Drucksache 17 / 16 463 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Elke Breitenbach (LINKE) vom 18. Juni 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 19. Juni 2015) und Antwort Erwachsenenbildung und Inklusion an Berliner Volkshochschulen – Kursangebote in Leichter Sprache und angepasstem Lerntempo Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Welche Lernangebote in Leichter Sprache gibt es an den zwölf Berliner Volkshochschulen seit 2013 und welche Angebote in Leichter Sprache sind ab August 2015 geplant (bitte Auflistung nach VHS einschließlich Kursgebühren )? 2. Welche dieser Kursangebote gehören zum bestpractice Modell „Erwachsenenbildung inklusiv“ (ERWIN ) und wie bewertet der Senat ERW-IN? Zu 1. und 2.: Zur Anzahl der Angebote an den Berliner Volkshochschulen in Leichter Sprache vor Herbst 2014 ist keine präzise Angabe möglich, da diese Angebote vor dem Projekt nicht unter dem Stichwort „Leichte Sprache“ erfasst worden sind. Es gab aber vor Projektbeginn an mehreren Volkshochschulen bereits entsprechende Angebote, schwerpunktmäßig im Bereich Grundbildung . An der VHS Mitte war ein Vorprojekt zu ERW-IN (Berliner Erwachsenenbildung inklusiv) angesiedelt. Die Homepage des Projekts ERW-IN www.erw-in.de bietet Informationen zum Kursangebot, das im Rahmen des Projekts entstanden ist. Die Programme Herbst 2014 und Frühjahr 2015 erschienen auch gedruckt. Zu jedem Kurs werden die Kursgebühren ausgewiesen. Die Anlage enthält eine Auflistung der Kurse im laufenden Programmjahr sowie Links zu den Broschüren mit dem aktuellen und dem ab August 2015 geplanten Angebot . In der Regel ist für die Kursteilnahme nur eine Anmeldepauschale von bis zu 10 € zu zahlen, einzelne Kursentgelte liegen darüber. (Im Herbstprogramm 2015 sind es bis zu 36 € für VHS-Kurse; Angebote der Kooperationspartner sind teilweise teurer.) Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft hat den Projektantrag bei Aktion Mensch e.V. durch ihre Stellungnahme unterstützt. Das Programm wird durch Fortbildungsveranstaltungen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft in Kooperation mit der Lebenshilfe Bildung gGmbH unterstützt. Der Senat hat am 12.05.2015 eine Konkretisierung der „10 Behindertenpolitischen Leitlinien des Landes Berlin zur nachhaltigen Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention bis zum Jahr 2020“ beschlossen. Darin wird u.a. als Ziel formuliert, „dass die bestehenden zielgruppenspezifischen Kursangebote der Berliner Volkshochschulen , z.B. für Menschen mit kognitiver Behinderung ausgeweitet werden“. Der Senat begrüßt die gemeinsame Initiative der Berliner Volkshochschulen und der Lebenshilfe Berlin im Projekt ERW-IN. Auch der Deutschen VolkshochschulVerband (DVV) führt in den im April 2015 herausgegebenen „Empfehlungen des DVV zur Verbesserung der Zugänglichkeit von VHS (Umsetzung der UNBehindertenrechtskonvention )“ das Projekt als beispielhaft an. 3. Wie ist die Teilnahme an den Kursen in Leichter Sprache und angepasstem Lerntempo und wie wurden und werden die Menschen, die üblicherweise keinen Zugang zum organisierten lebenslangen Lernen finden, erreicht ? Zu 3.: Nach Auskunft der Volkshochschulen ist die Resonanz auf die angebotenen Kurse sehr gut. Die Zielgruppe wird über verschiedene Wege erreicht: - Programmheft in Leichter Sprache - Veröffentlichung der Angebote in Leichter Sprache auf der Webseite www.erw-in.de - direkte Ansprache durch das Projekt in Werkstätten für behinderte Menschen Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 463 2 - direkte Ansprache von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren , z.B. in Werkstätten für behinderte Menschen - Ansprache von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren , Verwandten, Bekannten über die regulären VHSProgrammhefte sowie die VHS-Webseiten bzw. das Internetportal der Berliner Volkshochschulen (VHS). 4. Wie wird das best-practice-Modell zurzeit finanziert , wie ist seine Laufzeit und welchen Handlungsbedarf sieht der Senat nach Beendigung? Zu 4.: Das Projekt ERW-IN wird zu 70 Prozent durch das Förderprogramm Inklusion der Aktion Mensch e.V. und zu 30 Prozent durch die Lebenshilfe Berlin gGmbH finanziert. Es hat eine Laufzeit von drei Jahren vom 1. November 2013 bis zum 31. Oktober 2016. (siehe auch Antwort zu Frage 5. und 6.) 5. Gibt es im Haushaltsentwurf 2016/17 Vorkehrungen für Lernangebote in Leichter Sprache für Erwachsene als einen Nachteilsausgleich? Wenn nein, welche Alternativen sieht der Senat? 6. Welchen Bedarf an Lernangeboten in Leichter Sprache an den Berliner Volkshochschulen sieht der Senat und plant er, diesen Bedarf zu decken? Zu 5. und 6.: Die Analyse des Bedarfs und die Bereitstellung eines bedarfsdeckenden Angebots von Veranstaltungen der Erwachsenenbildung ist Aufgabe der Bezirke. Die Bezirke erhalten zur Erfüllung ihrer Aufgaben eine Globalsumme, in deren Berechnung der Umfang des Unterrichtsangebots der Volkshochschulen eingeht. Neben den aus anderen Gründen gemäß Entgeltvorschriften VHS ermäßigten oder entgeltfreien Lehrveranstaltungen können die Volkshochschulen bis zu fünf Prozent ihres Unterrichtsvolumens entgeltfrei anbieten. Es gibt somit keine formalen Hindernisse für den bedarfsgerechten Ausbau von Lernangeboten in Leichter Sprache. Nach Beendigung des oben beschriebenen Projekts werden allerdings die für einen Teil des derzeitigen Angebots eingesetzten Projektmittel nicht mehr genutzt werden können. 7. Manche Menschen mit Behinderung benötigen zur Sicherung der Teilhabemöglichkeit an Volkshochschulkursen eine Bildungsassistenz und/oder Integrationshilfe (vergleichbar mit Schulassistenz) – wie und durch wen kann diese Unterstützungsleistung zur Teilhabe gewährleistet werden? Zu 7.: Die Entgeltvorschriften VHS enthalten seit ihrer letzten Änderung zur Klarstellung die Regelung, dass Begleitpersonen Behinderter nicht als Kursteilnehmerinnen oder Kursteilnehmer anzusehen sind und kein Entgelt zahlen müssen. Soweit die Frage auf eine spezielle Assistenz für den Bildungsprozess als solchen abzielt, gibt es bisher keinen gesetzlichen Anspruch auf Unterstützung von Bildungsprozessen nach Abschluss der schulischen und beruflichen Ausbildung, somit auch keine Finanzierungsregelung für eine solche Unterstützung. Für etwaige Regelungen wäre der Bund zuständig; Pläne dazu sind dem Senat nicht bekannt. 8. Wie ist der Stand der Diskussion über eine neue Servicestelle für alle Berliner VHS und welche konkreten Pläne gibt es für ein solches Vorhaben? 9. Wie wird bei der Umsetzung einer neuen Servicestelle von Beginn an das Thema Inklusion so verankert, dass eine strukturelle und nachhaltig gesicherte Erwachsenenbildung für Menschen mit Handicaps gesichert werden kann? Zu 8. und 9.: Die Bezirke haben sich einhellig für die Schaffung eines Servicezentrums für die Berliner Volkshochschulen ausgesprochen. Das Servicezentrum soll nach diesen Plänen in Regie der Bezirke entstehen. Welche Aufgaben das Servicezentrum wahrnehmen soll, ist von den Bezirken zu entscheiden. Zu den bisherigen Überlegungen hinsichtlich des Aufgabenspektrums würde eine konzeptionelle Zuständigkeit für Inklusionsfragen als typische Querschnittsaufgabe nach Auffassung des Senats gut passen. Die Verantwortung für das Programmprofil der Volkshochschulen und für die konkrete Planung und Durchführung von Unterrichtsveranstaltungen läge jedoch auch dann weiterhin bei den einzelnen Bezirken. Berlin, den 01. Juli 2015 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 09. Juli 2015) Anlage Auflistung der ERW-IN-Kurse im Herbst 2014 und im Frühjahr 2015: Semester Kursthema Bezirk Herbst 2014 Was kann man am Computer machen? - Computerkurs für Anfänger Mi Was kann man am Computer machen? - Teil 2 Mi Lesen und Schreiben 1 und 2/Alphabetisierung Li Lesen und Schreiben 1 und 2/Alphabetisierung Li Lesen und Schreiben Mi Lesen und Schreiben Mi Lesen, Schreiben und Rechnen mit einem Computerspiel Mi Rechnen von Anfang an Mi Lesen und Schreiben Pa Lesen und Schreiben Sp Grundkurs Lesen und Schreiben TS Grundkurs Lesen und Schreiben TS Grundkurs Lesen und Schreiben TS Grundkurs Lesen und Schreiben TS Lesen und Schreiben - Grundstufe 1 TS Lesen und Schreiben - Grundstufe 2 TS Lesen, Schreiben und Rechnen - Lernen mit allen Sinnen TS Rechnen im Alltag TS EnglischA1 - Kurs 1 in Leichter Sprache Mi EnglischA1 - Kurs 2 in Leichter Sprache Mi EnglischA1 - Kurs 3 in Leichter Sprache Mi EnglischA1 - Kurs4 in Leichter Sprache Mi Englisch - von Anfang an SZ Interkultureller Kochabend Li Internationales Essen unter Freunden Pa WOLKENHÄNDE - Tai Ji und Qigong für alle Pa Gemeinsam kochen - Kürbis Sp Gemeinsam kochen - Suppen Sp Gemeinsam kochen - Thailändische Küche Sp Gemeinsam kochen - Weihnachtsbäckerei Sp Freedom Yoga SZ Gymnastik-Yoga-Entspannung SZ Hui Chun-Gong - Gesundheits-Übungen und Entspannung SZ Spaß mit Spielen, die Körper und Geist fir halten TS Theater YRRWARR Li Mambo-Salsa Mi Orientalischer Tanz Mi Weihnachtszeit ist Sternezeit! 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Thema: Liebe und Freundschaft Mi Selbstbewusstsein lernen Mi Ich und die Anderen Mi Wie man vor Gruppen redet Sp Englisch A1 - Kurs 1 in Leichter Sprache Mi Englisch A1 - Kurs 1 in Leichter Sprache Mi Englisch A1 - Kurs 2 in Leichter Sprache Mi Englisch A1 - Kurs 2 in Leichter Sprache Mi Englisch A2 - Kurs 4 in Leichter Sprache Mi Englisch A2 - Kurs 4 in Leichter Sprache Mi Englisch von Anfang an SZ (Mi = Mitte, Sp = Spandau, SZ = Steglitz-Zehlendorf, Pa = Pankow, Li = Lichtenberg, TS = Tempelhof-Schöneberg) Programm Herbst 2014: http://www.erw-in.de/index.php/archiv-neu/dokumente/73-erw-in-blog/465-erw-inprogrammheft -erschienen Programm Frühjahr 2015: http://www.erw-in.de/images/stories/kurse/2015_Fruehjahr_ERW-IN.pdf Programm Herbst 2015: http://www.erw-in.de/images/stories/kurse/2015_Herbst_ERW-IN.pdf S17-16463 S1716463