Drucksache 17 / 15 711 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Michael Garmer (CDU) vom 10. März 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 11. März 2015) und Antwort Sprecherziehung Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie soll angesichts knapper finanzieller, personel- ler und räumlicher Kapazitäten an den Berliner Hoch- schulen die Ausbildung der erforderlichen Anzahl an Lehramts-Absolventen sichergestellt werden? Zu 1.: § 9a Hochschulverträge verpflichtet die lehr- kräftebildenden Hochschulen zu einer Kapazitätsplanung, die grundsätzlich eintausend Absolventinnen und Absol- venten für das Lehramt pro Jahr ermöglicht. Die Freie Universität Berlin und die Humboldt-Universität zu Ber- lin haben zum Wintersemester (WS) 2014/2015 deutlich mehr Studierende für Grundschulpädagogik aufgenom- men, als rechnerisch Kapazität vorhanden war. In der Folge wird die Freie Universität Berlin drei zusätzliche W1-Professuren für Grundschulpädagogik einrichten. Entsprechend der Verpflichtung aus § 9a Abs. 3 Hoch- schulvertrag wird die Humboldt-Universität zu Berlin die Kapazitäten für Förderpädagogik am Institut für Rehabili- tationswissenschaften erhöhen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Schaffung folgender zusätzlicher Stellen geplant: eine Professur, zwei Lehrkräfte für besondere Aufgaben, zwei Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen, bzw. Mitarbeiter. Dies bedeutet eine deutliche Stärkung der Förderpädago- gik. 2. Wie ist der Anspruch, mehr Grundschullehrer in Berlin auszubilden, vereinbar mit der Zuordnung des berufsbezogenen Studienfachs Sprecherziehung an der FU Berlin nach Auflösung des Zentralinstituts für Fach- didaktiken zum Fachbereich Philosophie und Geisteswis- senschaften und speziell zum Arbeitsbereich Deutsche und Niederländische Philologie, der wissenschaftlich- theoretisch orientiert ist? Zu 2.: Das Zentralinstitut für Fachdidaktiken an der Freien Universität Berlin wurde Ende der neunziger Jahre aufgelöst. Die Sprecherziehung wirkt heute im Verbund der Deutschen Philologie mit den Studienbereichen Neue- re deutsche Literatur, Ältere deutsche Literatur und Spra- che und Linguistik. Komplettiert wird das Angebot durch die weiteren Studienbereiche Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Deutsch als Fremdsprache sowie Editionswissenschaft. Nach Auffassung des Senats ist diese Verortung der Sprecherziehung im dargelegten Verbund fachlich richtig und steht den Zielen bezüglich der Grundschulpädagogik nicht entgegen. Dem Senat ist die langjährige fachpolitische Diskussi- on bekannt, in welchem Verhältnis Fachlichkeit und Be- rufsorientierung in den lehramtsorientierten Fächern zuei- nander stehen sollen. Schließlich erfolgte die Auflösung der Pädagogischen Hochschulen mit dem Ziel, die Lehr- kräfteausbildung stärker mit den Diskursen und Entwick- lungen der universitären Disziplinen zu verknüpfen. Die- ses Spannungsverhältnis wird heute in den Universitäten durch eine Matrixorganisation abgebildet. Die lehramts- bezogenen Professuren sind sowohl in den Fächern der Fachbereiche wie auch an den Zentren oder Zentralinsti- tuten für die Lehrerbildung verortet. Eine wissenschaft- lich-theoretische Ausrichtung erfolgt in den Fachberei- chen, während die berufswissenschaftlichen, fachdidakti- schen und erziehungswissenschaftlichen Anforderungen in den genannten Zentren vermittelt werden. 3. Welche Handlungsoptionen bestehen, um diesen Widerspruch in der Ausrichtung der Lehre, die schnell zulasten der motivierten Studierenden gehen kann, zu begegnen? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 711 2 Zu 3.: Wie oben dargelegt, vermag der Senat einen unaufhebbaren Widerspruch nicht erkennen. Das novel- lierte Lehrkräftebildungsgesetz sieht vor, dass die univer- sitäre Lehrkräftebildung durch die Schaffung von Zentra- linstituten weiter gestärkt wird. Während die Humboldt- Universität zu Berlin bereits über ein Zentralinstitut für die Lehrerbildung verfügt, sind Freie Universität Berlin und Technische Universität Berlin gerade dabei, bereits vorhandene Einrichtungen hinsichtlich der Rechtsform zu transformieren. Berlin, den 20. März 2015 In Vertretung Steffen Krach Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 24. Mrz. 2015)