Drucksache 17 / 14 913 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Martin Delius (PIRATEN) vom 07. November 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 11. November 2014) und Antwort Open Eduational Ressources (OER) in Berlin – Wann und wie werden endlich freie Lehrmaterialien ins Netz gestellt? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Im Zwischenbericht der Senatsverwaltung für Bil- dung, Jugend und Wissenschaft vom 11. Juli 2014 (Drs. 17/1768) zum Beschluss des Abgeordnetenhauses „Teilen , Kooperieren, Teamarbeit – Freie Lehrmaterialien ins Netz stellen – Open Eduational Ressources in Berlin“ (Drs. 17/1438) ist zu lesen, dass nach einer Fristverlänge- rung bis zum 31. Oktober 2014 ein Schlussbericht vorge- legt werden sollte. Dies ist bisher nicht geschehen. Wie begründet die Senatorin die Verzögerung? 2. Ist eine weitere Verzögerung angedacht und wenn ja, mit welcher konkreten Begründung? 3. Welcher Zeitplan liegt in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft vor, um den oben genannten Beschluss des Abgeordnetenhauses umfassend, konzeptionell vorzubereiten und umzusetzen? Zu 1. - 3.: Angesichts der Reichweite der möglichen organisatorischen und inhaltlichen Veränderungen erfor- derte die Konzepterstellung ein hohes Maß an fachlicher Rückkoppelung und Fachgesprächen mit Dritten. Die Komplexität des Konzeptgegenstands, die eine Vielzahl von rechtlichen, technischen, organisatorischen und nicht zuletzt kulturellen Fragen betrifft, wird absehbar ein mehrstufiges Verfahren der Entwicklung und Implemen- tierung erfordern. Im Anschluss an den zitierten Be- schluss des Abgeordnetenhauses wurde auf drei Ebenen an Eckpunkten eines Berliner OER-Konzepts gearbeitet: organisatorisch wird das Medienforum reorganisiert, um als institutioneller Träger der OER-Aktivitäten zu fungie- ren. Fachlich wurde der gezielte Austausch mit Wissens- trägern, Fachverbänden und Fachtagungen etabliert. Und konzeptionell wurde ein Projektleiter eingestellt und ein Projektauftrag entwickelt. Der erbetene Bericht wurde zwischenzeitlich erstellt und befindet sich aktuell in der senatsinternen Abstimmung Die Einberufung eines Run- den Tisches zur konzeptionellen Vertiefung wird noch im Dezember erfolgen, die erste Aktivierung der Pilotphase einer OER-Plattform ist bis spätestens Ende 2015 vorge- sehen. 4. Wie wurde oder wird das „Medienforum“ organisatorisch und personell umgebaut? Zu 4.: Das Medienforum wird aktuell konzeptionell umgebaut, indem die beiden Kernbereiche Mathema- tik/Informatik/Naturwissenschaft/Technik (MINT) und Deutsch/Sprachbildung als Kompetenzzentren der Lehr- kräftefortbildung und Qualitätssicherung für diese Berei- che aufgebaut werden (iMINT-Akademie und Zentrum für Sprachbildung). Parallel erfolgt die Prüfung des Be- stands an Print- und digitalen Medien sowie Fächergrup- pen unter dem Gesichtspunkt der Aktualität und OER- Affinität. Hierauf baut die geplante OER-Plattform auf, die im Medienforum angesiedelt wird und im Rahmen des aktuell zu entwickelnden Konzepts OER-Inhalte für Ber- liner Lehrkräfte verfügbar machen soll. Hierzu wurde eine eigenständige Projektleitung eingesetzt. 5. Wann fanden oder finden Gespräche mit welchen Verlagen zu welchen Themen statt? a) Was sind jeweils die bisherigen Ergebnisse der Ge- spräche? Zu 5.: Es hat inzwischen eine Vielzahl von Gesprä- chen mit Firmen und Fachverbänden stattgefunden. Die politische Leitungsebene hat mehrfach das besondere Engagement Berlins in Sachen OER durch persönliche Teilnahme an Fachkonferenzen und Fachmessen und vertieften fachlichen Austausch öffentlich wahrnehmbar bekräftigt (u.a. Veranstaltungen der Technologiestiftung Berlin, Wikimedia Deutschland e.V., OER-Konferenz Berlin 2014 und aktuell Fachkonferenz Verband Bil- dungsmedien in Hamburg Ende November 2014). Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 913 2 Es fanden darüber hinaus zahlreiche Gespräche mit dem Verbandbildungsmedien e.V. sowie den führenden Schulbuchverlagsgruppen und einzelnen Schulbuchverla- gen statt. Es ist der weiterhin geplant, im regelmäßigen Austausch zu bleiben. Im Ergebnis der bisherigen Gespräche ist eine grund- sätzliche Bereitschaft der Schulbuchverlage erkennbar, sich im Thema „Open Educational Resources“ zu engagieren und bestehende Geschäftsmodelle entsprechend anzupassen. Aus den bislang geführten Gesprächen hat sich eben- falls ergeben, dass die Frage der Zulassung von digitalen Kopien für den Unterrichtsgebrauch aktuell, aufgrund der für den Printbereich eingeholten Lizenzen, nur vereinzelt möglich und darüber hinaus im Wesentlichen von ihrer Finanzierung abhängig ist. 6. Mit welchen „fachbezogenen Akteuren“ wurden weitere Gespräche zu welchem Themen geführt? a) Was sind jeweils die bisherigen Ergebnisse der Ge- spräche? b) Wurden oder werden noch Gespräche mit dem LISUM geführt und insofern welche geführt wurden, mit welchen Ergebnissen? 9. Wie wurden bisher - gemäß des Beschlusses des Abgeordnetenhauses - welche regional ansässige Unter- nehmen eingebunden bzw. wie sollen sie noch eingebun- den werden? Zu 6. und 9.: In die Entwicklung des Konzeptes zur Gesamtstrategie „OER“ wurden die wesentlichen Partner bzw. „Schrittgeber“ in diesem Thema (insbesondere die Schulbuchverlage, Bildungseinrichtungen, Bildungsträger sowie die OER-Community um den Wikipedia-Betreiber Wikimedia und ortsansässige Unternehmen) einbezogen. Hierzu fanden Gespräche statt, beispielsweise mit: o dem Verband Bildungsmedien e.V. sowie einzel- nen Schulbuchverlagen, o der Technologiestiftung Berlin, o einigen Anbietern von Bildungsplattformen, wie sofatutor.com, serlo.org, meinunterricht.de oder wikipedia.de, o dem Landesinstitut für Schule und Medien Berlin- Brandenburg (LISUM), o dem Institut für Schulqualität in den Ländern Ber- lin und Brandenburg e.V. der Freien Universität zu Berlin sowie o dem Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH (FWU). Die Konzeptentwicklung fand auch o unter Einbeziehung der Aktivitäten der Kultusmi- nisterkonferenz (KMK) und der Europäischen Union (EU) zum Thema sowie o in Abstimmung mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (MBJS) statt. a) Die in den zahlreichen Gesprächen gewonnen Er- kenntnisse sind entweder bereits in den OER- Projektauftrag eingeflossen oder werden als offene Frage- stellungen zur Klärung in die Projektarbeit mitgenommen. b) Die Umsetzung des OER-Konzeptes findet in Ko- operation mit dem MBJS, dem LISUM sowie der Techno- logiestiftung Berlin. statt. Das LISUM ist in die Arbeits- struktur des OER-Projektes integriert. Es finden mindes- tens wöchentliche Abstimmungs- und/oder Arbeitstermi- ne statt. Entsprechend der aktuellen Planungen wird das LISUM die geplante OER-Plattform, als eines der wesent- lichsten Maßnahmen des OER-Konzeptes, technisch realisieren. Die weiteren Gespräche werden im Rahmen eines Berliner Runden Tisches OER systematisiert und für externe Impulse geöffnet. In diesem Gesprächsformat werden u.a. folgende Akteure eingebunden: Vertreterin- nen und Vertreter öffentlicher Bestände (Bibliothe- ken/Museen), Vertreterinnen und Vertreter der Landes- zentrale für politische Bildung, Vertreterinnen und Ver- treter der Hochschulen, Landesschulbeirat und - elternbeirat. 7. Was ist darunter zu verstehen, wenn der Senat von einer „Reichweite der organisatorischen Veränderungen“ spricht? a) Welche „organisatorischen Veränderungen“ wurden bisher vorgenommen und welche sollen noch bis wann vorgenommen werden? Zu 7.: Siehe zu 1. 8. Fand bisher die von der Senatsverwaltung ange- sprochene „Analyse der fächerspezifischen OER-Potentiale “ statt? a) Wenn ja, mit welchem Ergebnis? b) Wann nein, bis wann soll diese abgeschlossen wer- den? c) Welche konkreten „OER-Potentiale“ sind gemeint ? Zu 8.: Die Auswertung ist noch nicht abgeschlossen. Nach hiesiger Überzeugung besitzen alle Unterrichts- fächer ein hohes OER-Potenzial und sind entsprechend OER-geeignet. Es ist zu erwarten, dass die Erstellung von OER- Materialien in den nicht quellengestützten Unterrichtsfä- chern, beispielsweise die MINT-Fächer, weniger aufwän- dig ist und somit in kürzerer Zeit größere Stückzahlen entstehen werden. Dies liegt insbesondere an der Tatsa- che, dass die Klärung der Lizenzfragen weniger ressour- cenintensiv ist und bezieht sich besonders auf die Über- führung von Bestandsmaterialien in OER-Materialien. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 14 913 3 10. Wie und bis wann soll - gemäß dem Beschluss des Abgeordnetenhauses - zukünftig Lehrkräften die Chancen und Vorzüge von OER vermittelt werden? Zu 10.: Eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit ist Bestandteil des OER-Projektes. Es ist beabsichtigt, eine Serie von Informationsveranstaltungen zu beginnen, die die Lehrkräfte, die Schulleitungen sowie die interessierte Öffentlichkeit zu den geplanten Maßnahmen und den Vorzügen von OER vor Ort informiert. Diese Infoveran- staltungen sollen zielgruppenspezifisch durchgeführt werden. Berlin, den 24. November 2014 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 01. Dez. 2014)