Drucksache 17 / 15 767 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz (GRÜNE) vom 12. März 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 13. März 2015) und Antwort Können Eltern und Kinder in den Berliner Jugendämtern noch ausreichend in kind- schaftsrechtlichen Fragen beraten und vertreten werden? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Beratungen und Hilfen gemäß §§ 17, 18 SGB VIII (Beratungsangebote bei Trennung und Schei- dung, Sorge- und Umgangsfragen, Umgangsbegleitungen usw.) wurden pro Bezirk in den Jahren 2011, 2012, 2013 und 2014 durchgeführt? 2. Wie hoch waren die Kosten, die die Jugendämter pro Bezirk in den Jahren 2011, 2012, 2013 und 2014 für Leistungen nach §§ 17, 18 SGB VIII ausgegeben haben? 5. Wie viele von den Verfahren in Nr.2, waren Verfahren , die das Jugendamt nach § 8a SGB VIII selbst beim Familiengericht wegen vermuteter Kindeswohlge- fährdung angeregt hat (bitte nach Bezirken und Jahren 2011, 2012, 2013 und 2014 aufgliedern)? Zu 1., 2. und 5.: Die Darstellung zur Leistungserbrin- gung der bezirklichen Jugendämter gemäß §§ 17 und 18 Sozialgesetzbuch VIII bezieht sich allein auf Leistungen des Begleiteten Umgangs gemäß § 18 Abs. 3 Sozialge- setzbuch VIII, da nur hierzu Erhebungen vorliegen. Ver- fahren nach § 8a SGB VIII werden nicht speziell erfasst. In den 12 Bezirken wurde in den letzten vier Jahren folgende Anzahl von Beratungen und Hilfen gemäß § 18 Abs. 3 Sozialgesetzbuch VIII, aufgelistet nach der Mo- natsdurchschnittsmenge, durchgeführt: Bezirk 2011 2012 2013 2014 Mitte 48 41 24 18 Friedrichshain-Kreuzberg 36 35 35 37 Pankow 41 41 56 69 Charlottenburg-Wilmersdorf 45 34 32 28 Spandau 42 48 54 66 Steglitz-Zehlendorf 28 27 24 32 Tempelhof-Schöneberg 47 35 44 39 Neukölln 29 17 14 31 Treptow-Köpenick 8 8 9 5 Marzahn-Hellersdorf 16 23 29 39 Lichtenberg 18 24 33 32 Reinickendorf 46 55 58 76 Die Kosten für die gemäß § 18 Abs. 3 Sozialgesetzbuch VIII (Begleiteter Umgang) in den 12 Bezirken erfolgten Bera- tungen und Hilfen sind in der nachfolgenden Auflistung gemäß Kostenleistungsrechnung als Vollkosten aufgeführt und enthalten sowohl Personal- und Sachkosten als auch Umlagekosten. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 767 2 Bezirk 2011 2012 2013 2014 Mitte 538.058 € 496.723 € 266.920 € 220.220 € Friedrichshain-Kreuzberg 501.566 € 435.944 € 384.039 € 422.353 € Pankow 486.380 € 461.043 € 530.984 € 569.577 € Charlottenburg-Wilmersdorf 576.843 € 574.715 € 524.659 € 479.497 € Spandau 455.360 € 560.899 € 670.523 € 745.791 € Steglitz-Zehlendorf 264.484 € 290.542 € 226.692 € 304.013 € Tempelhof-Schöneberg 493.728 € 458.929 € 493.939 € 428.020 € Neukölln 254.458 € 200.569 € 125.820 € 264.718 € Treptow-Köpenick 78.588 € 80.218 € 112.841 € 79.673 € Marzahn-Hellersdorf 156.313 € 195.294 € 235.937 € 331.611 € Lichtenberg 172.960 € 225.593 € 254.164 € 261.086 € Reinickendorf 551.093 € 695.413 € 662.349 € 742.994 € 3. Wie lange müssen Anspruchsberechtigte derzeit durchschnittlich auf Hilfen nach §§ 17, 18 SGB VIII warten, insbesondere wenn sie längerfristig sind, weil z.B. mit den Beteiligten in strittigen Fällen gemeinsam Um- gangs- oder Sorgerechtsregelungen vereinbart werden sollen oder Umgänge längerfristig begleitet werden müs- sen? Zu 3.: Alle Beratungs- und Hilfesuchende haben die Möglichkeit, ein sozialpädagogisches Erstgespräch in den mehrmals wöchentlich stattfindenden Sprechstunden in Anspruch zu nehmen. Die Behandlung aller Sorgerechts- und Umgangsregelungen wird angemessen und prozess- orientiert sukzessive betrieben. 4. In wie vielen kindschaftsrechtlichen Verfahren vor den Familiengerichten waren die Berliner Jugendämter pro Bezirk in den Jahren 2011, 2012, 2013 und 2014 beteiligt? Zu 4.: Aufgelistet ist die Anzahl der jugendamtlichen Stellungnahmen aller 12 Bezirke in vormundschaftlichen und familiengerichtlichen Verfahren nach der Monats- durchschnittsmenge. Bezirk 2011 2012 2013 2014 Mitte 113 118 123 178 Friedrichshain-Kreuzberg 119 131 157 151 Pankow 124 134 134 122 Charlottenburg-Wilmersdorf 83 86 95 100 Spandau 100 116 121 146 Steglitz-Zehlendorf 78 112 94 102 Tempelhof-Schöneberg 114 110 121 151 Neukölln 190 192 156 119 Treptow-Köpenick 50 122 97 80 Marzahn-Hellersdorf 115 119 126 145 Lichtenberg 113 137 118 124 Reinickendorf 104 120 109 113 6. Wie viele Beistandschaften nach § 1712 BGB wurden nach Bezirken aufgegliedert in den Jahren 2011, 2012, 2013 und 2014 geführt? 7. Wie hoch ist die Fallzahl für Beistände nach § 1712 BGB in den Berliner Jugendämtern (bitte aufge- schlüsselt nach den Bezirken) derzeit? Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 767 3 Zu 6 und 7.: In den 12 Bezirken wurde in den letzten vier Jahren folgende Anzahl von Amtsbeistandschaften, aufgelistet nach der Monatsdurchschnittsmenge, geführt: Bezirk 2011 2012 2013 2014 Mitte 3.755 3.467 3.391 3.305 Friedrichshain-Kreuzberg 3.380 3.214 3.035 2.805 Pankow 6.469 6.256 6.228 6.199 Charlottenburg-Wilmersdorf 2.569 2.461 2.376 2.207 Spandau 2.955 2.969 2.954 2.815 Steglitz-Zehlendorf 2.866 2.864 2.868 2.818 Tempelhof-Schöneberg 4.214 4.096 4.000 3.801 Neukölln 4.684 4.520 4.111 4.149 Treptow-Köpenick 3.775 3.799 3.782 3.618 Marzahn-Hellersdorf 7.077 7.157 7.179 7.117 Lichtenberg 5.601 5.397 5.288 5.213 Reinickendorf 4.295 4.218 4.026 3.834 Zur Höhe der Fallzahl für Beistände nach § 1712 BGB liegen keine Erhebungen vor. 8. Wie viele Amtsvormundschaften und Amtspflegschaften werden derzeit pro Bezirk von den Jugendämtern geführt? Zu 8.: In den 12 Bezirken wurde in den letzten vier Jahren folgende Anzahl von Amtsvormundschaften und Amtspflegschaften, aufgelistet nach der Monatsdurch- schnittsmenge, geführt: Bezirk 2011 2012 2013 2014 Mitte 363 321 299 279 Friedrichshain-Kreuzberg 253 233 227 214 Pankow 332 302 338 319 Charlottenburg-Wilmersdorf 166 162 160 144 Spandau 280 292 301 292 Steglitz-Zehlendorf 213 213 201 183 Tempelhof-Schöneberg 237 232 213 207 Neukölln 367 313 305 308 Treptow-Köpenick 269 254 250 272 Marzahn-Hellersdorf 485 441 424 365 Lichtenberg 410 377 371 364 Reinickendorf 376 375 360 313 9. Wie hoch ist die Fallzahl pro Bezirk, die ein Amtsvormund bzw. ein Amtspfleger derzeit führt? Zu 9.: Gemäß bundesgesetzlicher Regelung ist seit dem 5.7.2012 die vorgegebene Fallzahl-Obergrenze von 50 Vormundschafts-/Pflegschaftsfällen pro Vollzeitkraft vorgeschrieben. Eine systematische gesamtstädtische Ist- Erhebung der Fachkraft-Fallrelation wird derzeit mit den Bezirken abgestimmt. 10. Wie oft wurde im Jahr 2014 von Seiten der Berliner Jugendämter bei den Familiengerichten angeregt, Vormundschaften oder Amtspflegschaften auf Einzel- vormünder oder Einzelpfleger zu übertragen, so wie es das SGB VIII jährlich verlangt? Zu 10.: Hierzu liegen keine Erhebungen vor. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 767 4 11. Wie oft wurden pro Bezirk 2013 und 2014 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen, wie viele von die- sen Kindern und Jugendlichen werden längerfristig in stationären Hilfen untergebracht? Zu 11.: Aufgelistet nach der Monatsdurchschnitts- menge ist die Anzahl der Minderjährigen pro Bezirk, die in den Jahren 2013 und 2014 in Obhut genommen wur- den: Bezirk 2013 2014 Mitte 37 33 Friedrichshain-Kreuzberg 15 25 Pankow 16 29 Charlottenburg-Wilmersdorf 19 31 Spandau 32 36 Steglitz-Zehlendorf 32 39 Tempelhof-Schöneberg 20 25 Neukölln 36 38 Treptow-Köpenick 42 44 Marzahn-Hellersdorf 40 41 Lichtenberg 40 45 Reinickendorf 45 62 Eine Erfassung der Zeitdauer der stationären Unter- bringung nach Inobhutnahme erfolgt nicht. Berlin, den 27. März 2015 In Vertretung Sigrid Klebba Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 30. Mrz. 2015)