Drucksache 17 / 16 113 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Martin Delius (PIRATEN) vom 29. April 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 04. Mai 2015) und Antwort Zukunft der Juniorprofessuren an Berliner Hochschulen Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Die SPD-Fraktion im Bundestag hat den Bund und die Länder am 22. April 2014 aufgefordert, zur Umset- zung des „Pakts für den wissenschaftlichen Nachwuchs und akademischen Mittelbau“ des BMBF ab dem Jahr 2017 bis 2021 bundesweit 1500 zusätzliche Juniorprofes- suren zu schaffen. Somit würde die Zahl bundesweit ver- doppelt werden. Damit folgt die SPD-Fraktion der Em- pfehlung des Wissenschaftsrats vom 11. Juli 2014, die Zahl der Professuren substanziell zu erhöhen, um die zusätzlichen Aufgaben der Hochschulen qualitätsgerecht zu erfüllen a) Welche Haltung nimmt der Senat grundsätzlich zu dieser Forderung aus wissenschaftspolitischer Sicht ein? b) Welche Haltung nimmt der Senat zu der Forderung ein, die Länder sollen sich im Rahmen der Möglichkeiten des Art. 91b des Grundgesetzes an der Finanzierung be- teiligen? c) Welche Mittel in welcher Höhe wären pro Haus- haltsjahr notwendig, um ab 2017 bis 2021 die Anzahl der Juniorprofessuren in Berlin zu verdoppeln? d) Gedenkt die Senatsverwaltung, entsprechende Mit- tel für den Haushalt 2016/2017 anzumelden? Wenn ja, in welcher Höhe? Wenn nein, warum nicht? Zu 1.: a) Der Senat begrüßt die Initiative der SPDBundestagsfraktion , weil sie geeignet ist, einen wichtigen Beitrag und Impuls zur Diskussion über die Beschäfti- gungssituation an den deutschen Hochschulen zu leisten. b) Diese Frage wird in den Verhandlungen zu erörtern sein. Jedes neue finanzielle Engagement des Bundes wird zunächst begrüßt. c) Im Wintersemester 2013/14 gab es an den Berliner Universitäten (einschließlich Charité) 178 Juniorpro- fessoreninnen und Juniorprofessoren. Setzt man pro Juniorprofessur einen Durchschnittssatz von 50.000 Euro Personalkosten und 10.000 Euro Ausstattungskosten an, würde die Verdoppelung der Zahl der Juniorprofessuren pro Jahr zu Kosten in Höhe von 10,680 Mio Euro führen. d) Die Finanzierung der Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren erfolgt im Rahmen der mit den Hoch- schulverträgen vereinbarten Zuschüsse. Insoweit ist keine gesonderte Anmeldung für die Haushaltsaufstellung 2016/2017 erforderlich. 2. Wie hoch ist die aktuelle Anzahl der Juniorprofes- suren an den Berliner Hochschulen? Bitte nach Hoch- schulen sowie nach Wissenschafsdisziplinen aufgliedern. a) Wie hoch ist jeweils der Frauenanteil? Zu 2.: Die gewünschten Zahlen sind dem Anhang zu entnehmen. 3. Wie hat sich die Anzahl der Juniorprofessuren an den Berliner Hochschulen seit dem Wintersemester 2011/2012 entwickelt? Bitte nach Semestern, Universitä- ten und Hochschulen sowie nach Wissenschafsdisziplinen aufgliedern. a) Wie hat sich jeweils der Frauenanteil seit dem Win- tersemester 2011/2012 entwickelt? Zu 3.: Siehe auch Antwort zu 2. Der Frauenanteil bei den Juniorprofessuren ist zwischen 2011 und 2013 von 56,3 Prozent auf 56,7 Prozent gestiegen. 4. In welcher Weise und mit Mitteln in welcher Höhe unterstützt der Senat die Hochschulen und Universitäten, um ihre Chancen für die Einrichtung von Juniorprofessu- ren zu verbessern? Zu 4.: Jede Hochschule entscheidet nach ihren Krite- rien, welche Zahl an Juniorprofessuren sie aus fachlicher und personalpolitischer Sicht für sachgerecht und verträg- lich erachtet. In wettbewerblichen Verfahren werden die Hochschulen vom Land immer unterstützt, unabhängig davon, ob diese mit der Bereitstellung von Juniorprofes- Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 113 2 suren verbunden sind. Darüber hinaus berät die zuständi- ge Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissen- schaft die Hochschulen gerne in schwierigen personal- und verfahrensrechtlichen Fragen. 5. Welche Berliner Hochschulen haben wann ein Ten- ure-Track-Modell oder ein ähnliches Verfahren für eine verlässliche Karriereentwicklung von Juniorprofessuren eingeführt? Zu 5.: Da uns verschiedene Informationen nicht vorla- gen, wurden Freie Universität, Humboldt-Universität, Technische Universität und Charité zu den Fragen 5 bis 8 um entsprechende Auskunft gebeten. Es ist darauf hinzuweisen, dass seit Einführung der Juniorprofessur grundsätzlich die Möglichkeit bestand, die erfolgreichen Stelleninhaberinnen und Stelleninhaber anschließend auf eine Dauerprofessur zu berufen. Die Humboldt-Universität hat erstmals 2013 das frag- liche Verfahren dadurch verlässlicher strukturiert, dass zum Zeitpunkt der Besetzung der W1-Professur die Fol- gestelle bereits identifiziert und die Möglichkeit einer Weiterbeschäftigung kommuniziert wurde. Die Technische Universität hat erstmals in 2008 be- schlossen, grundsätzlich Tenure-Track Modelle zu ermög- lichen. Dieser Beschluss wurde in 2011 in modifizierter Form bestätigt. Die Freie Universität und die Charité haben kein klas- sisches Tenure-Track Modell. 6. Bei wie vielen Stellen ist an Berliner Hochschulen seit dem Wintersemester 2011/2012 bei der Ausschrei- bung einer Juniorprofessur die Perspektive eines Tenure- Track eröffnet worden? Bitte nach Semestern, Universitä- ten und Hochschulen sowie nach Wissenschafsdisziplinen aufgliedern. Zu 6.: Die Humboldt-Universität sah sich innerhalb der Frist nicht zu einer Auskunft in der Lage. Die Freie Universität und die Charité meldeten Fehl- anzeige. Die Technische Universität hat seit 2011 insgesamt vier Professuren mit Tenure-Track Option ausgeschrie- ben. Dabei handelte es sich um folgende Fächer: Arbeits- wissenschaften, Ernährung/Lebensmittelwissenschaften, Theoretische Philosophie, Behavioral Corporate Gover- nance. 7. Wie viele Professuren sind seit dem Wintersemester 2011/2012 an welchen Hochschulen mit einem Tenure Track ausgestattet worden? Bitte nach Semestern, Univer- sitäten und Hochschulen sowie nach Wissenschaftsdiszip- linen aufgliedern. Zu 7.: Die Humboldt-Universität sah sich innerhalb der Frist nicht zu einer Auskunft in der Lage. Die Freie Universität und die Charité meldeten Fehlanzeige. Die Technische Universität gibt an, kein Modell realisiert zu haben, in dem am Ende eine unbefristete W2- oder W3- Professur in Aussicht gestellt wurde. 8. Welche weiteren Modelle zur verlässlichen Karrie- reentwicklung von Juniorprofessuren gibt es neben dem Tenure Track an den Hochschulen des Landes Berlin? Zu 8.: Exemplarisch hat die Freie Universität wie folgt geantwortet: „Dennoch verfolgt die Freie Universität das Ziel, Karrieren für ihre Nachwuchswissenschaftler plan- bar zu machen und die Engpässe in den Übergangspha- sen, wie zum Beispiel von der Juniorprofessur zu einer W2-Professur, zu überwinden. An der Freien Universität ist aus den Mitteln der Exzellenzinitiative ein Karriere- wege-Modell etabliert worden, das die gesamte Spanne von der Promotion bis zur Berufung umfasst und Über- gänge zwischen den Qualifikationsstufen erleichtert. Bestandteile des Karrierewege-Modells sind unter ande- rem Stipendien, Fellowship-Programme und befristete Professuren. Die Juniorprofessor/inn/en der Freien Universität ha- ben übrigens sehr gute Karriereaussichten. In den letzten Jahren wurden rund 20 Prozent der Juniorprofessur/inn/en auf befristete oder unbefristete Professuren der Freien Universität berufen, weitere ca. 60% sind Rufen auf unbe- fristete oder befristete Professuren anderer Universitäten im In- und Ausland gefolgt.“ Berlin, den 20. Mai 2015 In Vertretung Steffen Krach Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 22. Mai 2015) S17-16113 S1716113-Anlage