Drucksache 17 / 15 808 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Wolfram Prieß (PIRATEN) vom 18. März 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 19. März 2015) und Antwort Staatsopern-Skandal XXXIV: Unvorhergesehene Ereignisse bei der Sanierung des Inten- danzgebäudes Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche unvorhergesehenen Ereignisse traten nach Baubeginn bei der Sanierung des Intendanzgebäudes selbst im Rahmen des Sanierungsvorhabens Deutsche Staatsoper Unter den Linden ein und a) Wer hat dieses jeweils zu welchem Datum festge- stellt? b) Wer hat im jeweiligen Zusammenhang an welche Stellen berichtet? c) Welche Baukostenerhöhungen sind hierbei jeweils im Verhältnis zu der ursprünglichen Kostenbe- rechnung entstanden? d) Welche zeitliche Verzögerung ist hierbei jeweils im Vergleich zu den Vorplanungsunterlagen ent- standen? e) Welche Gewerke betrafen diese Veränderungen und welche Auftragnehmer sowie welche Dienst- stellen waren an Feststellung, Begutachtung, Kos- tenschätzung, Prüfung und Durchführung jeweils beteiligt? f) Welche Gutachten waren vor Baubeginn zu dem jeweiligen Gewerken, bei denen unvorhergesehene Ereignisse auftraten, erstellt worden und mit wel- chem Ergebnis? Antwort zu 1: Bei der Sicherung der Sanierungsziele bei der Sanierung des Intendanzgebäudes traten unter anderem folgende unvorhersehbare Ereignisse während der Bauausführung ein. Im Laufe der erst nach Freiräumung möglichen Be- standsuntersuchungen wurde festgestellt, dass der not- wendige Sanierungsumfang des Mauerwerkes erheblich umfangreicher ist als erwartet und zu Mehrmengen führte. Die vorgefundene Bestandssituation hat zudem deutlich umfangreichere Bauhilfsmaßnahmen erfordert. Dies be- trifft sowohl die Anzahl der Bauhilfsmaßnahmen als auch die Dauer der Vorhaltung. Infolge der komplexen statischen Verhältnisse im In- tendanzgebäude wurden zahlreiche Anpassungen der Baustelleneinrichtung erforderlich. Im Wesentlichen sind das wechselnde Gerüst‐ und Hilfskonstruktionen sowie Schutz‐ und Winterbaumaßnahmen. Infolge von Bestandsabweichungen im Rohbau, wel- che erst nach Rückbau der historischen Wandverkleidun- gen erkennbar waren, sowie Setzungen des Baugrundes wurde der Westturm unterfangen und saniert. Im Bereich der Dachgesimse mussten außerdem große Teile der Brüstung mit Neumaterial ergänzt und aufgefüllt werden, um die Verkehrssicherheit wieder herzustellen. Die Begutachtung der Schäden war erst nach Abbruch der Bebauung im Hof möglich. Die Schadstoffmengen und die daraus resultierenden Kosten wurden nach den vorhandenen Bestandsunterla- gen und der erstellten Schadstoffkartierung ermittelt. Nicht alle Bereiche waren zu diesem Zeitpunkt für die Gutachter zugänglich, da die Gutachten parallel zum laufenden Betrieb in der Oper erstellt wurden oder Berei- che ‐ wie z.B. die Fundamente ‐ nicht freilagen. Antwort zu Frage 1a: Die Feststellung der unvorher- gesehenen Ereignisse nach Baubeginn im Rahmen des Sanierungsvorhabens Deutsche Staatsoper Unter den Linden bei der Sanierung des Intendanzgebäudes selbst erfolgte im Rahmen der Planung und Bauüberwachung durch die mit der Bauüberwachung beauftragten Büros. Antwort zu Frage 1b: Die mit der Bauüberwachung beauftragten Büros berichten der Projektsteuerung und der Hochbauabteilung der Senatsverwaltung für Stadt- entwicklung und Umwelt – SenStadtUm - (siehe Antwort zu den Fragen 11, 12, 13 auf die Schriftliche Anfrage Nr. 17/15365 vom 22.01.2015 über Staatsopern-Skandal VIII: Wer wurde mit Projektsteuerung, Kostenplanung, Objekt- planung und Bauleitung beauftragt?). Durch die Senats- verwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt wird an- lassbezogen im Lenkungsausschuss, Planungsbegleiten- den Ausschuss und Baubegleitenden Ausschuss berichtet. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 15 808 2 Ebenso erfolgt eine frühzeitige Information und Einbin- dung des für die Prüfung der Planungsunterlagen zustän- digen Bereichs der Senatsverwaltung für Stadtentwick- lung und Umwelt. Weiterhin erfolgten Berichte an den Hauptausschuss, den Kulturausschuss und den Bauaus- schuss des Abgeordnetenhauses von Berlin. Antwort zu Frage 1c: Eine detaillierte Aufstellung der Baukostenerhöhungen ist Gegenstand der 1. und 2. Er- gänzungsunterlage (siehe rote Nr. 0235 bis 0235F). Die 1. Ergänzungsunterlage wurde durch den Hauptausschuss zustimmend zur Kenntnis genommen, die zweite wird kurzfristig dem Hauptausschuss vorgelegt werden. Antwort zu Frage 1d: Zum Zeitpunkt der Vorpla- nungsunterlage wurde von einem Gesamtfertigstellungs- termin zum Oktober 2013 ausgegangen. Dieser verschiebt sich infolge unvorhergesehener Ereignisse für das Inten- danzgebäude voraussichtlich auf Herbst 2016. Antwort zu Frage 1e: Die Veränderungen betrafen im Wesentlichen die Gewerke Restauratorische Maßnahmen und Rohbau außen am Gebäude sowie Putz- Stuck-, Werkstein-, Tischler-, Maler- und Metallbauarbeiten innerhalb des Intendanzgebäudes. Die Feststellung, Be- gutachtung, Kostenschätzung der unvorhersehbaren Er- eignisse erfolgten durch das für das jeweilige Gewerk zuständige Bauüberwachungsbüro. Die Prüfung erfolgte durch das von SenStadtUm mit der Projektsteuerung beauftragte Büro sowie durch SenStadtUm Abteilung V und VI (ZFH) im Rahmen der Zuständigkeit. Die Durch- führung oblag wieder dem für das jeweilige Gewerk zu- ständigen Bauüberwachungsbüro (siehe Antwort zu den Fragen 11, 12, 13 auf die Schriftliche Anfrage Nr. 17/15365). Antwort zu Frage 1f: Vor Beginn der Baumaßnahme wurden u. a. folgende Gutachten gewerkeübergreifend erstellt, die neben den Bauteilen Operngebäude, Unterir- disches Bauwerk und Probebühnenzentrum auch für die Intendanz selbst notwendig waren (siehe auch Antwort auf die Schriftliche Anfrage 17/15137 vom 11.12.2014 über Baustelle Staatsoper- wer hat das begutachtet?): Bodengutachten Schadstoffgutachten Denkmalpflegerische Gutachten Gutachten zur koordinierten Leitungsplanung Fundamentuntersuchungen und Suchschachtungen Rückbau und Entsorgungskonzepte Salz- und Feuchtegutachten Baubegleitende Restaurierungsgutachten Statische Gutachten Brandschutztechnische Beurteilung von Bestandsge- bäuden Erfassung und Beurteilung von Tragwerksschäden Bauphysikgutachten Auf Basis dieser Gutachten erfolgte die Planung, Aus- schreibung und Bauüberwachung für das Intendanzge- bäude. Berlin, den 02. April 2015 In Vertretung Regula Lüscher ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 08. Apr. 2015)