Drucksache 17 / 15 508 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger und Anja Schillhaneck (GRÜNE) vom 10. Februar 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 11. Februar 2015) und Antwort Hohe Anzahl an NichtschwimmerInnen: Sind die Muslime an allem schuld? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Laut Die Zeit vom 29. Januar 2015 (S. 35) nehmen nur 0,1% der muslimischen Schülerinnen in Deutschland nicht am gemischtgeschlechtlichen Sportunterricht teil. Wie beurteilt der Senat diese Zahl? Verfügt der Senat über vergleichbare Zahlen für Berlin? Wenn ja, bitte auf- führen (nach Bezirk). 2. Laut Die Zeit vom 29. Januar 2015 (S. 35) nehmen nur 1.9% der muslimischen Schülerinnen in Deutschland nicht am gemischtgeschlechtlichen Schwimmunterricht teil. Wie beurteilt der Senat diese Zahl? Besitzt der Senat vergleichbare Zahlen für Berlin? Wenn ja, bitte aufführen (nach Bezirk). 3. Laut Die Zeit vom 29. Januar 2015 (S. 35) nehmen nur 0,8% der muslimischen Schülerinnen in Deutschland nicht am schulischen Sexualkundeunterricht teil. Wie beurteilt der Senat diese Zahl? Verfügt der Senat über vergleichbare Zahlen für Berlin? Wenn ja, bitte aufführen (nach Bezirk). Zu 1. bis 3.: Für eine fundierte Beurteilung der aufge- führten Prozentzahlen sollte die Untersuchung, auf deren Grundlage diese Zahlen entstanden sind, herangezogen werden. Diese Untersuchung und seine Ergebnisse liegen dem Senat nicht vor. Deshalb kann er sie auch nicht beur- teilen. Der Senat verfügt über keine vergleichbaren Zahlen für Berlin. 4. Wie viele Schulstunden stehen in der Klassenstufe 3 für Schwimmunterricht zur Verfügung? Zu 4.: Für den Schwimmunterricht in der Klassenstufe 3 stehen pro Woche eine von drei Unterrichtsstunden für das Fach Sport zur Verfügung. 5. Wie viele Schulstunden werden laut Kenntnis des Senats in den einzelnen Bezirken tatsächlich für Schwimmunterricht eingesetzt? Zu 5.: Die angeführte Regelung wird von allen Berli- ner Grundschulen angewandt. 6. Welche Schwimmbäder stehen den Schulen bzw. den Familien in den Bezirken Mitte und Neukölln zur Verfügung? Wie hoch sind die Besucherzahlen dieser Bäder im Vergleich zum Durchschnitt aller Bäder der Berliner Bäderbetriebe? Zu 6.: Bei der Beantwortung dieser Frage ist auf aktu- elle Angaben der Berliner Bäder Betriebe (BBB) zurück- gegriffen worden. Sowohl den Schulen als auch der Öf- fentlichkeit, und damit auch Familien und Kindern, stehen folgende Schwimmhallen zur Verfügung: Bezirk Mitte  Stadtbad Mitte  Kombibad Seestraße  Schwimmhalle Fischerinsel  Stadtbad Tiergarten Bezirk Neukölln  Stadtbad Neukölln  Kombibad Gropiusstadt. In allen genannten Bädern werden Schwimmkurse für Kinder ab 5 Jahre angeboten. Im Kombibad Seestraße gibt es darüber hinaus Babyschwimmkurse. Bis auf das Stadtbad Mitte verfügen alle Bäder über Nichtschwimm- erbecken. Daneben stehen den Kindern und Familien in den Sommermonaten im Bezirk Mitte das Kinderbad Monbi- jou, das Sommerbad Humboldthain und das verpachtete Freibad Plötzensee, im Bezirk Neukölln das Sommerbad Neukölln zur Verfügung. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 508 2 Eine Aussage zu den Besucherzahlen dieser Bäder im Vergleich zu einem arithmetischen Durchschnitt aller Bäder ergibt aus unserer Sicht keinen sinnvollen Bench- mark, da die Bäder sehr unterschiedlich stark mit entgelt- freien Schul- und Vereinssport belegt sind und somit nicht gleichermaßen für Familien zur Verfügung stehen kön- nen. Daher folgende Einzelaussagen: Das Stadtbad Mitte und das Stadtbad Tiergarten gehö- ren zu den acht besucherstärksten Bädern (mehr als 100.000 zahlende Besucherinnen und Besucher im Jahr). Das Stadtbad Neukölln, das Stadtbad Mitte, das Kom- bibad Seestraße und die Schwimmhalle Fischerinsel ha- ben 2014 im Vergleich zu 2013 teilweise deutliche Besu- cherzuwächse zu verzeichnen (zwischen 19,5 und 1 %). Nur das Stadtbad Tiergarten verzeichnete weniger Besu- cherinnen und Besucher als 2013. Das Kombibad Gropi- usstadt hat nach der Sanierung erst seit dem III. Quartal 2014 wieder geöffnet. Deshalb können hierzu keine Aus- sagen getroffen werden. Insgesamt verzeichnen die Hal- lenbäder der BBB 2014 einen Besucherrückgang von 4,4 %. 7. Wie erklärt sich der Senat, dass (nur) Kinder aus Marzahn-Hellersdorf ihren Rückstand an Schwimm- Vorerfahrungen im Verhältnis zum Gesamtberliner Durchschnitt im Laufe des dritten Schuljahrs aufholen? Zu 7.: In allen Berliner Bezirken gibt es große An- strengungen der Schulen und ihrer Lehrkräfte die Anzahl der Nichtschwimmerinnen und Nichtschwimmer am Ende der 3. Klasse zu senken. Besonders erfolgreich gestaltet sich dieser Prozess in Marzahn-Hellersdorf. In diesem Bezirk wird u.a. mit „festen“ Schwimmlehrerinnen und Schwimmlehrern am Badstandort gearbeitet. Diese Orga- nisationsform des Schwimmunterrichts erscheint gut geeignet zu sein, erfolgreich zu unterrichten. Die Über- tragbarkeit dieser Organisationsform auf andere Bezirke wird geprüft. 8. Welche Erkenntnisse hat der Senat darüber, wie hoch die Zahl der NichtschwimmerInnen am Ende des 6. sowie des 10. Schuljahres ist? (Bitte aufführen nach Be- zirk sowie gesamt) Zu 8.: Über die Nichtschwimmerquoten nach der 6. und 10. Klasse liegen dem Senat keine statistischen An- gaben vor. 9. Welche Gründe sind aus Sicht des Senats ausschlaggebend für die zu hohe Zahl an Nichtschwimme- rInnen unter den Berliner SchülerInnen und welche Maß- nahmen wären aus Sicht des Senats wünschenswert, um diese Situation zu verbessern? Zu 9.: Wie bereits in der Schriftlichen Anfrage 17/13889 vom 13. Juni 2014 dargestellt, gibt es unter- schiedliche Gründe dafür, dass die Zahl der Nicht- schwimmerinnen und Nichtschwimmer nach wie vor zu hoch ist, auch wenn der Durchschnitt in Berlin mit 18,8 % deutlich unter dem deutschen Durchschnitt liegt, der von der Deutschen Lebens Rettungsgesellschaft mit 35 % angeben wird. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen stellen fest, dass sich das motorische Können der Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter in den letzten Jahren verschlechtert hat. Das muss auch im Sportunterricht und im speziellen Fall des Schwimmunterrichts zur Kenntnis genommen und stärker als bisher berücksichtigt werden. Auch die sozialen Vorerfahrungen mit der sportlichen Betätigung im Elternhaus und die Wertschätzung der Schwimmfähigkeit und unterschiedlichen Kulturkreisen spielen dabei keine untergeordnete Rolle. Um die Situation zu verbessern, muss sichergestellt sein, dass der Schwimmunterricht kontinuierlich durchge- führt werden kann und betriebsbedingte Schließzeiten der Schwimmhallen (besonders Sommersaison) so gering wie möglich gehalten werden. Stärker als bisher müssen zielgerichtet Kooperations- maßnahmen zwischen Schulen und Vereinen des Berliner Schwimmverbandes (BSV) entwickelt werden, die beson- ders zur Differenzierung im Schwimmunterricht beitragen sollen. Für eine frühzeitige Wassergewöhnung sollten ver- mehrt die Möglichkeiten der kostenlosen Nutzung der Schwimmbäder im Rahmen von Ganztagsangeboten ge- nutzt werden. Zur Qualitätssicherung des Schwimmunterrichts müs- sen in allen Bezirken schwerpunktmäßig Fortbildungsver- anstaltungen zum Schwimmen angeboten werden, die auch die regelmäßige Auffrischung und Sicherstellung der Rettungsfähigkeit der Lehrkräfte, die Schwimmunterricht durchführen, mit einschließt. Berlin, den 23. Februar 2015 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 26. Feb. 2015)