Drucksache 17 / 15 735 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Silke Gebel (GRÜNE) vom 10. März 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 12. März 2015) und Antwort Hält die rot-schwarze Koalition ihre Versprechen bei der Regenwasserbewirtschaftung? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie viel Regenwasser fließt in die Berliner Kanalisation? (Bitte um Aufschlüsselung der vergangenen 10 Jahre) Antwort zu 1: In Berlin wird eine Fläche von rund 130 km 2 über Anlagen der Berliner Wasserbetriebe (BWB) entwässert. Der überwiegende Anteil des auf diesen Flä- chen anfallenden Regenwassers entwässert über die Ber- liner Kanalisation. Eine Erfassung der Gesamtmenge erfolgt nicht. Berlin besitzt eine Kanalnetzlänge von rund 9.700 km. Davon sind ca. 3.300 km Regenwasserkanäle und ca. 1.900 km Mischwasserkanäle. Frage 2: Zu wie vielen Überläufen kam es durch Starkregenereignisse in die Berliner Gewässer? (Bitte um Aufschlüsselung der vergangenen 10 Jahre) Die jährliche Anzahl der Regentage mit Regenüber- läufen aus dem Mischsystem hängt stark von den klimati- schen Verhältnissen ab. Die Auswertungen seit 2007 zeigen, dass es zwischen 39 und 52 Tagen im Jahr zu Regenüberläufen kommt. Frage 3: Welche Folgen haben diese Überläufe auf die Berliner Gewässer? Antwort zu 3: Mischwasserüberläufe verursachen mit ihren Nährstoff- und Schadstoffeinträgen unterschiedliche Schäden in den Gewässern. Langfristig wird die Eutro- phierung mit all ihren negativen Auswirkungen angeheizt, aber auch sofortige Wirkungen wie Fischsterben oder hygienische Beeinträchtigungen der Badegewässer sind möglich. Frage 4: Welche Möglichkeiten gibt es die Überläufe zu verhindern? Antwort zu 4: Für das Mischsystem besteht die Mög- lichkeit entweder durch Abkopplung von Flächen, das Regenwasser der Kanalisation fern zu halten, oder durch Zwischenspeicherung, die Anzahl der Überläufe zu ver- mindern. Zwischengespeichertes Regenwasser wird im Nachgang des Regenereignisses auf dem Klärwerk gerei- nigt. Frage 5: Warum hat Berlin keine „Gründach-Strategie “ wie Hamburg, um die im rot-schwarzen Koalitionsvertrag beschriebene bessere Regenwasserbewirtschaf- tung voranzutreiben? Frage 6: Mit welchen Maßnahmen hat der Senat bei Neubauten daraufhin gewirkt, dass es zu einer geringen Versiegelung, einer Regenwassernutzung (Grünbewässe- rung als Brauchwasser), einer Regenwasserversickerung- und -speicherung, sowie einer Regenwasserretention- und -reinigung kommt? 1. Wie unterstützt der Senat diese Maßnahmen finanziell ? 2. Wie viel Regenwasser konnte so der Kanalisation entzogen werden? 3. Wie viele Überläufe konnten so verhindert werden ? Frage 7: Mit welchen Maßnahmen hat der Senat bei Bestandsbauten daraufhin gewirkt, dass es zu einer gerin- gen Versiegelung, einer Regenwassernutzung, einer Re- genwasserversickerung- und -speicherung, sowie einer Regenwasserretention- und -reinigung kommt? 1. Wie unterstützt der Senat diese Maßnahmen finanziell ? 2. Wie viel Regenwasser konnte so der Kanalisation entzogen werden? 3. Wie viele Überläufe konnten so verhindert werden ? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 735 2 Antwort zu 5, 6 und 7: Berlin hat in den letzten Jahren verschiedene Aktivitäten zum Thema Regenwasserbe- wirtschaftung ergriffen. Hierzu zählen z.B. Modellvorha- ben und die Veröffentlichung von Projektergebnissen in Leitfäden und Arbeitshilfen. In Berlin erfolgt eine indirekte Förderung von Maß- nahmen der Regenwasserbewirtschaftung durch die Re- duzierung der Niederschlagwasserentgelte. So werden z.B. bei begrünten Dachflächen nur 50% der jeweiligen Fläche bei der Berechnung des Niederschlagswasserent- gelts angesetzt. Weitere Verminderungen der anzusetzen- den versiegelten Flächen können vom Kunden beantragt werden, wenn der Nachweis erbracht ist, dass durch ver- schiedenen andere Maßnahmen der Regenwasserbewirt- schaftung (z.B. Verdunstung, Betriebswassernutzung, Versickerung) eine verminderte Einleitung von Nieder- schlagswasser in den Kanal erfolgt. Im Rahmen eines aktuellen Modellprojektes KURAS (Konzepte für urbane Regenwasserbewirtschaftung und Abwassersysteme) werden weitere Themen der Regen- wasserbewirtschaftung untersucht und mit Projektab- schluss werden Empfehlungen zum weiteren Verfahren in Berlin abgeleitet. In der Laufzeit des Berliner Hofbegrünungspro- gramms von 1983 bis Ende 1995 wurden 1.643 Projekte bewilligt, 740.000 m² Hof- und Fassadenflächen und 65.000 m² Dachflächen begrünt. Berlin, den 24. März 2015 In Vertretung Prof. Dr.-Ing. Engelbert Lütke Daldrup ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 30. Mrz. 2015)