Drucksache 17 / 15 393 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 26. Januar 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 28. Januar 2015) und Antwort Abschulung an den Eliteschulen des Sports Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Schülerinnen und Schüler mussten innerhalb der letzten drei Jahre die Eliteschulen des Sports- nach Jahrgangsstufe 8 bzw. 10 verlassen (sortiert nach Schule und Jahr; Zahlen absolut und prozentual zum jeweiligen Jahrgang)? Bei wie vielen dieser SchülerInnen erfolgte die Abschulung nicht aufgrund mangelnder schu- lischer Leistungen, sondern aufgrund einer nicht erfolgten Empfehlung des Landessportbundes? Zu 1.: In Berlin werden an den drei Eliteschulen des Sports (EdS) leistungssportlich talentierte Kinder und Jugendliche besonders gefördert. Die Eliteschule des Sports ist eine auf die Bedürfnisse leistungssportlich trai- nierender Schülerinnen und Schüler ausgerichtete Förder- einrichtung, die im kooperativen Verbund von Leistungs- sport und Schule besondere Bedingungen gewährleistet, damit sich talentierte Nachwuchsathletinnen und Nach- wuchsathleten auf künftige Spitzenleistungen im Sport bei Wahrung ihrer schulischen Bildungschancen vorbereiten können. Fehlt die leistungssportliche Perspektive, müssen Schülerinnen und Schüler zu bestimmten Zeiten (8. Klas- se und 10. Klasse) die EdS verlassen. Damit wird eine Forderung umgesetzt, die nach 2006 bei der sport- und bildungspolitischen Diskussion zur Neustrukturierung und Profilierung der EdS in Berlin immer wieder von Senat, Abgeordnetenhaus und Landessportbund Berlin herausgestellt worden ist. Auf der Grundlage fehlender leistungssportlicher Per- spektive haben in den letzten drei Schuljahren 213 Schü- lerinnen und Schüler keine Empfehlung des Landessport- bundes Berlin für den weiteren Besuch einer Eliteschule des Sports in Berlin erhalten. Das sind 6,4 % aller Schü- lerinnen und Schüler der Sekundarstufe I. Die Aufschlüs- selung auf die einzelnen Schulstandorte kann der folgen- den Übersicht entnommen werden. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 393 2 Tabelle: Keine Weiterführung an den Standorten der Eliteschulen des Sports auf Grund fehlender sportlicher Perspektive (Schuljahr 2011/2012 bis 2013/2014): Eliteschulen des Sports Flatow- Oberschule (OS) Summe Poelchau- OS Summe Schul und Leistungs- sportzentrum Berlin (SLZB) Summe 2011/12 8. Kl. Ju 0 0 0 0 6 8 Mä 0 0 2 10. Kl Ju 4 4 7 7 5 10 Mä 0 0 5 Summe Sek I 209 4 277 7 640 18 in Prozent 1,9% 2,5% 2,8% 2012/13 8. Kl. Ju 5 5 5 6 6 19 Mä 0 1 13 10. Kl Ju 6 8 13 17 32 38 Mä 2 4 6 Summe Sek I 205 13 258 23 645 57 in Prozent 6,3% 8,9% 8,8% 2013/14 8. Kl. Ju 0 0 2 3 0 8 Mä 0 1 8 10. Kl Ju 14 16 22 33 23 31 Mä 2 11 8 Summe Sek I 183 16 270 36 619 39 in Prozent 8,7% 13,3% 6,3% 2. Wie bewertet der Senat diese Abschulungszahlen unter Berücksichtigung pädagogischer Aspekte? Zu 2.: Das Konzept, die Zielsetzung und die Organisa- tionsstruktur der Eliteschulen des Sports in Berlin sind maßgeblich auf den Leistungssport ausgerichtet. Ohne diese Ausrichtung würde es die Schulen in Berlin nicht geben. Unter dieser Sicht müssen auch die Zahlen zur „Ausschulung“ betrachtet und bewertet werden. An den Eliteschulen des Sports ist die Problematik der Nichtwei- terführung der Schullaufbahn auf der Grundlage einer fehlenden leistungssportlichen Perspektive nicht in der Größenordnung vorhanden, die besorgniserregend ist. Alle Beteiligten sind sich ihrer pädagogischen Ver- antwortung bewusst. Die Erfahrungswerte und die vorlie- genden Zahlen zeigen, dass mit der Möglichkeit der „Ausschulung“ sehr verantwortungsvoll umgegangen wird. Bereits mit der Aufnahme an die Eliteschulen des Sports in Berlin werden die Eltern und Schülerinnen und Schüler umfassend über die Besonderheiten des leistungs- sportlichen Trainings, der schulischen Rahmenbedingun- gen und den Entwicklungsmöglichkeiten an diesen spezi- ellen Schulen informiert. Die leistungssportliche und schulische Entwicklung der Schülerinnen und Schüler wird intensiv pädagogisch begleitet, um Probleme und Schwierigkeiten in diesem anspruchsvollen Prozess von Leistungssport und Schule rechtzeitig zu erkennen. In jedem Schuljahr werden gemeinsam mit Eltern, Schüle rinnen und Schülern durch die Lehrerinnen und Lehrer und Trainerinnen und Trainer individuelle „Förderkonferenzen “ durchgeführt, so dass alle Beteiligten über die leistungssportlichen Perspektiven informiert sind. Dabei sollen gemeinsam neue Entwicklungsperspektiven aufge- zeigt werden, die außerhalb des Leistungssportsystems liegen, um den Schülerinnen und Schülern einen mög- lichst problemlosen Übergang an eine andere Schule entsprechend ihren schulischen Leistungen zu ermögli- chen. 3. Wie gelingt der Übergang der Schülerinnen und Schüler von einer Eliteschule des Sports auf eine Regel- schule? Zu 3.: Aus den vorliegenden Erfahrungswerten der einzelnen Schulen gelingt dieser Übergang der Schülerin- nen und Schüler in der Regel gut, besonders dann, wenn sich alle Beteiligten mit dieser speziellen Situation recht- zeitig pädagogisch auseinandergesetzt haben. 4. Hält der Senat die im Schulversuch praktizierte Ab- schulung für weiterhin pädagogisch vertretbar? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 393 3 Zu 4.: Ja, da die Schulplätze an dieser auf den Leis- tungssport ausgerichteten Bildungseinrichtung nach wie vor limitiert sind und sich die Schul- und Unterrichtsor- ganisation an den Rahmenbedingungen des leistungs- sportlichen Trainings orientiert. Schülerinnen und Schü- lern, die nicht mehr in das leistungssportliche System eingebunden sind, sollten auch aus pädagogischen Grün- den neue Entwicklungsperspektiven aufgezeigt werden, die sich unter den speziellen Bedingungen der Eliteschu- len des Sports nicht realisieren lassen. 5. Nach Urteilen des Berliner Verwaltungsgerichtes gelten die besonderen Abschulungsmöglichkeiten für die Eliteschulen des Sports unter den Bedingungen des Schulversuches nicht mehr. Plant der Senat eine Ände- rung der Verordnung für Schulen besonderer pädagogi- scher Prägung? Wie lautet diese Änderung und wann soll diese erfolgen? Zu 5.: Ja. Diese Verordnung soll nicht nur die Auf- nahme, sondern auch das Verlassen der Eliteschulen des Sports regeln. Sie soll noch in diesem Schuljahr erlassen werden. 6. Welche Möglichkeiten sieht der Senat, Schülerinnen und Schüler, die die Kriterien des Landessportbundes nicht erfüllen, weiter an den Eliteschulen des Sports zu beschulen? Zu 6.: Diese Möglichkeit sieht das gegenwärtig durch das Abgeordnetenhaus bestätigte Konzept der Eliteschu- len des Sports in Berlin nicht vor. Berlin, den 11. Februar 2015 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 12. Feb. 2015)