Drucksache 17 / 15 038 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriele Hiller (LINKE) vom 25. November 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 27. November 2014) und Antwort Bäderpolitik am Limit: Teure Studien und was bringt‘s? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Studien/Untersuchungen hat der neue BBB-Vorstand seit Amtsantritt in Auftrag gegeben? 3. Welche Themen wurden mit den Stu- dien/Untersuchungen bearbeitet? 8. Welche Zielstellung hatte die nunmehr dritte Stu- die, die der Vorstand beauftragte und wann wird der BBB-Vorstand die Ergebnisse dem Abgeordnetenhaus und der Öffentlichkeit zur Kenntnis geben? Zu 1., 3. und 8.: Es handelt sich um nachfolgende durchgeführte Marktbedarfsstudien. 1) Marktforschung/ Gästemonitoring 2) Marktforschung Bäderkonzept 2025 3) Sauna-Standortanalyse Die bevölkerungsrepräsentative Grundlagenstudie für das Bäderkonzept sollte Erwartungen an Funktionalität, Ausstattung und Ästhetik von Bädern einschließlich einer regionalen Geo-Analyse berücksichtigen, um die unter- schiedlichen Bedarfe unterschiedlicher Nutzergruppen optimal über das Stadtgebiet hinweg befriedigen zu kön- nen. Die umfangreiche Gästebefragung (8.048 Besucherin- nen und Besucher im Alter ab 14 Jahren) erfolgte in ins- gesamt 27 Bädern. Mit dieser Studie liegen für die Berli- ner Bäder-Betriebe (BBB) erstmals valide Daten zur Be- sucherstruktur und zur Zufriedenheit der Besucherinnen und Besucher mit dem Angebot vor. Vor dem Hinter- grund der geplanten Entwicklung der Bäder hin zu einer bedarfsgerechten Ausrichtung verstehen sich die Ergeb- nisse als erste Nullmessung. Das Monitoring soll in den Folgejahren fortgeführt werden, um Veränderungen in der Besucherstruktur und der Angebotsbewertung zu kontrol- lieren und Erfolge von Veränderungsmaßnahmen zu do- kumentieren. Gegenübergestellt werden sollen die Ergeb- nisse des Gästemonitors einer bevölkerungsreprä- sentativen Stichprobe aller Berlinerinnen und Berliner (Stichprobengröße: 1000 Personen), um insbesondere Erkenntnisse über die Erwartungen und Beurteilungen der BBB-Angebote von Nicht-Nutzerinnen und Nicht-Nut- zern der BBB zu verfügen. Zusätzlich wurde eine Sauna- Standortanalyse beauftragt, die aktive und nicht inaktive Saunaanlagen der BBB bewertet und auf Wirtschaftlich- keit überprüft hat. 2. Wer hat über die Beauftragung von Stu- dien/Untersuchungen der BBB entschieden und wie wa- ren BBB-Aufsichtsrat und Senat einbezogen? Zu 2.: ber die Beauftragung hat der Vorstand der BBB entschieden. 4. In jeweils welchen Verfahren und nach welchen Kriterien wurden jeweils welche Institutionen bzw. Per- sonen durch die BBB-Vorstände ausgewählt und mit der Erstellung der Studien/Untersuchungen beauftragt? Zu 4.: Die BBB beauftragten die Institutionen; SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH (freihändige Verga- be), microm Micromarketing-Systeme und Consult GmbH (freihändige Vergabe) und Hopp & Partner (öf- fentliche Ausschreibung). Nach Angaben der BBB erfolg- te die Vergabe an Sinus, da die Eigenart der „SinusMilieus “ nur durch Sinus entwickelt, erstellt und fortgeschrieben wird. Die Vergabe an microm erfolgte BBB auf Grundlage der lizenzierten Adaption des bewährten Ziel- gruppen-Models der Sinus-Milieus, welches den Men- schen und das gesamte Bezugssystem seiner Lebenswelt ganzheitlich im Blickfeld hat, wonach nur der eine Anbie- ter in Frage kam. Die Vergabe der Saunastudie erfolgte an die Altenburg Unternehmensberatung GmbH im Rahmen einer beschränkten Ausschreibung. 5. Welche Kosten entstanden im Zusammenhang mit der Beauftragung der Studien/Untersuchungen im Einzel- nen und insgesamt und wer kam in jeweils welcher Höhe für diese Kosten auf? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 038 2 6. In welcher Höhe sind Mittel für Stu- dien/Untersuchungen im BBB-Wirtschaftsplan einge- stellt? Wie viele dieser Mittel wurden 2013 und 2014 verausgabt? Wer kam gegebenenfalls in welcher Höhe für nicht eingeplante Ausgaben auf? Zu 5. und 6.: Die Kosten für Marktfor- schung/Gästemonitoring belaufen sich auf 80.000 €. Die Summe ist im Wirtschaftsplan 2014 enthalten. Die Kosten für die Marktforschung Bäderkonzept 2025 belaufen sich auf 115.000 €, die Kosten für die Sauna-Studie beliefen sich auf rd. 70.000 €. Diese Ausgaben sind in den entsprechenden Wirtschaftsplänen ent- halten. 7. Welche konkreten Ergebnisse brachten die einzel- nen Studien/Untersuchungen und welche flossen in die Erarbeitung des BBB-Konzeptes ein? Zu 7.: Zusammenfassend haben die BBB ausgeführt, dass es sehr unterschiedliche, geradezu konkurrierende Ansprüche und Erwartungen gibt. Befragt man die Berli- ner Bevölkerung nach ihrer Motivation schwimmen zu gehen, so zeigt sich sehr deutlich, dass die Entspannung eindeutig im Vordergrund steht: Während 63 % der Berli- ner Bevölkerung schwimmen möchten, um Spaß und Erholung zu haben, können sich nur 24 % sportliches Schwimmen vorstellen. Befragt man hingegen die aktu- ellen Besucherinnen und Besucher der Berliner Bäder, so möchten 58 % sportlich schwimmen und nur 40 % aus Gründen von Spaß und Erholung. Es wird also deutlich, dass die Berliner Bäder primär von der Gruppe der sport- lichen Schwimmerinnen und Schwimmer präferiert wer- den. Fragt man über alle Bevölkerungsgruppen Berlins hinweg nach den Erwartungen an einen Badbesuch („Was ist für Sie persönlich bei einem Schwimmbadbesuch wichtig?“), so werden u. a. folgende Kriterien als sehr wichtig erachtet: „Günstiger Eintrittspreis" (45 %), „angenehme , warme Atmosphäre" (40 %), „freundliches und zuvorkommendes Personal"(37 %) und „Ruhe, Entspannung und Erholung" (38 %) und „Wasserspaß" (23 %). „Sportliches Schwimmen“ wird nur von 14 % als persönlich sehr wichtig erachtet. Differenziert nach unterschiedlichen Lebensphasen oder der unterschiedlichen Besuchsmotivation betrachtet, stellt sich das Bild noch deutlicher dar. Familien mit Kin- dern oder Berlinerinnen und Berliner, die nach Ent- spannung suchen, haben wiederum anders gewichtete Kriterien als der „arithmetische Durchschnitt“ der Bevölkerung . Einen „Zielkonflikt“ erkennt man z.B. bei den Wassertemperaturen. 41 % der Berliner Bevölkerung ist das Wasser zu kalt. Würde man versuchen einen „Temperatur -Mittelwert“ zu bilden, wäre keine Bevölkerungsgruppe zufrieden. Deutlich erkennbar sind bereits auch schon im Gästemonitor die Abweichungen, was die Was- sertemperatur angeht, besonders bei Familien mit Kindern und Gästen, die nach Entspannung suchen. Eine weitere Erkenntnis aus dem Gästemonitor ist, dass das Prinzip „Alle in einer Halle“ nicht funktioniert und folglich zu einer schlechten Bewertung der Leistung der BBB führt, denn die Kundenwünsche sind zu unter- schiedlich. Aber an den Kundenwünschen orientiert sich die künftige Strategie der BBB, um mit einem verbesser- ten Angebot auch zusätzliche Teile der Bevölkerung an- zusprechen. Berlin, den 8. Dezember 2014 In Vertretung Andreas Statzkowski Senatsverwaltung für Inneres und Sport (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Dez. 2014)