Drucksache 17 / 16 159 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Gerwald Claus-Brunner (PIRATEN) vom 29. April 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. Mai 2015) und Antwort Sinkende Wasserqualität im Land Berlin? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie hat sich der Calciumionengehalt, Magnesi- umionengehalt und anderen Härtebildner im Trinkwasser im Land Berlin auf die letzten fünf Jahre betrachtet ent- wickelt? (Bitte nach Jahren und Härtebildner aufgeschlüs- selt) Zu 1.: Die Entwicklung der Gehalte an Calcium- und Magnesiumionen ist über die letzten 5 Jahre konstant mit geringen Abweichungen, die durch die Fahrweise der Brunnen der Wasserwerke begründet sind. Es gibt keinen Trend für einen Anstieg der Konzentrationen von Calci- um- und Magnesiumionen. Andere Härtebildner spielen keine Rolle. Die Jahresmittelwerte der Gehalte an Calcium und Magnesium der einzelnen Wasserwerke in den letzten 5 Jahren sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Tabelle: Jahresmittelwerte der Gehalte an Calcium und Magnesium der einzelnen Wasserwerke (WW) in mg/l 2010 2011 2012 2013 2014 WW Beelitzhof Calcium 95 95 97 98 98 Magnesium 8,5 8,3 8,4 8,5 8,7 WW Kladow Calcium 111 106 109 110 106 Magnesium 8,7 8,4 8,6 8,6 8,7 WW Spandau Calcium 100 101 107 105 94 Magnesium 8,4 8,4 8,9 8,5 7,8 WW Tegel Calcium 100 99 98 99 101 Magnesium 9,8 9,8 9,7 9,7 9,7 WW Tiefwerder Calcium 127 126 124 125 125 Magnesium 10,3 9,6 10,0 10,1 10,3 WW Friedrichshagen Calcium 109 106 107 108 107 Magnesium 12,1 11,6 11,7 11,8 11,9 WW Kaulsdorf Calcium 115 114 116 116 115 Magnesium 12,6 12,3 12,4 12,6 12,4 WW Wuhlheide Calcium 147 147 145 145 141 Magnesium 15,8 15,7 15,6 15,6 15,2 Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 159 2 2. a) Welche Grenzwerte bzgl. der in Frage 1 aufge- führten Härtebildner müssen eingehalten werden? b) Sind die in diesem Kontext vorhandenen Grenzwer- te in den letzten 10 Jahren verändert worden? Wenn ja, welche Grenzwerte sind inwieweit verändert worden? c) Wie oft wurden in den letzten 10 Jahren die Grenz- werte überschritten? (Bitte aufschlüsseln, welcher Grenzwert jeweils über- schritten wurde und die Aufstellung aufgeschlüsselt nach Wasserwerk-Versorgungsbezirken vornehmen) Zu 2.: a) Die Trinkwasserverordnung enthält keine Grenzwerte für die in Frage 1 aufgeführten Härtebildner. b) Zu diesen Parametern existierten in den zurückliegenden 10 Jahren keine Grenzwerte. c) Entfällt. 3. Inwieweit wird generell auf die sogenannte Car- bonathärte geachtet und welche technischen Maßnahmen werden ergriffen, um diese kontrollieren zu können? Zu 3.: Das gesamte Berliner Trinkwasser wird kom- plett aus Grundwasser gewonnen und ist somit reich an natürlichen Mineralien wie Calcium und Magnesium. Magnesium und Calcium sind essentielle Mineralien, die für die Gesunderhaltung des Organismus mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Der Parameter Carbonathärte gehört zu den Standard- parametern und wird regelmäßig alle zwei Wochen analy- siert. Er ist über die letzten Jahrzehnte sehr konstant und schwankt naturgemäß in einem engen Bereich von < 10 %. Es gibt bedingt durch die verschiedenen Gewinnungs- gebiete geringe regionale Unterschiede. Die Gesamthärte ist im Wasserwerk Spandau mit 16,2 °dH (hart) am nied- rigsten und im Wasserwerk Wuhlheide mit 24,1 °dH (sehr hart) am höchsten. 4. a) Kam es in den letzten 10 Jahren zu einer techni- schen Veränderung der bestehenden Härtebildner-Filter? Wenn ja, um welche Änderungen handelt es sich? b) Sind in den letzten 10 Jahren vorhandene Filterstu- fen, welche Härtebildner aus dem Trinkwasser filtern, abgeschaltet oder verändert worden? Wenn ja, welche Wasserwerke sind/waren davon be- troffen und wann kam/kommt es zu diesen Änderun- gen/Abschaltungen? c) Gibt es Filteranlagen gegen Bio-fouling? Wenn ja, wo und seit wann? Zu 4.: a) Das Grundwasser wird ohne Zugabe von Chemikalien naturnah aufbereitet, d. h. nach der Belüftung mit Sauerstoff (aus der Umgebungsluft) wird das belüftete Rohwasser in offenen Doppelkammerschnellfiltern fil- triert. Die im Rohwasser enthaltenen gelösten Eisen- und Manganverbindungen werden oxydiert und in den Schnellfiltern zurückgehalten. Das im Wasser gelöste Calciumcarbonat und das Magnesium spielen bei der Aufbereitung eine untergeordnete Rolle und sind völlig unproblematisch. b) In den letzten 10 Jahren gab es keine technischen Veränderungen an den Schnellfiltern. Die Härte des Was- sers wird mit der unter a) beschriebenen Aufbereitungs- technologie nicht wesentlich verändert. Nur ein sehr ge- ringer Anteil wird über Jahre am Filterkorn angelagert. Hier ist es wichtig, dass das Trinkwasser sich im natürli- chen Gleichgewicht befindet und für die Weiterleitung im Rohrnetz „stabil“ ist, damit kein Calciumcarbonat ausfallen kann. c) Der Begriff Biofouling beschreibt in der Membrantechnik die Verblockung der sehr feinen Filtermemb- ranen u. a. durch Bakterien. Es gibt keine Membranfilter gegen sondern nur mit Biofouling. Bei den Berliner Was- serbetrieben sind für die Trinkwasseraufbereitung keine Membranfilter im Einsatz. 5. a) In welchen Stadtgebieten wurde das bis dahin zuständige Wasserwerk für die Versorgung mit Trinkwas- ser in den letzten 10 Jahren gewechselt? (Bitte nach Bezirken und Jahren aufschlüsseln) b) Welche Wasserwerke oder Rohwassergewinnungs- anlagen wurden in den letzten 10 Jahren aus welchen Gründen stillgelegt? Zu 5.: In den vergangenen 10 Jahren gab es keine Veränderungen in den „Zuständigkeiten“ der Wasserwerke für die Versorgung der Stadtgebiete mit Trinkwasser. Es wurden keine Wasserwerke einschließlich der Roh- wasssergewinnungsanlagen stillgelegt. 6. Wie wird im Hinblick auf den tagebaubedingten Anstieg der Sulfat- und Eisenhydroxidbelastung im Was- ser die heutige Qualität des Trinkwassers sichergestellt? Zu 6.: Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) haben ge- genwärtig an keinem Wasserwerk Probleme, die Grenz- werte der Trinkwasserverordnung einzuhalten. Von einem Anstieg der Sulfatkonzentrationen in der Spree wären auch lediglich die an der Spree gelegenen Wasserwerke Friedrichshagen und Wuhlheide betroffen. Die Strategien zur Lösung des Sulfatproblems wurden in der Schriftli- chen Anfrage 17/16020 dargelegt. Hinsichtlich Sulfat haben die Länder Sachsen, Brandenburg und Berlin in der Arbeitsgemeinschaft Spree, Schwarze Elster, Lausitzer Neiße in Abstimmung mit den BWB Vorsorgewerte für die Oberflächengewässer definiert, deren Einhaltung eine sichere Trinkwassergewinnung ermöglicht. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 159 3 Ein Anstieg der Eisenkonzentrationen ist in der Spree nicht zu beobachten. Die Eisenhydroxidbelastung der Spree hätte auch keine Auswirkungen auf die Trinkwas- ser-versorgung Berlins, da das Eisenhydroxid nicht bis nach Berlin gelangt. Die derzeitige Trinkwassergewin- nung und -aufbereitung wäre in der Lage, Eisen zu entfer- nen. Berlin, den 27. Mai 2015 In Vertretung Emine D e m i r b ü k e n - W e g n e r _____________________________ Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 28. Mai 2015)