Drucksache 17 / 15 384 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz (GRÜNE) vom 23. Januar 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 26. Januar 2015) und Antwort Was macht die „Transferagentur für Großstädte“ am Standort Berlin? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Da der Berliner Senat Partner im Programm „Transferagenturen für Großstädte“ als Teil der „Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement“ ist und die Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung erfolgt ist zu fragen, a.) gibt es eine Transferagentur speziell für Berlin, b.) wenn ja, welche Aufgaben hat die Berliner Trans- feragentur, c.) über welche Mittel verfügt die Berliner Trans- feragentur, d.) welche Ziele verfolgt die Transferagentur? Zu 1.: a) Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert unter der gemeinsamen Über- schrift „Bildungsmanagement in Großstädten“ zwei Transferagenturen: Die Transferagentur „Adapter“ mit den Standorten in Hamburg und Bremen und die eigen- ständige Transferagentur Berlin. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) ist Träger der „Transferagenturen für Großstädte“ und unterstützt den fachlichen Austausch zwischen Berlin und anderen großen Städten im Bundesgebiet b) und d): Die Transferagentur Berlin setzt ihren Schwerpunkt auf die Verzahnung von „Bildung und Stadtentwicklung“. Ein Anliegen ist die ressortübergreifende Zusammenarbeit für gerechtere Bildungschancen und den Abbau von Bildungsbarrieren, in dem lokale Bildungsbedarfe und -angebote erfasst werden. Ziel und Aufgabe der Transferagentur für Großstädte ist es, die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) „Lernen vor Ort“ aufzubereiten und für ein datenbasiertes Bildungsmanagement zur Verfügung zu stellen. c) Siehe Antwort zu 3. 2. Mit welchen anderen Großstädten/ Kommunen ist die Transferagentur im Gespräch, um vorhandenes Wis- sen, Erfahrungen und Materialien, die andere Städte und Kommunen u.a. im Rahmen des BMBF-Programms Ler- nen vor Ort bereits gesammelt haben, aufzubereiten? Zu 2.: Die Transferagentur nutzt in erster Linie das Wissen von Großstädten, die sich am Programm „Lernen vor Ort“ beteiligt haben, insbesondere aus Hamburg und Bremen. Inzwischen wurden auch die Städte Mannheim, München, Wiesbaden und Duisburg aktiv und als Impuls- geber einbezogen. Mit folgenden Städten, die nicht an „Lernen vor Ort“ beteiligt waren und die als Zielgruppen angesprochen werden sollen, fanden bereits Erstgespräche statt: Bielefeld, Düsseldorf, Hannover, Karlsruhe, Stutt- gart und Bochum. 3. Mit welchem Beitrag wird Berlin durch das BMBF innerhalb dieses Programms unterstützt? Bitte unterschei- den nach materieller und nicht-materieller Unterstützung Zu 3.: Das Gesamtbudget der Transferagentur Groß- städte liegt bei 4.399.950,00 € (Laufzeit 3 Jahre), davon am Standort Berlin 1.250.000 €. Das BMBF bietet Beratung und Unterstützung zum Aufbau der Transferagenturen an. Ein bundesweiter Aus- tausch zu den Transferagenturen findet unter Teilnahme der Vertreterinnen und Vertreter der Länder halbjährlich statt. 4. Welche Initiativen zur Bildung einer kommunalen Bildungslandschaft gibt es in Berlin, die im Rahmen der Arbeit der Transferagentur angestoßen wurden? (Bitte aufgeschlüsselt nach Art und Bezirken) Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 384 2 Zu 4.: Die Arbeit der Transferagentur befindet sich noch am Anfang. Es wurden bisher Erstgespräche mit den Bezirken Tempelhof-Schöneberg, Marzahn-Hellersdorf, Charlottenburg-Wilmersdorf, Lichtenberg, Neukölln, Steglitz-Zehlendorf, Mitte und Spandau unter Beteiligung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissen- schaft (SenBildJugWiss) geführt. Mit den Bezirken sowie mit SenBildJugWiss wurden erste Handlungsschritte vereinbart. In Marzahn Hellersdorf wurde bereits ein interdisziplinärer Strategietag mit dem Thema: „Weiterentwicklung regionaler Bildungs-und Erziehungsverbün- de: Gemeinsam auf dem Weg zur Förderung von Schüle- rinnen und Schülern mit komplexen Unterstützungsbe- dürfnissen“ durchgeführt. 5. Welche Großstädte und/ oder Kommunen, die das Konzept „Kommunale Bildungslandschaft“ bereits umsetzen gelten als „Leuchttürme“ (Stichwort: Benchmarking )? Zu 5.: Nach Information der DKJS gelten die folgen- den Großstädte und/oder Kommunen zu unterschiedlichen Schwerpunkten des „Kommunalen Bildungsmanagements “ als Leuchttürme: München, Hamburg, Bremen, Leipzig, Dresden, Freiburg, Mannheim, Nürnberg, Aachen, Dortmund, Trier, Weiterstadt. 6. Welche Projekte/ Initiativen gibt es in Berlin für die Umsetzung einer kommunalen Bildungslandschaft? (Bitte aufgeschlüsselt nach folgenden Unterpunkten und pro Bezirk) a.) Für den Übergang von Kita zur Schule b.) bei Kooperationen zwischen Kitas und Schulen c.) für die Kooperation von Lehrer_innen und Erzie- her_innen? 7. Werden gemeinsame Ziele von Kita und Schule entwickelt? Wenn ja, wer ist daran beteiligt und welcher Art ist diese Zusammenarbeit? 8. Gibt es regelmäßige Treffen von Vertreter_innen der Bildungseinrichtungen, die im Rahmen der Arbeit der Transferagentur über bestehende oder geplante Projekte berichten? 10. Wie wird im Rahmen der Arbeit der Transferagen- tur das Thema „Stärkung von Eltern mit Migrationshintergrund “ bearbeitet? Welche Ansätze gibt es hier? Welche Vergleichsprojekte werden herangezogen? Zu 6., 7., 8. und 10.: Die Transferagentur bearbeitet Themen des kommunalen Bildungsmanagements. Sie arbeitet bedarfsorientiert, das bedeutet, dass die Themen im Fokus stehen, die von Großstädten und den Berliner Bezirken als prioritäre Handlungsfelder identifiziert und als Entwicklungsthemen benannt werden. Der Übergang von der Kita zur Grundschule kann ein inhaltlicher Zu- gang sein, um Kooperationen weiter zu entwickeln. Im Rahmen der Arbeit der Transferagentur besteht die Möglichkeit für einen fachlichen Austausch von Vertrete- rinnen und Vertretern der Bildungseinrichtungen. Das Thema „Stärkung von Eltern mit Migrationshintergrund “ kann in Kooperation mit der Transferagentur Bremen bearbeitet werden, die den Schwerpunkt „Umgang mit Diversität“ hat. Ein möglicher inhaltlicher Zugang kann eine gemeinsame Haltung zu Bildungs- und Erziehungspartnerschaften und die Frage sein, welche strukturelle Verankerung notwendig ist, um diese zu be- fördern. 9. Gibt es ein Berlin-bezogenes Benchmarking oder möglicherweise unter einem anderen Namen bestehende Projekte, die die Idee einer kommunalen Bildungsland- schaft bereits umsetzen? Wenn ja, welche Projekte in welchem Bezirk? Wenn ja, wie werden diese Projekte in der Arbeit der Transferagentur berücksichtigt bzw. wie werden diese sonst durch das Land Berlin unterstützt? Zu 9.: Es gibt Anknüpfungspunkte im Bereich Koope- ration Schule-Jugendhilfe, insbesondere die Umsetzung der bezirklichen Rahmenkonzepte sowie im Bereich Sozi- alraumorientierung die Umsetzung der Bildungsverbünde in der sozialen Stadt und der sozialraumorientierten Pla- nungskoordination. 11. Welches sind aus der Sicht der Transferagentur die Säulen, auf denen eine kommunale Bildungslandschaft in Berlin stehen sollte? Mit welchen Projekten, Institutionen und welcher Mitarbeiterzahl werden diese umgesetzt? Zu 11.: In einer entwickelten kommunalen Bildungs- landschaft sind folgende Bereiche in differenzierter Form entwickelt: • Politisch getragenes strategisches Gesamtkonzept • Interdisziplinäre Steuerungsgremien • Miteinander verzahnte Planungs- und Entwick- lungsprozesse (z.B. integrierte Schul- und Jugend- hilfeplanung) • Kooperationsstrukturen inner- und außerhalb der Kommunalverwaltung • Formate für breite Beteiligung der Fachkräfte und der Bevölkerung • Kommunales Bildungsmonitoring und Weiterlernen im Prozess. Diese „Säulen“ müssen von jedem Bezirk entsprechend den konkreten Aufgabenstellungen und vorhande- nen Ressourcen individuell ausgestaltet werden. In Berlin und seinen Bezirken sind zu vielen der oben genannten Punkte bereits wichtige und tragfähige Struktu- ren entstanden, an die die Arbeit der Transferagentur anknüpft. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 384 3 Von zentraler Bedeutung ist die Gesamtstruktur Schu- le-Jugendhilfe in den Bezirken mit ihren operativen und strategischen Steuerungsgruppen. Als weiteres zentrales Element sind die lokalen Bildungsverbünde zu sehen, die es in vielen Bezirken gibt. Perspektiven zur Weiterent- wicklung gibt es beispielsweise bei der Verzahnung der Ressorts für Bildung, Jugend und Stadtentwicklung sowie in der Ausgestaltung eines sozialräumlich ausgelegten Bildungsmonitoring. 12. Wer gehört neben der DKJS noch zur Trans- feragentur? Zu 12.: Die Transferagentur Großstädte wird von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) umgesetzt. Darüber hinaus gibt es sieben weitere regionale Trans- feragenturen mit den Standorten in Bayern, Hessen, Mit- teldeutschland (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen), Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Nord Ost und Rheinland-Pfalz/Saarland. Die Transferagentur Nord Ost, die für Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zuständig ist, wird von der DKJS in Kooperation mit Kobra.Net, dem regionalen Partner in Brandenburg, geleitet. 13. Mit wem arbeitet die Transferagentur zusammen? Zu 13.: Die Transferagentur Großstädte bietet ihre Angebote allen Großstädten ab 250. 000 Einwohnern, die nicht an dem Bundesprogramm „Lernen vor Ort“ teilgenommen haben, an. Die Berliner Bezirke werden als Großstädte gezählt und auch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft kann die Angebote in Anspruch nehmen. 14. Wie viele Vollzeitäquivalente sind im Rahmen der o.g. Transferagentur tätig? Zu 14.: In der Transferagentur mit dem Standort Ber- lin sind 5,125 Vollzeitäquivalente (VZÄ) tätig. 15. Ist geplant, eine solche Transferagentur über die Programmlaufzeit von 2017 hinaus zu erhalten, wenn nein, warum nicht? Zu 15.: Es gibt beim BMBF Überlegungen, die bun- desweite Transferinitiative über 2017 hinaus zu verlän- gern; diese sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abge- schlossen. 16. Welche Rolle spielt der Berliner Senat in der Ar- beit der Transferagentur? Gibt es regelmäßige Informati- onstreffen? Gibt es eine Berichtspflicht oder ein Berichts- interesse seitens des Senats zu diesem Thema? Zu 16.: Es gibt regelmäßige bundesweite Treffen der Länderreferentinnen und Länderreferenten im Bundesmi- nisterium für Bildung und Forschung. Auf der Ebene der Transferagentur Großstädte mit dem Standort Berlin ist ein regelmäßiger Austausch im Rahmen eines Jour Fixe zwischen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft und der DKJS gewährleistet. Die Trans- feragentur berichtet der SenBildJugWiss regelmäßig zum Stand der Arbeit. Darüber hinaus ist ein Beirat geplant, der die strategische und fachliche Beratung der Trans- feragenturen zur Aufgabe hat. Berlin, den 10. Februar 2015 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 12. Feb. 2015)