Drucksache 17 / 16 748 Schriftliche Anfrage 17. Wahlperiode Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Silke Gebel (GRÜNE) vom 28. Juli 2015 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. August 2015) und Antwort Gibt es ein Problem mit der Berliner Trinkwasserversorgung? Die Drucksachen des Abgeordnetenhauses sind bei der Kulturbuch-Verlag GmbH zu beziehen. Hausanschrift: Sprosserweg 3, 12351 Berlin-Buckow · Postanschrift: Postfach 47 04 49, 12313 Berlin, Telefon: 6 61 84 84; Telefax: 6 61 78 28. Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt: Die Schriftliche Anfrage betrifft zum Teil Sachverhalte , die der Senat nicht in eigener Zuständigkeit und Kenntnis beantworten kann. Er ist gleichwohl bemüht, Ihnen eine Antwort auf Ihre Anfrage zukommen zu lassen und hat daher die Berliner Wasserbetriebe (BWB) sowie die Bezirksämter um eine Stellungnahme gebeten, die von dort in eigener Verantwortung erstellt und dem Senat übermittelt wurde. Sie wurde der Beantwortung zugrunde gelegt. Frage 1: Wie viel Wasser wird in den Berliner Wasserwerken gefördert und den Berlinern als Trinkwasser zur Verfügung gestellt? (Bitte um Auflistung der wöchentlichen /monatlichen Zahlen der vergangenen 5 Jahre aufgeteilt nach Wasserwerk) Antwort zu 1: Eine Tabelle mit den monatlichen Fördermengen befindet sich in der Anlage. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 748 2 Frage 2: Trifft es zu, dass die Berliner Wasserbetriebe (BWB) im Wasserwerk Tegel kein Uferfiltrat mehr fördern können und auch die Grundwasseranreicherung weitgehend eingestellt wurde? 1. Seit wann ist dies der Fall? 2. Wie oft ist dies in den vergangenen 10 Jahren der Fall gewesen? (Bitte jeweils mit Begründung versehen ) 3. Wie oft ist dies bei den anderen Wasserwerken geschehen ? Antwort zu 2 bis 2.3.: Die Mehrheit der 131 Brunnen des Wasserwerks Tegel liegt unmittelbar an den Ufern bzw. auf Inseln des Tegeler Sees. Einige Brunnen im Bereich Saatwinkel liegen weiter entfernt vom Seeufer jedoch in unmittelbarer Nähe der Grundwasseranreicherungsanlagen , die mit Wasser aus dem Tegeler See beschickt werden. Es ist deshalb unmöglich, im Wasserwerk Tegel Grundwasser ohne Oberflächenwasseranteil (Uferfiltrat oder Grundwasseranreicherung) zu fördern. Eine vorsorgliche Reduzierung des Oberflächenwasseranteils im Reinwasser des Wasserwerks Tegel erfolgte durch mehrere Maßnahmen, wie die Außerbetriebnahme der Grundwasseranreicherungsanlagen ab dem 08.04.2014 und eine optimierte Brunnenfahrweise bei reduzierter Gesamtfördermenge. Vom 11.05.2015 bis 01.07.2015 wurde die Grundwasseranreicherungsanlage zur mengenmäßigen Sicherung des erhöhten Trinkwasserbedarfs in den Sommermonaten temporär wieder in Betrieb genommen . In den letzten 10 Jahren ist ein ähnlicher Fall am Standort Tegel sowie in den anderen Wasserwerken nicht eingetreten. Frage 3: Welche Auswirkungen hat dieser Umstand auf die Fördermengen in welchen anderen Wasserwerken der BWB? Antwort zu 3: Die jährliche Reinwasserfördermenge im Wasserwerk Tegel wurde um 12 Mio. m³ reduziert. Die Menge wird durch die Wasserwerke Friedrichshagen (7 Mio. m³), Stolpe (4 Mio. m³) und Spandau (1 Mio. m³) ausgeglichen. Frage 4: Treffen Informationen zu, dass im Tegeler Wasserwerk ein Stoff, der aus Galvanikbetrieben über die Mischkanalisation ins Klärwerk Schönerlinde gelangt ist und dort nicht entfernt werden kann, über den Vorfluter Nordgraben in den Tegeler See und über das Uferfiltrat ins Trinkwasser gelangt ist? 1. Wenn ja, welcher Stoff/welche Stoffe sind dies? 2. Welche Mengen des Stoffes waren dies, was war der höchste gemessene Wert? Frage 5: Treffen Informationen zu, dass über die Rückverfolgung des Herkunftsweges ein Galvanikbetrieb in Kreuzberg lokalisiert werden konnte, der über eine gültige Einleitungsgenehmigung als Indirekteinleiter für eine weit größere Menge an einzuleitendem Galvanikabwasser als eigentlich erforderlich durch das bezirkliche Umweltamt verfügt? Trifft es weiterhin zu, dass das Unternehmen die restlichen Einleitungsmengen an andere oder nicht in Berlin ansässige Galvanikunternehmen veräußert hatte, die dann ihre Galvanikabwässer mit Tankwagen nach Berlin gebracht und eingeleitet haben? 1. Wie lange ist die Einleitungsgenehmigung noch gültig? Aus welchem Jahr stammt sie? 2. Wie sind die höheren genehmigten Mengen entstanden ? 3. Welche Werte hat das Abwasser an der Einleitstelle in die Kanalisation? 4. Welche Maßnahmen werden vor Ort durch das Unternehmen ergriffen, um die Schadstofffracht gering zu halten? Frage 6: Inwieweit handelt es sich dabei um ein Umweltdelikt oder um ein Versagen der zuständigen Genehmigungsbehörden ? Antwort zu 4, 5 und 6: Diese Informationen treffen nicht zu. Frage 7: Funktioniert die Kontrolle der Berliner Galvanikunternehmen ? 1. Wie oft werden die Werte des Abwassers an den Einleitungsstellen der Berliner Galvanikunternehmen kontrolliert? 2. Wie oft wurden Wertüberschreitungen nach Anhang 40 AbwV in den vergangenen 5 Jahren festgestellt ? 3. Welche Maßnahmen wurden daraufhin ergriffen? Antwort zu 7: Die Kontrolle der Berliner Galvanikunternehmen funktioniert. Antwort zu 7.1: Galvanikunternehmen in Berlin werden durch die BWB bzw. akkreditierte Labore am Ablauf der Abwasserbehandlungsanlage regelmäßig überprüft. Es werden bis zu 12mal jährlich Proben am Ablauf der Abwasserbehandlungsanlagen von Galvanikunternehmen entnommen und untersucht. Zusätzlich erfolgen stichprobenartig Probenahmen im Entwässerungssystem der BWB. Antwort zu 7.2: Bei einer Probenzahl von 1.746 wurden 166 Überschreitungen der „Allgemeinen Bedingungen für die Entwässerung in Berlin“ (ABE) durch die BWB festgestellt. Die Bezirke berichteten 50 Überschreitungen nach Anhang 40 AbwV. Abgeordnetenhaus Berlin – 17. Wahlperiode Drucksache 17 / 16 748 3 Antwort zu 7.3: Die BWB bzw. Bezirke haben zu den Firmen Kontakt aufgenommen, um die Ursachen für die Überschreitung zu ermitteln sowie entsprechende Maßnahmen zur Einhaltung der Grenzwerte zu veranlassen. Dazu zählten z.B. Filteraustausch, Veränderungen im Betriebsregime sowie Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens . Frage 8: Wie wurde das Problem der Entsorgung der betreffenden Schadstoffe gelöst und wie hoch belaufen sich die Kosten dafür? Wer trägt diese Kosten? Antwort zu 8: In Galvanikunternehmen anfallende Spülwässer und nicht mehr benötigte Bäder werden in Abwasserbehandlungsanlagen behandelt. Die jeweiligen Entsorgungs- und Behandlungskosten trägt der Verursacher . Über die Höhe der Kosten liegen keine Erkenntnisse vor. Frage 9: Woher soll der zukünftige TrinkwasserBedarf Berlins als wachsender Stadt gedeckt werden, wenn die z.Z. noch mengenmäßig bedeutende Gewinnung aus Uferfiltrat zunehmend in Frage gestellt werden muss, da bestimmte Schadstoffe und Rückstände, die im zu versickernden Oberflächenwasser enthalten sind, nicht zurückgehalten werden können? Antwort zu 9: Der Berliner Trinkwasserbedarf wird zu 60 % aus Uferfiltrat, zu 10 % aus Grundwasseranreicherung und zu 30 % aus natürlicher Grundwasserneubildung gedeckt. Die Uferfiltration stellt grundsätzlich eine sehr gute und bewährte Barriere zur Sicherung der Trinkwasserqualität dar und wird auch zukünftig den mengenmäßig bedeutendsten Anteil zur Trinkwasserversorgung leisten. Die dazu erforderliche Qualität der Oberflächengewässer ist durch geeignete Maßnahmen zu sichern, zu denen auch die Überwachung relevanter Emittenten gehört. Berlin, den 19. August 2015 In Vertretung R. L ü s c h e r ................................ Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 20. Aug. 2015) Berliner Wasserbetriebe OE Wasserversorgung 11. August 2015 Anlage zu Frage 1 der Schriftlichen Anfrage Nr. 17/16 748 der Angeordneten Silke Gebel (Grüne) vom 28. Juli 2015 alle Angaben in Mio. m³ Datum Tegel Friedrichshagen Beelitzhof Spandau Stolpe Tiefwerder Wuhlheide Kladow Kaulsdorf August 01.08.2010 3,700 4,178 2,461 2,401 1,543 0,948 0,624 0,325 0,489 September01.09.2010 4,057 3,153 2,384 2,183 1,652 1,019 0,603 0,359 0,487 Oktober 01.10.2010 4,020 3,168 2,390 2,245 2,002 1,065 0,567 0,355 0,504 November 01.11.2010 3,430 3,163 2,705 1,961 2,060 1,026 0,561 0,394 0,445 Dezember 01.12.2010 3,662 3,664 2,739 1,968 1,660 0,992 0,575 0,384 0,506 Januar 01.01.2011 3,856 3,739 2,786 1,811 1,444 1,049 0,582 0,404 0,569 Februar 01.02.2011 3,615 3,046 2,436 1,611 1,447 0,975 0,541 0,386 0,685 März 01.03.2011 4,509 3,837 2,634 1,636 1,153 1,066 0,576 0,458 0,746 April 01.04.2011 4,473 3,553 2,604 1,467 1,755 1,079 0,553 0,504 0,692 Mai 01.05.2011 4,919 4,212 3,042 1,677 2,088 1,150 0,587 0,554 0,561 Juni 01.06.2011 4,554 4,205 2,984 2,027 1,761 1,106 0,573 0,397 0,537 Juli 01.07.2011 3,885 3,527 2,693 1,766 1,742 1,084 0,569 0,414 0,500 August 01.08.2011 4,319 3,979 2,822 1,420 1,322 1,032 0,517 0,602 0,587 September01.09.2011 3,985 3,877 2,728 1,316 1,491 1,002 0,491 0,590 0,517 Oktober 01.10.2011 3,616 3,969 2,728 1,349 1,897 1,045 0,473 0,555 0,547 November 01.11.2011 3,739 3,616 2,746 1,305 1,884 1,016 0,466 0,533 0,553 Dezember 01.12.2011 3,532 3,777 2,769 1,423 1,707 1,037 0,557 0,526 0,542 Januar 01.01.2012 3,566 3,968 2,755 1,608 1,473 1,040 0,604 0,489 0,523 Februar 01.02.2012 3,476 3,876 2,607 1,500 1,637 0,998 0,578 0,426 0,501 März 01.03.2012 4,127 4,036 2,817 1,626 1,623 1,054 0,651 0,341 0,521 April 01.04.2012 4,260 3,908 2,996 0,915 1,826 1,092 0,645 0,456 0,495 Mai 01.05.2012 4,606 4,558 3,363 1,352 1,962 1,178 0,672 0,553 0,531 Juni 01.06.2012 3,740 4,177 2,951 1,682 1,817 1,095 0,659 0,386 0,506 Juli 01.07.2012 3,650 4,118 2,868 1,643 1,897 1,083 0,583 0,360 0,372 August 01.08.2012 4,154 4,594 3,011 1,521 2,040 1,091 0,574 0,470 0,480 September01.09.2012 3,482 4,091 2,692 1,562 2,052 1,023 0,570 0,427 0,481 Oktober 01.10.2012 3,736 3,953 2,745 1,560 1,908 1,028 0,517 0,404 0,527 November 01.11.2012 4,227 3,710 2,695 1,609 1,278 0,945 0,316 0,438 0,565 Dezember 01.12.2012 3,831 4,048 2,779 1,877 1,158 1,091 0,544 0,379 0,588 Januar 01.01.2013 3,547 3,858 2,399 1,992 1,693 1,268 0,582 0,382 0,550 Februar 01.02.2013 3,598 3,781 2,063 1,854 1,095 0,933 0,539 0,354 0,498 März 01.03.2013 3,898 3,989 2,383 1,909 1,636 1,050 0,643 0,411 0,546 April 01.04.2013 3,767 4,082 2,953 1,920 1,720 1,029 0,623 0,388 0,351 Mai 01.05.2013 3,886 3,905 3,060 1,982 2,095 1,063 0,651 0,460 0,481 Juni 01.06.2013 4,005 3,860 3,040 1,961 2,084 1,017 0,640 0,465 0,469 Juli 01.07.2013 4,450 4,505 3,562 2,089 2,126 1,117 0,685 0,535 0,503 August 01.08.2013 4,215 4,244 3,302 1,894 2,044 1,110 0,669 0,432 0,507 September01.09.2013 3,517 3,658 2,902 1,804 1,703 1,024 0,645 0,354 0,494 Oktober 01.10.2013 3,704 3,915 3,009 1,603 1,647 1,100 0,637 0,369 0,407 November 01.11.2013 3,758 3,915 2,815 1,698 1,316 1,037 0,618 0,382 0,461 Dezember 01.12.2013 3,750 3,584 2,770 1,864 1,624 1,021 0,644 0,378 0,490 Januar 01.01.2014 4,193 3,697 2,117 1,934 1,664 1,093 0,673 0,424 0,523 Februar 01.02.2014 3,595 3,413 2,449 1,758 1,477 0,952 0,584 0,336 0,475 März 01.03.2014 4,017 3,763 2,826 1,908 1,757 1,038 0,600 0,399 0,518 April 01.04.2014 3,406 4,098 2,942 1,996 1,626 1,028 0,669 0,413 0,484 Mai 01.05.2014 2,764 4,466 3,115 2,648 1,927 1,084 0,703 0,390 0,527 Juni 01.06.2014 2,689 4,691 2,995 3,036 1,866 1,109 0,716 0,374 0,521 Juli 01.07.2014 2,771 4,871 3,125 3,055 1,842 1,256 0,718 0,360 0,538 August 01.08.2014 2,340 4,485 2,865 2,745 1,752 1,524 0,762 0,333 0,504 September01.09.2014 2,494 4,185 2,816 2,486 1,724 1,299 0,758 0,308 0,514 Oktober 01.10.2014 2,820 3,751 2,934 2,418 1,811 1,250 0,790 0,304 0,533 November 01.11.2014 2,822 3,864 2,817 2,338 1,612 1,215 0,752 0,260 0,489 Dezember 01.12.2014 2,808 3,631 2,821 2,377 1,834 1,216 0,755 0,276 0,520 Januar 01.01.2015 2,673 3,877 2,908 2,394 1,826 1,227 0,781 0,322 0,516 Februar 01.02.2015 2,687 3,557 2,598 2,154 1,641 1,091 0,634 0,296 0,472 März 01.03.2015 3,064 3,923 2,874 2,478 1,855 1,234 0,713 0,325 0,547 April 01.04.2015 2,807 4,115 2,911 2,634 1,849 1,204 0,697 0,318 0,531 Mai 01.05.2015 2,468 4,772 3,144 2,975 2,108 1,277 0,787 0,343 0,563 Juni 01.06.2015 2,542 5,044 3,109 3,158 2,332 1,304 0,853 0,319 0,550 Juli 01.07.2015 3,117 4,821 3,162 2,653 2,217 1,479 0,852 0,336 0,554 2014 2015 Reinwasserfördermengen der Wasserwerke 2010 2011 2012 2013 S17-16748 s1716748_Anl