 2004 262 1 11.274 (Datenquelle: StBA) Jahr Schwangerschaftsabbrüche in Berlin nach Begründung