Drucksache 17 / 15 546 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 13. Februar 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 16. Februar 2015) und Antwort Arbeit der Schülerlabore gefährdet? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie beurteilt der Senat die Bedeutung der Zusammenarbeit der Schulen mit außerschulischen Schülerlabo- ren? Zu 1.: Schülerlabore bieten verschiedene Besonderhei- ten und Vorzüge gegenüber dem traditionellen naturwis- senschaftlichen Unterricht vor allem in Bezug auf Au- thentizität, Orientierung an wissenschaftlichen und tech- nischen Arbeitsweisen, fachlicher Expertise und der Ent- faltung neuer Lernmöglichkeiten in einem kreativen Um- feld. Diese außerschulischen Lernangebote sind eine Bereicherung und Ergänzung des regulären Unterrichts mit vielfältigen positiven Wirkungen. Die Angebote der außerschulischen Schülerlabore werden von den Schulen in hohem Maße genutzt. Deshalb unterstützt die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft durch Abordnung von sechs Vollzeitabordnungsstellen das Netzwerk GenaU beste- hend aus zurzeit 15 Schülerlaboren an Universitäten u. a. Forschungseinrichtungen und die Lise-Labs der Lise- Meitner-Schule mit fachlich ausdifferenzierten Angeboten für alle Jahrgangsstufen. Berlin verfügt über eine große Bandbreite von mehr als 20 Schülerlaboren für alle Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik (MINT)-Fächer. Neben dem Schülerlabornetzwerk GenaU, zu dem 15 Labore in Hochschulen, außeruniversitäre Institute und Schulen gehören, gibt es weitere Labore an Schulen (Lise-Labs am Lise-Meitner-Oberstufenzentrum), in der Industrie (Bay- er-Pharma), in Museen (z. B. Junior Campus im Technik- Museum) und anderen Einrichtungen (z. B. orbitall im FEZ Wuhlheide). Alle diese Schülerlabore arbeiten mit dem Ziel der Stärkung der MINT-Fächer eng mit den Schulen und mit der Senatsverwaltung für Bildung, Ju- gend und Wissenschaft zusammen. 2. Wie viele Schülerinnen und Schüler sowie wie vie- le Lehrkräfte in Aus- und Fortbildung wurden nach Kenntnis des Senats in den letzten fünf Jahren durch An- gebote der einzelnen Schülerlabore erreicht? Zu 2.: Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Teilnehmerzahlen des Netzwerks GenaU. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 546 2 Der zu vermerkende Rückgang ist durch den Ausfall der Aktionstage (ca 4.500 Schülerinnen und Schüler /pro Jahr) und durch die Schließung des BrauLabs wegen Personal- und Raummangel zu begründen. 3. Wie wird die Arbeit der Schulen und der Schülerlabore miteinander vernetzt und koordiniert? Wie wird sie beworben und konzeptionell weiter entwickelt? Zu 3.: Ankündigungen von Tagungen und Fortbil- dungsveranstaltungen der Schülerlabore werden vom Netzwerk GenaU eigenständig und in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wis- senschaft allen Berliner Schulen zugeleitet. Die Fortbil- dungen stehen allen Lehrkräften offen und sind durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft anerkannt. Mehrmals im Jahr finden Treffen zwischen der Koordination des Netzwerks GenaU und meiner Verwal- tung zur Absprache über die Planung von Projekten, Fachtagen und Fortbildungen statt. In enger Absprache erfolgt auch die Abordnung der o. g. Lehrkräfte an die verschiedenen Schülerlabore. 4. Wie beurteilt der Senat die Bedeutung und Notwendigkeit einer Koordinierungs- und Vernetzungsstelle in diesem Zusammenhang allgemein sowie die Arbeit des Netzwerks GenaU im Speziellen? Zu 4.: Der Senat sieht die Notwendigkeit einer Koor- dinierungsstelle im Netzwerk GenaU. Die Koordinations- stelle organisiert die internen Abläufe im Netzwerk sowie Tagungen und Fortbildungen, sichert die Kommunikation mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wis- senschaft und weiteren Partnern aus Politik, Bildung und Wirtschaft. Diese Stelle ist außerdem für die Großprojekte des Netzwerkes, die damit verbundene Drittmittelakquise und die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. 5. Wie wurde die Arbeit der Schülerlabore einschließlich der Koordinierungs- und Vernetzungsarbeit sowie der Außenkommunikation und Veranstaltungsorga- nisation in den letzten fünf Jahren finanziert (bitte auf- schlüsseln nach Senat(-sressort), Technologiestiftung Berlin, Hochschulen, Dritte / Drittmittelakquise) Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 546 3 Zu 5.: Die folgende Tabelle zeigt die finanzielle, per- sonelle und infrastrukturelle Unterstützung des Netzwerks GenaU (2008 - 2015): Zeit- raum Art der Unter- stützung Freie Universität Technologiestiftung und Gesamtmetall (jeweils 50%) Robert-Bosch- Stiftung Senatsverwaltung für Bildung, Ju- gend und Wissen- schaft 2008 2009 Finanzielle Unter- stützung - 8.600 € 15.000 € Personelle Unter- stützung - 1,5 Stellen Koordination (86.000 €) 6 VZ-Stellen (abgeordnete Lehr- kräfte) infrastrukturelle Unterstützung Büro - - 2010- 2015 Finanzielle Unter- stützung 66.000 € Zusätzliche Mittel für das Herz-Projekt: 81.400 € 30.000 € Personelle Unter- stützung 1,5 Stellen Koordination (258.000 €) 6 VZ-Stellen (abgeordnete Lehr- kräfte) infrastrukturelle Unterstützung Büro 6. Wie beurteilt der Senat die Rolle des regionalen Netzwerks GenaU im bundesweiten Vergleich? Zu 6.: Dem Netzwerk GenaU kann eine bundesweite Vorbildfunktion zugeschrieben werden. Das Netzwerk ist das größte und langjährigste Netzwerk, das zudem mit seinen Angeboten auch europaweit beispielgebende Ar- beit leistet. 7. Inwiefern ist die weitere Förderung der Arbeit der Schülerlabore dadurch gefährdet, dass die Technologie- stiftung Berlin keine Bildungsprojekte mehr fördern darf? Zu 7.: Die Unterstützung des Netzwerkes durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft mit der Abordnung von sechs Vollzeitermäßigungsstellen bleibt auch nach dem Rückzug der Unterstützung der Technologiestiftung unverändert bestehen. Auch die über die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissen- schaft realisierte Vernetzung der Schulen mit den Schü- lerlaboren bleibt in vollem Umfang erhalten. 8. Wann wurde diese Richtlinien-Entscheidung für die Technologiestiftung Berlin getroffen und mit welcher Begründung? Zu 8.: Es ist unzutreffend, dass die Technologiestif- tung Berlin Bildung nicht mehr fördert. Eine entsprechen- de Richtlinien-Entscheidung wurde nicht getroffen. § 2 der Satzung (Zwecke der Stiftung) führt unverändert in Absatz 1 aus: „Zwecke der Stiftung sind: Die Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie Bildung in Bezug auf innovative natur- und ingenieurwissenschaftliche Technologien. Die Stiftung strebt die Entwicklung der Region Berlin-Brandenburg zu einem bedeutenden Standort in ausgewählten Technologiefeldern an“. Richtig ist, dass die Technologiestiftung seit 01.01.1997 regelmä- ßig Projekte im Zusammenhang mit Schülerlaboren ge- fördert hat, zunächst den Aufbau eines Muster- Schülerlabores (Gläsernes Labor), später deren Vernet- zung und die Erarbeitung gemeinsamer Qualitätsstandards der Schülerlabore. Es trifft auch zu, dass die Förderung des Schülerlabor-Netzwerkes GenaU (gefördert ab 1.6.2008, in 2013 kostenneutral verlängert bis zum 31.05.2015) nach 7 Jahren ausläuft, was allen Beteiligten auch seit Beginn der Förderung bekannt ist. Die Technologiestiftung engagiert sich nach wie vor im Thema Bildung, aktuell indem sie das Thema „Open Educational Resources“ (offen lizenzierte und frei verfügbare Bildungsmaterialien) auf die Agenda gesetzt hat, zunächst mit einer Studie, in der die Position Berlins im Ländervergleich bei diesem Thema ermittelt und Hand- lungsvorschläge für Berlin erarbeitet wurden, aktuell durch strategische Begleitung des Dialoges zum Ausbau und zur Verstetigung dieses Handlungsfeldes in der Bil- dungspolitik. Die Entscheidung, nach über 15 Jahren ihren Fokus bei der Förderung der naturwissenschaftlich- technischen Bildung von der Unterstützung von Schüler- laboren auf das neue Bildungsthema „Open Educational Resources“ zu setzen, haben Vorstand und Kuratorium der Technologiestiftung in 2012/ 2013 getroffen. Der Grund dafür war zum einen die positive Entwicklung der Schülerlabore, mit der die von der Technologiestiftung beabsichtigte Verankerung von Schülerlaboren in der technischen Bildung von Schülerinnen und Schülern in Berlin als erfolgreich abgeschossen gelten kann, zum anderen die seit Bestehen der Technologiestiftung von ihr verfolgte Strategie, für die Etablierung neuer Themen erforderlichenfalls Fördermittel zur Anschubfinanzierung Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 546 4 einzusetzen, grundsätzlich aber keine Dauerfinanzierun- gen zu leisten. 9. Wie wird der Senat die Arbeit der Schülerlabore einschließlich der Koordinierungs- und Vernetzungsarbeit mit den Schulen für die Zukunft absichern und ggf. weiter ausbauen? 10. Wird der Senat im Zuge der Haushaltsaufstellung für den Doppelhaushalt 2016/2017 für diese Absicherung der Schülerlabore bereits zusätzliche Landesmittel vorse- hen oder sind andere Formen der Finanzierung geplant? Zu 9. und 10.: Die Möglichkeiten der Finanzierung der Koordinationsstelle werden zurzeit in der Senatsver- waltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft. geprüft. Die Abläufe der Koordination und Vernetzung zwischen dem Netzwerk, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft und den Schulen sollen möglichst bei- behalten werden. Berlin, den 04. März 2015 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 06. Mrz. 2015)