Drucksache 17 / 15 686 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Danny Freymark (CDU) vom 06. März 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 09. März 2015) und Antwort Berliner Stadtbäume Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Vorbemerkung: Da nicht alle Berliner Stadtbäume sta- tistisch erfasst sind, bezieht sich die Beantwortung dieser Schriftlichen Anfrage auf die Bäume an öffentlichen Straßen (Straßenbäume). Frage 1: Wie hat sich die Anzahl der Stadtbäume in Berlin im letzten Jahr entwickelt (bitte um Auflistung nach Bezirk bezügl. Fällungen und Neupflanzungen)? Frage 2: Wie viele dieser Neupflanzungen lassen sich auf die Stadtbaum-Kampagne zurückführen? Antwort zu 1 und 2: Die Angaben zu den Neupflan- zungen und Fällungen von Straßenbäumen mit Stand 31.12.2014, aufgelistet nach den Bezirken, sind der unten stehenden Tabelle zu entnehmen. Die Angaben entstam- men der Statistik der Bezirksämter. Diesbezüglich ist anzumerken, dass sich die Anzahl der Pflanzungen aus den regulären Pflanzungen, die von den Bezirken in eige- ner Zuständigkeit durchgeführt werden, ergibt. Die Pflan- zungen, die im Rahmen der Stadtbaumkampagne in 2014 erfolgt sind, wurden demgegenüber noch nicht vollständig in die Statistik übernommen. Dies liegt daran, dass die Bezirke vielfach die Neupflanzungen erst mit Übernahme der Pflege, d.h. nach Abschluss der Fertigstellungs- und Entwicklungspflege, in ihre Statistik aufnehmen. Folgende Neupflanzungen sind auf die Stadtbaum- kampagne zurückführen: Im Frühjahr 2014 wurde in den Bezirken Lichtenberg, Treptow-Köpenick, Pankow und Reinickendorf gepflanzt. Im Herbst des Jahres erfolgten Pflanzungen in Mitte, Neukölln, Friedrichshain- Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg. Dabei erhielt jeder Bezirk rd. 150 zusätzliche Straßenbäume. Insgesamt ergeben sich daraus rd. 1.200 (150 x 8) Baumpflanzungen im Rahmen der Stadtbaumkampagne für das Jahr 2014. Die sogenannte Bestandskorrektur beinhaltet die Zu- und Abgänge bei der Anzahl von Straßenbäumen auf Grund von Widmungen und Entwidmungen von öffentli- chem Straßenland sowie von Änderungen nach Bestands- prüfungen. Die Werte der Bestandskorrektur sind für 2014 besonders hoch, da durch die Umstellung auf ein einheitliches, berlinweites Baumkataster und die Einfüh- rung einer neuen Fachsoftware im Berliner Grünflächen- informationssystems (GRIS) nunmehr eine höhere Daten- genauigkeit erzielt wird. Mit der neuen Fachanwendung können Datenfehler besser erkannt und behoben werden. Es ist zu vermuten, dass damit auch in nächster Zeit noch weitere Fehlerquellen behoben werden. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 686 2 Bezirk Anzahl der Fäl- lungen Anzahl der Pflanzungen Bestands- korrektur Bestand 31.12.2014 Mitte 196 129 -1.055 26.104 Friedrichshain-Kreuzberg 112 28 398 16.230 Pankow 427 294 -56 43.638 Charlottenburg-Wilmersdorf 387 271 -126 43.629 Spandau 374 146 190 27.532 Steglitz-Zehlendorf 905 69 1.603 62.301 Tempelhof-Schöneberg 123 233 1.317 36.374 Neukölln 256 223 274 20.334 Treptow-Köpenick 637 301 1.478 44.358 Marzahn-Hellersdorf 84 19 -672 43.458 Lichtenberg 348 402 -3 31.137 Reinickendorf 588 234 -29 44.100 Berlin (gesamt) 4.437 2.349 3.319 439.195 Frage 3: Wie ist die Entwicklung der Stadtbaumkam- pagne bezüglich der Spendenaufkommen einzuschätzen? Antwort zu 3: Die Spendeneinnahmen zugunsten der Stadtbaumkampagne unterliegen gewissen Schwankun- gen. Nach einer hohen Spendenbereitschaft im Jahr 2013 flaute die Höhe der Spenden in 2014 ab, während für die Monate Januar und Februar 2015 wieder ein hoher An- stieg zu verzeichnen ist. Die Spendeneinnahmen pro Jahr sind folgender Tabelle zu entnehmen: Jahr Spenden für die Stadtbaumkampagne 2012 (nur Dezember) 7.960,00 Euro 2013 250.843,58 Euro 2014 81.738,66 Euro 2015 (Januar und Februar) 35.525,00 Euro Summe 376.067,24 Euro Frage 4: Inwieweit gibt es Planungen auch an zentra- len Stellen z.B. in der Innenstadt wie dem Potsdamer Platz oder dem Gelände um den Hauptbahnhof vermehrt Stadtbäume zu pflanzen? Frage 5: Nach welchen Kriterien wird entschieden, an welchen Standorten neue Bäume gepflanzt werden? Antwort zu 4 und 5: Die Auswahl der Standorte, die im Rahmen der Stadtbaumkampagne bepflanzt werden, obliegt den Bezirksämtern, die ihre Auswahl an die Se- natsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt mel- den. Die Bezirke wählen die Standorte nach eigener Prio- ritätensetzung aus. In den Fällen, wenn Spenderinnen oder Spender eine Pflanzung an einem bestimmten Stand- ort wünschen, der vom Bezirk nicht gemeldet wurde, setzt sich die Senatsverwaltung mit dem jeweiligen Bezirksamt in Verbindung, um zu klären, ob die Bepflanzung des betreffenden Standortes ermöglicht werden kann. Davon unberührt bleiben die regulären Pflanzungen der Bezirksämter, die in Eigenregie erfolgen. Frage 6: Inwieweit sieht der Senat einen Zusammen- hang zwischen dem Standort eines Stadtbaums und dem Alter, das diese Bäume erreichen können? Frage 7: Welche Faktoren haben nach dieser Einschät- zung inzwischen den größten Einfluss auf die Lebenser- wartung von Stadtbäumen? Antwort zu 6 und 7: Der jeweilige Standort eines Baumes hat großen Einfluss auf sein Lebensalter. Insbe- sondere innerstädtische Straßenbäume sind vielfältigen Einwirkungen ausgesetzt, die sich nachteilig auf die Vita- lität und die Gesundheit der Bäume auswirken. Den Bäumen, insbesondere Straßenbäumen, steht im innerstädtischen Bereich in der Regel nur ein einge- schränkter Lebensraum zur Verfügung, wodurch ihre Entwicklung oftmals gehemmt wird. Ferner wirken sich die Versiegelung und die Verdichtung im Wurzelbereich nachhaltig negativ auf die Bäume aus. In vielen Fällen kommen dann auch noch mechanische Verletzungen - verursacht durch Unfälle oder Bauarbeiten - hinzu, die Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 686 3 den Eintritt für Holz zerstörende Pilze begünstigen. Dies- bezüglich bilden vor allen die Baumaßnahmen in unmit- telbarer Nähe der Bäume eine große Gefahr. Schäden an Bäumen werden aber auch beispielsweise durch Streusalz und Hundeurin verursacht. Geschwächte und bereits ge- schädigte Bäume sind dann besonders anfällig für Krank- heiten und Schädlinge. Insbesondere in den letzten Jahren wanderte eine Vielzahl an „neuen“ Schaderregern ein, wie beispielsweise die Kastanienminiermotte oder der Massa- ria-Pilz. Nicht zuletzt bildet der innerstädtische Standort auf Grund von erhöhter Trockenheit und Temperatur an sich schon ein Problem, das durch den Klimawandel noch verstärkt wird. Welcher Faktor aber am stärksten schädigt und damit die Lebenserwartung besonders stark reduziert, ist abhän- gig von der jeweiligen Baumart, von dem Standort sowie von dem Zusammenspiel sämtlicher Einflussfaktoren. Frage 8: Welche konkreten Maßnahmen werden er- griffen bzw. sind geplant, um die Lebensbedingungen der Stadtbäume zu verbessern und so die Lebenserwartungen der Stadtbäume zu erhöhen? Antwort zu 8: Einige der in Antwort zu 7 genannten schädigenden Einflussfaktoren sind Begleiterscheinungen der Großstadtsituation und können nicht zeitnah beseitigt werden. So führen beispielsweise die permanenten Er- schütterungen durch den Autoverkehr an stark befahrenen Straßen zu Verdichtungen des Bodenbereiches und damit zu einer Verringerung der Sauerstoff-, Nährstoff- und Wasserversorgung der Straßenbäume. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Um- welt ist bemüht, auf die Lebensbedingungen von Straßen- bäumen soweit wie möglich positiv Einfluss zu nehmen. Zu dem Thema Bauarbeiten und Baumschutz gibt es beispielsweise einem Austausch mit den Bezirksämtern, Leitungsverwaltungen und Tiefbaufirmen. Ziel ist es, den Baumschutz im Falle von Baumaßnahmen zu stärken. Mit den „Berliner Standards für die Pflanzung und die anschließende Pflege von Straßenbäumen“ der Berliner Gartenamtsleiterkonferenz (GALK Berlin) vom 27. Janu- ar 2011 liegen Empfehlungen für fachlich fundierte Pflanzungen vor, die darauf abzielen, den Bäumen von Anfang an möglichst gute Voraussetzungen am Standort zu schaffen. Diese Standards werden selbstverständlich auch bei den Pflanzungen im Rahmen der Stadtbaumkampagne berücksichtigt. Darüber hinaus wurde die Dauer der Fer- tigstellungs- und Entwicklungspflege auf insgesamt 5 Jahre verlängert, um im Rahmen der Kampagne den Bäumen einen besonders guten Start zu verschaffen. Die ersten Jahre am Standort sind nämlich für einen Straßen- baum ausschlaggebend für sein späteres Gedeihen. Die Bäume selbst werden nach hohen Qualitätsansprüchen von einem Gutachter gesondert ausgewählt. Die Koordi- nation der Pflanzungen und der anschließenden Fertigstel- lungs- und Entwicklungspflege erfolgt durch gesondert beauftragte Landschaftsarchitekten. In Bezug auf die zu verwendenden Substrate wird der Einsatz von aufbereite- tem Ziegelsplitt im Sinne der Nachhaltigkeit getestet. Im Hinblick auf die zukünftigen Herausforderungen des Klimawandels nimmt Berlin im Rahmen der Stadt- baumkampagne demnächst an dem Straßenbaumtest der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) teil. Dabei werden neue Baumarten gepflanzt und deren Eignung für den Straßenstandort regelmäßig bonitiert. Berlin, den 23. März 2015 In Vertretung C h r i s t i a n G a e b l e r ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 25. Mrz. 2015)