Drucksache 17 / 15 111 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Gerwald Claus-Brunner (PIRATEN) vom 03. Dezember 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 05. Dezember 2014) und Antwort Wie ist die Situation an den öffentlichen Berufsschulen und Oberstufenzentren in Berlin? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. a) Wie viele Lehrkräfte sind derzeit an den öffentli- chen Berliner Berufsschulen und Oberstufenzentren be- schäftigt? (Bitte nach Bezirken aufschlüsseln) b) Wie hat sich diese Zahl in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte nach Jahren und Bezirken aufschlüs- seln) c) Wie wird der Bedarf an Lehrkräften ermittelt und wie hoch ist dieser aktuell? d) Welche Anstrengungen werden generell unter- nommen, um den Bedarf an Lehrkräften zu decken? e) Inwieweit werden die Lehrkräfte und die Qualität des Unterrichts überprüft/bewertet? Welche Kriterien kommen dabei zur Anwendung? f) Inwieweit stehen den Lehrkräften Aus-und Weiter- bildungsmaßnahmen zur Verfügung? Welche Anforderungen bzgl. der Qualität werden an die Aus-und Weiterbildungsmaßnahmen gestellt? Wer legt diese fest und sorgt für deren Einhaltung? Zu 1.: a) – c) Die Lehrkräftebedarfsfeststellung auf der Basis der Verwaltungsvorschrift für die Zumessung von Lehrkräften an öffentlichen Berliner Schulen für das ak- tuelle Schuljahr 2014/2015 ist derzeit in Bearbeitung. Eine Aufschlüsselung nach Bezirken erfolgt nicht, weil berufliche Schulen zentral verwaltet werden. Nachfolgend die Angaben der vorangegangenen 5 Schuljahre, Stichtag: 01.11: Schuljahr Anzahl aktiver Lehrkräfte 2013/2014 3.881 2012/2013 3.900 2011/2012 3.959 2010/2011 4.004 2009/2010 4.068 d) Der Lehrkräftebedarf wird durch Einstellungen der erforderlichen Lehrkräfte mit den entsprechenden Lauf- bahnvoraussetzungen und durch die Qualifizierung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern im berufsbeglei- tenden Referendariat gedeckt. Stellenausschreibungen werden im Internet veröffentlicht. Bewerberinnen und Bewerber nutzen Informationsveranstaltungen wie den Berlin-Tag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, um sich über die spezifischen Anforderun- gen und Arbeitsbedingungen an den beruflichen Schulen zu informieren. e) Die systemische Qualitätssicherung obliegt der Schulinspektion, die auf der Basis des Handlungsrahmens Schulqualität auch die Unterrichtsqualität evaluiert. Für die Qualitätssicherung des Unterrichts der Einzelschule ist die Schulleitung verantwortlich, ebenso für die Bewer- tung der Arbeit der Lehrkräfte auf der Grundlage der Ausführungsverordnung Lehrerbeurteilung. f) Weiterbildungslehrgänge in Verantwortung der Se- natsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft wie z. B. Psychologie oder Englisch werden in Zusammenar- beit mit den jeweiligen Fachaufsichten entwickelt. Für die Sicherung der Qualität und Erfüllung der Anforderungen ist die zuständige Fachreferentin verantwortlich. Den Lehrkräften stehen darüber hinaus vielfältige Aus-und Weiterbildungsmaßnahmen unterschiedlichster Anbieter zur Verfügung. Die Lehrkräfte wählen aus diesen Ange- boten vor dem Hintergrund ihrer eigenen Qualifizierungs- bedarfe selbstständig Maßnahmen aus. Für die Einhaltung der Qualitätsstandards sind die Anbieter der Maßnahmen verantwortlich. 2. a) Wie hat sich der Krankenstand der Lehrkräfte in den letzten fünf Jahren entwickelt? (Bitte nach Jahren und Bezirken aufschlüsseln) b) Wie hoch ist dieser aktuell? c) Welche Maßnahmen werden ergriffen, um einem hohen Krankenstand entgegenzuwirken? d) Wie hoch war die Quote an Vertretungsstunden in den letzten fünf Jahren? (Bitte nach Jahren und Bezirken aufschlüsseln und in absoluten und relativen Zahlen an- geben) e) Wie viele Unterrichtsstunden sind in den letzten fünf Jahren in Ermangelung einer Vertretungsmöglichkeit ausgefallen? (Bitte nach Jahren und Bezirken aufschlüs- seln und in absoluten und relativen Zahlen angeben) Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 111 2 Zu 2.: a) und b) Eine Aufschlüsselung nach Bezirken erfolgt nicht, weil berufliche Schulen zentral verwaltet werden. c) Ausgehend von Schule als Lebensraum nimmt die Ge- sunderhaltung und Gesundheitsförderung aller Beschäf- tigten im Handlungsrahmen Schulqualität einen bedeut- samen Platz ein. Grundlage ist die Dienstvereinbarung Gesundheit. Ziel ist es, bei allen Entscheidungen die Ge- sundheit aller Beschäftigten zu berücksichtigen. In jeder Schule wird gemeinsam mit den Lehrkräften und Dienstkräften über den jeweiligen Bedarf und die Umsetzung von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung entschieden wie z.B.:  Verankerung des Gesundheitsmanagements im Schulprogramm  Arbeitskreise „Gesunde Schule“  Ernennung von Ansprechpartnerinnen/Ansprechpartner für Gesundheitsmanagement  Befragungen der Beschäftigten zu psychischen Belastungen und Maßnahmevorschlägen  Förderung der Zusammenarbeit durch Teamentwicklung  Organisation von Gesundheitstagen mit Angeboten z. B. zu Entspannungstechniken, zur Stressbewäl- tigung  Sport- und Entspannungsangebote für die Beschäftigten  Einrichtung von Ruhe- und Rückzugsräumen, Stillarbeitsplätzen , Fitnessräumen  regelmäßige gemeinsame Freizeitaktivitäten Darüber hinaus ist die kontinuierliche Verringerung der langzeiterkrankten Lehrkräfte auf eine systematische Zusammenarbeit mit der zentralen medizinischen Gutach- terstelle (ZMGA) beim Landesamt für Gesundheit und Soziales zurückzuführen. d) und e) absolut absolut absolut in Wochen- stunden in Wochen- stunden in Wochen- stunden 2013/2014 8,1 6.650 5,8 4.750 2,3 1.900 2012/2013 8,1 6.750 5,7 4.750 2,4 2.000 2011/2012 8,2 6.820 5,7 4.730 2,5 2.090 2010/2011 7,6 6.500 5,3 4.500 2,3 2.000 2009/2010 7,6 6.650 5,4 4.750 2,2 1.900 Vertretungsanfall, Vertretungsunterricht und Unterrichtsausfall an den öffentlichen beruflichen Schulen in den vergangenen 5 Schuljahren Schuljahr Vertretungsanfall Vertretung Ausfall in % in % in % 3. a) Welche Standards bzgl. der technischen Ausstat- tung und dem Zustand der Räume von Berufsschulen und Oberstufenzentren gibt es? b) Wer legt diese fest und welchen Kontrollen unter- liegen diese Standards? c) Wie viele Berufsschulen und Oberstufenzentren ha- ben in den letzten fünf Jahren diese Standards nicht erfül- len können? (Bitte nach Jahren und Bezirken aufschlüs- seln) d) Wie hoch ist der Investitionsbedarf, um die Ein- haltung dieser Standards wieder herstellen zu können? e) Welche finanziellen Mittel sind pro Jahr notwendig, um die Einhaltung dieser Standards gewährleisten zu können? f) Wie viele Unterrichtsstunden sind in den letzten fünf Jahren in Ermangelung an Unterrichtsräumen ausge- fallen? (Bitte nach Jahren und Bezirken aufschlüsseln und in absoluten und relativen Zahlen angeben) Zu 3 a) – e): Die Anforderungen der unterschiedlichen Berufsfelder, wie z.B. Wirtschaft und Verwaltung, Me- tall- und Elektrotechnik, Körperpflege etc. sind äußerst unterschiedlich und müssen unterschiedlich an die sich z.T. schnell verändernden Entwicklungstendenzen ange- passt werden. Zukünftig wird es noch mehr als bisher erforderlich sein, möglichst flexibel auf den sich ständig beschleunigenden Prozess der Neuordnungsvorhaben in der Berufsbildung, bei der Modernisierung geltender Übersicht Langzeiterkrankte Lehrkräfte (Dienstunfä- higkeit 3 Monate und länger) Stichtag Anzahl Lehrkräfte 01.11.2014 114 01.01.2014 169 01.01.2013 196 01.01.2012 231 01.01.2011 212 01.01.2010 177 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 111 3 Ausbildungsordnungen sowie der Schaffung neuer Aus- bildungsberufe reagieren zu können. Zu 3 f): Statistiken, ob und wenn ja, wie viele Unter- richtsstunden in den beruflichen Schulen in Ermangelung von Unterrichtsräumen ausgefallen sein könnten, werden nicht geführt. Grundsätzlich gilt, dass sie derzeit über ausreichende Raumkapazitäten verfügen, so dass Unter- richtsausfall aus diesem Grund auszuschließen ist. 4. Inwieweit ist es möglich, die Klassenstärke zu re- duzieren und individuelles Lernen zu fördern? Welche Voraussetzungen müssten hierfür geschaffen werden? Zu 4.: Die Klassen werden grundsätzlich auf der Basis der Verwaltungsvorschrift für die Zumessung von Lehr- kräften an öffentlichen Berliner Schulen eingerichtet. Die in den Stundentafeln der jeweiligen Bildungsgänge bzw. der unterschiedlichen Ausbildungsberufe der Berufsschu- le werden durch zusätzliche Stunden des sogenannten Teilungsunterrichts ergänzt und bieten mit dem zugemes- senen Förderunterricht ausreichend Möglichkeiten des individuellen Lernens. 5. Inwieweit besteht ein Zusammenhang zwischen a) der Quote an Vertretungsstunden und den Ergebnis- sen der Zwischenprüfung, b) der Quote an Vertretungsstunden und den Ergeb- nissen der Abschlussprüfungen, c) der Anzahl an ausgefallenen Stunden und den Er- gebnissen der Zwischenprüfung sowie d) der Anzahl an ausgefallenen Stunden und den Er- gebnissen der Abschlussprüfungen? Welche Konsequenzen können daraus gezogen wer- den? zu 5.:Hier verweise ich auf die Antwort zu Frage 3. f). Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Umfang des Vertretungsunterrichtes bzw. Unterrichtsausfalles und den Ergebnissen der Zwischenprüfungen/Abschluss- prüfungen kann aus den Daten der Unterrichtsausfall und Vertretungsstatistik nicht gezogen werden. Berlin, den 15. Dezember 2014 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Dez. 2014)