Drucksache 17 / 16 180 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Andreas Baum (PIRATEN) vom 07. Mai 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 08. Mai 2015) und Antwort Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs nach Wegezwecken Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Frage 1: Sind dem Senat Erhebungen bekannt, wie sich die in Berlin mit Bussen und Bahnen zurückgelegten Wege nach Wegezwecken verteilen? Antwort zu 1.: Daten zu Wegezwecken in Berlin wer- den durch Haushaltsbefragungen im Rahmen der durch die Technische Universität (TU) Dresden durchgeführten Erhebung System repräsentativer Verkehrsbefragungen (SrV) ermittelt. Für die Erhebung SrV 2008, an der sich 20.000 Berliner Haushalte beteiligt haben, liegen umfang- reiche Auswertungen für unterschiedliche Teilräume der Stadt vor. Eine erneute Haushaltsbefragung (SrV 2013) wurde von Januar 2013 bis Dezember 2013 durchgeführt. Die Auswertung der Daten für 2013 liegt noch nicht ab- schließend im gleichen Detaillierungsgrad wie für 2008 vor. Frage 2: Zu welchen anteiligen Wegezwecken werden Busse und Bahnen in Berlin genutzt, aufgeschlüsselt zum Beispiel nach Fahrten a. zur Arbeitsstelle; b. zur Ausbildungsstätte; c. aus dienstlichen/geschäftlichen Gründen; d. zur Begleitung (Bringen/Abholen von Personen); e. für Einkäufe/private Erledigungen; f. zum Besuch von Veranstaltungen; g. in der Freizeit; h. aus touristischen Gründen; i. aus sonstigen Gründen? Antwort zu 2.: Die Anteile der Wegezwecke am Ge- samtverkehrsaufkommen und der Anteil des Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) an den einzelnen Wege- zwecken gemäß der Erhebung SrV 2008 ist in der folgen- den Tabelle dargestellt. Wegezweck Anteil des Wegezwecks am Gesamtverkehrsaufkommen in Prozent* Anteil des ÖPNV am We- gezweck in Prozent** Arbeit 12 38 Schule, Ausbildung, Kinderein- richtung 11 31 Freizeit 15 21 Einkauf, private Erledigungen 17 19 Wohnung 41 27 Andere Zwecke (inkl. dienstli- che/geschäftliche) 3 25 * Quelle: TU Dresden 2010: Sonderauswertung zur Verkehrserhebung ,Mobilität in Städten – SrV 2008‘ - Städtevergleich, Tabelle 15 (a), Abweichung von 100 Prozent rundungsbedingt ** Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt 2014: Berliner Verkehr in Zahlen 2013, S. 15, Daten: SrV 2008, TU Dresden Frage 3: Wie hat sich die Verteilung der mit Bussen und Bahnen zurückgelegten Wege nach Wegezwecken in den Jahren seit 2000 verändert? (Bitte Erhebungsjahre angeben.) Antwort zu 3.: Es liegen dem Senat hierzu keine Er- kenntnisse vor. Frage 4: Welche Erkenntnisse aus welchen Erhebun- gen zur Verteilung der mit Bussen und Bahnen zurückge- Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 180 2 legten Wege nach Wegezwecken sind in die Erarbeitung des Nahverkehrsplans 2014 – bis 2018 eingeflossen? Frage 5: Falls bei der Erarbeitung des Nahverkehrs- plans 2014 – 2018 auf die Erhebung der Verteilung der mit Bussen und Bahnen zurückgelegten Wege nach We- gezwecken verzichtet wurde, aus welchen Gründen ist dies geschehen? Antwort zu 4. und 5.: Die Erkenntnisse des SrV 2008 wurden auch hinsichtlich der Wegezwecke konsultiert. Allerdings ist festzuhalten, dass es Anspruch und Auftrag des Nahverkehrsplans ist, die planerischen Grundlagen für die Gestaltung des gesamten ÖPNV-Angebots zu schaffen und die Daseinsvorsorge im Stadtgebiet zu si- chern. Mit Bezug auf die vom StEP 1 -Verkehr vorgegebe- ne Zielvorgabe „Schaffung gleichwertiger Mobilitätschancen für alle Einwohnerinnen und Einwohner Berlins, unabhängig von Alter, Geschlecht und Lebenssituation“ bedeutet dies, dass der ÖPNV eine für alle Wegezwecke nutzbare, attraktive Alternative darstellen soll. Auf der Angebotsseite ist eine Differenzierung der Maßnahmen nach Wegezwecken zudem nicht sinnvoll, da sich die zweckbezogenen Fahrgastströme im ÖPNV überlagern. Frage 6: Welche zukünftigen Veränderungen in der Verteilung der mit Bussen und Bahnen zurückgelegten Wege nach Wegezwecken erwartet der Senat? Antwort zu 6.: Die vergangenen Jahre, die bereits durch ein starkes Bevölkerungswachstum geprägt waren, führten nachweislich auch zu deutlichen Fahrgastgewin- nen im öffentlichen Personennahverkehr. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass aufgrund der wachsenden Stadt sowie dem Ziel der Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV die Nachfrage gesamthaft steigt und alle Wege- zwecke betrifft. Eine wesentliche Voraussetzung ist, dass die Infrastruktur entsprechend erhalten und qualifiziert, die erforderliche Fahrzeugverfügbarkeit gewährleistet und die Mittel für die Bereitstellung der Angebote langfristig gesichert werden. Frage 7: Welche Strategie verfolgt der Senat, um das Nahverkehrsangebot in Berlin an zukünftige Veränderun- gen in der Verteilung der Nutzung von Bussen und Bah- nen nach Wegezwecken anzupassen? Antwort zu 7.: Die Angebotsstrategie des Nahver- kehrsplans 2014-2018 zielt darauf ab, die Daseinsvorsor- ge und Attraktivität des ÖPNV in der wachsenden Stadt Berlin zu sichern. Die Fahrgäste sollen ein für alle Wege- zwecke angemessenes Angebot erhalten. Entsprechend wurde bei der Ermittlung des bis 2018 voraussichtlich erforderlichen Leistungsvolumens sowie bei der planeri- schen Umsetzungsvorbereitung im Rahmen der Ange- botskonzeption nicht nach Wegezwecken unterschieden. Wie unter Antwort zu Frage 4 bereits geschildert, dient eine im ÖPNV angebotene Fahrt in der Regel immer 1 Stadtentwicklungsplan verschiedenen Wegezwecken. Angebotsverbesserungen kommen damit allen Fahrgästen unabhängig vom Wege- zweck zugute. Frage 8: Wie viele Fahrten mit dem ÖPNV unter- nimmt die oder der durchschnittliche Berlin-Besucher*in bzw. Tourist*in je Aufenthaltstag? Antwort zu 8.: Hierzu liegen dem Senat keine Er- kenntnisse vor. Frage 9: Auf welcher statistischen Grundlage kommt der Senat im Nahverkehrsplan 2014 bis 2018 zu der Be- wertung, Touristinnen und Touristen seien „hauptsächlich in der Innenstadt mit dem ÖPNV unterwegs“? Antwort zu 9.: Eine auf einer Umfrage basierende Sta- tistik des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen zeigt, dass Städtetouristinnen und Städtetouristen deutsch- landweit am Ziel ihrer Reise zu mindestens 60 Prozent den ÖPNV nutzen. Als Hautgrund gaben die Befragten an, dass die Erreichbarkeit der Sehenswürdigkeiten mit dem ÖPNV besser sei als mit dem Auto (Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, https://www.vdv.de/forsa-staedtetourismus.pdfx). Gemäß Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg kommen fast 40 Prozent der Berlin-Besucherinnen und - Besucher aus dem Ausland, vor allem aus Großbritannien, USA und Italien, also aus Ländern, aus denen die Anreise mit dem Auto und damit die Pkw-Nutzung während des Aufenthalts eher unwahrscheinlich sind. In Berlin befin- den sich die von Touristinnen und Touristen hauptsäch- lich besuchten Sehenswürdigkeiten ebenso wie die kultu- rellen Ziele und Kongresseinrichtungen weit überwiegend in der Innenstadt, d.h. innerhalb oder in unmittelbarer Nähe zum S-Bahn-Ring (Quelle: Berlin Tourismus & Kongress GmbH, http://www.visitberlin.de). Auch das Bettenangebot und dessen Auslastung sind in der Innen- stadt am höchsten (Quelle: Amt für Statistik Berlin- Brandenburg, https://www.statistik-berlin- brandenburg.de/pms/2015/15-02-18.pdf). Berlin, den 21. Mai 2015 In Vertretung C h r i s t i a n G a e b l e r ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 27. Mai 2015)