Drucksache 17 / 16 492 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Claudia Hämmerling (GRÜNE) vom 22. Juni 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 26. Juni 2015) und Antwort Tierlabore am MDC und Charité Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: 1. Wie hat sich die Erlaubnis zur Zucht und Haltung von Versuchstieren in MDC und Charité in den letzten Jahren entwickelt? Zu 1.: Es hat in den letzten Jahren keine relevanten Änderungen gegeben. Auf die Antwort der Schriftlichen Anfrage Nr. 17/16184 zu Frage 6 wird verwiesen. 2. An wie vielen Standorten der beiden Einrichtungen werden jeweils Tiere gehalten, gezüchtet und mit ihnen experimentiert? Zu 2.: Das Max-Delbrück-Centrum (MDC) arbeitet nur am Standort Pankow (Buch) mit Versuchstieren. Es sind dort aktuell 8 Versuchstierhaltungen genehmigt, die in 5 Gebäuden untergebracht sind. Die Charité verfügt aktuell über 16 genehmigte Versuchstierhaltungen an den Standorten Steglitz-Zehlendorf, Mitte, TempelhofSchöneberg und Pankow (Buch). 3. In wie vielen Haltungen gibt es jeweils gentechnische Anlagen und welchen Sicherheitsstufen sind sie zugeordnet? Zu 3.: Gentechnische Anlagen gibt es an allen Standorten . Soweit es die Tierhaltungen betrifft, sind diese der Sicherheitsstufe 1 zugeordnet. 4. An wie vielen Standorten der beiden Einrichtungen werden nach Errichtung der neuen „Mäusebunker“ in Berlin-Buch Tiere gehalten, gezüchtet und mit ihnen experimentiert? Zu 4.: Es wird auch in Berlin-Buch keine „Mäusebunker “ geben, weder an der Charité noch am MDC. Beide Einrichtungen verwahren sich gegen solche diffamierenden Begriffe. Vielmehr bauen beide Forschungseinrichtungen jeweils hochmoderne Labor- bzw. Zuchtgebäude. An der Charité wird mit der Inbetriebnahme des Ersatzneubaus der Forschungseinrichtungen für Experimentelle Medizin (FEM) der Versuchstierbestand aus der Krahmerstraße auf den Campus Berlin-Buch verlagert. Der Gesamtversuchstierbestand der Charité ändert sich damit nicht. Mindestens eines der oben erwähnten 5 Gebäude des MDC wird nach Eröffnung des In-vivo-Pathophysiologielabors (IPL) geschlossen. 5. Vor dem Hintergrund, dass der Senat mehr als 60 Mio. Euro in die Infrastruktur für die Tierversuchsforschung an Charité und MDC investiert, frage ich, wann soll die Koalitionsvereinbarung: „die Koalition wird sich für die Einschränkung von Tierversuchen einsetzen“ umgesetzt werden und in welchem Umfang will der Senat hier in Infrastruktur und Forschungsvorhaben investieren? Zu 5.: Der Senat investiert 34,6 Mio. € in den Ersatzbau für die FEM der Charité und beteiligt sich zu 10 % (2,4 Mio. €) an der Finanzierung des Tierforschungsgebäudes des MDC. Es ist davon auszugehen, dass die Investitionen auch zu einer Reduzierung und dem Refinement von Tierversuchen führen. Im Ersatzneubau des MDC, dem In-vivoPathophysiologielabor , geht es z. B. auch darum, weniger invasive und somit weniger belastende Versuche durchzuführen , bei denen aber dennoch mehr und bessere Daten gewonnen werden können. Das MDC rechnet zudem mit einer Reduzierung verwendeter Tiere bei der Betrachtung des Einzelversuchs. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 492 2 Bezüglich der zitierten Zielsetzung in der Koalitionsvereinbarung wird auf den Bericht des Senats zum Beschluss des Abgeordnetenhauses „Berlin zur Forschungshauptstadt für Alternativmethoden zu Tierversuchen machen “ vom 31.03.2015 (Drs. 17/2204) verwiesen. 6. Wie viele Tiere welcher Arten wurden zum Stichtag 1. Januar 2015 im Mäusebunker in Steglitz gehalten? Zu 6.: In der Tierhaltung in der Krahmerstraße, die nur noch teilweise im Betrieb ist, wurden im Januar 2015 rund 27.000 Mäuse und Ratten zur Zucht gehalten. 7. Werden alle gehaltenen, bzw. gezüchteten Tiere von der Charité selbst genutzt oder wurden Flächen- und Tierhaltungs- bzw. Tierzuchtkapazitäten an Dritte vergeben ? Zu 7.: Die an der Charité gehaltenen und gezüchteten Tiere werden bis auf wenige Ausnahmen (andere universitäre Einrichtungen bzw. im Rahmen von Kooperationsverträgen mit Dritten) von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Charité genutzt. 8. Sollten Kapazitäten, bzw. Flächen vergeben worden sein (bitte auflisten wie viele Quadratmeter, welche Tierarten und wie viele Tiere)? Zu 8.: Der für Dritte an der Charité gehaltene Zuchttierbestand beträgt aktuell 2.400 Mäuse. Darüber hinaus werden experimentell 1.079 Mäuse, 21 Ratten, 3 Hamster, 45 Meerschweinchen, 28 Schafe für Dritte gehalten. Eine Vermietung von Tierhaltungsflächen an Dritte für die eigenständige Zucht und Haltung von Versuchstieren findet nicht statt. 9. Wie hat sich die Kapazität, bzw. der Umfang der vermieteten Flächen im Mäusebunker Steglitz in den letzten 10 Jahren entwickelt? Zu 9.: Nach 2008 sind in der Tierhaltung in der Krahmerstraße keine Flächen mehr an Dritte für die tierexperimentelle Nutzung vermietet worden. 10. Welchen konkreten Unterschied gibt es zwischen IPL und FEM? Zu 10.: Beim IPL handelt es sich um ein Forschungsgebäude des MDC mit experimenteller Versuchstierhaltung , beim FEM-Neubau um eine ausschließliche Zuchthaltungseinrichtung ohne Forschungsflächen zum Ersatz für das alte Gebäude in der Krahmerstraße. 11. Vor dem Hintergrund, dass der Ersatzbau für den Steglitzer Mäusebunker laut Haushaltsplan „ teilweise aus Verkaufserlösen aus der Vermarktung von Grundstücken durch den Liegenschaftsfonds, an denen die Charité zuvor nutzungsberechtigt war, finanziert werden“, soll, wie viele Grundstücke wurden bereits verkauft und wie hoch waren die Erlöse? Zu 11.: Bisher wurden 31 Grundstücke verkauft. Damit hat das Land Berlin Reinerlöse in Höhe von 85,7 Mio. € erzielt. Zwei weitere Liegenschaften, darunter das bis Anfang dieses Jahres von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des CBF genutzte Gelände an der Eschenallee in Westend, stehen noch zur Veräußerung aus. Berlin, den 13. Juli 2015 In Vertretung Sabine Toepfer-Kataw Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 16. Juli 2015)