Drucksache 17 / 16 426 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriele Hiller (LINKE) vom 10. Juni 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 11. Juni 2015) und Antwort Internatsplätze für den Leistungssport ausreichend? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Internatsplätze werden gegenwärtig an den drei Sportschulen des Landes Berlin zu Verfügung gestellt (bitte nach Altersgruppen und Sportarten sowie differenziert nach Ein- und Mehrbettzimmern in den je- weiligen Schulen aufschlüsseln)? 2. Wie hoch ist die Auslastung der angebotenen Inter- natsplätze pro Standort (bitte nach Sportarten, ge- schlechterdifferenziert und nach Alter aufschlüsseln)? Zu 1. und 2.: Siehe Anlage. 3. Wer sind die Träger der Internate und wie viele pä- dagogische Angestellte arbeiten jeweils in den Internaten? Zu 3.: Das Land Berlin, vertreten durch die Senats- verwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft ist Träger des Hauses der Athleten (HdA) mit den Bereichen Internat und Wohn-heim an den Standorten Fritz-Lesch- Straße und Grünau. Häuser der Athleten sind Bestandteil des Deutschen Olympischen Sportbund-Stützpunktkon- zeptes. Sie gewährleisten notwendige Rahmenbedingun- gen für Leistungssportlerinnen und Leistungssportler, ihre duale Laufbahn hinsichtlich leistungssportlicher Karriere, Schule, Studium und Wohnen vereinbar zu machen. Die Häuser der Athleten werden bundesweit vom Bundesmi- nisterium des Innern (BMI) gefördert. Derzeit sind 19 Pädagoginnen und Pädagogen im Haus der Athleten beschäftigt. 4. Wie hoch sind die Internatsentgelte, wonach richtet sich deren Höhe und in welcher Art und Weise werden soziale Kriterien berücksichtigt? Zu 4.: Die Höhe der Entgelte richtet sich nach der Entgeltordnung für Internate (EntO Internate) vom 13.06.2014 (ABl. Nr. 28 Seite 1286 ff.). Das Entgelt be- trägt monatlich 215 € für ein Einbett- und 195 € für ein Mehrbettzimmer pro Schülerin oder Schüler. Am Standort der Außenstelle Grünau kann das Entgelt um max. 20 % gemindert werden. Für die Unter-bringung im Wohnheim des Hauses der Athleten beträgt das Entgelt monatlich 130 €. Entgeltermäßigungen sind in § 6 EntO Internate geregelt, die Minderungen von 20 bis 100 % vorsehen. 5. In welchem Umfang decken die Internatsentgelte die tatsächlichen Kosten für die Internatsplätze (bitte insgesamt und pro Internatsplatz ausweisen)? Zu 5.: Die Internatsplatzkosten können nur für das Jahr 2013 konkret benannt werden, weil die Betriebskos- tenabrechnung für das Jahr 2014 noch nicht vorliegt. In 2013 hat der Internatsbetrieb 900.411,86 € Ausgaben hervorgerufen. Im gleichen Jahr wurden Einnahmen aus Internatsentgelte in Höhe von 238.732,23 € erzielt. Im Jahr 2013 lag die Internatsauslastung bei 123 Plät- zen. Ohne Berücksichtigung der Einnahmen betrugen die Kosten je Internatsplatz 7.320,42 € (jährlich) und 610,04 € (monatlich). 6. Welche Konsequenzen hat der Senat aus der Kritik des Landesrechnungshofes (Bericht 2013) bezüglich der ermittelten „Versäumnisse bei der Ermittlung von Kosten und Entgelten für Internatsplätze an zentral verwalteten Schulen“ im Hinblick auf die Internatsplätze der Sportschulen gezogen? Zu 6.: Mit Beginn des Haushaltsjahres 2015 wurde in der Kosten- und Leistungsrechnung das Produkt 80660 eingeführt, über das alle den Internatsbetrieb betreffenden Kosten nach-gewiesen werden. Dies und die Entgeltord- nung für Internate lassen seither die wirtschaftliche Seite des Internatsbetriebs transparent werden. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 426 2 7. Können mit den zur Verfügung stehenden Inter- natsplätzen alle Bedarfe gedeckt werden? Zu 7.:In den letzten Olympiazyklen ist die Anzahl der vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) benann- ten Schwerpunktsportarten in Berlin stets gewachsen. Aktuell sind es 23 Schwerpunktsportarten, die eine we- sentliche regionale und überregionale Bedeutung besitzen und eine besondere Förderung erhalten. Von diesen 23 Schwerpunktsportarten sind 19 als Bundesstützpunkte bzw. Bundesstützpunkte-Nachwuchs anerkannt. Daneben sind in 27 olympischen Sportarten Landesleistungszentren zur Entwicklung des Nachwuchsleistungssports etabliert. Mit der Erweiterung der geförderten Sportarten stieg zu- dem der Bedarf an Plätzen im HdA stetig. Zudem gehört Berlin seit 1998 zu den Regionen, die den leistungsorien- tierten Behindertensport (Sportlerinnen/Sportler mit Han- dicap) zielgerichtet fördern. Schwerpunkte sind die Sport- arten Schwimmen, Leichtathletik, Rad-sport, Rudern, Segeln. Schwimmen und Leichtathletik sind offiziell anerkannte Trainingsstützpunkte mit bundesweiter Bedeu- tung, in denen regelmäßig zentrale Maßnahmen mit den Nationalmannschaften stattfinden. Aktuell sind im Olym- piastützpunkt Berlin (OSP) ca. 30 paralympische Bundes- kaderathletinnen und Bundeskaderathleten registriert. Durch Konzentrationsmaßnahmen, u. a. im paralympi- schen Schwimmen, wächst auch ein zusätzlicher Bedarf an Plätzen für Sportlerinnen/Sportler mit Handicap im Haus der Athleten (Schulinternat und Wohnheim). Im Schul- und Leistungssportzentrum Berlin (SLZB) ist auch ein Projekt mit geistig Behinderten Nachwuchsschwim- mern in Vorbereitung, die ebenfalls Internatsplätze bean- spruchen. Die konkrete Gestaltung von Inklusionsprojek- ten zwischen olympischen und paralympischen Stütz- punkten wird zur Fortschreibung des Bedarfs an Plätzen im HdA führen. Die zur Verfügung stehenden Internats- plätze decken die Nachfrage nicht voll umfänglich. 8. Wie viele Schüler*innen der Sportschulen müssen in privaten Unterkünften wohnen, weil für sie keine Inter- natsplätze zur Verfügung stehen? Zu 8.: Diese Daten werden nicht erhoben. 9. Welche Pläne gibt es, um auch die Poelchau-Schule im Olympiastadion mit einem Internat auszustatten? Zu 9.: Da die Poelchau-Oberschule bisher kein eige- nes Schulinternat hat und die in dieser Region geförderte Schwerpunktsportarten auch über keine Wohnheimplätze verfügen, er-wachsen Bedarfe für Unterbringungsmög- lichkeiten, insbesondere für die Sportarten Moderner Fünfkampf, Hockey, Leichtathletik, Rudern, Schwimmen, Wasserball, Fußball. Mit dem geplanten Umzug der Schu- le auf das Gelände Olympiapark wäre eine Lösung auf oder in Nähe des Geländes erstrebenswert. 10. In welchen Sportarten gibt es den höchsten Bedarf an Internatsplätzen, woraus begründet sich dieser Bedarf und wie wird er gedeckt? Zu 10.: Der Bedarf an Internatsplätzen erstreckt sich über alle Sportarten. Spielsportarten haben durch Ihren höheren Anteil an der Schülerschaft einen erhöhten Be- darf an Internatsplätzen. 11. Welche Schlussfolgerungen zieht der Senat aus der Gegenüberstellung von Angebot und Nachfrage an Internatsplätzen an Berlins Sportschulen im Hinblick auf die Notwendigkeit des Ausbaus der Angebote? Was ist standortbezogen geplant? Zu 11.: Am Standort des SLZB ist perspektivisch der Ausbau eines weiteren Gebäudes vorgesehen (Haus 2), wodurch weitere 55 Internatsplätze (darunter 8 für mobili- tätsbehinderte Sportlerinnen und Sportler) bei einer Bau- summe von ca. 3,5 Mio € entstehen würden. Für die Flatow -Oberschule wird eine Umbaumaßnahme im Schul- haus geprüft, damit 26 Internatsplätze mit einer Bausum- me von ca. 4,8 Mio € auf dem Schulgelände für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I zur Verfügung gestellt werden können. Berlin, den 24. Juni 2015 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 29. Juni 2015) Anlage Platzkapazitäten Standort: Anzahl Plätze insges. Zimmerart Sportarten HdA/ Haus 4 96 48 DZ Volleyball Handball Eishockey Wasserspr. Bogensch. Turnen Schwimmen Leichtathl. Fechten Eis tanz/-lauf Judo Fußball Anzahl der Sportler 22 16 19 2 9 8 7 4 2 6 1 Geschlecht m/w 11/11 16/_ 18/1 _/2 6/3 4/ 4 3/4 1/3 1/1 2/4 1/_ 9 Jahre 2 2 12 Jahre 4 2 1 1 13 Jahre 8 1 1 3 1 1 1 14 Jahre 19 2 5 4 2 1 2 2 1 15 Jahre 12 1 3 4 1 1 1 1 16 Jahre 26 13 4 1 2 2 3 1 17 Jahre 17 5 3 6 2 1 18 Jahre 8 5 1 2 HdA/Haus 3 30 30 EZ Volleyball Handball Eishockey Wasserspr. Bogensch. Turnen Schwimmen Leichtathl. Fechten Eis tanz/-lauf Judo Fußball Anzahl der Sportler 17 2 2 2 2 2 3 Geschlecht m/w 11/6 2/_ _/2 _/2 1/1 2/_ _/3 15 Jahre 3 2 1 16 Jahre 4 1 1 2 17 Jahre 9 7 1 1 18 Jahre 14 7 1 2 1 1 2 19 Jahre HdA/Grünau 30 15 DZ Kanu Rudern Radsport Segeln Fußball Anzahl der Sportler 9 5 1 1 4 Geschlecht m/w 7/2 1/4 1/0 1/0 3/1 13 Jahre 3 3 15 Jahre 3 1 2 16 Jahre 1 1 17 Jahre 8 6 1 1 18 Jahre 3 1 1 1 Wohnheim Haus 1 10 5 DZ Volleyball Handball Eishockey Wasserspr. Bogensch. Turnen Schwimmen Leichtathl. Fechten Eis tanz/-lauf Judo Fußball Anzahl der Sportler 3 2 2 1 1 1 Geschlecht m/w 3/_ 2/_ _/2 1/_ _/1 _/1 17 Jahre 1 1 18 Jahre 8 2 2 1 1 1 1 19 Jahre 1 1 Wohnheim Herberge 4 4 EZ Volleyball Handball Eishockey Wasserspr. Bogensch. Turnen Schwimmen Leichtathl. Fechten Eis tanz/-lauf Judo Fußball Anzahl der Sportler 2 2 Geschlecht m/w 2/_ 2/_ 17 Jahre 1 1 18 Jahre 3 1 2 19 Jahre S17-16426 S1716426