Drucksache 17 / 16 469 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Stefanie Remlinger (GRÜNE) vom 22. Juni 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 22. Juni 2015) und Antwort Unterstützung von Lehrkräften bei Mobbing und Gewalt Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Werden Vorfälle von Mobbing und Gewalt gegen Lehrkräfte/das pädagogische Personal an Berliner Schulen in irgendeiner Form erfasst und dokumentiert? Wenn ja, in welcher Form und wie hat sich die Zahl der Vorkommnisse in den letzten zehn Jahren entwickelt? (Sofern möglich bitte aufführen nach Zahl der Vorfälle; TäterInnen : KollegInnen/Vorgesetzten, Eltern oder SchülerInnen; Vorfälle aufgeteilt nach Bezirken) 2. Wenn nein, warum nicht? Wie verschafft sich der Senat ansonsten einen Überblick über das Ausmaß des Problems und für wie relevant wird es eingeschätzt? Zu 1. und 2.: Vorfälle von Mobbing und Gewalt werden seit dem Schuljahr 2010/2011 erfasst; die Entwicklung ist der folgenden Übersicht zu entnehmen. 1.Halbjahr Übergriffe auf Schulpersonal 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 gemeldete Übergriffe auf Schulpersonal insgesamt: u.a. Bedrohung; Amokdrohung; Beleidigung, Drohung, Tätlichkeit; schwere körperliche Gewalt; Mobbing; Vandalismus; verfassungsfeindliche Äußerungen; Gewaltdarstellung auf Datenträgern 291 464 439 434 257 davon Mobbing gegen Schulpersonal 9 9 4 5 10 Übergriffe auf Schulpersonal nach Schuljahren Anzahl der Übergriffe auf Schulpersonal Schuljahr 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 (1. Hj.) Mitte (4) 45 (1) 51 (1) 34 37 (2) 45 Friedrichshain- Kreuzberg (2) 23 (1) 36 53 38 (1) 17 Pankow 9 26 12 22 (1) 10 Charlottenburg-Wilmersdorf 12 (1) 34 26 (1) 25 14 Spandau 20 22 17 (2) 17 12 Steglitz-Zehlendorf 26 43 39 28 (2) 15 Tempelhof-Schöneberg 12 13 20 24 15 Neukölln (1) 32 (2) 50 (3) 53 (1) 45 (3) 21 Treptow-Köpenick (1) 36 (2) 52 46 (1) 52 31 Marzahn-Hellersdorf 27 (1) 50 57 64 (1) 35 Lichtenberg 26 54 60 67 32 Reinickendorf (1) 23 (1) 33 22 15 10 gesamt 291 464 439 434 257 Übergriffe auf Schulpersonal nach Bezirken und Schuljahren Zahlen in Klammern stellen Meldungen von Mobbing gegen Schulpersonal dar. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 469 2 3. Existiert derzeit eine gültige Dienstvereinbarung zum Mobbing? Wenn ja, bitte im Anhang aufführen bzw. Link zur Verfügung stellen. Wenn nein: Warum wurden die in 2003 begonnen Vorarbeiten zu einer DV Mobbing formal nie zu Ende geführt? Zu 3.: Die hier für die Berliner Schule gültige Dienstvereinbarung „Umgang mit Mobbinghandlungen“ (siehe Anlage) wurde im August 2003 verabschiedet und ist weiterhin gültig. 4. Welche sonstigen Verfahrensleitlinien und Hinweise stehen den Schulen zur Verfügung zum Umgang mit solchen Problemen? 5. Welche Unterstützungen innerhalb und außerhalb der eigenen Schule stehen Berliner LehrerInnen bzw. dem pädagogischen Personal an Berliner Schulen regelhaft zur Verfügung, die Opfer von Mobbing oder Gewaltvorfällen geworden sind? Zu 4. und 5.: Verfahrenshinweise zum Umgang mit Mobbing sind in den „Notfallplänen für Berliner Schulen“ enthalten. Bestehende Angebote, wie z.B. die regionalen schulpsychologischen Beratungszentren, sind bekannte Unterstützungsangebote für das Thema Mobbing und werden als solche auch genutzt. Weiterhin ist die betriebliche Gesundheitsförderung darauf ausgelegt, dass Lehrkräfte im Lebens- und Arbeitsraum Schule gesund arbeiten. Die Prävention von Mobbing ist dabei innerhalb der Gesundheitsförderung gleichgestellt mit vielen anderen Handlungsfeldern. Gemein ist allen Themen der Gesundheitsförderung, dass sie die Lehrkräfte befähigen sollen, mehr Einfluss auf die eigene Gesundheit auszuüben. Ins Blickfeld kommen dafür die Ermöglichung eines gesundes Lebens- bzw. Arbeitsstils und das Bemühen um ein kollegiales Schulklima. Die Schulen entscheiden eigenverantwortlich darüber, welche Handlungsfelder und Maßnahmen als Schwerpunkte bearbeitet werden. Unterstützt und beraten werden die Schulen dabei durch den Ausschuss für Gesundheitsmanagement (AGM), die Gesundheitskoordinatorinnen und Gesundheitskoordinatoren im Rahmen der Dienstvereinbarung über das Betriebliche Gesundheitsmanagement in der Berliner Verwaltung (DV Gesundheit) sowie die Schulpsychologischen Beratungszentren. 6. Welche Fortbildungsangebote stehen den Lehrkräften , vor allem aber der Schulaufsicht, den Schulleitungen, Personalräten, Frauenbeauftragten u.ä. in den Bereichen Meta-Kommunikation, Konfliktmanagement und Mobbing - und Gewaltprävention zur Verfügung? Zu 6.: In den Bereichen Meta-Kommunikation, Konfliktmanagement und Mobbing- und Gewaltprävention stehen Schulleiterinnen, Schulleitern und der Schulaufsicht Module in den jeweiligen Qualifikationsreihen zur Verfügung. Für diese Zielgruppe ist das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) zuständig . Weitere Angebote bestehen bedarfsgerecht durch die Verwaltungsakademie bzw. die Gesundheitskassen. Zielgruppe der regionalen Fortbildung ist das pädagogische Personal der Berliner Schule. Darauf beziehen sich die nachfolgenden Aussagen zu Fortbildungs- und Beratungsangeboten im Themenbereich „Mobbing und Gewalt “. Das Thema „Mobbing und Gewalt“ ist ein permanenter Bestandteil der regionalen Fortbildung. Es nimmt genau den Raum im Angebot ein, der durch die Nachfrage der Lehrkräfte entsteht. Dieser Bedarf kann durch die regionale Fortbildung auskömmlich und in jedem Einzelfall gedeckt werden. Exemplarisch sind nachfolgend die Fortbildungs- und Beratungsangebote, die z.T. mehrfach angeboten und durchgeführt wurden, zu diesem Thema im laufenden Schuljahr gelistet, in den davorliegenden Schuljahren gab es ein quantitativ und qualitativ vergleichbares Angebot:  Gewaltprävention an Schulen entwickeln, vernetzen , verankern – Praxismodell  Gewaltfreie Konfliktbewältigung und Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten  Gewaltfreie Kommunikation-Umgang mit Vorwürfen und Forderungen, Aufbaukurs  Jugendsozialarbeit an Berliner Schulen – Bereich Grundschulen Modul 1/2015  Lebensraum Schule – den Schulalltag effektiv und erfolgreich gestalten  Mobbingfreie Schule  Moderation Arbeitsgemeinschaft (AG) Krisenteam  Moderation, Beratung und Fortbildung einer schulischen AG  Fachtag: Mobbingfreie Schule  Schulentwicklungstag – Oberstufenzentrum (OSZ) Bekleidung und Mode  Taktile Berührungen im pädagogischen Kontext  Gewaltprävention an Pankower Grundschulen mit Blick auf Konfliktlotsen  Schulinterne Lehrerfortbildung (SchiLf) der 09S03: Gewalt und geistige Behinderung  Trainingsraum-Fortbildung für TrainingsraumPädagogen /-innen  Trainingsraum-Fortbildung für das Kollegium  Bühne als Spielraum: Konflikte szenisch aufarbeiten  Gewaltfreie Kommunikation im Schulalltag  Studientag Krisenbewältigung im Schulalltag  SchiLf Die Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein  SchiLf Gewaltpräventionskonzept für Krisenteams  Gewaltprävention an Schulen entwickeln, vernetzen , verankern – Praxismodell  Soziales Lernen – Ein gutes Klassenklima fördern Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 469 3  Umgang mit Gewalt und Aggression im Schulalltag  Supervision für schulische Krisenteams  SchiLf 09G22- Förderung des sozialen Klimas  Faustlos – Gewaltpräventives Programm  Wir werden immer größer!  Fortbildung für Krisenteams  Aber wir lieben uns doch! – Prävention von Gewalt in Paarbeziehungen  Schulische Prävention – Beratung von Schulleitung und Steuergruppe  Umgang mit problembehafteten Schüler/-innen in schwierigen Situationen (II)  Lebensraum Schule – den Schulalltag positiv gestalten  Hilfreiche Kommunikation im Schulalltag – gewaltfrei und lösungsfokussiert  Wertschätzender Umgang im Schulalltag  Workshop “Menschenwürde und Scham“  Empathisch kommunizieren im Schulalltag  “Gesund durch den Schulalltag“- Studientag für Schulsekretärinnen  Fachtag Fair Play an Schulen – ganz konkret  Schulartübergreifende Tandem-/Tridemfachtagung Berlin Süd  Schulartübergreifende Tandem-/Tridemfachtagung Berlin Nord  Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. 7. Wie viele der genannten Gruppen haben in den letzten fünf Jahren an diesen Angeboten jeweils teilgenommen ? Zu 7.: Die Teilnahme wird nicht gruppenbezogen erfasst . 8. Inwiefern teilt der Senat die Forderung des Bundesverbands Lehrer gegen Mobbing nach Einrichtung einer Beratungs-, Unterstützungs- bzw. Schlichtungsstelle für diesen Bereich? Zu 8.: Aktuell gibt es im Land Berlin hierzu keine Planungen. 9. Welche good practice Beispiele zum Umgang mit Mobbing gegen LehrerInnen sind dem Senat aus anderen Bundesländern bekannt? 11. Wird die Übertragung solcher good practice Beispiele auf Berlin derzeit konkret geprüft bzw. in Erwägung gezogen? Zu 9. und 11.: Ein Erfahrungsaustausch der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen findet insbesondere im Rahmen bundesweiter Fachtagungen und Bundeskongresse statt. Das Land Berlin ist permanent in die inhaltliche Gestaltung dieser Fachtage involviert und berichtet über bisherige Erfahrungen sowie die Gestaltung und Wirksamkeit der Unterstützungssysteme. Die in Berlin entwickelten Notfallpläne für Berliner Schulen waren u.a. ein good practice Beispiel für andere Bundesländer. 10. Welche Bundesländer verfügen über regionale /landesweite Schlichtungsstellen, Konfliktbeauftragte o.ä.? Zu 10.: Dazu liegen der Senatsverwaltung für Bildung , Jugend und Wissenschaft keine Informationen vor. Berlin, den 01. Juli 2015 In Vertretung Mark Rackles Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 06. Juli 2015) S17-16469 S28C-115070812490