Drucksache 17 / 14 800 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Gerwald Claus-Brunner (PIRATEN) vom 22. Oktober 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 27. Oktober 2014) und Antwort Umbau ZEISS-Großplanetarium der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin II Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Welche Änderungen sind Inhalt der Baugenehmigung sowie des nachgereichte Bauantrages? Inwieweit sind darin Änderungen an der Projektionskuppel, an deren Geometrie oder am Bodenniveau des Projektionssaals enthalten? Inwieweit sind auch Änderungen am Foyer vorgesehen? Zu 1.: Inhalt des Bauantrages und des Nachtrages zur Baugenehmigung ist die brandschutztechnische Ertüchti- gung des Gebäudes, Einbau einer flächendeckenden Brandmeldeanlage und Erneuerung der Medientechnik. Durch die zukünftige Programmstruktur ändern sich die Wegeführung der Besucherinnern und Besucher und das Foyer. Die Projektionskuppel wird als 165 Grad Kuppel an die Anforderungen der Medientechnik angepasst. Eine Änderung am Bodenniveau ist nicht vorgesehen. Durch die geänderte Wegeführung der Besucherinnen und Besucher ändert sich auch das Foyer im Bereich des Treppenhauses und der Kasse. 2. Ist es zutreffend, dass die Projektionsfläche, die Diaprojektoren und die Bestuhlung entfernt wurden? Wenn ja, aus welchen Gründen? Zu 2.: Der bauliche Zustand der medientechnischen Anlagen entspricht nicht mehr den heutigen technischen Anforderungen. Durch die Erneuerung der Medientechnik soll das Planetarium an den heutigen Stand der Technik angepasst und die Spielfähigkeit des Hauses sichergestellt werden. Hierfür werden die Projektionsflächen, die Dia- projektoren und die Bestuhlung erneuert. 3. Wurden Teile der Elektrik und der Datenverbindungen entfernt oder gekappt? Wenn ja, um welche han- delt es sich dabei? Zu 3.: Zu den ersten Maßnahmen gehören der Rück- bau und die Demontage der in Zukunft nicht mehr benö- tigten Anlagenteile mit den dazugehörigen Elektro- und Datenleitungen. Diese Arbeiten werden zurzeit noch durchgeführt. 4. Trifft es zu, dass auch relativ neuwertige Teile und Leitungen entsorgt wurden, die für ein neues Equipment verwendbar gewesen wären? Wenn ja, weswegen wurden diese Teile entsorgt? Zu 4.: Nein. In den ersten Monaten der Sanierung wurde die gesamte bisherige Technik von den Mitarbeite- rinnen und Mitarbeitern des Planetariums untersucht und historische Geräte museal gesichert. 5. Wurde vor Beginn der Demontagearbeiten an den Elektroanlagen eine umfassende Bestandsaufnahme durchgeführt? Falls nein, warum nicht? Falls ja, wurde diese in der Ausführung der Umbauarbeiten berücksich- tigt? Zu 5.: Im Rahmen der Planung wurden die vorhande- nen Elektroanlagen aufgenommen und dokumentiert. Diese Kenntnisse werden bei der Ausführungsplanung der Elektroarbeiten eingearbeitet und mit berücksichtigt. 6. Bezugnehmend auf die 2. Antwort des Senats zur Schriftlichen Anfrage - Drucksache 17/14574 - um wel- che konkrete Preisdifferenz haben sich die Angebote der Bewerber unterschieden? Zu 6.: Durch den laufenden Vergaberechtsstreit vor dem Kammergericht und dem Umstand, dass die Vergabe im Rahmen eines Verhandlungsverfahrens durchgeführt wird und den Bieterinnen und Bietern die Preise der ande- ren Bieterinnen und Bietern nicht bekannt sind, können diese zum jetzigen Zeitpunkt nicht veröffentlicht werden. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 800 2 7. Wie hoch werden die Gesamtkosten der neuen Projektionsanlage voraussichtlich sein? Zu 7.: Siehe Antwort zu 6. 8. Auf wessen Expertise beruhte der Entschluss, das Planetarium aufgrund des zur Neige gehenden Lampen- vorrates zu schließen? Zu 8.: Das Ziel der Sanierung des Planetariums ist die Modernisierung der mediendidaktischen Technik und die Wiederbefähigung des Planetariums zu einem modernen Wissenschaftstheater. Das Zeiss-Großplanetarium wurde daher nicht allein auf der genannten Grundlage geschlos- sen. Die Bedarfsprogramme vom 13.09.2010 / 14.12.2010 von Klatt + Vogler Architekten, Ingenieurgesellschaft für Theater- und Veranstaltungstechnik mbH und Ingenieur- büro Arndt - Weiher - Koch ohne Kostenrahmen vom 14.12.2010 und Kostenaufstellung jedoch mit Kosten- rahmen nach DIN 267 vom 23.10.2010 und das Bedarfs- programm vom Juli 2009 von dem Büro für Architektur, Denkmalpflege und Bauforschung (adb), der Gesellschaft für Technik am Bau mbH (GTB), der NGM Bauprojekt GmbH, dem Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e.V. an der TU Berlin (IEMB) und dem Büro Stanek beschreiben den technischen fragilen Zu- stand des Planetariums und empfehlen dringend die tech- nische Sanierung der Medientechnik des Planetariums. 9. Warum wurde eine kostengünstige Lösung für den Einbau und Betrieb von gleichwertigen Ersatzlampen nicht in Erwägung gezogen? Zu 9.: Der Sternprojektor macht nur einen Teil des medientechnischen Ensembles des Planetariums aus. 69 Diaprojektoren, 14 Sonderprojektoren und eine Tonanlage aus 89 Lautsprechern haben nach über 26 Jahren im Dienste der allgemeinen Volksbildung in Gänze hohe Ausfallerscheinungen gezeigt, so dass die Veranstaltungs- frequenz gering gehalten werden musste und vermehrt Veranstaltungen ausfielen. 10. Hat der Senat Kenntnis von einem Angebot, das den Weiterbetrieb des Sternenprojektors für ca. 1000 Euro ermöglicht hätte? Wenn ja, wie lange lag dieses Angebot vor und weswegen wurde es nicht angenommen? Zu 10.: Siehe Antwort zu 9. Ein möglicher technischer Umbau der Fixsternlampen und dem damit einhergehen- den tiefen Eingriff in die Technologie des Sternprojektors ist 2012 durch eine externe Firma eingehend geprüft wor- den. Anfang Oktober 2013 ist der Umbau ergänzend durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Planetari- ums untersucht wurden. Die verwendeten Lampen stellten sich als ungeeignet heraus, die technischen Umbauten hätten große Änderungen am Projektor (etwa der Schleif- ringe oder der Isolation) bedeutet. Nach Einschätzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die 26 Jahre mit dem Gerät gearbeitet haben, ist ein solcher Umbau technolo- gisch nicht umsetzbar und hätte damit ebenfalls die Funk- tionsweise des Projektors gegebenenfalls direkt zerstört. 11. Wie hoch sind die monatlichen Kosten für Bewachung und Sicherung des Planetariums? Zu 11.: Die monatlichen Kosten für die nächtliche Bewachung des Zeiss-Großplanetariums belaufen sich auf durchschnittlich etwa 3.350 Euro und sind damit unver- ändert zum Aufwand der Bewachung des Gebäudes wäh- rend des Spielbetriebes. 12. Wie viele und welche Stellen gab es zum Zeitpunkt der Schließung im Planetarium? Wohin wurden die Stellen danach verlagert? Inwieweit kam es zu Entlassun- gen? Zu 12.: Das Zeiss-Großplanetarium ist organisatorisch Teil der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin. Zum Beginn der Sanierung waren im Planetarium neun Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter auf acht Stellen eingesetzt. Für die Zeit der Sanierung sind die meisten Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter zum Zweck der Weiterbildung und Qualifizierung in andere Abteilungen der Stiftung Deut- sches Technikmuseum Berlin umgesetzt. Es kam nicht zu Entlassungen. 1 Leitung 1 Leitung Diaproduktion 1 Leitung Technik 1 Planetariumstechnik 1 Bildproduktion 1 Hausmeister 1 Besucherdienst / Sekretariat 0,75 Kasse 0,75 Kasse 13. Finden für die verlagerten Mitarbeiter Weiterbildungen /Fortbildungen für die zukünftige Planetariums- und Veranstaltungstechnik statt? Wenn ja, in welchen Umfang? Wenn nein, warum nicht? Zu 13.: Weiterhin anhängig ist die Entscheidung zur Vergabe des Sternprojektors / Fulldomesystems. Ist diese rechtssicher erfolgt, werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den neuen Systemen qualifiziert. Dies erfolgt durch mehrtägige Schulungen durch den Hersteller des Systems und ist Teil des abgefragten Leistungsum- fangs der genannten Ausschreibung. Während der Sanie- rung reisen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Planeta- riums zu Tagungen und Workshops, um sich mit der neuen Technik und den didaktischen Möglichkeiten ver- traut zu machen. 14. Werden diese Mitarbeiter nach einer möglichen Wiedereröffnung erneut im Planetarium eingesetzt? Wenn nein, warum nicht? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 800 3 Zu 14.: Ja. 15. Werden diese Mitarbeiter wieder in ihre früheren Tätigkeitsfelder eingesetzt? Wenn nein, warum nicht? Zu 15.: Ja. 16. Wie viele Stellen werden im wieder eröffneten Planetarium zu besetzen sein? Aus welchem Personal soll sich später eine eventuell neue Belegschaft zusammenset- zen? Zu 16.: Das Personal setzt sich auch nach der Sanie- rung aus dem bisherigen Personalstamm zusammen. Al- tersbedingt wird die Stelle der technischen Leitung neu zu besetzen sein. Der Betrieb des neuen, digitalen Zeiss- Großplanetariums unterscheidet sich in der Frequenz und Ausrichtung des Hauses (Wissenschaftstheater) zum Be- trieb vor der Schließung. Mit der Modernisierung der Inhalte wird ein neues inhaltliches Profil geschaffen, das durch eine spezialisierte Produktionsabteilung (wissen- schaftliche Visualisierung) profiliert werden soll. Die gelebten Synergien mit den Serviceabteilungen der Stif- tung Deutsches Technikmuseum Berlin im Bereich der Informationstechnik (IT), Verwaltung und Marketing werden ausgeweitet. 17. Inwieweit werden die Überlegungen zur Neustrukturierung der astronomischen Volksbildungseinrichtungen im Land Berlin in der Personalkonzeption berücksichtigt? Zu 17.: Sollte es zu einer Zusammenlegung der astro- nomischen Volksbildungseinrichtungen kommen, verfügt das Zeiss-Großplanetarium über qualifizierte Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter, die sich inhaltlich wie künstle- risch in einer solchen Einrichtung einbringen werden. 18. Welchen Aufgaben widmet sich der Leiter des Großplanetariums gegenwärtig? Zu 18.: Der Leiter des Zeiss-Großplanetariums, Herr Tim Florian Horn, erarbeitet mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Eröffnungsprogramm „Sterne über Berlin“ und schreibt die unterschiedlichen Planetariumsschulprogramme , so dass bereits jetzt eine umfangreiche Programmplanung vorliegt. Herr Horn nutzt die Zeit erfolgreich, um Kooperationen und Projekte mit anderen Berliner Museen und Einrichtungen in Forschung und Lehre aufzubauen. Berlin, den 08. November 2014 In Vertretung Tim Renner Der Regierende Bürgermeister von Berlin Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 12. Nov. 2014)